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TortungWienÜber mangelnde Streitkultur in den österreichischen Wissenschaften klagt Oliver Hochadel unter dem Titel "Offizielle Lieblichkeit" in Heureka 3/2004, dem "Wissenschaftsmagazin im Falter". In der Online-Ausgabe fehlt leider das Bild (ähnlich verschwommen wie dieses hier) mit dem getorteten Wiener Unirektor und folgender Erläuterung:

"In Österreich gibt es keine Streitkultur. Man muss ja nicht gleich mit Torten werfen, wie hier Studenten auf Georg Winckler der UniversitätWien" (S.7)

Wieso? Dann kann es doch nur besser werden ...

Hier die Übersetzung des bereits in italienisch hier zum Besten gegebenen Stoßgebetes der Raubkopierer an den Heiligen Prekarius


O Heiliger Prekarius,
Beschützer aller Prekären auf Erden,
Bete für uns Studenten und Wissenschaftler
Beschütze die Jünger des Peer to Peer (1),
Die Märtyrer der Fotokopie,
Die Paladine der freien Software,
Schenke Ihnen Musik,
Erstaufführungen und Gratistexte,
Und errette sie von der Rache der Verleger und Musikproduzenten.

Heiliger Prekarius,
Du, der uns von der Tiefe des Netzes beschützt,
Bitte für uns Produzenten des Wissens,
Errette unsere kollektive Intelligenz vor der Inbesitznahme
durch diabolische Patente und Copyrights,
Beschütze die Unbefleckte Wiederaneignung und die Heilige Piraterie,
Die von Verfolgung betrübt ist,
Gib uns Einkommen und freien Zugang zum Wissen,
Verteidige das Netz vor Kontrolle und Ausnutzung,
Vervielfältige die Instumente der Reproduktion,
Und errette uns vor der SIAE (2)
jetzt und in der Stunde unseres Todes.(3)

Anmerkungen der Übersetzer:
[1 P2P bezeichnet peer-to-peer-Netzwerke, also Kazaa, Napster,
emule etc.../
[2 SIAE = italienische GEZ]
[3 wird immer so übersetzt. eigentlich:
in den Jahrhunderten der Jahrhunderte]
[3a und wie wäre es mit "jetzt und in alle Ewigkeit"? ]

Designguerilla
Die haben uns gerade noch gefehlt:

In Wien haben laut Falter 43/04 jetzt unter dem Titel "Antique Project" "junge Menschen den ersten Guerilla Store für Design, Fashion und Lebensstil eröffnet." Der Falter unkt es handele sich bei dem Schuppen in der Burggasse 2 wahrscheinlich nur um einen "stinknormalen Altwarentandler" und der Ort werde wohl auch nur bis Ende des Jahres gehalten werden können. Hoffentlich ...

Gerade noch rechtzeitig vor dem zehnjährigen Todestag von Guy Debord (30.11.) ist das Buch "Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung" erschienen. Es ist in der Reihe theorie.org beim Schmetterlingsverlag Stuttgart veröffentlicht:

Biene Baumeister Zwi Negator
Situationistische Revolutionstheorie.
Eine Aneignung
2005. Broschiert, 10.00 EUR / 0.00 SFr.
ISBN 3-89657-586-4

Ein Ergänzungsband wird erst Ende Januar erscheinen; das die im Buch angekündigten, weiterführenden Anmerkungen (mit vielen Hintergrundinformationen) enthält. Wer bis dahin nicht warten kann, der gehe auf die Webseite (unter dem link Situationistische Revolutionstheorie und "downloads").
Dort finden sich ausserdem schon ein paar Exkurse, die im laufe der Zeit noch ergänzt und ausgebaut werden sollen.

Klappentext:

Mitte der 1950er Jahre entstand die Situationistische Internationale (S.I.), die frühzeitig einiges von dem theoretisch vorwegnahm, was später praktisch die 1968er-Bewegung kennzeichnen sollte: Eine radikal-moderne Infragestellung der kapitalistischen Gesellschaft. In den drei Jahren vor ihrer Auflösung 1972 sollte die S.I. wiederum zur schärfsten Kritikerin der Kurzatmigkeit jener Bewegung werden. Waren die SituationistInnen ursprünglich künstlerisch tätig, lösten sie sich von der Beschränkung auf diese Sphäre, weil sie eine «Verwirklichung der Kunst» nur im Umsturz der Gesamtheit der Verhältnisse für möglich sahen. Beeinflußt von Henri Lefèbvres «Kritik des Alltagslebens», von Dadaismus und Surrealismus unterzogen sie das Marxsche Werk, insbesondere die Frühschriften, einer intensiven Relektüre, die sie gegen alle damals vorherrschenden Staatssozialismen in Anschlag brachten: Entfremdung sei nicht in entfremdeten Formen zu bekämpfen. Die totalitäre Welt der Ware bringe selbst die Möglichkeit ihrer Überwindung mit sich, da sie bei ihren ProduzentInnen radikale, moderne Bedürfnisse erzeuge, die es aufzuspüren und in ihrer Sprengkraft gegen die kapitalistischen Produktionsverhältnisse scharf zu machen gilt. Im Gegensatz zum überkommenen Arbeiterbewegungsmarxismus verstand sich die S.I. nicht als Avantgarde oder Repräsentation, sondern als ein Kollektiv von ExperimentatorInnen, welches die Menschen dazu anregen sollte, die versteinerten, verkehrten und entfremdeten Alltagssituationen durch eine Bewegung bewusster «Konstruktion von Situationen» in Richtung der gesamtgesellschaftlich geschichtlichen Aktion aufzusprengen. So sollten festgefahrene, als selbstverständlich geltende Praxisformen und Sichtweisen irritiert und aufgebrochen werden, um die darunterliegenden Strukturen und Gesetzmäßigkeiten zu Tage zu befördern, die dadurch bewusst gemacht werden und in eine aufhebende Bewegung münden sollten: der Abschaffung von Ware, Geld, Kapital und Staat und die Aufhebung dieser Verhältnisse in eine menschenwürdige, bedürfnisorientierte und geschichtlich bewusste Produktion und Verteilung. Zu den bekannteren TheoretikerInnen der Situationistischen Internationale zählen Raoul Vaneigem (*1934) und Guy Debord (1931-1994). Vor allem dessen Buch «Die Gesellschaft des Spektakels» war für den Mai 1968 in Paris keineswegs unbedeutend und wird heute wieder vermehrt rezipiert. Aktuell finden aus ihrem Zusammenhang gerissene Texte der SituationistInnen in der Anti-Globalisierungsbewegung aber auch im Kunst- und Architekturbetrieb unverkennbar Anklang. Vor diesem Hintergrund versucht das Buch Grundzüge, Postulate und Quellen der situationistischen Revolutionstheorie in ihrem Gesamtzusammenhang dar- und klarzustellen, nicht ohne deren «blinde Flecken» aufzuzeigen.

Inhaltsverzeichnis (runterladen)

Inhalt:

1 Einleitung

2 Die Situationistische Internationale in ihrer Zeit
2.1 Von der Lettristischen Internationale
zur Situationistischen Internationale
2.2 Die Auseinandersetzungen der
Situationistischen Internationale

3 Die begriffliche Kohärenz situationistischer
Theorie und Praxis als revolutionäre Kritik
desProletariats
3.1 Die situationistische Kritik der
«Gesellschaft des Spektakels»
3.2 Die Aneignung der Marxschen «Kritik des
Fetischismus» als Kern der situationistischen
Spektakelkritik
3.2.1 Die Kritik der Wert- und Warenform und
der Wertspiegel
3.2.2 Verkehrung und verkehrtes Bewusstsein
3.3 Die Gesellschaft des Spektakels
3.3.1 Die spektakuläre Warenproduktion,
ihre Bilder und das System der Trennungen
3.3.2 Die Kritik der Trennungen
und die getrennte Kritik
3.3.3 Einheit und Teilung im Schein
3.4 Das Proletariat, die radikalen Bedürfnisse
und das revolutionäres Begehren
3.4.1 Die Proletarisierung der Welt
3.4.2 Charaktermasken des Spektakels
3.4.3 Die Sphäre des Konsums
3.4.4 Spektakuläre Subjektivitäten
3.4.5 Entfremdung der Bedürfnisse
und Verdrängung der Begierden
3.4.6 Kritik des Alltagslebens
3.4.7 Der «salto vitale» des Proletariats
3.4.8 Die «anti-staatliche revolutionäre Diktatur
des Proletariats» als «Diktatur der radikalen
Bedürfnisse»
3.5 Von der «Praxis der Theorie»
zur «Theorie der Praxis»
3.5.1 Der Kampf zwischen Detournement und
Rekuperation
3.5.2 Die Aufhebung der Kunst
3.5.3 Die Revolution im Dienste der Poesie
und die Transformation der Arbeit in Spiel
3.6 Die Konstruktion von Situationen
3.6.1 Das Umherschweifen und die
Psychogeographie
3.6.2 Das zweckentfremdende Aneignen kultureller
Gegenstände
3.7 Revolutionäre Selbstorganisation und die
aktive Geduld des «savoir attendre»
3.7.1 Kritik der voluntaristischen Ungeduld und der
attentistischen Duldsamkeit
3.7.2 Situationistische Kritik als aktives «savoir attendre»

4 Kritik der Geschichte: Traumata
und Topoi revolutionärer Anläufe
4.1 Räte-Revolution und «Sowjetmacht»
4.2 Revolutionskrieg Spanien 1936
4.3 «Befreiungsbewegungen im Trikont»
4.4 USA
4.5 Europa vor und nach 1968
4.6 Die deutsche Misere

5 Die Kritik der SI und die Möglichkeiten einer
Überwindung der Verhältnisse
5.1 Der Niedergang der Ideologie:
die Feier des Fragments
5.1.1 Selbstverwaltung
5.1.2 Umweltzerstörung
5.2 Blinde Flecken
5.2.1 Geschlechterverhältnis
5.2.2 Bruch der Geschichte: Shoah
5.3 Die Rückkehr der Negativität

6 Literatur

Unter der Überschrift "GEZ: angebliche Rückerstattung von Rundfunkgebühren" bekommen die GEZ-ZahlerInnen derzeit ein Merkblatt mitgeliefert, dass vor gefakten Antragsvordrucken warnt, mit denen man zuviel gezahlte Gebühren zurückfordern könne. Die GEZ beklagte bereits im Juli und August 2004 Opfer einer Fälschung geworden zu sein:

Falsche Vordrucke im Umlauf. GEZ zahlt kein Geld zurück.

"Seit einiger Zeit werden Vordrucke verbreitet, mit denen Rundfunkteilnehmer angeblich zuviel gezahlte Rundfunkgebühren für die Jahre 1997 bis 1999 in Höhe von EUR 9,59 pro Quartal (gesamt EUR 115,08) zurückfordern können.

Diese Anträge wurden von anonymen Verfassern in Umlauf gebracht.

Alle Informationen darin sind frei erfunden.

Es gibt weder ein Oberlandesgericht Augsburg, noch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs zu dieser Frage.

Wir sind bemüht, den oder die Verfasser zu ermitteln und bitten um aktive Unterstützung, damit die weitere Verbreitung dieser "Anträge" eingedämmt wird."


Der Fake
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland ARD und ZDF haben im Frühjahr einen Gewinn von über 1 Mrd. Euro erwirtschaftet. Dieses ist gemäß Bundesverfassungsgericht unzulässig.

Das Oberlandgericht Augsburg hat am 10.09.2003 entschieden, dass an diesem Gewinn der Gebührenzahler, der mit seinem Beitrag den Gewinn ermöglicht hat, zu beteiligen ist. Es müssen nach Urteil einem Antragsteller rückwirkend für die Jahre, 1997, 1998 und 1999 je Quartal ein Betrag von Euro 9,59 (insgesamt 115,08 Euro) erstattet werden.

Achtung!

Dieses Gerichtsurteil wurde vom Bundesgerichtshof am 08.01.2004 bestätigt! Die Erstattung braucht allerdings nur auf Antrag vorgenommen zu werden. Der Antrag ist schriftlich oder per Fax an die GEZ zu stellen.

GEZ
50856 Köln
Fax 0180-551 070 0


Auf zahlreichen kommunalen Webpages finden sich die Dementis in mehr oder weniger lyrischer Form. Eine andere Variante lautet:

"In der letzten Zeit gehen bei der GEZ wieder vermehrt in Vordruckform gestaltete Schreiben von Rundfunkteilnehmern ein, die um Erstattung von Rundfunkgebühren bitten. Als Begründung wird darauf hingewiesen, dass ARD und ZDF angeblich einen Gewinn von über 1 Milliarde Euro erwirtschaftet hätten, der an die Gebührenzahler zurückzuzahlen sei.

Alle Informationen über einen angeblichen Rückerstattungsanspruch von Rundfunkgebühren sind frei erfunden. Es gibt kein Oberlandesgericht in Augsburg. Auch der Bundesgerichtshof hat zu dieser Frage bisher keine Entscheidung getroffen."



Eine Handlungsanweisung liefert die Gemeinde Gäufelden:
"Sollten Sie einen solchen Antrag in Ihre Finger bekommen, können Sie ihn beruhigt vernichten. Damit tragen Sie dazu bei, dass unnötige Kosten vermieden werden, die von diesen sinnlosen Anträgen ausgehen."

In einem Backnanger Online-Forum meint schließlich ein Besucher:
"Mitleid wegen der Mehrarbeit der GEZ muss man aber meiner Meinung nach trotzdem nicht haben.
Wer Leute zwingt für etwas zu zahlen, was sie nicht sehen wollen, muss sich nicht wundern, selbst auch mal geärgert zu werden."

Beim Wiederaufblättern von Naomi Kleins Besteller "No Logo. Der Kampf der Global Players um Marktmacht. Ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern. o. O. (München) 2001." sind wir auf das Kapitel über "Culture Jamming" (S. 289-319) gestoßen.

Darin wird auch sehr genau die Verknüpfung zum Gedankengut der Kommunikationsguerilla hergestellt, ohne den Begriff explizit zu gebrauchen. Sogar richtig brauchbar, lässt sich sagen. Im Anschluss daran findet sich auch noch ein Kapitel zu "Reclaim the Streets" (321-333)

Eine englische Kurzversion findet sich hier

Auszüge:

Question: How is it possible to go about fighting the branded colonization of public space in an era where the brand has usurped all previous modes of political expression and emptied them of meaning?

Answers: ”At its best, culture jamming homes in on the flip side of those branded emotions, and refocuses them, so that they aren’t replaced with a craving for the next fashion or pop sensation but turn, slowly, on the process of branding itself.” – pg. 288

”[Cultural jamming is] designed to mesh with [its] targets, borrowing visual legitimacy from advertising itself” (E 285).

“When corporations try to take over the values of culture jamming for branding purposes, they run the risk of an intensified backlash. Culture jamming is more resistant to the advertising industry than other modes of political action.”

P: There has been a general shift of focus ”…from focusing on the content of advertising to a preoccupation with the form itself…”.

P: The focus of the political struggles of today have shifted from content critique and individual campaigns to a questioning of the entire mechanism of corporate power and global capitalism.

P: “… Free speech is meaningless if the commercial cacophony has risen to the point that no one can hear you”.

C: “Adbusting is not an end in itself. It is simply a tool – one among many – that is being used, loaned and borrowed in a much broader political movement against the branded life.

Examples: Naomi Klein packs her text with examples. From “skulling” GAP billboards in Toronto to cut-up remakes of women’s magazines, the only thing really missing is an example where culture jamming has been successful in actually changing anything.

Eine wichtige Quelle von Naomi Klein findet sich im Artikel "Culture Jamming. Ads under Attack" in Brandweek (10.7.2000)

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Das Leben des Heiligen Prekarius nach den wahren Begebenheiten

Prekarius kam als Sohn einer auf Lebenszeit verbeamteten Kunst- und Religionslehrerin und eines reichen und bei den wohlhabenden Bürgern seiner Stadt gerngesehenen Steuerberaters auf diese Welt.

Schon während der Schwangerschaft verspürte die Mutter die besondere Leichtigkeit mit der ihr die Arbeit von der Hand ging, immer da sich das Kind unter ihrem Herzen bewegte. Sie kam nieder auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants in eben dem Moment, indem die Angestellten des Restaurants Lohnerhöhung um 50 Silberlinge bekamen.

Ungeachtet dieses Wunders entwickelte sich der junge Prekarius ganz im Sinne seiner Eltern und zeigte neben hervorragenden schulischen Leistungen reges Interesse an der kreativen Buchhaltung seines Vaters.

Doch mit den ersten Barthaaren wand er sich ab von seinem Elternhause.

Weder das Flehen der Mutter die Beamtenlaufbahn einzuschlagen, noch das Drohen des Vaters, sein Erbteil der Arbeitgebervereinigung zu vermachen konnten ihn von seinem Willen abbringen sich selbst auf dem freien Markt der Arbeit zu behaupten.

Überall wohin er sich wandte wurde ihm Arbeit angetragen, war er sich doch auch für nichts zu schade und achtete gerade das Geringste hoch.

So sortierte er auf Akkordbasis Blechdosen aus gelben Säcken, trug Wurfsendungen aus, deren Beförderung die Post verweigert hatte. Im Sommer umarmte er als wundersames Tier verkleidet Kinder und alte Frauen in Einkaufszentren und auch die größte Hitze entlockte ihm keinen Laut der Klage. Im Winter warb er in Fußgängerzonen Kunden für Mobilfunkverträge und seine Freundlichkeit war immer echt. Allen, die mit ihm arbeiteten war er angenehm und freundlich, er kam stets 10 Minuten vor der Zeit und war nie krank.

In seinem 32. Lebensjahr begab es sich, dass er in einem Call-Center arbeitete, dort pries er den Leuten gegen Erfolgsprämie Breitbandanschlüsse an. Gerade als er von Kollegen zu einer nicht genehmigten Zigarettenpause hatte überreden lassen und den Arbeitsplatz verlassen wollte, klingelte sein Telephon.

Aus seinem Headset drangen die Fanfaren des Himmels in sein Ohr, so ohrenbetäubend, dass er vermeinte nie mehr hören zu können.

Auf seinem Computerbildschirm erschien ein Antlitz, so strahlend, das Prekarius dachte, nie mehr sehen zu können.

Und eine Stimme, dröhnend wie tausend Trompeten sprach zu ihm: SEI DAS SUBJEKT DEINER SELBST!

Da fuhr die göttliche Wundermacht in den Leib des Prekarius ein und wirkte von nun an durch ihn.

Er erhob sich von seinem Platz und der Raum klang wieder vom Jubelgesang der Engel. Alle Callcenter-Mitarbeiter schlossen in dem Moment Verträge mit kommerziellen Großkunden ab und erhielten darauf als Belohnung das Wochenende frei.

Prekarius aber ging hinaus und wandelte unter den Lohnarbeiter dieser Welt. Er trug fortan bei Tag, wie bei Nacht, die McDonalds Dienstkleidung, die er bislang verschämt versteckt hatte. Sie wurde durch ihn zum Zeichen von Würde und besonderer Gläubigkeit. Und wo er hinkam tat er Wundersames.

Durch seine Wunderkraft verwandelten sich Zeitverträge in Lebensanstellungen und Akkordlohn in Gewinnbeteiligung.

Fortbildungsmaßnahmen an denen er teilnahm erbrachten plötzlich tatsächliche Qualifizierung und Ich-AGs gingen erfolgreich an die Börse.

Denen die Arbeit suchten verschaffte er den erstrebten Beruf, und denen die lieber leben wollten ermöglichte seine Weisheit, alle erforderlichen Atteste für die frühe und auskömmliche Rente.

Widersprüchliches sagt man von seinem Ende. Manche sagen er sei von eifersüchtigen Gewerkschaftsfunktionären in den Hinterhalt gelockt worden, andere geben an Zeugen seiner Entrückung geworden zu sein. Er habe sich selbst in eine bezahlbare Fünfzimmerwohnung verwandelt und so eine Alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern vor der Obdachlosigkeit errettet

Auf der Basis der Innsbrucker Übersetzung gibt es nun auch eine neue deutsche Version des Prekarius-Gebetes:

san precarioOh heiliger Prekarius,
Beschützer unser, der Prekären dieser Erde,
Gib uns heute den bezahlten Mutterschutz.
Schütze die Leiharbeiter der Zeitarbeitsfirmen,
die Arbeitskraftunternehmer der Call Center,
die Zahler der Mehrwertssteuer und
die Ich-AGs vor den Billigjobs.
Gib ihnen bezahlten Urlaub und einen Mindestlohn,
Rentenzahlungen und Krankenkassenbeiträge
und bewahre sie vor Entlassungen.


Heiliger Prekarius, der du uns vor den Untiefen im sozialen Netz beschützt,
bete für uns, das ohne festen Arbeitsvertrag seiende Kognitariat.
Bring dem Heiligen Petrus, Jakobus, Paulus und allen Heiligen
unser demütiges Flehen nahe.
Erinnere dich der Seelen ohne Kündigungsschutz,
gequält von den heidnischen Gottheiten
des Freien Marktes und der Flexibilisierung,
die arbeiten müssen ohne Zukunft noch Sicherheit
ohne Rentenansprüche noch Würde.
Erleuchte mit Hoffnung die Arbeiter im Dunkeln.
Denn Dein ist die Lohnfortzahlung
und das Weihnachtsgeld in Ewigkeit!
Amen

Download der DIY-Druckvorlage des Heiligen-Bildchen mit diesem Gebet auf der Rückseite
Ebenso lässt sich hier eine Posterdatei herunterladen, die man auf A1-Grösse zusammenkleben kann

und wegen der Kriminalisierungskampagne der Kulturindustrie, sei hier auch noch mal daran erinnert:

raubkopierer

Wenn's auch sinnigere Formulierungen geben mag ...

radioballettc3a4nzerinhieß der Titel einer Wiener Aktion am österreichischen Nationalfeiertag (26.10.):

[Video vom Radioballett: hier]
Der 26. Oktober. Ganz Österreich feiert die eigene Nation. Ganz Österreich? Nein, da gibt es noch eine Hand voll Unerschrockene, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, am Tag der inszenierten nationalen Einheit, diese zu zerstreuen. Zerstreut Österreich, ein Radioballett in 3 Akten. Gesendet von Orange 94.0, inszeniert auf dem Wiener Heldenplatz.



Was ist ein Radioballett und was soll das ganze eigentlich?
"Ein Radioballett ist keine Versammlung, sondern eine Zerstreuung. Es tanzt nicht als Massenornament. Es ist nicht gereiht, es bildet keine Figur, sondern existiert in der simultanen, aber zerstreuten Geste. Jede und jeder handelt als Individuum, der Assoziationseffekt entsteht durch die Gleichzeitigkeit. Das Radioballett behindert die PassantInnen nicht, es irritiert. Die Radiowellen infiltrieren den Raum, die Gesten machen diese Infiltration sichtbar. Die nationale Einheitlichkeit, die Logik des Volksfestes, die Grenze zwischen geordneten und ungeordneten, erlaubten und verpönten Gesten wird in Frage gestellt. Dadurch wird die Situation verändert, die Ordnung des nationalen Festes gestört. Statt in Reih und Glied zu marschieren, tanzen Individuen. Die Zerstreuung ist unkontrollierbar.


Mit lediglich einem UKW-Empfänger ausgerüstet geht es der völkisch-nationalen Identität an den Kragen.
"Wer teilnehmen will, benötigt keine tänzerischen Vorkenntnisse. Es braucht allein ein aufmerksames Ohr und ein tragbares Radio mit Kopfhörern. Auf Radio Orange 94,0 wird ein Programm ausgestrahlt, in dem Vorschläge für Übungen in abweichendem Verhalten gemacht werden. Ziel ist dabei nicht der individuelle künstlerische Ausdruck, sondern serielle und wiederholte Bewegungen in der Grauzone zwischen erlaubten, zwielichtigen und verpönten Gesten."


"Das Radioballett als Aktionsform wurde von der Hamburger Radiogruppe LIGNA entwickelt und das erstemal im Mai 2002 in Hamburg am Hauptbahnhof durchgeführt. Seither hat es in verschiedenen Städten in Deutschland, der Schweiz und Österreich solche Aktionen gegeben – an verschiedenen Orten (Bahnhöfe und Fußgängerzonen) und aus verschiedenen Anlässen (Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes, Überwachung, Tag der deutschen Einheit, WEF-Tagung...)

Das Radioballett dient zur individuellen Zurückgewinnung des Öffentlichen Raumes. Beispiele bei denen der öffentliche Raum zunehmend privatisiert und kontrolliert wird gibt es zur genüge: Videokameras überwachen Strassen und Plätze um "unliebsame Verhaltensweisen" zu verhindern, Bahnhöfe werden zu Konsumtempeln umgebaut, nicht Kommerz orientierte Orte wie besetzte Häuser und alternative Kultur wird mit Repression überzogen, wobei der öffentliche Raum mehr und mehr zur zugangsbegrenzten Erlebnis- und Einkaufswelt wird und auf Kosten der Öffentlichkeit kapitalisiert wird.

LIGNA: 'Die Radiowellen infiltrieren den Raum, sie können Situationen verändern. Die Möglichkeiten der Assoziationen sind längst nicht ausgeschöpft. Wir müssen nur lernen zu genießen, dass das Unkontrollierbare der Zerstreuung, der Konstellation auch in der Assoziation nicht beherrschbar ist. Es geht darum, die Assoziation in einer Situation freizusetzen und eine ungeheure Produktion zu ermöglichen.'"

via Kreativer Straßenprotest

Eine weitere Version der Verehrung für den Heiligen Prekarius
Mercoledì 27 ottobre 2004

O San Precario,
Protettore di tutti i precari della terra,
prega per noi studenti e cognitari,
proteggi i devoti del p2p,
i martiri della fotocopia,
i paladini del software libero,
dona loro musica,
prime visioni e testi gratis,
e salvali dalla vendetta di editori e discografici,
San Precario,
che ci proteggi dal basso della rete,
prega per noi produttori di sapere,
salva la nostra intelligenza collettiva dalla cattura diabolica di Brevtti e
Copyright,
proteggi l’Immacolata Riappropriazione e la Santa Pirateria afflitta dalla persecuzione,
donaci reddito e libero accesso ai saperi,
difendi la Rete da controllo e sfruttamento,
moltiplica gli strumenti di riproduzione,
e salvaci dalla Siae
Nei secoli dei secoli

 

twoday.net AGB

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