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Culture Jamming

- Media Actionism In The 21st Century" ist dieser Teaser bei YouTube betitelt:



Interessant, wer da alles zu Wort kommt ...

Das Thema bleibt wohl auf der Agenda. Im Funkfeuer-Blog finden sich einige Überlegungen zum Thema Cultur Jamming und dann gleich ein Beispiel für die verkürzte Medien- und Kulturkritik der gesamten Adbuster-Gemeinde. Und weil heute Steve-Jobs-Tag war, bringen wir heute das dort präsentierte Beispiel, dass zugleich auch den Unterschied zur Kommunikationsguerilla deutlich macht. Für derlei Interventionen muss man gläubig sein:



Das Funkfeuer-Blog verteidigt die Adbusters gegen in der Tat falsche Einwände:

"Und wo Werbung der Kunst immer ähnlicher wird, wie die aktuelle Ausstellung “Radical Advertising” in Düsseldorf zeigt, scheint es wirklich um so wichtiger Gegenpole zu finden, durch Guerilla-ähnliche Taktiken aufzudecken, wie Werbung heute funktioniert. Durchaus kritisch zu betrachten seien allerdings die Aktivitäten der culture jammer, allen voran der kanadischen Gruppe Adbusters, wie der Marketing-Blog meint, schließlich würde sie mit ihren Aktionen die Bekanntheit der Marken nur noch steigern und “genau die Menschen erreicht werden, die Werbung an sich nicht erreicht.”

Das ist ein guter Einwand, allerdings übersieht der Autor, dass die Adbuster nicht davon ausgehen, dass es eine Gruppe gibt, die Werbung nicht erreicht, sondern, dass Werbung omnipräsent ist und jeden erreicht. In diesem Sinne sind ihre Aktionen durchaus sinnvoll - ob sie allerdings konsequent sind, ist eine andere Frage. Im Grunde lassen sich diese Künstler auf einen Kampf ein, der nach den Spielregeln der Werbeindustrie geführt wird, auf den etablierten Kampf um Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum - anstatt selbst neue Regeln zu definieren und neue Kanäle zu finden. Das ist ein Dilemma, das nicht so einfach zu lösen ist. Es stellt sich die alte Frage, ob man ein System verändern kann, wenn man selbst Teil dessen ist. Man kann es nur hoffen., Schließlich fehlen die Alternativen. Denn jeder Kanal, den werbungskritische Künstler nutzen könnten (man denke an zum Beispiel eher unabhängige, alternative Medien wie Blogs, Youtube-Videos, etc) , würde in kurzer Zeit von der Werbeindustrie auch genutzt werden - siehe virales Marketing und der Fall des Horst-Schlämmer-Blogs, der eigentlich eine verkappte VW-Werbekampagne war."

In einem weiteren Eintrag führt Funkfeuer Marcel Duchamp gegen unsere Museumskritik in Bezug auf Just do it! an:

"An anderer Stelle hatte ich bereits über das “culture jamming” geschrieben, hatte dabei dieses Phänomenen zumeist als ein politisches begriffen - als Krititk an der Konsumsucht der Massen und an den destruktiven Werbestrategien der Konzerne. Ausserdem hatte ich am Ende die Frage gestellt, ob es denn den culture jammern gelingen könnte, das System der Werbung durch werbeähnliche Strategien zu verändern.

Eine Antwort gab die Ausstellung “Just Do It” in Linz. Bereits 2005 hatte sie das “culture jamming” aufgegriffen und es zu einer Kunstform erhoben. Der Kommunikationsguerilla-Blog ,ein Sprachrohr der culture jammer, fand es zwar “fad, Subversives im Museum zu präsentieren” und wehrte sich dagegen, dass das “culture jamming” in die Mühlen des Kunstbetriebs gerät.

Ironischerweise können die “culture jammer” aber genau von jener Ausstellung lernen, ja Mut schöpfen. Denn allererster culture jammer der Geschichte soll laut dem Kurator Raimar Stange Marcel Duchamp gewesen sein, ein Franzose, der zu seiner Zeit berühmt wurde, weil er die bürgerliche Gesellschaft und ihr Kunstverständnis ad absurdum führte. Er stellte einfach ein handelsübliches Pissoir, ein so genanntes “Ready-made”, im Museum aus, unterschrieb darauf und nannte es “Fountain”, zu deutsch Springbrunnen. Damit zeigte er nicht nur das Besondere des Alltäglichen und sein radikal neues Kunstverständnis. Nein, damit zeigte er auch, dass man das System von innen heraus verändern kann. Denn Duchamp machte sich mit seinem Werk denselben Kommunikationskanal zunutze wie die damals gewöhnliche, gesellschaftlich anerkannte Kunst: das Museum."


Nun, das Beispiel zeigt nur, dass es auf den Kontext ankommt, in dem Kommunikationsguerilla-Aktionen stattfinden. Und diese Kontexte ändern sich. Und das Museum bildet gegenwärtig allenfalls einen Schutzraum, es sei denn es trifft wie beispielsweise in Bozen am Rande der Manifesta 7 die Präsentation eines Kippenberger-Werkes auf eine Umgebung, die sich in der Tradition der Inquisition verortet.

Das ist aber keine KG-Aktion, sondern eine klassische 1:1-Provokation, von denen sich die richtige Leute angesprochen fühlen und das ist manchmal ja auch gut so ...

lässt uns das Rebel:art-Blog wissen. Nachgeschaut und was lesen wir in "The Art of the Prank":

"Welcome to Pranks.com, produced and edited by Joey Skaggs. Here you will find insights, information, news and discussions about pranks, hoaxes, culture jamming & reality hacking around the world - past, present and future - mainstream and counter culture. You are invited to contribute to its development. May your journey be filled with more than your expectations."

Rebel:art schreibt:

In einem Interview mit BoingBoing erzählt er über sein Blogprojekt (u.a. werden auch Rev. Al, Ron English, Nancy Weber, and V. Vale Beiträge liefern) und über die Kunst der Pranks: “Art comes in many colors and hues, shapes, sizes and forms. It can be decorative, functional, socially iconoclastic, or even politically revolutionary. To me the prank is fine art. Perpetrating pranks has enabled me to be expressive in many mediums. I incorporate sculpture, painting, graphic design, advertising, public relations, writing, directing, and acting. The execution of a prank, just like creating a painting or a sculpture, involves intent, content, technique and the magic that occurs when it takes on a life of its own.”

momentan nicht verfügbar...

Second Life Liberation Army (SLLA)
The only response to injustice is to fight!


Auf Yahoo-News findet sich folgender Artikel von Glenn Chapman (24.2. 2007)

Virtual terror strikes Second Life

SLLA_1
SAN FRANCISCO (AFP) - In an explosive display, virtual-world banes now mirror the havoc of the real one as terrorists have launched a bombing campaign in Second Life.

People controlling animated avatar members of a self-proclaimed Second Life Liberation Army (SLLA) have set off computer-code versions of atomic bombs at virtual world stores in the past six months -- with their own manifesto. The SLLA claims to be an "in-world military wing of a national liberation movement" devoted to replacing the rule of Second Life creator Linden Labs with a democracy representing the nearly four million residents. "As Linden Labs is functioning as an authoritarian government the only appropriate response is to fight," the SLLA said in a message on its website at http://secondlla.googlepages.com.

"When the SLLA succeeds in its aims it will disband and hand power back to the political wing of the movement."

Creative dissent is welcomed in Second Life as long as it doesn't interfere with the ability of other residents to enjoy the virtual world, according to San Francisco-based Linden. Second Life said it stopped charging a tax on items created by residents after avatars fashioned in the images of American revolutionaries recreated the Boston Tea Party in the virtual world about three years ago.

Since then, website users adept at manipulating computer codes have engineered mischief including a "push gun" that blasted other avatars back when fired, according to Linden.

"We do the utmost to ensure the protection of creative expression, within certain bounds," Linden marketing director Catherine Smith told AFP on Friday.

"Ultimately, instances in which residents engage in simulated violence will have to be taken on a case-by-case basis." The virtual bomb blasts in Second Life explode in hazy white balls, blotting out portions of a screen and battering nearby avatars, animated figures that are residents' proxies in the virtual world. The disruptions are brief and do not cause lasting damage in Second Life, according to Linden. Residents are given free rein in Second Life, as long as they don't harass or interfere with other avatars in what is referred to in-world as "griefing."

SLLA bombings have been viewed by Linden as "mock terrorism" done in fun to catalyze debate about the in-world power structure. "We believe recent events involving SLLA protest lack malicious intent," Smith said. "Resident reaction to such attacks has been decidedly tongue-in-cheek."

SLLA_2

The SLLA website demands that Linden give Second Life residents "basic rights" by going public and allowing each avatar to buy a share of stock at a set price. In instances where residents feel harassed by the SLLA, Linden will dole out temporary banishment or other such penalties as outlined in the virtual world's written terms of service, according to Smith.


Einen Pressespiegel über die SLLA findet sich in deren Blog

Im Magazin Handelsblatt-agenda-Spezial finden sich 124 Seiten über "Globaliserung 3.0 - Die nächste Generation" und da erfährst Du auch "Warum Deutschlands Wirtschaft zum Gewinner wird".
Hier ist vor allem ein Report von Thomas Knüwer "über die Aktivistenszene" (S. 112-117) interessant. Nämlich
Die Antipreneure
Krawalle und Gewalt waren gestern - die neue Generation der Aktivisten setzt auf Werbung, Internet und eigene Firmen. Wie die Gegner der Globalisierung mobil machen."


Es geht dabei aber weniger um die Aktivstenszene, sondern um die Yes Men und Adbusters. So heißt es über Kalle Lasn (so ziemlich das llangsweiligste Projekt der Kommunikationsguerilla:)
"So mutierte der gebürtige Este mit dem kantigen Akzent zur Speerspitze der Kommunikations-Guerilla, die Werbung nutzt um Werbung zu attackieren."
Na ja, leute, das legt sich jeder so hin wie er es braucht

Der ganze Text, der teilweise online ist, ist darum bemüht, die möglichen positiven Anschlüsse, die Rekuperation zu antizipieren. Das ist wiederum auch sehr interessant, nicht verbiestert und gar nicht verknöchert. Zwar durchschaubar, aber immer wieder auch faszinierend ... wie sie einen kriegen wollen ...

Im Bauhaus-Tapete-Blog werden kühne Behauptungen aufgestellt,

"Wer sich mit subversiver Kunst, mit politischem Plakat, mit Methoden wie CultureJamming, Komunikationsguerilla, Fakes oder Imagebeschmutzung beschäftigt, kommt nicht an der Kanadischen Zeitung Adbuster vorbei."

Designer vielleicht, wir nehmen zur Kenntnis, das im Adbusters-Magazin ab und an eine nette Idee zu finden ist, und das war's auch schon. Wer glaubt, hier die politische Offenbarung finden zu können, muss entweder Designer sein, oder aber schlicht nicht alle Tassen im Schrank zu haben:

"Es gibt keine politische Kampagne in Deutschland, die diese Mittel benutzt (DeportationClass, Anti-Coca-Cola-Kampagne, Wahlquark), die Adbuster nicht als Bezugspunkt hat. Adbuster ist das inhaltliche und grafische Kondensat dieser Politikformen, mit allen seinen Stärken - Kampagnenfähigkeit, Öffentlichkeitswirksamkeit - und seinen Schwächen - politische Unschärfe, manche nennen es verkürzte Kapitalismuskritik."

Aber dann ist man doch amüsiert, was den Verlauf des Vortrags von
Kalle Lasn (Adbusters) "Die Zukunft des Designs" an Ertrag gebracht hat. Laut Bauhaus-Tapete:

"Kalle Lasns Vortrag war dementsprechend weniger ein künstlerischer, als vielmehr ein politischer.
"The human experiment is hitting the wall!"
Es war ein Pledoyer an die versammelten Layouter (der Saal war voll) - "espacially the Students" - ihre politische Verantwortung wahrzunehmen - "Designers are powerful people" - und in ihren Beruf einfließen zu lassen.
Gute Idee, nur leider heißt das für ihn, dass Layouter Aufträge für Laubbläser ablehnen und stattdessen Kompostbehälter gestalten sollen.
Die Grünen haben es ihm scheinbar angetan. Anders als die Linken. "I don't wanna talk about the left, I don't even like the left. I wanna jump over the dead body of the left! Design is going green."
"We're learning to play with the nature."
"Nature is a far better designer, than I will ever be."
Anschließend redete er viel über Strom- und Wassersparen und darüber, dass man wieder seinen Nachbarn kennen lernen sollte."


Das ist dann doch wieder sehr treffend, das es das dann politisch gewesen sein soll. So ähnlich hatte man sich das bereits vorgestellt.
Und genau die sind es auch, die den Buy-nothing-Day pushen. Ein Grund mehr da nicht mitzumachen.

Und was den Einfluss von Adbusters in Sachen Typo und Grafik-Design angeht, ist das natürlich Humbug. Das kann man den Typo-Fritzen erzählen, aber für die meisten Kampagnen ist das irrelevant und die Adbusters selbst sind beeinflusst von Gruppen wie der Bilboard Liberation Front oder BUGA up aus Australien. und die sind nicht mit Photoshop zugange gewesen, sondern waren Sniper, die auf ihren Moment im öffentlichen Raum gelauert haben.

Adbusters, das ist wie Titanic, bloss viel verbissener und missionarischer. Aber Kommunikationsguerrilla findet nicht in Zeitschriften wie Adbusters oder Titanic statt, sondern überall anders (und die hellsten Momente der Titanic ergeben sich auch nicht zwischen ihren Zeitschriftendeckeln).

Von den Machern der Seite http://www.culture-jamming.de wird eine umfassende Reportage über das Thema "Culture Jamming" produziert. Auf der Seite finden sich ausführliche Interviews mit Raimar Stange (Kurator der umstrittenen "Just Do It!"-Ausstellung), Hans Bernhard (etoy.com, gwei.org, uebermorgen.com), 01.org, der Todays Liberation Campaign und dem Kommunikationswissenschaftler Dr. Paul Lafargue.

In den Wired-News findet sich ein netter Artikel über "Meet Banksy, the most wanted man in the art world."

Auf der Mailingliste "Rohrpost" (und nun auch in diesem Blog) gärt es. Der Grund ist der Katalog der Ausstellung "Just do it!" aus dem Linzer Lentos-Museum. Der Katalog wurde bereits Ende Februar veröffentlicht und ist nun wohl auch in Berlin, dem scheinbaren Nabel allen subversiven Kunstschaffens, angekommen. Während die Ausstellung im Linzer Lentos Museum eher demonstrierte, wie fad es sein kann, wenn Subversives im Museum präsentiert wird, fängt der Katalog an Spaß zu machen.

Der Katalog hat insofern ein ungewöhnliches Aussehen, als das Buch in Form eines Totenkopfes, also dem Markenzeichen der Piraten, zugeschnitten ist.

Schon allein das hätte unsere Kunst- und ZeichendeutungsspezialistInnen misstrauisch werden lassen müssen. Um es vorwegzunehmen. Der gesamte Text des Katalogs ist "geklaut" und ein Zusammenschnitt diverser einschlägiger Texte (u.a. auch von der autonomen a.f.r.i.k.a. gruppe).

Der nun einsetzende Debatte um den Katalog ist ein Beispiel dafür was passiert, wenn Culture Jamming auf die Produkte und Marken der Szene angewendet wird. Während das Adbustern im Museum nichts oder nur wenig in Bewegung setzt, lässt sich der Kunstbetrieb damit offenbar prima aufmischen.

1. Angefangen hat alles mit einer Bemerkung von Andreas Broeckmann und der Frage nach der Herkunft der Katalogtexte:

dann sollte man die herren kuratoren unbedingt mal fragen, wo die texte im reader genau herkommen, bzw. wer sie geschrieben hat. und wer sie sich im sinne eines 'just do it!' angeeignet hat.

2. Ein Markenzeichen namens Florian Cramer" recherchiert:

"Genauer gesagt, handelt es sich um Texte von Inke Arns, die ohne Autorinnen- und Quellenangabe und gleich kapitelweise - über mehr als zwanzig Seiten am Stück - in den (kommerziell vertriebenen) Katalog "appropriiert" wurden.

und er riecht, dass dies irgendwie mit "Culture Jamming" zusammenhängt:

Die Kuratoren zeigen auf diese Weise höchst raffiniert die dialektische Kehrseite des "culture jamming" auf: Ausbeutung fremder Arbeit zur Beförderung der eigenen Karriere. "Just Do It" ist wirklich ein schöner Titel für ihr Projekt.

3. Jetzt wird erstmal gesucht und gelesen. Und dann geht es zur Sache: Kuratoren gegen Kuratoren. Inke Arns schreibt einen Offenen Brief (der in diesem Blog in voller Länge hineingestellt wurde). Darin heisst es u.a.

"Anlaesslich der Ausstellung "Just do it - Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof" im Lentos Museum in Linz, Oesterreich, haben die drei Kuratoren Thomas Edlinger, Florian Waldvogel und Raimar Stange einen Katalog produziert, der aus - teils sehr langen - Passagen von Texten verschiedener AutorInnen besteht. Die Urheber wurden weder um Erlaubnis zum (Wieder-)Abdruck gefragt, noch sind die Texte namentlich gekennzeichnet, d.h. einzelnen AutorInnen zuzuordnen. Der Katalog scheint so aus einem einzigen zusammenhaengenden Text zu bestehen, der keine Textgrenzen mehr erkennen laesst.

Generell handelt es sich hierbei um ein Missverständnis und Missbrauch der Konzepte des "Culture Jamming", "Appropriation" und "Subversion von Zeichen". Bei diesen Praktiken geht es nicht um einen Freibrief zur kostenlosen Selbstbedienung bei KollegInnen, sondern - v.a. im netzaktivistischen Bereich - um eine Strategie
der Entwendung von Zeichen (z.B. Markennamen, CIs, Logos) zwecks Unterwanderung der Autoritaet grosser Korporationen. Es geht um die kritische, künstlerische Verfremdung und Wiederaneignung herrschender Codes, nicht um unkritisches
postmodernes Recycling und auch nicht um Arbeitseinsparungen für Kuratoren und Kritiker, die sich sowenig Mühe wie möglich machen wollen."


Nun bedient sich ein mehr oder weniger etabliertes Museum dieser Techniken und mischt diejenigen auf, die mittels entsprechenden Themen noch gerne in diese Institutionen hinein wollen. Der Tenor der Diskussion jedenfalls geht in die Richtung, die einen sind böse, weil das Buch kommerziell vertrieben wird (ja wir wissen alle, mit solchen büchern verdienen wir Millionen ... und edition selene erst, auch böse). Da haben wir ihn wieder: diesen deutschen Affekt, das Böse ist immer und überall: komerziell.
Und dann ist da noch die Konkurrenz und die Behauptung, dass die Herausgeber und Kuratoren mit den geklauten Texten Karriere machen wollen. Immer noch Arns....

"Bei Just do it scheint es sich jedoch nicht um ein Missverstaendnis aus Unwissenheit zu handeln, sondern um eine bewusste karrieristische Verschleierungsstrategie."

Tja, wieder nicht zitiert worden. Wieder ein Baustein weniger in der eigenen Kuratoren- und Künstlerbiographie (Wie heißt es doch so schön oder ähnlich: "Ich möchte Teil einer Widerstandsbewegung sein ...").

4. Das Markenzeichen Florian Cramer, dem ebenfalls übel mitgespielt wurde, tritt darauf hin auf den Plan und es outet sich Florian Cramer in einer weiteren Stellungnahme ebenfalls als "Kurator" ("Die kuratorische Rhetorik vom Widerstand") mit einer verzweifelten Satire. Er hat bemerkt, dass es uncool ist, was er da schreibt und bejammert. Aber er weiss ja zu bluffen und weiss auch welche Autoren er heranziehen muss, um auf der Seite der Guten zu bleiben:

"Die Situationisten entwickelten eine Methode der permanenten Entfremdung von gesellschaftlichen Konventionen. Was ich, wie man sieht, noch viel besser kann. Die Situationisten suchten nach Rissen innerhalb der Gesellschaft, die sie mit Satire, Bluffs, Provokationen und Gewalt vergrößern wollten. Satire und Provokationen sind zwar nicht so mein Ding, bluffen kann ich aber ganz gut und Gewalt übe ich lieber diskursiv aus. Manchmal packt mich der Kasernenhofton, und ich schwadroniere vom situationistischen "Vollstreckungsbefehl an die Wirklichkeit". Doch was ich eigentlich sagen will, ist: Stangen aller Edlinger, waldvögelt Euch ins Knie!"

Wir haben gelernt, dass Culture Jamming gegen Big Business im Museum für den Oarsch ist. Doch mit diesem Museumskatalog wird der Kunstbetrieb auf seinem eigenen Feld und mit den ihm adäquaten Mitteln angegriffen. Vorführen tut sich der Laden nun selbst (Man muss nur die absurden rechtlichen Tips und Ratschläge auf der Mailingliste anschauen, da schlägt das Herz eines jeden Kommunikationsguerilleros - bessere Vorlagen aus der deutschen Buchhalterseele kann doch niemand liefern - und das zeigt welch verheerende Auswirkungen die flächendeckende Einrichtung von Kulturmanagementstudiengängen nach sich zieht). Der Lentos-Katalog führt auf eindrückliche Weise vor, dass es dem Künstler-Culture-Jamming nicht um Widerstand gegen was auch immer geht, sondern um das je eigene Markenzeichen, das ist auch weder wirklich verwerflich oder auch moralisch schlecht. Nur hören würden wir es ab und zu ganz gerne, damit es weniger oft vorkommt, dass wir uns dabei ertappen, wenn wir Kunst mit Widerstand verwechseln, anstatt künstlerische Mittel zum Widerstand einzusetzen..

Glückwunsch Edlinger, Waldvogel und Stange - Wir sind ein bisserl neidisch ....


PS. Zur Ehrenrettung der Rohrpost-Liste müssen wir dann doch noch den Johannes-Auer-Vorschlag nachreichen:

"koennte es nicht vielleicht sein, dass ihr mit eurer reaktion genau in die strategie der initiatoren spielt (sozusagen "arns" und "cramer" als marke verstanden mit den theoretischen texten als markenzeichen. protest erwuenscht und kalkuliert...)

anderer vorschlag: bezeichnet euch in euren cv's ab sofort als die kuratoren dieser ausstellung, schickt ein paar gepflegte kuratorische statements durch die listen, plagiiert die museums-/verlags-seite, natuerlich mit euch als kuratoren, gebt am besten den katalog noch einmal unter eurem namen heraus (ist machbar...)...

und irgendwann spaeter kann man vielleicht mal ueber "just do it" zu seinen bedigungen diskutieren (da gibt es ein, zwei aspekte, die ich nicht uninteressant finde...)"


Aber danach geht's grad so weiter - ....

 

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