"Da wollen wir nicht, dass da gesungen wird"
Sven Regener im Gespräch über über Karriere und Politik im Pop und das neue Album seiner Band Element of Crime (Standard, 7.10. 2005):
"Sven Regener sitzt in einem Wiener Kaffeehaus und beantwortet Fragen, die man ihm stellt, mit großen Mengen Text.
Standard: Mit dieser Einstellung hat man es auch vermieden, als Diskurs-Band vereinnahmt zu werden, wie etwa die Hamburger Bands Blumfeld oder Tocotronic.
Regener: "Der Versuch, Politisches mit Kulturellem in Zusammenhang zu bringen, ist heute übermächtig. Element of Crime lehnen das ab. Es gibt viele Rockmusiker, die auch noch die Welt retten wollen. Man muss hier keine Namen nennen. Wir sind aber nicht der Meinung, dass jemand, der drei-, vierminütige Lieder singt, den Stein der Weisen besitzt. Wir machen da nicht mit. Musik, wie wir sie machen, packt die Leute sehr stark bei ihrem Gefühl. Und wir möchten niemanden beim Gefühl nehmen und das politisch ummünzen. Das ist Manipulation und als solche antiaufklärerisch und deshalb abzulehnen. Wir glauben an die freie Entscheidung und Demokratie. Da wollen wir nicht, dass da gesungen wird."
Und da wollen wir nicht, dass der dazu was sagt. Und ein weiteres Mal zeigt, sich, dass Leute die an und für sich ganz passable Musik (Kunst) machen, nicht zu allem etwas Substanzielles zu sagen haben:
"Wir glauben an die freie Entscheidung und Demokratie."
Amen!
Und insofern mag es vielleicht tragisch sein, dass Regener nicht versteht (verstehen kann), dass die Musik von "Element of Crime" in einem vorpolitischen Sinne politisch ist und wirkt, dass das aber ganz egal und vielleicht sogar ganz gut ist, dass er/sie dazu darüber hinaus nichts sagen wollen bzw. wohl auch nicht können. Aber noch bestimmen wir, wann und wie die Musik von "Element of Crime" zu einem "Element of Revolution" wird. That's the way life ist, sweet Sven ... Fanfiction und Textual Poaching lassen grüßen ...
Sven Regener im Gespräch über über Karriere und Politik im Pop und das neue Album seiner Band Element of Crime (Standard, 7.10. 2005):
"Sven Regener sitzt in einem Wiener Kaffeehaus und beantwortet Fragen, die man ihm stellt, mit großen Mengen Text.
Standard: Mit dieser Einstellung hat man es auch vermieden, als Diskurs-Band vereinnahmt zu werden, wie etwa die Hamburger Bands Blumfeld oder Tocotronic.
Regener: "Der Versuch, Politisches mit Kulturellem in Zusammenhang zu bringen, ist heute übermächtig. Element of Crime lehnen das ab. Es gibt viele Rockmusiker, die auch noch die Welt retten wollen. Man muss hier keine Namen nennen. Wir sind aber nicht der Meinung, dass jemand, der drei-, vierminütige Lieder singt, den Stein der Weisen besitzt. Wir machen da nicht mit. Musik, wie wir sie machen, packt die Leute sehr stark bei ihrem Gefühl. Und wir möchten niemanden beim Gefühl nehmen und das politisch ummünzen. Das ist Manipulation und als solche antiaufklärerisch und deshalb abzulehnen. Wir glauben an die freie Entscheidung und Demokratie. Da wollen wir nicht, dass da gesungen wird."
Und da wollen wir nicht, dass der dazu was sagt. Und ein weiteres Mal zeigt, sich, dass Leute die an und für sich ganz passable Musik (Kunst) machen, nicht zu allem etwas Substanzielles zu sagen haben:
"Wir glauben an die freie Entscheidung und Demokratie."
Amen!
Und insofern mag es vielleicht tragisch sein, dass Regener nicht versteht (verstehen kann), dass die Musik von "Element of Crime" in einem vorpolitischen Sinne politisch ist und wirkt, dass das aber ganz egal und vielleicht sogar ganz gut ist, dass er/sie dazu darüber hinaus nichts sagen wollen bzw. wohl auch nicht können. Aber noch bestimmen wir, wann und wie die Musik von "Element of Crime" zu einem "Element of Revolution" wird. That's the way life ist, sweet Sven ... Fanfiction und Textual Poaching lassen grüßen ...
contributor - am Dienstag, 1. November 2005, 11:30 - Rubrik: Kunst und Politik
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5./6. November
im Clara-Zetkin-Waldheim in Stuttgart-Sillenbuch
Zur Aktualität der marxistischen Klassentheorie der Situationistischen Internationale (1957-1972)
Üblicherweise wird die Situationistische Internationale (SI, 1957-1972) nur in der Rolle einer bloßen Künstler_innen-Avantgarde der Sixties und Vorläuferin der Punk-Bewegung dargestellt, was vor allem ihren eindringlichen Bezug auf das moderne Proletariat vergessen lässt. Doch die zunehmend über Frankreich, Italien, GB und die USA hinaus wiederaufgegriffene situationistische Theorie der »Gesellschaft des Spektakels« ist ohne die Klassentheorie, auf der sie beruht, keinesfalls zu haben. Aber genau »das proletarische Projekt einer klassenlosen Gesellschaft, obwohl es einen schlechten Anfang hatte, (...) ist die einzige Bewegung, deren Rückkehr wir wünschen.« (SI, 1967) Eine solche proletarische Bewegung kam in Gestalt der »Bewegung der Besetzungen« im Mai 1968 in Frankreich als historische Bestätigung der situationistischen Theorie nahezu aus dem »Nichts« heraus. Damit bewies ein bedeutender Teil des Weltproletariats, dass »die Klasse« keineswegs per se als nationaler Mob agieren muss, sondern erneut für den Communismus einen cosmopolitischen Anlauf nehmen kann. Der Klassencharakter dieses Aufbruchs wurde nach dem staatlich-gewerkschaftlichen Rollback bagatellisiert und verkitscht (»Studentenrevolte«, »Die Phantasie an die Macht« etc.) und dadurch wiederum verdrängt. Mit ihm die Klassentheorie der SI.
Das Autorenkollektiv Biene Baumeister Zwi Negator hat im Schmetterling Verlag in der Reihe theorie.org die beiden Bände »Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung. Vol. I&II« vorgelegt. Im Rahmen dieses zweitägigen Seminars bieten die drei Autoren eine Einführung in die marxistische Klassentheorie der Situationistischen Internationale, speziell unter dem Gesichtspunkt ihrer Aktualität für eine heutige revolutionäre Theorie und Praxis.
Samstag 5. November und
Sonntag 6. November
jeweils von 11-18 Uhr
Veranstaltungsort:
Clara-Zetkin-Waldheim in Stuttgart-Sillenbuch
Gorch-Fock Str. 26. Tel: 47 12 35
UKB: 10 Euro
Veranstalter: Schmetterling Verlag
Eine kurze Seminar-Anmeldung ist erforderlich beim
Schmetterling Verlag
Lindenspürstr. 38b, 70176 Stuttgart
Tel 0711 / 62 67 79. Fax 0711 / 62 69 92
Email: info[NOSPAM]schmetterling-verlag.de
weitere Infos:
oder beim Schmetterling-Verlag
im Clara-Zetkin-Waldheim in Stuttgart-Sillenbuch
Zur Aktualität der marxistischen Klassentheorie der Situationistischen Internationale (1957-1972)
Üblicherweise wird die Situationistische Internationale (SI, 1957-1972) nur in der Rolle einer bloßen Künstler_innen-Avantgarde der Sixties und Vorläuferin der Punk-Bewegung dargestellt, was vor allem ihren eindringlichen Bezug auf das moderne Proletariat vergessen lässt. Doch die zunehmend über Frankreich, Italien, GB und die USA hinaus wiederaufgegriffene situationistische Theorie der »Gesellschaft des Spektakels« ist ohne die Klassentheorie, auf der sie beruht, keinesfalls zu haben. Aber genau »das proletarische Projekt einer klassenlosen Gesellschaft, obwohl es einen schlechten Anfang hatte, (...) ist die einzige Bewegung, deren Rückkehr wir wünschen.« (SI, 1967) Eine solche proletarische Bewegung kam in Gestalt der »Bewegung der Besetzungen« im Mai 1968 in Frankreich als historische Bestätigung der situationistischen Theorie nahezu aus dem »Nichts« heraus. Damit bewies ein bedeutender Teil des Weltproletariats, dass »die Klasse« keineswegs per se als nationaler Mob agieren muss, sondern erneut für den Communismus einen cosmopolitischen Anlauf nehmen kann. Der Klassencharakter dieses Aufbruchs wurde nach dem staatlich-gewerkschaftlichen Rollback bagatellisiert und verkitscht (»Studentenrevolte«, »Die Phantasie an die Macht« etc.) und dadurch wiederum verdrängt. Mit ihm die Klassentheorie der SI.
Das Autorenkollektiv Biene Baumeister Zwi Negator hat im Schmetterling Verlag in der Reihe theorie.org die beiden Bände »Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung. Vol. I&II« vorgelegt. Im Rahmen dieses zweitägigen Seminars bieten die drei Autoren eine Einführung in die marxistische Klassentheorie der Situationistischen Internationale, speziell unter dem Gesichtspunkt ihrer Aktualität für eine heutige revolutionäre Theorie und Praxis.
Samstag 5. November und
Sonntag 6. November
jeweils von 11-18 Uhr
Veranstaltungsort:
Clara-Zetkin-Waldheim in Stuttgart-Sillenbuch
Gorch-Fock Str. 26. Tel: 47 12 35
UKB: 10 Euro
Veranstalter: Schmetterling Verlag
Eine kurze Seminar-Anmeldung ist erforderlich beim
Schmetterling Verlag
Lindenspürstr. 38b, 70176 Stuttgart
Tel 0711 / 62 67 79. Fax 0711 / 62 69 92
Email: info[NOSPAM]schmetterling-verlag.de
weitere Infos:
oder beim Schmetterling-Verlag
bbzn - am Dienstag, 25. Oktober 2005, 13:11 - Rubrik: Situationismus

An interesting article about the "invention" of Saint Precario
from Marcello Tarì and Ilaria Vanni (On the Life and Deeds of San Precario, Patron Saint of Precarious Workers and Lives) is published in: fibreculture, issue 5 - multitudes, creative organisation and the precarious condition of new media labour.
Abstract:
2004 has marked the beginning of the spreading "cult" of San Precario, Patron Saint of precarious, casual, sessional, temporary, flexible and fractional workers. The Saint appears in public spaces in occasion of rallies, marches, interventions and demonstrations, and its popularity has lead to development of a precise and colorful iconography, hagiography and rituals. This popularity conversely is also the sign of the gravity of the issue of precarity in Italy and Europe .
San Precario epitomises current Italian activist practices. These practices, although specifically Italian, intersect with similar realities in Europe and are based on mythopoetic narratives and actions and mediatic embodiments. This paper analysis a variety of texts produced around San Precario, from posters, saint cards, product cards, videos, "official" narratives, personal accounts, relating them to the political debate surrounding precarity.
By the way, there will be also a reference on the Handbook of Guerrilla Communication and its definition on cultural grammar:
"The handbook Comunicazione Guerriglia defines cultural grammar as the system of rules and regulations that structure social interactions and relationships (Autonome a.f.r.i.k.a gruppe et al., 2001: 26). Far from being neutral, cultural grammar is the expression of specific power relations, and its rules play a role in the production and reproduction of the power relations themselves. Cultural grammar pervades the whole of society, and in this sense it cannot be separated from political practices. On the contrary, it is recognised that political practices are also articulated through cultural forms. Intervening in the cultural grammar of a specific place, time or situation can therefore lead to a change that is not only culturally but also politically subversive. In order to subvert a dominant cultural grammar it is in the first place necessary to understand it and to deconstruct it (Autonome a.f.r.i.k.a gruppe et al., 2001: 27-30)."
cit. italian version of the handbook: Autonome a.f.r.i.k.a gruppe; Blisset, Luther; Brünzel, Sonja. Comunicazione Guerriglia tattiche di agitazione gioiosa e resistenza ludica all'oppressione (Roma: Derive Approdi, 2001).
Manifesto Bio/Pop del Precariato Metroradicale, 2004
Noi siamo la generazione post-socialista, la generazione del dopo guerra fredda, della fine delle burocrazie verticali e del controllo sull'informazione. Siamo un movimento globale e neuropeo, che porta avanti la rivoluzione democratica scaturita dal Sessantotto mondiale e lotta contro la distopia neoliberista oggi al culmine. Siamo ecoattivisti e mediattivisti, siamo i libertari della Rete e i metroradicali dello spazio urbano, siamo le mutazioni transgender del femminismo globale, siamo gli hacker del terribile reale. Siamo gli agitatori del precariato e gli insorti del cognitariato. Siamo anarcosindacalisti e postsocialisti. Siamo tutti migranti alla ricerca di una vita migliore. E non ci iconosciamo in voi, stratificazioni tetre e tetragone di ceti politici sconfitti già nel XX secolo. Non ci riconosciamo nella sinistra italyana.
kg2u - am Mittwoch, 19. Oktober 2005, 11:30 - Rubrik: Subversive Affirmation
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"Copy me - I want to travel" so lautet der Titel eines Songs von Bernadette La Hengst zum Thema 'Copyright'. Selbiger lässt sich via Wiener Büro Kombinat (in Berlin) downloaden (oder aber direkt bei Bernadette La Hengst)
Die musikalische und die inhaltliche Qualität mögen andere beurteilen, aber die Idee ist nett ... Fans sind bestimmt begeistert ...
Die musikalische und die inhaltliche Qualität mögen andere beurteilen, aber die Idee ist nett ... Fans sind bestimmt begeistert ...
contributor - am Dienstag, 18. Oktober 2005, 17:38 - Rubrik: Aktionsvorschlaege
Ein weiterer akademischer Output, in dem Kommunikationsguerilla eine wichtige Rolle spielt, ist zu verzeichnen. Nicole Grothe hat eine im transcript-Verlag ihre kunsthysterische Dissertation zur Frage "Wann ist Kunst Politik?" veröffentlicht:

Nicole Grothe
InnenStadtAktion – Kunst oder Politik?
Künstlerische Praxis in der neoliberalen Stadt
September 2005, 282 S., kart., zahlr. Abb., 25,80 €
ISBN: 3-89942-413-1
Der Klappentext:
"Wem gehört die Stadt? – Diese Frage ist Kernstück der Auseinandersetzungen um die Innenstädte, die zunehmend zum umkämpften Terrain werden. "Sicherheit und Sauberkeit" gelten als oberste Maxime eines attraktiven Stadtbilds. Welche Rolle spielt Kunst in diesem Zusammenhang? Wo dient sie dazu, ordnungspolitische Maßnahmen durchzusetzen, und wie sehen kritische künstlerische Praxen aus? Im Zentrum dieser Untersuchung stehen die 'InnenStadtAktionen', mit denen KünstlerInnen, TheoretikerInnen und politische Initiativen Ende der neunziger Jahre gegen "Privatisierung, Ausgrenzung und Sicherheitswahn" intervenierten."
Die Arbeit bezieht sich auf die derzeit in verschiedenen Feldern geführte Debatte um das Verhältnis von Politik und Kunst. Vorausgeschickt werden sollte allerdings, dass in unserer Annotation das eigentliche Anliegen der Autorin nicht im Mittelpunkt steht, sondern überwiegend die Rezeption des Kommunikationsguerilla-Konzeptes in ihrer Dissertation.
Ein eine erste Lektüre zeigt, dass für Grothe das Erscheinen des Handbuchs der Kommunikationsguerilla und der Verlauf der sogenannten InnenStadtAktionen im Jahr 1997 in einem engen Zusammenhang stehten. Sie referiert überaus ausführlich einzelne Aspekte des Handbuches und vergleicht die darin beschriebenen Techniken mit dem Verlauf einzelner Aktionen besagter Kampagne.
Abgesehen, dass wir das ganz ähnlich sehen, ist es wohl zunächst der Aufgabe des Verfassens einer sogenannten Qualifikationsarbeit geschuldet, dass hierbei (im Hinblick auf die Kommunikationsguerilla - und nur das können wir beurteilen) nicht viel neues rüberkommt, ausser eben der Beurteilung der jeweiligen Aktionen im Hinblick auf ihre Kommunikationsguerilla-Tauglichkeit und inwiefern sie zurecht sich dieses Siegel anheften dürfen. Dazu wäre allerdings anzumerken, dass es aus unserer Sicht darauf nicht ankommt, weil in der Praxis immer oder überwiegend Mischformen vorkommen. Aber immerhin ist es interessant zu sehen, wenn jemand das Instrumentarium der KG einmal durchzudeklinieren beginnt.
Dabei interessiert uns weniger, ob oder was davon nun Kunst ist (was im Feld der Kunstgeschichte sicherlich zentral ist).
Darüber hinaus werden in diesem Band mitunter Aspekte bestimmter Debatten aufgenommen, die ab und zu auch hier Thema sind. Etwa die von Günter Jacob vom Zaun gebrochene Debatte um den vermeintlichen Distinktionsgewinn der beteiligten Künstler an politischen Aktionen wie der Innenstadtaktionen (S. 245ff.).
Grothe referiert die Diskussion und hinterfragt Jacobs Versuche, sich mittels dieser Diskussion einen Distinktionsgewinn als Kritiker der Kritiker zu erschreiben. In der Empirie kann sie schließlich zeigen, welchen Unfug Jacob verzapft hat, weil im Kunstbetrieb alles andere bloss keine Distinktionsgewinne mit politischen Aktionen eingefahren werden können.
Ihr Fazit (S. 260f.) :
"Die Frage ob es sich bei den InnenStadtAktionen um "Kunst oder Politik" handelt, wie es im Titel dieser Arbeit aufgeworfen ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten, da die InnenStadtAktionen gerade die Ausschließlichkeit, die in dieser Frage impliziert ist, unterlaufen. "
Anschließend referiert sie nochmals einen weiten Kunstbegriff um dann wieder den Bezug zur Kommunikationsguerilla herzustellen:
"Hier lassen sich wieder Bezüge zum Konzept Kommunikationsguerilla herstellen, deren Methoden die InnenStadtAktionen vielfach bedienen, denn: 'Kommunikationsguerilla interessiert sich nicht für die Qualität von Kunst nach den Kritierien der Kunstgeschichte, sondern für die Brauchbarkeit ihrer ästhetischen Mittel für eine subversive Praxis'".
Anschließend verweist sie auf den jeweiligen Kontext, wenn es darum gehe, künstlerische und politische Praxen zu unterscheiden. Alles in allem ist das Buch sehr informativ und rückt noch einmal in kompakter Form die damaligen Aktionen in den eigenen Horizont zurück.
Zur Autorin:
Nicole Grothe ist freie Kunsthistorikerin und lebt in Düsseldorf. Sie forscht zu zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum und aktuellen sozialen Bewegungen. Ein online verfügbarer Beitrag von Grothe im Hinblick auf Fake findet sich hier.

Nicole Grothe
InnenStadtAktion – Kunst oder Politik?
Künstlerische Praxis in der neoliberalen Stadt
September 2005, 282 S., kart., zahlr. Abb., 25,80 €
ISBN: 3-89942-413-1
Der Klappentext:
"Wem gehört die Stadt? – Diese Frage ist Kernstück der Auseinandersetzungen um die Innenstädte, die zunehmend zum umkämpften Terrain werden. "Sicherheit und Sauberkeit" gelten als oberste Maxime eines attraktiven Stadtbilds. Welche Rolle spielt Kunst in diesem Zusammenhang? Wo dient sie dazu, ordnungspolitische Maßnahmen durchzusetzen, und wie sehen kritische künstlerische Praxen aus? Im Zentrum dieser Untersuchung stehen die 'InnenStadtAktionen', mit denen KünstlerInnen, TheoretikerInnen und politische Initiativen Ende der neunziger Jahre gegen "Privatisierung, Ausgrenzung und Sicherheitswahn" intervenierten."
Die Arbeit bezieht sich auf die derzeit in verschiedenen Feldern geführte Debatte um das Verhältnis von Politik und Kunst. Vorausgeschickt werden sollte allerdings, dass in unserer Annotation das eigentliche Anliegen der Autorin nicht im Mittelpunkt steht, sondern überwiegend die Rezeption des Kommunikationsguerilla-Konzeptes in ihrer Dissertation.
Ein eine erste Lektüre zeigt, dass für Grothe das Erscheinen des Handbuchs der Kommunikationsguerilla und der Verlauf der sogenannten InnenStadtAktionen im Jahr 1997 in einem engen Zusammenhang stehten. Sie referiert überaus ausführlich einzelne Aspekte des Handbuches und vergleicht die darin beschriebenen Techniken mit dem Verlauf einzelner Aktionen besagter Kampagne.
Abgesehen, dass wir das ganz ähnlich sehen, ist es wohl zunächst der Aufgabe des Verfassens einer sogenannten Qualifikationsarbeit geschuldet, dass hierbei (im Hinblick auf die Kommunikationsguerilla - und nur das können wir beurteilen) nicht viel neues rüberkommt, ausser eben der Beurteilung der jeweiligen Aktionen im Hinblick auf ihre Kommunikationsguerilla-Tauglichkeit und inwiefern sie zurecht sich dieses Siegel anheften dürfen. Dazu wäre allerdings anzumerken, dass es aus unserer Sicht darauf nicht ankommt, weil in der Praxis immer oder überwiegend Mischformen vorkommen. Aber immerhin ist es interessant zu sehen, wenn jemand das Instrumentarium der KG einmal durchzudeklinieren beginnt.
Dabei interessiert uns weniger, ob oder was davon nun Kunst ist (was im Feld der Kunstgeschichte sicherlich zentral ist).
Darüber hinaus werden in diesem Band mitunter Aspekte bestimmter Debatten aufgenommen, die ab und zu auch hier Thema sind. Etwa die von Günter Jacob vom Zaun gebrochene Debatte um den vermeintlichen Distinktionsgewinn der beteiligten Künstler an politischen Aktionen wie der Innenstadtaktionen (S. 245ff.).
Grothe referiert die Diskussion und hinterfragt Jacobs Versuche, sich mittels dieser Diskussion einen Distinktionsgewinn als Kritiker der Kritiker zu erschreiben. In der Empirie kann sie schließlich zeigen, welchen Unfug Jacob verzapft hat, weil im Kunstbetrieb alles andere bloss keine Distinktionsgewinne mit politischen Aktionen eingefahren werden können.
Ihr Fazit (S. 260f.) :
"Die Frage ob es sich bei den InnenStadtAktionen um "Kunst oder Politik" handelt, wie es im Titel dieser Arbeit aufgeworfen ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten, da die InnenStadtAktionen gerade die Ausschließlichkeit, die in dieser Frage impliziert ist, unterlaufen. "
Anschließend referiert sie nochmals einen weiten Kunstbegriff um dann wieder den Bezug zur Kommunikationsguerilla herzustellen:
"Hier lassen sich wieder Bezüge zum Konzept Kommunikationsguerilla herstellen, deren Methoden die InnenStadtAktionen vielfach bedienen, denn: 'Kommunikationsguerilla interessiert sich nicht für die Qualität von Kunst nach den Kritierien der Kunstgeschichte, sondern für die Brauchbarkeit ihrer ästhetischen Mittel für eine subversive Praxis'".
Anschließend verweist sie auf den jeweiligen Kontext, wenn es darum gehe, künstlerische und politische Praxen zu unterscheiden. Alles in allem ist das Buch sehr informativ und rückt noch einmal in kompakter Form die damaligen Aktionen in den eigenen Horizont zurück.
Zur Autorin:
Nicole Grothe ist freie Kunsthistorikerin und lebt in Düsseldorf. Sie forscht zu zeitgenössischer Kunst im öffentlichen Raum und aktuellen sozialen Bewegungen. Ein online verfügbarer Beitrag von Grothe im Hinblick auf Fake findet sich hier.
kg2u - am Sonntag, 9. Oktober 2005, 15:27 - Rubrik: KG in der Universitaet
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