Ein interessanter, aber auch bezeichnender Artikel (6.11. 2004) über einen zunehmenden Rückgriff auf Taktiken der "Kommunikationsguerilla von rechts" in den USA von LFO DEMON (Berlin) findet sich auf der Raggacore-Webseite.
Der Artikel verweist auf drei unterschiedliche Formen der Aneignung von KG-Techniken durch die Rechte in den USA und analysiert deren Gebrauch. Bis dahin ist der Text überaus informativ.
Allerdings ist der Tenor des Textes genau jener Subkultur-Denke verhaftet, die sich immer wieder abzugrenzen versucht, Grenzen zieht, ihr Terrain verteidigt und schließlich ihr bisheriges Lebenswerk entwertet sieht. Besonders deutlich macht das das Fazit der Darstellung:
"Die dargestellten Beispiele stellen nur einen kleine Ausschnitt der Fülle neuer, rechter Strategien dar.
Auf unterschiedlichen Ebenen kopieren heute rechte Gruppen kreative Taktiken, die früher nur von Linken benutzt wurden. Ebenso werden auch ehemals linke "Lifestyles" oder Codes umgedeutet wie das Beispiel der "konservativen Punks" in den USA zeigt [4].
Wenn auch mit Unterschieden zu den hier aufgezeigten Beispielen, gibt es in Deutschland die Übernahme einst linker Symbolik bzw. Organisierungsformen (Palituch, Che Guevara, Antifa-Logo und schwarzer Block) durch organisierte Nazis [5].
Was früher meist von Punkern und Autonomen ausging, die sich über das System und Politik als solches lustig machten, wird heute völlig systemkonform als Waffe gegen vermeintlich "Linke" benutzt. Subversiv ist das ganze in keinster Weise mehr- jegliches in Frage stellen des Systems wird vermieden; Aktionen werden als reiner Medienzirkus initiiert. Einen emanzipatorischen Hintergrund gibt es nicht. Sinnfrei entleert von jeglichem theoretischen Hintergrund geht es nur darum Spaß zu haben, indem man sich über den politischen Gegner lustig macht.
Der konservative Backlash hat gerade erst begonnen..."
Es ist eben nicht (mehr?) so, dass es gesicherte Zeichenbestände oder gar Werkzeuge des politischen Handelns gibt, die einen automatisch auf die Seite der Guten und Kreativen stellt. Die Ideologiekritik versucht das zwar immer noch zu suggerieren und sucht ständig nach jenem Punkt außerhalb des Systems, von dem sich dasselbe aushebeln lässt und man selbst auf der richtigen Seite steht. Das ist aber vergebenen Liebesmühe. Oder in Abwandlung eine bekannten Bonmots der Herren Adorno/Horkheimer: Es gibt kein sicheres Leben im Falschen.
Eine Technik und Vorgehensweise ist nicht per se richtig oder gut. Sie muss im jeweiligen Kontext und Zeitpunkt Sinn machen oder eine bestimmte emanzipatorische Funktion erfüllen. Das Problem sind also nicht so sehr die Rechten, die sind auf der Höhe der Zeit. Das Problem ist die Subkultur, die Lifestyle mit bestimmten Handlungsweisen fest verknoten will und dann immer wieder als Hase mit ansehen muss, dass der Igel ("das System"?) vor ihm oder zeitgleich angekommen ist . That's the way life is ...
Vgl. a. autonome a.f.r.i.ka. gruppe: Subkultur - Subversion - Supervision?
Der Artikel verweist auf drei unterschiedliche Formen der Aneignung von KG-Techniken durch die Rechte in den USA und analysiert deren Gebrauch. Bis dahin ist der Text überaus informativ.
Allerdings ist der Tenor des Textes genau jener Subkultur-Denke verhaftet, die sich immer wieder abzugrenzen versucht, Grenzen zieht, ihr Terrain verteidigt und schließlich ihr bisheriges Lebenswerk entwertet sieht. Besonders deutlich macht das das Fazit der Darstellung:
"Die dargestellten Beispiele stellen nur einen kleine Ausschnitt der Fülle neuer, rechter Strategien dar.
Auf unterschiedlichen Ebenen kopieren heute rechte Gruppen kreative Taktiken, die früher nur von Linken benutzt wurden. Ebenso werden auch ehemals linke "Lifestyles" oder Codes umgedeutet wie das Beispiel der "konservativen Punks" in den USA zeigt [4].
Wenn auch mit Unterschieden zu den hier aufgezeigten Beispielen, gibt es in Deutschland die Übernahme einst linker Symbolik bzw. Organisierungsformen (Palituch, Che Guevara, Antifa-Logo und schwarzer Block) durch organisierte Nazis [5].
Was früher meist von Punkern und Autonomen ausging, die sich über das System und Politik als solches lustig machten, wird heute völlig systemkonform als Waffe gegen vermeintlich "Linke" benutzt. Subversiv ist das ganze in keinster Weise mehr- jegliches in Frage stellen des Systems wird vermieden; Aktionen werden als reiner Medienzirkus initiiert. Einen emanzipatorischen Hintergrund gibt es nicht. Sinnfrei entleert von jeglichem theoretischen Hintergrund geht es nur darum Spaß zu haben, indem man sich über den politischen Gegner lustig macht.
Der konservative Backlash hat gerade erst begonnen..."
Es ist eben nicht (mehr?) so, dass es gesicherte Zeichenbestände oder gar Werkzeuge des politischen Handelns gibt, die einen automatisch auf die Seite der Guten und Kreativen stellt. Die Ideologiekritik versucht das zwar immer noch zu suggerieren und sucht ständig nach jenem Punkt außerhalb des Systems, von dem sich dasselbe aushebeln lässt und man selbst auf der richtigen Seite steht. Das ist aber vergebenen Liebesmühe. Oder in Abwandlung eine bekannten Bonmots der Herren Adorno/Horkheimer: Es gibt kein sicheres Leben im Falschen.
Eine Technik und Vorgehensweise ist nicht per se richtig oder gut. Sie muss im jeweiligen Kontext und Zeitpunkt Sinn machen oder eine bestimmte emanzipatorische Funktion erfüllen. Das Problem sind also nicht so sehr die Rechten, die sind auf der Höhe der Zeit. Das Problem ist die Subkultur, die Lifestyle mit bestimmten Handlungsweisen fest verknoten will und dann immer wieder als Hase mit ansehen muss, dass der Igel ("das System"?) vor ihm oder zeitgleich angekommen ist . That's the way life is ...
Vgl. a. autonome a.f.r.i.ka. gruppe: Subkultur - Subversion - Supervision?
kg2u - am Samstag, 18. Dezember 2004, 23:36 - Rubrik: Theorie der Kommunikationsguerilla
Eine Torte ist nachzutragen. Getroffen hat es am 20.11. 2004 beim KPÖ-Parteitag den Parteivorsitzenden Walter Baier, der als einer der Hauptverantwortlichen dafür gilt, dass das in KPÖ-Eigentum sich befindliche Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) auf grund der finanziellen Schwierigkeiten, in der sich die österreichischen Kommunisten befinden, an eine dubiose Immobilienfirma verkauft wurde.
Hier die Aktionserklärung der "solidarischen Zuckerbäcker":
"Lenins Arsch ist fruchtbar noch, aus dem nach Stalin Baier kroch!
Die "Opposition für ein solidarisches Europa" lud für den 20. November 2004 zur Arbeitstagung in den SeniorInnenraum des WUK und es kamen vorwiegend Mitglieder und FunktionärInnen der KapitalistischenParteiÖsterreichs (KPÖ).
Wenn Leute, die das EKH an XXXXX [Rechtsextreme; aus rechtlichen Gründen korrigiert; Anm.] verkaufen, um mit wirklich allen Mitteln ihre Parteistrukturen aufrechtzuerhalten über Antikapitalismus und Solidarität reden, können wir in unserer Backstube das nicht tatenlos hinnehmen. Wir, die keine BewohnerInnen des EKH sind, mussten handeln. Daher haben wir beschlossen, Walter Baier stellvertretend für die Zerstörer linker Strukturen mit einer Torte das Leben zu versüßen.
Die solidarischen ZuckerbäckerInnen"
Hier ein Bericht von der Aktion, von der Webseite "EKH bleibt":
"Die solidarischen ZuckerbäckerInnen, Menschen mit guten Manieren aus guter Kinderstube, hatten freilich, wie sich das bei Einladungen so gehört, nicht vergessen auch Gastgeschenke mitzubringen. Wir machten das, was wir aufgrund unserer Profession am besten können; zwei herrliche Schwarzwälderkirschcreme-Torten, vegan, aus biologischen Zutaten, mit einem kräftigen Schuss herben Tonic’s. Wir sind nämlich nicht nur begnadete MeisterbäckerInnen, sondern auch hinsichtlich der Ernährungslehre absolut auf der höher der Zeit, wir sparten also sehr mit dem Zucker, den auch biologischer Zucker würde die wackeligen Zähnchen der KPlerInnen faulen lassen und das herb-bittere Bukett unserer Spezialität nach spanischem Rezept beeinträchtigen . Die zu Beschenkenden wollten aber partout nicht aus dem SeniorInnenraum, was angesichts der grindigen Kälte dazu führte, dass die zarten Bäckerhändchen steif und gefühllos wurden. Schließlich dürfte Walter Baier das nur Allzumenschliche überkommen haben, der unhaltbare Drang aufs Klo.
Nun geschah das unsagbare, der Tolpatsch von Zuckerbäcker näherte sich hinter einem Transpi mit der Aufschrift „Eigentum ist Diebstahl“ Walter Baier und wuuuschhh, wie konnte das geschehen? Die Torte landete mitten in Walter Baiers Gesicht! Der vor Scham geschwärzte Zuckerbäcker suchte das Weite. Zunächst geschah einmal gar nichts, es schien so als wären die anwesenden LINKEN starr vor Schreck bis auf den Ruf: „Seids es wahsinnig!!!! Walter Baier verschwand stumm in SeniorInnenraum ! Mensch stelle sich mal vor! Walter Baier ist der erste Parteivorsitzende in der 85jährigen Parteigeschichte der KPÖ, der getortet wurde, und das vor dem 33. Parteitag. Da wären ja selbst Franz Muhri, Lenin habe in selig, Hammer und Sichel obe gfoin! Ein/e SchelmIn wer da an Hump Dump Hilmar Kabas denkt! Aber wie schon eine alte Weisheit des werktätigen Volkes zu berichten weiß: Ein Unglück kommt selten allein. Einige Minuten später, der große Vorsitzende ist gerade zur Selbstreinigung angetreten, da rotieren ja Lenin und Stalin in ihrem Mausoleum, GenossIn Krieglstein verlässt ebenfalls das SeniorInnenkabinett, und wieder, ein weiterer Zuckerbäcker schickt sich zum Servieren an, und platschhhh! BäckerInnen sind nun mal keine KellnerInnen, wos soi ma mochn! So wurde auch Claudia Kriegelsteins Blick auf das Wesentliche sahnig-herb getrübt, und, ein Kolateralschaden gewissermaßen, der ruppige Genosse mit Schlapphut hat auch etwas abgekriegt. "
Nun gibt es auch noch zur Schande der KPÖ ein Video von der Aktion
Weitere innerlinke Diskussionen finden sich beim Tatblatt
Die üblichen Indymedia-Diskussionen plus Video
Hier die Aktionserklärung der "solidarischen Zuckerbäcker":
"Lenins Arsch ist fruchtbar noch, aus dem nach Stalin Baier kroch!
Die "Opposition für ein solidarisches Europa" lud für den 20. November 2004 zur Arbeitstagung in den SeniorInnenraum des WUK und es kamen vorwiegend Mitglieder und FunktionärInnen der KapitalistischenParteiÖsterreichs (KPÖ).
Wenn Leute, die das EKH an XXXXX [Rechtsextreme; aus rechtlichen Gründen korrigiert; Anm.] verkaufen, um mit wirklich allen Mitteln ihre Parteistrukturen aufrechtzuerhalten über Antikapitalismus und Solidarität reden, können wir in unserer Backstube das nicht tatenlos hinnehmen. Wir, die keine BewohnerInnen des EKH sind, mussten handeln. Daher haben wir beschlossen, Walter Baier stellvertretend für die Zerstörer linker Strukturen mit einer Torte das Leben zu versüßen.
Die solidarischen ZuckerbäckerInnen"
Hier ein Bericht von der Aktion, von der Webseite "EKH bleibt":
"Die solidarischen ZuckerbäckerInnen, Menschen mit guten Manieren aus guter Kinderstube, hatten freilich, wie sich das bei Einladungen so gehört, nicht vergessen auch Gastgeschenke mitzubringen. Wir machten das, was wir aufgrund unserer Profession am besten können; zwei herrliche Schwarzwälderkirschcreme-Torten, vegan, aus biologischen Zutaten, mit einem kräftigen Schuss herben Tonic’s. Wir sind nämlich nicht nur begnadete MeisterbäckerInnen, sondern auch hinsichtlich der Ernährungslehre absolut auf der höher der Zeit, wir sparten also sehr mit dem Zucker, den auch biologischer Zucker würde die wackeligen Zähnchen der KPlerInnen faulen lassen und das herb-bittere Bukett unserer Spezialität nach spanischem Rezept beeinträchtigen . Die zu Beschenkenden wollten aber partout nicht aus dem SeniorInnenraum, was angesichts der grindigen Kälte dazu führte, dass die zarten Bäckerhändchen steif und gefühllos wurden. Schließlich dürfte Walter Baier das nur Allzumenschliche überkommen haben, der unhaltbare Drang aufs Klo.
Nun geschah das unsagbare, der Tolpatsch von Zuckerbäcker näherte sich hinter einem Transpi mit der Aufschrift „Eigentum ist Diebstahl“ Walter Baier und wuuuschhh, wie konnte das geschehen? Die Torte landete mitten in Walter Baiers Gesicht! Der vor Scham geschwärzte Zuckerbäcker suchte das Weite. Zunächst geschah einmal gar nichts, es schien so als wären die anwesenden LINKEN starr vor Schreck bis auf den Ruf: „Seids es wahsinnig!!!! Walter Baier verschwand stumm in SeniorInnenraum ! Mensch stelle sich mal vor! Walter Baier ist der erste Parteivorsitzende in der 85jährigen Parteigeschichte der KPÖ, der getortet wurde, und das vor dem 33. Parteitag. Da wären ja selbst Franz Muhri, Lenin habe in selig, Hammer und Sichel obe gfoin! Ein/e SchelmIn wer da an Hump Dump Hilmar Kabas denkt! Aber wie schon eine alte Weisheit des werktätigen Volkes zu berichten weiß: Ein Unglück kommt selten allein. Einige Minuten später, der große Vorsitzende ist gerade zur Selbstreinigung angetreten, da rotieren ja Lenin und Stalin in ihrem Mausoleum, GenossIn Krieglstein verlässt ebenfalls das SeniorInnenkabinett, und wieder, ein weiterer Zuckerbäcker schickt sich zum Servieren an, und platschhhh! BäckerInnen sind nun mal keine KellnerInnen, wos soi ma mochn! So wurde auch Claudia Kriegelsteins Blick auf das Wesentliche sahnig-herb getrübt, und, ein Kolateralschaden gewissermaßen, der ruppige Genosse mit Schlapphut hat auch etwas abgekriegt. "
Nun gibt es auch noch zur Schande der KPÖ ein Video von der Aktion
Weitere innerlinke Diskussionen finden sich beim Tatblatt
Die üblichen Indymedia-Diskussionen plus Video
kg2u - am Samstag, 18. Dezember 2004, 23:05 - Rubrik: Torten - Pies - Tarts
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Ein neuer Heiliger erobert Italien
Matthias Zucchi in "Ossietzky - Zweiwochenschrift für Politik, Kultur und Wirtschaft" ( 23/2004)
Er offenbart sich in Supermärkten und Nobelrestaurants, erscheint den Gläubigen in öffentlichen Verkehrsmitteln und leerstehenden Mietshäusern. Er prophe-zeit die Speisung der Armen, kostenlose Personenbeförderung und billigen Wohnraum für alle: San Precario erobert die Herzen der Italiener. Der Hl. Preka-rius (von it. precario = vorläufig, ohne Garantie), Märtyrer der Flexibilität, ist zum Schutzpatron aller Menschen ohne soziale Sicherheiten erhoben worden. Arbeitslose verehren ihn ebenso wie befristet Eingestellte, Billigentlohnte, werdende Mütter, Wohnungssuchende und Asylbewerber.
Am 6. November hat die erste landesweite Wallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausend Pilger in Rom zu-sammenfanden. Dabei ereignete sich das erste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allen Landesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchte einen Fahrausweis – zähneknirschend hat TrenItalia ihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrer zurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligen zu »Gratiseinkäufen«, die nun allerdings strafrechtlich verfolgt werden. Gegen prominente Vertreter der beteiligten New-Globals und der Arbeitslosenbewegung ist Anzeige erstattet worden.
Doch der Staatsschutz schreckt die Precario-Gemeinde nicht. In Berlusco-nien gewinnt der Kult täglich neue An-hänger, speziell aus der verarmenden Mittelklasse. Denn für einen Großteil der italienischen Familien ist der Alltag zu einem Existenzkampf geworden. In einem Land mit traditionell niedrigem Lohnniveau (etwa 50 bis 70 Prozent des deutschen Durchschnitts, Manager- und Politikergehälter ausgenommen) hat die mit der Einführung des Euro begonnene Angleichung der europäischen Verbrau-cherpreise schreckliche Folgen, die sich durch die Liberalisierung des Woh-nungsmarktes noch verschlimmern. In Durchschnittshaushalten geht mittler-weile über die Hälfte der Einkünfte für die Kaltmiete drauf. Bei Genußmitteln, Reisen, Bekleidung und selbst bei Grundnahrungsmitteln ist der Konsum stark rückläufig. Armut wird vor allem für die vielen alten Menschen, die mit 600 Euro Rente im Monat auskommen müssen, zum Normalzustand. Im ganzen Land verzeichnen die Armenküchen re-gen Zulauf. Die jungen Leute haben an-gesichts systematischer Aufweichung von Arbeitnehmerrechten und Tarifab-kommen kaum noch Mut zu Zukunfts-plänen. Wer hier nicht zum oberen Viertel gehört, hat nur noch eine Hoffnung: Er betet zu Sankt Prekarius, das soll gegen Liberalismus helfen.
Der inoffizielle Heiligenkalender ver-merkt ihn übrigens am 29. Februar.
Matthias Zucchi in "Ossietzky - Zweiwochenschrift für Politik, Kultur und Wirtschaft" ( 23/2004)
Er offenbart sich in Supermärkten und Nobelrestaurants, erscheint den Gläubigen in öffentlichen Verkehrsmitteln und leerstehenden Mietshäusern. Er prophe-zeit die Speisung der Armen, kostenlose Personenbeförderung und billigen Wohnraum für alle: San Precario erobert die Herzen der Italiener. Der Hl. Preka-rius (von it. precario = vorläufig, ohne Garantie), Märtyrer der Flexibilität, ist zum Schutzpatron aller Menschen ohne soziale Sicherheiten erhoben worden. Arbeitslose verehren ihn ebenso wie befristet Eingestellte, Billigentlohnte, werdende Mütter, Wohnungssuchende und Asylbewerber.
Am 6. November hat die erste landesweite Wallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausend Pilger in Rom zu-sammenfanden. Dabei ereignete sich das erste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allen Landesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchte einen Fahrausweis – zähneknirschend hat TrenItalia ihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrer zurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligen zu »Gratiseinkäufen«, die nun allerdings strafrechtlich verfolgt werden. Gegen prominente Vertreter der beteiligten New-Globals und der Arbeitslosenbewegung ist Anzeige erstattet worden.
Doch der Staatsschutz schreckt die Precario-Gemeinde nicht. In Berlusco-nien gewinnt der Kult täglich neue An-hänger, speziell aus der verarmenden Mittelklasse. Denn für einen Großteil der italienischen Familien ist der Alltag zu einem Existenzkampf geworden. In einem Land mit traditionell niedrigem Lohnniveau (etwa 50 bis 70 Prozent des deutschen Durchschnitts, Manager- und Politikergehälter ausgenommen) hat die mit der Einführung des Euro begonnene Angleichung der europäischen Verbrau-cherpreise schreckliche Folgen, die sich durch die Liberalisierung des Woh-nungsmarktes noch verschlimmern. In Durchschnittshaushalten geht mittler-weile über die Hälfte der Einkünfte für die Kaltmiete drauf. Bei Genußmitteln, Reisen, Bekleidung und selbst bei Grundnahrungsmitteln ist der Konsum stark rückläufig. Armut wird vor allem für die vielen alten Menschen, die mit 600 Euro Rente im Monat auskommen müssen, zum Normalzustand. Im ganzen Land verzeichnen die Armenküchen re-gen Zulauf. Die jungen Leute haben an-gesichts systematischer Aufweichung von Arbeitnehmerrechten und Tarifab-kommen kaum noch Mut zu Zukunfts-plänen. Wer hier nicht zum oberen Viertel gehört, hat nur noch eine Hoffnung: Er betet zu Sankt Prekarius, das soll gegen Liberalismus helfen.
Der inoffizielle Heiligenkalender ver-merkt ihn übrigens am 29. Februar.
contributor - am Samstag, 18. Dezember 2004, 12:24 - Rubrik: Subversive Affirmation
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haben die französische Version von Adbusters, les "Brigades Anti-Pub" (BAP).
Auf ihren Webseiten findet sich eine Galerie, in der eine Rubrik auch "Detournements" enthält.
PS. Auf Indymedia gibt es eine Fotostrecke über eine Berliner Aktion. Na ja ...

PS. Auf Indymedia gibt es eine Fotostrecke über eine Berliner Aktion. Na ja ...
contributor - am Samstag, 18. Dezember 2004, 11:53 - Rubrik: Subvertising
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In Italien wird Zechprellerei populär
Nach Protestaktionen mit Plünderungen folgt nun die Flucht nach dem Galadiner
ROM, 10. Dezember. Die italienischen Globalisierungsgegner schlagen neuerdings auf ganz ungewohnte Weise zu: Statt vermummt zu demonstrieren, erschienen sie nunmehr elegant gekleidet zu einem Festessen für 44 Personen in einem der teuersten Restaurants in Treviso, dem Herzstück des wachstumsstarken Veneto. Der Anlaß sollte angeblich eine Taufe sein, und deshalb wurden auch gleich zehn Gänge und fünf Flaschen Champagner für die Festgesellschaft aufgetragen.
Doch die Taufe war von einer besonderen Art: Bevor es ans Bezahlen ging, verschwanden die Gäste. Sie hinterließen etwas Trinkgeld für die Bedienung und eine Puppe, die sie "San Precario" nannten, den
Schutzheiligen für die "Precari", die Besitzer ungeregelter und
ungeschützter Jobs. Auf einem Zettel hieß es: "Die Rechnung bezahlt der Präsident der Region Veneto oder die Nato". Für diese hatte das
Restaurant "Da Celeste" ein Galaessen ausgerichtet.
(...)
Bisher haben sich Italiens Politiker aber nicht getraut, gegen die
regelmäßig stattfindenden Aktionen mit der Härte der Polizei vorzugehen, weil der von den Globalisierungsgegnern benutzte Vorwand die angeblich unaufhaltsam wachsende wirtschaftliche Not vieler Italiener ist. Denn in Italien ist nicht der seit einiger Zeit in Deutschland angeblich gepflegte Geiz Mode geworden - dieser würde doch empfindlich die "bella figura" stören -, sondern vielmehr
die Klage darüber, daß man nicht ausreichend bezahlt werde. Italiens Gewerkschafter und Oppositionsparteien haben den öffentlichen Sprachgebrauch bereichert mit der schon zum Slogan gereiften Frage: "Reicht das Geld bis zum Ende des Monats?" Nun heißt es überall: "Es reicht nicht bis zum Ende des Monats." Und die gleichen Globalisierungsgegner, die noch vor drei Jahren als Anführer in den Straßenschlachten am Rande des G-8-Treffens in Genua auftraten, fühlen sich nun am Monatsende legitimiert für ihre drastischen Protestaktionen wie im Restaurant.
Begonnen haben diese Aktionen zunächst unter dem Schlagwort
"proletarischer Einkauf". Die Protestierenden stürmten nach einer
Demonstration gegen die Regierung von Ministerpräsident Silvio
Berlusconi einen römischen Supermarkt und einen Buchladen, füllten
Produkte aller Art in die Einkaufswagen und forderten dann vom
Geschäftsführer einen Nachlaß von 50 Prozent. Als ein solcher nicht
gewährt wurde, bezahlte man eben gar nicht. Dabei gingen aber nicht etwa nur Nahrungsmittel und Güter des persönlichen Grundbedarfs mit, die den Proletariern am Monatsende tatsächlich gefehlt haben könnten, sondern auch Videorekorder und CDs.
Die rechtsgerichteten Exponenten der Regierung von Silvio Berlusconi haben diese Aktionen als "unrechtmäßige Plünderungen" gebrandmarkt. Zum Teil fanden sie aber unter den Augen der Polizei statt. Und der christdemokratische und vorsichtige Innenminister Giuseppe Pisanu hat bisher nur angekündigt, daß man "beim nächsten Mal" hart durchgreifen werde. (...)"
Oh Heiliger Prekarius, bewahre uns vor diesen immer hinter dem Blatt sitzenden "klugen Köpfen", die an unserem Glauben an Dich und an unserer Zuversicht schnöden Verrat üben und Unglauben verbreiten ....
aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2004, Nr. 290 / Seite 11
Nach Protestaktionen mit Plünderungen folgt nun die Flucht nach dem Galadiner
ROM, 10. Dezember. Die italienischen Globalisierungsgegner schlagen neuerdings auf ganz ungewohnte Weise zu: Statt vermummt zu demonstrieren, erschienen sie nunmehr elegant gekleidet zu einem Festessen für 44 Personen in einem der teuersten Restaurants in Treviso, dem Herzstück des wachstumsstarken Veneto. Der Anlaß sollte angeblich eine Taufe sein, und deshalb wurden auch gleich zehn Gänge und fünf Flaschen Champagner für die Festgesellschaft aufgetragen.
Doch die Taufe war von einer besonderen Art: Bevor es ans Bezahlen ging, verschwanden die Gäste. Sie hinterließen etwas Trinkgeld für die Bedienung und eine Puppe, die sie "San Precario" nannten, den
Schutzheiligen für die "Precari", die Besitzer ungeregelter und
ungeschützter Jobs. Auf einem Zettel hieß es: "Die Rechnung bezahlt der Präsident der Region Veneto oder die Nato". Für diese hatte das
Restaurant "Da Celeste" ein Galaessen ausgerichtet.
(...)
Bisher haben sich Italiens Politiker aber nicht getraut, gegen die
regelmäßig stattfindenden Aktionen mit der Härte der Polizei vorzugehen, weil der von den Globalisierungsgegnern benutzte Vorwand die angeblich unaufhaltsam wachsende wirtschaftliche Not vieler Italiener ist. Denn in Italien ist nicht der seit einiger Zeit in Deutschland angeblich gepflegte Geiz Mode geworden - dieser würde doch empfindlich die "bella figura" stören -, sondern vielmehr
die Klage darüber, daß man nicht ausreichend bezahlt werde. Italiens Gewerkschafter und Oppositionsparteien haben den öffentlichen Sprachgebrauch bereichert mit der schon zum Slogan gereiften Frage: "Reicht das Geld bis zum Ende des Monats?" Nun heißt es überall: "Es reicht nicht bis zum Ende des Monats." Und die gleichen Globalisierungsgegner, die noch vor drei Jahren als Anführer in den Straßenschlachten am Rande des G-8-Treffens in Genua auftraten, fühlen sich nun am Monatsende legitimiert für ihre drastischen Protestaktionen wie im Restaurant.
Begonnen haben diese Aktionen zunächst unter dem Schlagwort
"proletarischer Einkauf". Die Protestierenden stürmten nach einer
Demonstration gegen die Regierung von Ministerpräsident Silvio
Berlusconi einen römischen Supermarkt und einen Buchladen, füllten
Produkte aller Art in die Einkaufswagen und forderten dann vom
Geschäftsführer einen Nachlaß von 50 Prozent. Als ein solcher nicht
gewährt wurde, bezahlte man eben gar nicht. Dabei gingen aber nicht etwa nur Nahrungsmittel und Güter des persönlichen Grundbedarfs mit, die den Proletariern am Monatsende tatsächlich gefehlt haben könnten, sondern auch Videorekorder und CDs.
Die rechtsgerichteten Exponenten der Regierung von Silvio Berlusconi haben diese Aktionen als "unrechtmäßige Plünderungen" gebrandmarkt. Zum Teil fanden sie aber unter den Augen der Polizei statt. Und der christdemokratische und vorsichtige Innenminister Giuseppe Pisanu hat bisher nur angekündigt, daß man "beim nächsten Mal" hart durchgreifen werde. (...)"
Oh Heiliger Prekarius, bewahre uns vor diesen immer hinter dem Blatt sitzenden "klugen Köpfen", die an unserem Glauben an Dich und an unserer Zuversicht schnöden Verrat üben und Unglauben verbreiten ....
aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2004, Nr. 290 / Seite 11
kg2u - am Mittwoch, 15. Dezember 2004, 12:52 - Rubrik: Subversive Affirmation
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Stolpersteine auf der Datenautobahn?
Politischer Aktivismus im Internet
lautet der Titel des neuesten Textes der autonomen a.f.r.i.k.a gruppe Im aktuellen ak (Printausgabe: ak - analyse + kritik - Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 490 / 17.12.2004). Der Text ist auch online auf den Seiten des ak verfügbar
Die ak-Redaktion leitet den Beitrag mit folgender Vorbemerkung ein:
Der folgende Text von der autonomen a.f.r.i.k.a. gruppe ist nicht nur informativ, sondern zugleich ein Plädoyer dafür, die innerhalb weiter Teile der Linken verbreitete Ignoranz gegenüber der im Internet-Zeitalter längst überfälligen Neuorientierung in Sachen Kommunikation und (Selbst-)Organisation zu überwinden. Nicht zufällig auch eine Debatte, die in ak bislang wenig präsent war. Was wir bedauern und weshalb wir den folgenden Vorabdruck gern als Beginn einer (dis-)kontinuierlichen Beschäftigung auch mit dem Thema Linke, Netz und Subversion verstehen wollen.
Der Beitrag ist eine Vorabveröffentlichung aus: Marc Aman (Hg.):// go.Stopp.act. Die Kunst des kreativen Straßenprotests. Geschichten - Aktionen - Ideen. Trotzdem Verlag Frankfurt. Erscheint im Februar 2005, 216 Seiten Großformat. 14 EUR:
Weitere Informationen zum Buch
Zum Weblog des Buches
Politischer Aktivismus im Internet
lautet der Titel des neuesten Textes der autonomen a.f.r.i.k.a gruppe Im aktuellen ak (Printausgabe: ak - analyse + kritik - Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 490 / 17.12.2004). Der Text ist auch online auf den Seiten des ak verfügbar
Die ak-Redaktion leitet den Beitrag mit folgender Vorbemerkung ein:

Der folgende Text von der autonomen a.f.r.i.k.a. gruppe ist nicht nur informativ, sondern zugleich ein Plädoyer dafür, die innerhalb weiter Teile der Linken verbreitete Ignoranz gegenüber der im Internet-Zeitalter längst überfälligen Neuorientierung in Sachen Kommunikation und (Selbst-)Organisation zu überwinden. Nicht zufällig auch eine Debatte, die in ak bislang wenig präsent war. Was wir bedauern und weshalb wir den folgenden Vorabdruck gern als Beginn einer (dis-)kontinuierlichen Beschäftigung auch mit dem Thema Linke, Netz und Subversion verstehen wollen.
Der Beitrag ist eine Vorabveröffentlichung aus: Marc Aman (Hg.):// go.Stopp.act. Die Kunst des kreativen Straßenprotests. Geschichten - Aktionen - Ideen. Trotzdem Verlag Frankfurt. Erscheint im Februar 2005, 216 Seiten Großformat. 14 EUR:
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contributor - am Dienstag, 14. Dezember 2004, 17:13 - Rubrik: a.f.r.i.k.a.-texte
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Es ist ja ein ständiges Geben und Nehmen. Kommunikationsguerilla wildert im Zeichenvorrat der sie umgebenden Kultur und die eignet sich anders herum immer wieder subversive Formen an. Da sieht man Plakatwände, die so tun, als wären sie verändert worden oder Tortenhersteller testen ihre Produkte auf ihre Wurffähigkeit. Dass aber auch Akteure sozialer Bewegungen zu Mitteln der Kommunikationsguerilla greifen, die sonst weder für radikal linke Politik noch für innovative Protestformen bekannt sind, zeigt das Beispiel der Deutschen Welthungerhilfe.
Diese sammelt seit dem 10. Dezember Spendengelder mit einem Plakat, das an die McDonalds-Werbung an Ausfallstraßen erinnert: "Hunger?" steht da in gelben konzerntypischen Buchstaben auf rotem Grund und auf dem darunter liegenden Pfeil "nur 4.291 km von hier". Die Plakate sind an Verkehrskreuzungen aufgehängt, oder um den Hals von Prominenten, die mit Sammeldosen über Weihnachtsmärkte ziehen. Damit verbindet die WHH Kommunikationsguerilla mit Spendenaquise und das hat es so wohl selten gegeben.
Von einer ähnlichen Entwicklung berichtete vor wenigen Tagen der Deutschlandfunk, der in Nordrhein-Westfalen einen Kirchenkreis ausgemacht hat, der die PR-Aktion der Bundesregierung für die anstehenden Agenda-Sauereien in einer Plakataktion aufs Korn nimmt. Ein Motiv zeigt einen privaten Sicherheitsdienstler, der behauptet "Hartz IV schafft Arbeit". Unter diesem Statement erscheint die Meldung, dass die Arbeitsagenturen zum Anfang des Jahres mit Tumulten in den Ämtern rechnen.
Man sieht also, Kommunikationsguerilla ist keine Domäne der radikalen Linken. sie findet auch schon im Namen des Herren statt.

Von einer ähnlichen Entwicklung berichtete vor wenigen Tagen der Deutschlandfunk, der in Nordrhein-Westfalen einen Kirchenkreis ausgemacht hat, der die PR-Aktion der Bundesregierung für die anstehenden Agenda-Sauereien in einer Plakataktion aufs Korn nimmt. Ein Motiv zeigt einen privaten Sicherheitsdienstler, der behauptet "Hartz IV schafft Arbeit". Unter diesem Statement erscheint die Meldung, dass die Arbeitsagenturen zum Anfang des Jahres mit Tumulten in den Ämtern rechnen.
Man sieht also, Kommunikationsguerilla ist keine Domäne der radikalen Linken. sie findet auch schon im Namen des Herren statt.
Volker_Schlicht - am Dienstag, 14. Dezember 2004, 12:13 - Rubrik: Rezeption der KG
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"Die Wunder des Prekarius"
Wer mit dem Heiligen Prekarius in Italien einkaufen geht, kann so manches Wunder erleben, berichtet die Jungle World in ihrer aktuellen Ausgabe 51/04:
"Er trägt ein Bandana und einen blauen Arbeiteroverall, über seinem Kopf schwebt ein Heiligenschein. So zeigt sich San Precario bzw. der Heilige Prekarius, »Beschützer aller Prekären auf Erden«, seinen Verehrern. Heilig gesprochen wurde er am 1. Mai beim »Euromayday«, dem europäischen Tag gegen prekäre Arbeit, der dieses Jahr zum dritten Mal in Mailand stattfand. Seinen ersten offiziellen Auftritt hatte der Heilige auf einer Demonstration gegen Prekarisierung in Rom Anfang November, an der ca. 20 000 Personen teilnahmen. In den vergangenen Wochen besuchte San Precario auch Neapel, Bologna, Florenz und Venedig, und der Kreis seiner Anhänger wird immer größer. Sie nennen sich »Netzwerk gegen soziale Prekarisierung« und verstehen sich als selbst organisierte Plattform für die Mobilisierung von prekär Beschäftigten, Arbeitslosen und all denjenigen, die im Bereich der – durch die 2003 verabschiedete Arbeitsreform institutionalisierten – so genannten atypischen Arbeitsverhältnisse beschäftigt sind (Jungle World, 36/03). Mobilisieren lässt sich am besten, wie Angehörige der italienischen globalisierungskritischen Bewegung genau wissen, durch spektakuläre Aktionen, durch Medienresonanz, durch »werbewirksame« Kampagnen.
Das neue Beispiel dafür könnte man als Pop-Version der in den siebziger Jahren bekannten und häufig praktizierten »proletarischen Enteignungen« beschreiben. Es nennt sich »Shopsurfing«. Das geht so: Eine große Gruppe – mindestens 100 Leute – marschiert zum nächsten Einkaufszentrum, blockiert den Parkplatz, verteilt Flugblätter, die über die Bedeutung der Aktion informieren. Eine Gruppe geht rein, füllt zehn bis 20 Einkaufswagen und ruft dabei über Megaphon alle anderen Kunden dazu auf, eine »Selbstreduzierung der Preise« zu praktizieren. Dann werden die Kassen blockiert. Mit der Leitung des Einkaufszentrums wird über eine Preisreduzierung von mindestens 30 Prozent für alle im Supermarkt anwesenden Kunden verhandelt. "
Wer mit dem Heiligen Prekarius in Italien einkaufen geht, kann so manches Wunder erleben, berichtet die Jungle World in ihrer aktuellen Ausgabe 51/04:
"Er trägt ein Bandana und einen blauen Arbeiteroverall, über seinem Kopf schwebt ein Heiligenschein. So zeigt sich San Precario bzw. der Heilige Prekarius, »Beschützer aller Prekären auf Erden«, seinen Verehrern. Heilig gesprochen wurde er am 1. Mai beim »Euromayday«, dem europäischen Tag gegen prekäre Arbeit, der dieses Jahr zum dritten Mal in Mailand stattfand. Seinen ersten offiziellen Auftritt hatte der Heilige auf einer Demonstration gegen Prekarisierung in Rom Anfang November, an der ca. 20 000 Personen teilnahmen. In den vergangenen Wochen besuchte San Precario auch Neapel, Bologna, Florenz und Venedig, und der Kreis seiner Anhänger wird immer größer. Sie nennen sich »Netzwerk gegen soziale Prekarisierung« und verstehen sich als selbst organisierte Plattform für die Mobilisierung von prekär Beschäftigten, Arbeitslosen und all denjenigen, die im Bereich der – durch die 2003 verabschiedete Arbeitsreform institutionalisierten – so genannten atypischen Arbeitsverhältnisse beschäftigt sind (Jungle World, 36/03). Mobilisieren lässt sich am besten, wie Angehörige der italienischen globalisierungskritischen Bewegung genau wissen, durch spektakuläre Aktionen, durch Medienresonanz, durch »werbewirksame« Kampagnen.
Das neue Beispiel dafür könnte man als Pop-Version der in den siebziger Jahren bekannten und häufig praktizierten »proletarischen Enteignungen« beschreiben. Es nennt sich »Shopsurfing«. Das geht so: Eine große Gruppe – mindestens 100 Leute – marschiert zum nächsten Einkaufszentrum, blockiert den Parkplatz, verteilt Flugblätter, die über die Bedeutung der Aktion informieren. Eine Gruppe geht rein, füllt zehn bis 20 Einkaufswagen und ruft dabei über Megaphon alle anderen Kunden dazu auf, eine »Selbstreduzierung der Preise« zu praktizieren. Dann werden die Kassen blockiert. Mit der Leitung des Einkaufszentrums wird über eine Preisreduzierung von mindestens 30 Prozent für alle im Supermarkt anwesenden Kunden verhandelt. "
contributor - am Freitag, 10. Dezember 2004, 09:36 - Rubrik: Subversive Affirmation
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Eine Stickerei von Grayson Perry

"I wanted to make an embroidery piece that was as traditional as a vase. Folk costume is an essential element of ethnic identity. Many recent wars and genocides have been about ethnic identity."
Auf Grayson Perry wurden wir aufmerksam via sum1

"I wanted to make an embroidery piece that was as traditional as a vase. Folk costume is an essential element of ethnic identity. Many recent wars and genocides have been about ethnic identity."
Auf Grayson Perry wurden wir aufmerksam via sum1
contributor - am Donnerstag, 9. Dezember 2004, 22:18 - Rubrik: Kunst und Verbrechen Crime and Art
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