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Das "Laboratory of Insurrectionary Imagination" (Lab of ii - im rampART social art centre) will kreative Aktionen, Interventionisten, Situationisten, Kommunikationsguerilla, Tactial Media Makers und all jene, die sich zwischen oder Außerhalb der Räume von Kultur, Politik, Widerstand und Kreativität befinden zusammenbringen. Neben Workshops, gegenseitigem Austausch und anderen Veranstaltungen und Aktionen, soll es zahllose subversive Experimente geben. Geplant sind unter anderem: "Space Hijacker operations, the 5th biannual "March for Capitalism" organised by Capitalism Represents Acceptable Policy (CRAP), urban games incorporating camouflage, lipstick and detainees, infiltrating luxury stores with rubbish for sale, some corporate hexing by the Centre for Tactical Magic and a combat training session with the Clandestine Insurgent Rebel Clown Army."
Laboratory of Insurrectionary Imagination

Living Trekism gives tactical alert
"Transfiction is a method"
(Deutsche Version)

As Trekkies we share Gene Roddenberry's dream of a global civilisation in which diverse ideas and life forms are no longer a cause for war but have become the reason for individual and collective advancement. In 2004 earth time we are further away from this dream than many would have thought after the fall of the Berlin wall. In this light the coming elections of the president of the United States of America could be an important way mark on the long road to realising the dream of a Federation of the Planet Earth.
newz_socialscience
The Citizens of the United States of America will be electing their president on November 2nd and in this will be making a decision that concerns many people on this planet. With war, terror and global problems in ecological, medical, economical and social matters, much depends on the willingness of the remaining "superpower" to take on the responsibility for its political and economical importance. Time has long come for an America that is thinking and acting globally. An America, that can see solving global problems as an essential interest of the US citizens. Nevertheless, in the last four years we have seen an US administration that has been acting highly irresponsible: for example by blocking the Kyoto protocol, by neglecting the peace process between Israelis and Palestinians und finally by an invasion and occupation of Iraq against the will of the international community which lured this country and the occupation troops led by the US on to predicted chaos. And while even the US inspectors in the end confirmed that Iraq under Saddam Hussein did not have a program for the production of weapons of mass destruction, President George W. Bush is not able to recognise his mistakes and to adopt another curse of action.

Whole declaration

PLEASE SCROLL DOWN FOR ENGLISH VERSION

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Am 29. Oktober eröffnen die Züricher Shedhalle das 1. Kapitel der PROJEKTREIHE SPEKTAKEL, LUSTPRINZIP ODER DAS KARNEVALESKE? und die neue TEMPORÄRE LOUNGE, außerdem wird die erste Ausgabe der SHEDHALLE ZEITUNG erscheinen.

Eröffnung: 29. Oktober 2004, 19.00 Uhr
Mit Fotoaktion von interpixel
Ausstellung: 30. Oktober - 19. Dezember 2004



SPEKTAKEL, LUSTPRINZIP ODER DAS KARNEVALESKE? –
Ein Ausstellungsprojekt in 3 Kapiteln, 1. Kapitel

Das Karnevaleske ist eine Weise, die Welt umzustülpen und damit die Ordnung und alle aus ihr erwachsenen Formen der Furcht, Ehrfurcht, Pietät und Etikette ausser Kraft zu setzten. (Bachtin)

Das Karnevaleske meint eine Verkehrung der Welt und ein Ausserkraftsetzen von Konventionen und gesellschaftlichen Codes. Das Karnevaleske ist nach Bachtin „ein Schauspiel ohne Rampe,“ ein Moment der Enthierarchisierung, die sich der repressiven, ernsten Kultur utopisch und befreiend gegenüber verhält.

Das Karnevaleske lässt sich einerseits als eine widerständige Praxis verstehen - andererseits bedient es kapitalistische Verwertungsinteressen durch die Ökonomisierung, Reglementierung und Institutionalisierung gesellschaftlicher Lustbegehren. Die Dichotomie von dem Selbstermächtigungspotential popkultureller Phänomene und den Profit orientierten Strategien der Kultur- und Lifestyle-Industrie wirft die Frage auf, inwiefern unsere Gesellschaft sowohl ein konsumierendes Prinzip als auch ein widerständiges Prinzip des Karnevalesken verfolgt. Vermutlich kopieren und adaptieren diese Konzepte voneinander.

Das Karnevaleske äussert sich oft als Tabuverletzung oder temporäre Tabuüberschreitung. Im Zusammenhang mit institutionalisierten Ausprägungen könnte man von einer rituellen widerständigen Praxis sprechen, in welcher temporär Ordnungsparameter umgedreht werden – dies geschieht aber nach einer Regel. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Spektakelisierung des Politischen insbesondere in den Medien. Eine weitere wichtige Frage ist, welche Rolle die ästhetische Praxis hierbei spielt, da sie selbst von diesem Prinzip betroffen ist.

Die künstlerische Praxis interessiert karnevaleske Strategien, wie sie etwa die Medien und Kommunikationsguerilla verwenden: Einerseits untersucht und kommentiert sie diese und andererseits findet sie in ihnen häufig eine Sprache, um auf brisante gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen und sie zur Diskussion zu stellen. In diesem Ausstellungsprojekt soll es einerseits darum gehen, die Parameter des Karnevalesken und die damit zusammenhängenden Tabumechanismen zu untersuchen und andererseits künstlerische Praktiken vorzustellen, die sich inhaltlich und performativ mit dem Thema beschäftigen.


1. Kapitel:
Songül Boyraz (Wien/Istanbul)
Gardar Eide Einarsson (Oslo/New York)
Marcelo Expósito (Barcelona)
Thierry Geoffroy/Colonel (Kopenhagen)
interpixel (Eva-Maria Würth und Philippe Sablonier, Zürich)
Christian Jankowski (Berlin)
Rudi Maier, Mediologische Vereinigung Ludwigsburg
RELAX (chiarenza & hauser & co, Zürich)

Videoarchiv Stadt in Bewegung


Ein SYMPOSIUM mit anschließender Diskussion zur Frage nach karnevalesken Strategien in den Medien und als Form widerständiger Praxis findet am Samstag, den 11. Dezember zwischen 15.00 und 19.00 Uhr in der Shedhalle statt. Nähere Informationen folgen.

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Das zweite Kapitel wird am 29. Januar 2005 eröffnet.

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Erste Ausgabe der SHEDHALLE ZEITUNG:
Die Shedhalle Zeitung wird halbjährlich erscheinen. Sie wird einerseits die aktuellen Projekte dokumentieren und andererseits durch Essays den Blickwinkel auf die jeweiligen Schwerpunktthemen erweitern. Des Weiteren funktioniert sie auch als kuratierte Plattform, wie etwa in der „HOSTED BY“ Sektion, in dieser Ausgabe: Copenhagen Free University „HOSTED BY“ Appendiks (Kopenhagen). Zusätzlich ermöglicht der Veranstaltungskalender einen Überblick über das kommende Programm in der Shedhalle.

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VOR ORT:
Neben einem neuen Büro wird am Abend der Eröffnung der Ausstellung auch die vom Londoner Kurator und Künstler Dan Wilkinson entworfene Temporäre Lounge der Öffentlichkeit vorgestellt werden, in die wir sie herzlich zum Gespräch einladen.

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FILMREIHE:
Eine Filmreihe, die wir bereits mit der Langen Nacht der Museen begonnen haben, setzten wir im folgenden jeweils am 1. Donnerstag des Monats um 20.00 Uhr in der Shedhalle fort. Die monatlich stattfindende Filmreihe Untersucht das Verhältnis fiktionaler und dokumentarischer Strategien in der künstlerischen Filmproduktion.

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Wir freuen uns auf Ihr Kommen,
Shedhalle Team

Shedhalle
Seestrasse 395
Postfach 771
CH-8038 Zurich
fon 0041-(0)1-4815950
fax 0041-(0)1-4815951
www.shedhalle.ch


Das Programm wird unterstützt durch:
Präsidialdepartment der Stadt Zürich, Ernst Göhner Stiftung, Migros
Kulturproduzent, Zürcher Kantonalbank. Förderung Gardar Eide Einarsson durch
Office for Contemporary Art Norway und Royal Norwegian Embassy, Berne.



ENGLISH VERSION



Dear Guests,

We are pleased to invite you to the Shedhalle.

We would very much like to present you our programme: the first THEMATIC PROJECT SERIES in three chapters, the ON THE SPOT project, the SHEDHALLE NEWSPAPER and the FILM SERIES.

On 29th October, we will open the first chapter of the exhibition series entitled Spectacle, Pleasure Principle, or the Carnivalesque?, introduce the new Temporary Lounge and present the first issue of the Shedhalle Newspaper.

Opening: 29 October 2004, 19:00
With a photo action by interpixel
Exhibition: 30 October – 19 December 2004



SPECTACLE, PLEASURE PRINCIPLE, OR THE CARNIVALESQUE? –
An exhibition project in 3 chapters, Chapter 1:

The carnivalesque is a way of turning the world upside down, breaking down the established order and doing away with all of the forms of fear, respect, piety and etiquette that have emerged from it. (Bachtin)

The carnivalesque involves a reversal of the world and the negation of conventions and societal codes. Bachtin describes the carnivalesque as a “play without a stage”, a moment in which hierarchies are suspended and repressive, earnest culture is confronted by a liberating vision of utopia.

The carnivalesque can be understood as a form of practical resistance – yet it also serves the interests of capitalist profit-seeking in that it regulates and institutionalizes the pursuit of pleasure in society in order to exploit its economic potential. The dichotomy of the self-empowering potential of the phenomena of pop culture and the profit-oriented strategies of the culture and lifestyle industry raises the question of the extent to which our society is motivated by the principle of consumption as well as the principle of resistance embodied by the carnivalesque. Presumably, these two concepts copy and adapt certain aspects from one another.

The carnivalesque is often manifested as a violation of taboos or a kind of temporary transgression. In its institutionalised forms, one might regard it as ritualised exercise of resistance in which parameters of order are temporarily reversed – but always in accordance to a rule. Particularly interesting in this context is the spectacularisation of politics, especially in the media. Another important question relates to the role of aesthetic practice in this process, as it is affected by this same principle.

Art is concerned with strategies of the carnivalesque of the kind pursued by the media and communication guerrillas. On the one hand, it investigates and comments on them; yet it also often discovers a language in them with which to call attention to critical social themes and present them for discussion.

This exhibition project will be devoted to an investigation of the parameters of the carnivalesque and related taboo mechanisms but will also focus on artistic practices that are concerned in both a substantive and a performative sense with the subject.


Chapter I
Songül Boyraz (Vienna/Istanbul)
Gardar Eide Einarsson (Oslo/New York)
Marcelo Expósito (Barcelona)
Thierry Geoffroy/Colonel (Copenhagen)
interpixel (Eva-Maria Würth and Philippe Sablonier, Zurich)
Christian Jankowski (Berlin)
Rudi Maier, Mediologische Vereinigung Ludwigsburg
RELAX (chiarenza & hauser & co, Zurich)

Video archive Stadt in Bewegung (City in movement)


A SYMPOSIUM followed by a discussion about strategies of the carnivalesque and practical resistance in media and public space will take place at the Shedhalle on Saturday, the 11th of December between 15:00 and 19:00. Further information will be provided at a later date.

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The second chapter will open on 29 January 2005.

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First issue of the SHEDHALLE NEWSLETTER:
The Shedhalle Newspaper will be issued semi-annually. It will document current projects and provide a broader perspective on individual focal themes through essays. The newspaper will also serve as a curated platform, as in the “hosted by” section: in this issue Copenhagen Free University is hosted by Appendiks (Copenhagen). In addition, the event calendar also provides an overview of the Shedhalle programme schedule.

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ON THE SPOT
Along with a new office, the Temporary Lounge designed by the London curator and artist Dan Wilkinson will also be presented to the public on the evening of the opening. We welcome you to join us.
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FILM SERIES
The Shedhalle film series, which has already begun with our presentation at the long nights of the museums, will be continued, with presentations in the Shedhalle at 20:00 on the first Thursday of each month. The series of monthly film presentations will focus on the relationship between fictional and documentary strategies in artistic film production.

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We look forward to welcoming you.
Sincerely,
Shedhalle Team

Shedhalle
Seestrasse 395
Postfach 771
CH-8038 Zurich
fon 0041-(0)1-4815950
fax 0041-(0)1-4815951
www.shedhalle.ch


The programme is supported by:
Präsidialdepartment der Stadt Zürich, Ernst Göhner Stiftung, Migros
Kulturproduzent, Zürcher Kantonalbank. Support Gardar Eide Einarsson by
Office for Contemporary Art Norway und Royal Norwegian Embassy, Berne.

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Wenn Kunst Gesetze bricht

16. Oktober - 28. November 2004, täglich 12 - 18.30 Uhr

Eröffnung: Freitag, 15. Oktober, 19 Uhr
In der NGBK, Oranienstr. 25, 10999 Berlin

legal / illegal stellt Aktionen von Künstlern in den Mittelpunkt, bei denen die Grenzen zwischen künstlerischer Inszenierung und politischer Tat verschwinden, bei denen das Symbolische in Aktionismus, Illegalität oder gar Kriminalität mündet – Aktionen, die den Konflikt zwischen den Systemen Politik, Kunst und Leben suchen. Das Projekt beginnt zeitlich mit dem Anfang
des 20. Jahrhunderts.

[oh weh, jetzt hantieren sie auch noch mit systemtheoretischen Theroie-Versatzstücken in Kunstausstellungen herum]

In der Ausstellung werden Arbeiten von ca. 20 Künstlern aus Deutschland, Großbritannien, ltalien, der Schweiz und den USA gezeigt. Eine kleine, repräsentative Auswahl von Materialien wird historische Positionen (Arthur Cravan, Franz Jung bis George Maciunas) vergegenwärtigen.

Künstler in der Ausstellung: Chris Burden, Arthur Cravan, GAAG, Francis Gomila, Abbie Hoffman, Franz Jung, Janice Kerbel, Tony Labat, George Maciunas, Ann Messner, Gianni Motti, Dennis Oppenheim, p.t.t.red, Antonio Riello, Jackie Sumell, Jean Toche, Timm Ulrichs, Georg Winter.


Im Arsenal Kino werden Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt, die eine zeithistorische Einordnung der künstlerischen Aktionen ermöglichen helfen sollen.

18.10., 21.00 Uhr: Cravan vs Cravan von T. Isaaki, 2002
20.10., 19.30 Uhr: Cravan vs Cravan von T. Isaaki, 2002
22.10., 19.30 Uhr: in girum imus nocte et sonsumimur igni, Guy
Debord, 1978, vorgestellt von Klaus
Bittermann
27.10., 19.30 Uhr fluxus-collection
29.10., 19.30 Uhr mai 68

Jeweils mit Kurzfilmen im Vorprogramm von Ann Messner, Abbie Hoffman, Gianni Motti, Francis Gomila

im Kino Arsenal, Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin,
030-26 955-100, Eintritt € 6,-

Das zur Ausstellung erscheinende Buch, zweisprachig deutsch/englisch, beinhaltet Essays, Beiträge von Künstlern, Interviews und dokumentierende Texte, wie Manifeste etc. Die Autoren der Essays sind Helen Adkins, Berlin / R.A. Jürgen Arnold, München / Kai Bauer, Stuttgart / Eckhart Gillen, Berlin / Justin Hoffmann, Tübingen / Carlo McCormick, New York / Hans Winkler,
Berlin und New York. Das Buch bietet eine chronologische Zusammenstellung von Kunstwerken, Künstlern und Projekten, die mit diesem Kontext korrespondiert.
legal / illegal . 255 Seiten / 100 Illustrationen / herausgegeben von der NGBK, Berlin im Schmetterling Verlag, Stuttgart.

Franz Jung entführte zu Beginn der russischen Oktoberrevolution einen Fischdampfer von Cuxhaven nach Russland.
Abbie Hoffman brachte den Börsenbetrieb an der Wallstreet für einige Stunden zum Erliegen, nachdem er 100 Ein-Dollarnoten von der Zuschauertribüne den Brokern und Bankern zuwarf.
Dennis Oppenheim klaute Radkappen von Straßenkreuzern in Kalifornien und präsentierte die Beute vor dem Staatsgefängnis St. Quentin.
Gianni Motti nahm den unbesetzten Platz des Abgeordneten von Indonesien im UN-Sicherheitsparlament ein und hielt stellvertretend im hohen Hause seine Rede.
Und Tony Labat entführte den Kandidaten der kalifornischen Gouverneurswahl.

Die theoretische und praktische Auseinander-setzung innerhalb der Kunstwelt mit Illegalität zieht sich wie ein roter Faden durch die Kunst-strömungen des 20. Jahrhunderts: vom Futurismus, Dadaismus, den Situationisten, Fluxus, Konzeptkunst, bis zur Gegenwart. Bei der historischen Durchforstung dieser Kunstform ist auffällig, dass vor allem in Krisenzeiten häufiger radikale
Aktionen zu verzeichnen sind und Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf DADA, des Vietnam Krieges auf die Kunst der 60er / 70er Jahre, oder der Irakkriege in der Gegenwartskunst zu konstatieren sind.

Bei solchen Aktionen können oft die Grenzen zwischen künstlerischer
Inszenierung und politischer Aktion verschwinden, oder sich auch in der Nähe von "Kriminalität" ansiedeln.
Offensichtlich bleibt, dass die Arbeiten im Verhältnis der politischen
Ereignisse dieser Zeit zu sehen sind und sich ausschließlich der
künstlerischen Idee und deren Tragweite unterordnen - und nichts mit dem von Geldgier getriebenen Gangster und seinen ökonomischen Zwangshandlungen gemeinsam haben. Es geht nicht darum, Gewalt, Gesetzesbruch oder Illegalität um ihrer selbst Willen auszuüben.


[Wie wäre es denn mit der Anhäufung von symbolischen und kulturellem Kapital?]

Die Arbeiten spiegeln die Spannbreite der gesellschaftlichen
Verhaltensformen wieder, wozu z.B. neben Verständnis und Anpassung auch Aggression und Gewalt gehören und Teil des menschlichen Lebens sind.

Es werden Aktionen von Künstlern vorgestellt, die durch ihre
unkonventionellen politischen Statements und ihren Humor notwendigerweise in die rechtliche Grauzone zwischen legal und illegal eintauchen.

Die Arbeiten zeugen von engagierten, anarchistischen Ausdrucksformen, die auf gesellschaftliche und politische Situationen reagieren, sich einmischen und dabei extreme künstlerische Beiträge liefern. Sie zeugen auch von der
Notwendigkeit der Kunst, Schritte in die sogenannte "Illegalität" zu wagen, "aggressiveres" oder aktiveres Verhalten einzunehmen, die Illegalität nicht zwangsläufig ausschließt. So sind diese Aktionen in einem differenzierten Licht zu sehen, in welcher die Aussage und der künstlerische Ausdruck im Vordergrund stehen. Konsequenzen werden oft bewusst in Kauf genommen und in die Planung eingeschlossen. Es gilt, eine neue Definition der Begriffe legal
und illegal vorzunehmen.

Werte, Normen und Gesetze und deren Auslegungen sind dem Wandel der Zeit unterworfen und verändern sich stetig. So kann ein als strafbarer Akt eingestuftes Kunstwerk später oder auch anderswo als positiv inspirierende Aktion angesehen werden. So wurden Aktionen verteufelt und zu gegebener, späterer Zeit, z.B. durch die Etablierung eines Künstlers, positiv bewertet ans Tageslicht gebracht. (Dada, Futurismus). Womit auch der Titel und
zugleich die Variable legal / illegal umschrieben ist.


[Leute, ist das ein Geeiere. Kriminell ist der- oder diejenige, die dafür erklärt wird. Und die oben stehenden Umschreibungen versuchen sich auf Kosten anderer illegal und kriminell handelnder Personen zu etwas Besserem stilisieren. So will man im NGBK halt ein bisschen kriminell sein, ein bisschen Street Credibility und den Hauch des Verruchten mitnehmen, aber dann doch wieder in die schützenden Arme des Kunstbetriebs flüchten. Oh weh, wenn ihr das wenigstens als Taktik verstehen würdet, dann wäre es wenigstens clever, aber so ist das doch ein bisschen zu durchsichtig.
Wenigstens haben einige der hier Ausgestellten das praktisch und theoretisch etwas anders gesehen.]

Kaum hat man sich versehen, schon zettelt die Bagage eine weitere Stampede über den Neoismus an. Insbesondere der Gralshüter dessen was als Neoismus zu bezeichnen ist, Florian Cramer, in der Rohrpost-Mailingliste:

> -----------------------------------------------------------
> tell.net - Veranstaltungsreihe zur Netzkultur
> http://www.stuttgart.de/stadtbuecherei/tell_net/
> -----------------------------------------------------------
> Oliver Marchart
> Neoismus die letzte der Avantgarden

Ich bin heute der Ansicht, daß es nicht einen Neoismus gibt,
sondern viele Neoismen. Dies ist die logische und sinnvolle Konsequenz daraus, daß Neoismus mit Paradoxien und multiplen Identitäten operiert und daher als solcher nicht auf bloß einen Neoismus reduzierbar sein sollte.

Für den "eigentlichen" Neoismus, den von Istvan Kantor Anfang der 80er Jahre in Montreal begründeten, scheint sich niemand zu interessieren, obwohl er ja erst letzte Woche live und mit Originalprotagonisten (Istvan, Gordon W., Niels Lomholt, Georg Ladanyi) in Berlin beim "Dept Festival" zu erleben war.

Daneben gibt es eine Reihe von postsituationistischen Subkultur-Gruppen der 90er Jahre, den man i.d.R. erst nachträglich das Label "Neoismus" verpaßt hat, weil kein griffigerer Name zur Hand war.

Und dann gibt es Neoismen, die als private Fiktionen und Obsessionen von Historikern und Theoretikern betrieben werden. Dazu zähle ich neben dem Neoismus von Stewart Home auch jenen Oliver Marcharts. Es verhält sich hier mit dem Neoismus ähnlich wie mit der Kabbala. Da die Kabbala selbst spekulativ ist, wird jeder ihrer Theoretiker und Historiker nolens volens selbst zum Kabbalisten (so also auch Gelehrte wie Gershom Scholem
und Moshe Idel, oder christliche Kabbala-Interpreten wie Pico della
Mirandola, Johannes Reuchlin, Knorr von Rosenroth und Athanasius
Kircher).

- Dies, und darin implizit das unendliche Fortschreiben des Phantoms Neoismus bis heute, widerlegt aber die These von Neoismus als "letzte[r] der Avantgarden".

Gegenvorschlag: Wenn es eine vorerst letzte Kunst-Avantgarde gegeben hat, dann die der "Net.art", d.h. jener Netzkünstler-Gruppe der 90er Jahre, die sich Net art mit "." dazwischen nannte. Im Gegensatz zum Neoismus gab es richtige, und sogar z.T. gute und formal innovative Kunst in der Net.art, es gab Manifeste und eine Avantgarden-typische Koppelung von Kunst- und Politkultur-Programmen, hier vor allem im Anspruch einer antikorporatistischen "Netzkultur". Neben dem
dot.com-Crash gab es auch einen Net.art-Crash in dem Sinne, daß sich die Netzkunst eben nicht als Zentrum und Motor einer unabhängigen Netzkultur bewies, sondern diese Netzkultur hauptsächlich von der Freien Software-Bewegung und ihren technischen Erfindungen wie Weblogs und Wikis geprägt wurde.

Interessant ist nun, daß Oliver zwar auch die Net.art als Zeitzeuge und Begleiter aus erster Hand kennt, weitaus besser sogar als den Neoismus [sofern letzterer sich sozial und nicht in Sekundärliteratur
manifestierte], aber Neoismus als Studienobjekt einer "letzten
Avantgarde" vorzieht. Weil es leichter ist, dem Widersprüchlichem seine Bedeutung nachträglich zu definieren, ohne daß jemand zu widersprechen wagt?

Achtung, wer behauptet, "über" Neoismus zu sprechen, ist der
gefährlichste Neoist von allen!


Dabei weiss doch inzwischen jeder, dass der Streit über den Neoismus der Neoismus ist. Aber dass er nun mit der net.art kommt, dass ist dann schon ein bisschen tragisch. Good bye Neoismus? Natürlich nicht, aber lehnen wir uns zurück und schauen wir weiter amüsiert zu ...

Donnerstag, 14. Oktober
19.30 Uhr, Mörike-Kabinett
tell.net: Oliver Marchart – Neoismus, die letzte der Avantgarden

Neoismus gilt als die bekannteste unbekannte Avantgarde-Bewegung mit großem Einfluss in der Netzkunstszene. Laut einer Definition ist der Neoismus "ein Präfix und ein Suffix ohne Wortstamm". Er ist eine Bewegung, die die Illusion einer Bewegung namens Neoismus erzeugt, eine Bewegung, die von ihren Gegnern, den Anti-Neoisten erfunden wurde. Außerdem ist er eine Methode zur Herstellung von Kunstgeschichte.

Der Neoismus, angeblich in den späten 70ern als No Ism! in Portland aus der Mail Art-Szene hervorgegangen, hat bis heute großen Einfluss in der Netzkunstszene.

Der Neoismus ist die letzte historische Avantgardebewegung. Nicht unbedingt zeitlich, sondern weil er nichts anderes als sich selbst zum Inhalt hat: also die Avantgarde als Avantgarde selbst. Der Neoismus, so eine der Definitionen, ist ein Präfix und ein Suffix ohne etwas dazwischen und eine Methode zur Herstellung von Kunstgeschichte.

Und wenn jede Geschichte eine Manipulation ist, wie Neoisten behaupten, gibt es so viele Geschichten des Neoismus wie es deren Manipulationen gibt. Fälschung, Plagiarismus, multiple Identitäten, Selbstsubversion und -Manipulation werden folglich zu zentralen neoistischen Strategien.
  • Neoismus. Die bekannteste unbekannte Avantgarde-Bewegung.
    Neoismus. Ein Präfix und ein Suffix ohne Wortstamm.
    Neoismus. Eine Bewegung, die die Illusion einer Bewegung namens Neoismus erzeugt.
    Neoismus. Eine Bewegung, die von ihren Gegnern, den Anti-Neoisten, erfunden wurde
    Neoismus. Eine Methode zur Herstellung von Kunstgeschichte"
aus: Marchart: Neoismus, Wien 1997

Oliver Marchart arbeitet am Institut für Medienwissenschaften der Universität Basel. Arbeitsschwerpunkte Kultur- und Medientheorie, politische Theorie. Er ist u.a. Autor von Neoismus. Avantgarde und Selbsthistorisierung, Wien (Selene) 1997. Gegenwärtige Veröffentlichungen: Techno-Kolonialismus. Theorie und imaginäre Kartographie von Kultur und Medien, Wien (Löcker) 2004, Laclau: A Critical Reader, hgg. mit Simon Critchley, London/New York (Routledge) 2004, und Neu beginnen. Hannah Arendt, die Welt und die Revolution, Wien (Turia + Kant), im Erscheinen.

Eintritt: € 4,-/3,-

rncnotwelcome-header

Hier noch ein Nachtrag zu den Aktivitäten "Not welcome" anläßlich dem republikanischen Wahlkongress in New York Ende September. Es findet sich auf dieser Webseite eine Tortenanleitung ("Pie 101") sowie das sehr schöne Logo der Biotic Baking Brigade:

bbblogo

Und dieses Photo sollte man ja auch ab und an wieder zeigen:

gates

 

twoday.net AGB

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