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Culture Jamming

jammingDer liebe Mark Dery, ja der mit der merkwürdig leporellohaften Broschüre zum "Culture Jamming", das ich damals irgendwann Mitte der 90er Jahre in Amsterdam erstanden habe, und der Kommunikationsguerilla in einem persönlichen Gespräch mit Sonja Brünzels als "Baader-Meinhof meets Baudrillard" bezeichnete, bloggt jetzt auch. Und ausserdem macht er sich auch noch über die Culture Jammer lustig. Die Broschüre von 1993 jedenfalls bewirbt er mit folgender launigen Ankündigung.

"No fashion-forward Anti-Corporate Rebel wants to be caught dead at the next Reverend Billy protest without a copy of the manifesto that started it all. Buy into the anti-consumption craze that's becoming the lifestyle choice of the radical chic!"

Na jetzt wissen wir wenigstens, wer den Ursprung des Begiffs für sich reklamiert.

"Die Jünger des Buy Nothing Day"

Auch wenn der Buy-Nothing-Day nicht wirklich was mit Kommunikationsguerilla zu tun hat (allenfalls, dadurch, dass die im KG-Buch kritische portraitierte Adbusters-Gruppe bzw. - Zeitschrift sich dieses Themas alljährlich Ende November in den USA anlässlich des nationalen Thanksgiving-Einkauftages widmet) lässt sich das Thema in Deutschland und Österreich offensichtlich nicht ganz umgehen.
buynothingday1
Das sind die Bekenntnisse und Alpträume einer Mittelklasse, die weder ein politisch sinnvolles strategisches Ziel umreißen noch wirklich emanzipatorisches Gedankengut anbieten. Das gilt auch für so merkwürdige Aktionsaufrufe à la „Werde kein Millionär“ wie sie in diesem Weblog auch schon plaziert worden sind.

Bezeichnend ist deshalb ein Bericht aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (28.11.2004) über die „Die Jünger des BND“ - nein, nicht des Pullacher BND, vielmehr über jenen Reverend Billy, der in New York den Einkaufswütigen sein „Kinder! Bereutet. Stoppt das verdammte Shopping!“ im Namen seiner „Church of stop shopping“ entgegenschmettert. Die gewählte Symbolik ist bezeichnend und vermutlich wenig selbstironisch gedacht. So erscheint es wenig verwunderlich, in welchem Gewand sich hier an die kaufwütigen Schäfchen gewandt wird und schließlich transportiert eine solch vermutlich ironisch gemeinte Aktion auch eine unausgesprochene Wahrheit, ein Stück unfreiwilliges Bekenntnis in der Verkleidung der Kritik: Man glaubt daran oder auch nicht. Und wie das mit dem Glauben halt so ist, eröffnet das keinen Raum für weitergehende Kritik an der kapitalistischen Produktionsweise. Es wird auch an das schlechte Gewissen appelliert, die anderen dürfen nicht usw.
Allerdings wäre die FAZ nicht die FAZ, wenn sie selbst diesen Sachverhalt, dass in den USA ein Schauspieler die gute Sache vertritt und hierzulande eben gläubige Jünger dieser Fake-Kirche unterwegs sind, nicht zur Verhöhnung nutzen könnte:

„Typisch deutsch. In Amerika sind die Konsumverweigerer schon einen Schritt weiter. Reverend Billy ist in Wirklichkeit kein Reverend, sondern Schauspieler. Und so scheint's ein Ökonom. Wenn bill Talen mal nicht sein Billy-Rolle zum besten gibt, sagt er Journalisten Dinge wie „Die amerikanischen Konsumenten sind außer Kontrolle“. Und zitiert das gigantische Außenhandelsdefizit der Amerikaner. Das macht selbt den Analysten von Goldman Sachs Sorge. Brauchen wir vielleicht mehr Buy Nothing-Tage im Jahr?“

Kein Mitleid. Die FAZ hat recht.

Und die von Banktip.de sind auch nicht auf den Kopf gefallen:

"Die unabhängige Finanzberatungsgesellschaft Plansecur rät das am heutigen „Buy Nothing Day“ eingesparte Geld in die Altersvorsorge zu investieren. Die Idee des in 80 Ländern begangenen „Buy Nothing Day“ ist es, an einem Tag des Jahres kein Geld für Konsumgüter auszugeben. Grund genug für die Kasseler Finanzberatungsgesellschaft Plansecur anderweitige Verwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen. "

Auch in Wien gibt es nun Aktionen rund um den Buy Nothing Day. Allerdings wurde diese Form von Konsumkritik (insbesondere von Adbusters propagiert) bereits im Handbuch der Kommunikationsguerilla kritisch gesehen (s.o.)


Projekt: Nix kaufen, viel sparen?

15 Prozent der Weltbevölkerung beanspruchen 79 Prozent aller Reichtümer, während sich die große Mehrheit mit dem Rest bescheiden muss. Speziell der Stress und der Einkaufswahn in der Vorweihnachtszeit wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf die ungerechte Verteilung in unserer Welt. Doch man kann etwas dagegen tun: Der "Kauf-Nix-Tag" zeigt es vor! 24 Stunden Einkaufsmoratorium, 24 Stunden kein Geldausgeben. Der "Kauf-Nix-Tag" wird schon seit Jahren in Nordamerika, Europa, Australien und Neuseeland durchgeführt. Mit originellen Aktionen werden die gehetzten KonsumentInnen zum Mitmachen und Nachdenken aufgefordert.

Ausgehend vom Kauf Nix Tag (Internationaler Buy Nothing Day) der in Österreich 2004 am 27. November gefeiert wird und durch die intensive künstlerische und medientheoretische Arbeit der Gruppe new art mit der Thematik der Konsumverweigerung, dem Adbusting, Gewalt durch Konsum, sowie deren Auswirkungen, hat Günther Friesinger (monochrom, new art) KünstlerInnen eingeladen sich mit künstlerischen, theoretischen und aktionistischen Arbeiten am Projekt/ Ausstellung: Nix kaufen, viel sparen ? zu beteiligen.

In der vom 29.11 – 15.12.2004 im Monochromraum im Quartier 21, MQ Wien laufenden Ausstellung, sind in diesem Jahr Arbeiten von Ada Brant, Pat Riot, Kerstin Luttenfeldner, Nicole Fally und Banksy immer von 10 bis 22 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.

Eröffnet wird die Ausstellung am Montag 29.11 um 20 Uhr. Ausführliche Informationen zu den KünstlerInnen können über die Homepage Nix Kaufen bezogen werden.

Konzeption / Organisation: Günther Friesinger
Kontakt: 0650/20 49 451

Der Verschönerungsverein Euro bedruckt/bekritzelt/bespuckt usw. und also verschönert Papiergeld in der Europäischen Währungsunion.
Wie, wodurch, warum, mit wem und wann genau, dazu mehr hier:
V.V. Euro

lenin2

Beim Wiederaufblättern von Naomi Kleins Besteller "No Logo. Der Kampf der Global Players um Marktmacht. Ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern. o. O. (München) 2001." sind wir auf das Kapitel über "Culture Jamming" (S. 289-319) gestoßen.

Darin wird auch sehr genau die Verknüpfung zum Gedankengut der Kommunikationsguerilla hergestellt, ohne den Begriff explizit zu gebrauchen. Sogar richtig brauchbar, lässt sich sagen. Im Anschluss daran findet sich auch noch ein Kapitel zu "Reclaim the Streets" (321-333)

Eine englische Kurzversion findet sich hier

Auszüge:

Question: How is it possible to go about fighting the branded colonization of public space in an era where the brand has usurped all previous modes of political expression and emptied them of meaning?

Answers: ”At its best, culture jamming homes in on the flip side of those branded emotions, and refocuses them, so that they aren’t replaced with a craving for the next fashion or pop sensation but turn, slowly, on the process of branding itself.” – pg. 288

”[Cultural jamming is] designed to mesh with [its] targets, borrowing visual legitimacy from advertising itself” (E 285).

“When corporations try to take over the values of culture jamming for branding purposes, they run the risk of an intensified backlash. Culture jamming is more resistant to the advertising industry than other modes of political action.”

P: There has been a general shift of focus ”…from focusing on the content of advertising to a preoccupation with the form itself…”.

P: The focus of the political struggles of today have shifted from content critique and individual campaigns to a questioning of the entire mechanism of corporate power and global capitalism.

P: “… Free speech is meaningless if the commercial cacophony has risen to the point that no one can hear you”.

C: “Adbusting is not an end in itself. It is simply a tool – one among many – that is being used, loaned and borrowed in a much broader political movement against the branded life.

Examples: Naomi Klein packs her text with examples. From “skulling” GAP billboards in Toronto to cut-up remakes of women’s magazines, the only thing really missing is an example where culture jamming has been successful in actually changing anything.

Eine wichtige Quelle von Naomi Klein findet sich im Artikel "Culture Jamming. Ads under Attack" in Brandweek (10.7.2000)

Reverend Billy ist wieder auf Tour. Die Wahlen in den USA rücken näher. Ein Grund mehr wieder gegen Konsumterror, Globalisierung und die großen Ketten und Konzerne wie Starbucks-Shops oder Disney-Stores zu predigen.

Das nächste Happening gibt's in NY:
MILLENNIUM'S NEIGHBORHOOD
5 Days and Nights of Sanctuary and Celebration
at St. Mark's in the Bowery | Aug 28 to Sept 2
Auch Bruder Ricardo Dominguez vom Critical Arts Ensemble wird anwesend sein.

Aber auch online kann man Billy & Die "Church of Stop Shopping" hören und sehen und sogar nen Film gibt's über ihn:

Ich möchte ja nicht wissen, wieso die den ORF Scheisse finden … aber sie wissen wie das geht ...

scheissorf

Gefunden im Warteschlange-Weblog

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Eine Fundgrube in Sachen ®TMark, Yesmen und dem sogenannten Gatt.Org-Fake ist die Presseauswertung auf der Webseite von ®TMark in unterschiedlichen Sprache, darunter auch in deutscher Sprache:
    General press about ®TMark
    The Yes Men impersonate the WTO (Sydney)
    The Yes Men impersonate the WTO (Finland)
    The Yes Men impersonate the WTO (misc.)
    Regime-change playing cards
    Gatt.org
    Reamweaver
    Dow-Chemical.com/BursonMarsteller.com
    Saving Thing.net
    Voteauction.com
    CueJack
    The etoy Fund
    uva.

Bei Telepolis, 9.3.04 gibt es anlässlich der Film-Doku über "The Yes Men" auf der Berlinale dieses Jahr ein Interview mit Andy Bichlbaum und Mike Bonanno.

"Die Wahrheit ist eine Bedrohung


Die "Yes Men" über Blutegel, Identitätskorrektur, eindeutige und zweideutige Parodie, Freedom Camps und Bösewichte

Da hatten sich zwei gesucht und gefunden: Schon unabhängig voneinander hatten sie subtile Verunsicherungen in unsere Welt getragen, hatten mit Humor der vertrauten Realität ein bisserl ans Bein gepinkelt. Andy Bichlbaum hat, damals Angestellter von Maxis, im Auftrag von Rtmark dafür gesorgt, dass bei dem Computerspiel SimCopter zu gewissen Zeiten sich die virtuellen Passanten der simulierten Welt in schwule Bodybuilder verwandeln. Mike Bonanno hat mit der Barbie Liberation Organization sprechende Barbie- und G.I.Joe- Puppen gekauft, deren Voiceboxes ausgestauscht, und das Spielzeug mittels - wie sie es nannten - "shopgiving" wieder in den Handel gebracht, so dass die Kleinen unter dem Weihnachtsbaum dann Plastiksoldaten hatten, die "I wanna go shopping with you!" quiekten oder Miniatur-Blondinen, die knurrten, dass ein Toter keine Geschichten mehr erzähle."

Zum Interview

"Wir sind so was wie eine Bank"
Frank Guerrero von "Rtmark" im Zündfunk-Interview beim Bayrischen Rundfunk über Etoy und andere Netz-Kampagnen mit Kommunikationsguerilla-Charakter

"Ein anderes großartiges Projekt, mit dem wir leider nichts zu tun haben, ist das Waffeninspektoren-Team, dass gegründet wurde, um die USA nach Massenvernichtungswaffen zu durchsuchen. Sie touren gerade durch die USA und versuchen Militärbasen zu inspizieren. Das finden wir wirklich großartig. Und wenn irgendwer irgendwelche originellen Ideen für kreative Projekte hat, dann könnt ihr die uns natürlich mailen oder uns um Unterstützung bitten. Aber Hauptsache, ihr verwirklicht sie irgendwie. Schließlich müssen wir alle so gut wie wir können gegen diesen Wahnsinn protestieren."

 

twoday.net AGB

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