Das Programm der Subversionstagung ist einsehbar:
http://subversionstagung.blogspot.com/.
Der Eintritt ist frei, für Auswärtige können wir auch einen Raum zum Übernachten zur Verfügung stellen. Wir bitten um Anmeldung, damit wir (wg. Kaffee und so) die Anzahl der Teilnehmer_innen ein bisschen einschätzen zu können.
*****************
Subversive Aktion als emanzipatorische Praxis?
Linke Gruppen und Bewegungen nutzen für ihre politischen Interventionen vermehrt "subversive Aktionsformen" oder Methoden der Kommunikationsguerilla. Nicht zuletzt entstanden diese aus Unzufriedenheit mit traditionellen, auf Massenmobilisierung zielenden Aktivitäten und der Unflexibilität großer Organisationen. Seit den 1990er Jahren weisen Kritiker_innen jedoch darauf hin, dass das zersetzende Unterwandern von Kommunikationsstrukturen, Diskursen und Identitäten nur ohnehin vorhandene Tendenzen des "flexiblen" Kapitalismus auf die Spitze treibe. Sollte angesichts einer solchen Analyse wieder auf politische Identitätsbildung gesetzt werden, um
handlungsfähig zu bleiben?
Dieses Spannungsfeld wollen wir aus einer historisch-gesellschaftstheoretischen Perspektive vermessen und dabei konkreten Aktionen, ihren Funktions- und Wirkungsweisen, aber auch den an sie geknüpften Vorstellungen der Akteure nachgehen. Wir hoffen damit, Potenziale und Grenzen subversiver ktionsformen für eine emanzipatorische Praxis ausloten zu können.
Wann? 19. und 20. März 2011
Wo? Kulturzentrum Faust, Hannover
http://subversionstagung.blogspot.com/.
Der Eintritt ist frei, für Auswärtige können wir auch einen Raum zum Übernachten zur Verfügung stellen. Wir bitten um Anmeldung, damit wir (wg. Kaffee und so) die Anzahl der Teilnehmer_innen ein bisschen einschätzen zu können.
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Subversive Aktion als emanzipatorische Praxis?
Linke Gruppen und Bewegungen nutzen für ihre politischen Interventionen vermehrt "subversive Aktionsformen" oder Methoden der Kommunikationsguerilla. Nicht zuletzt entstanden diese aus Unzufriedenheit mit traditionellen, auf Massenmobilisierung zielenden Aktivitäten und der Unflexibilität großer Organisationen. Seit den 1990er Jahren weisen Kritiker_innen jedoch darauf hin, dass das zersetzende Unterwandern von Kommunikationsstrukturen, Diskursen und Identitäten nur ohnehin vorhandene Tendenzen des "flexiblen" Kapitalismus auf die Spitze treibe. Sollte angesichts einer solchen Analyse wieder auf politische Identitätsbildung gesetzt werden, um
handlungsfähig zu bleiben?
Dieses Spannungsfeld wollen wir aus einer historisch-gesellschaftstheoretischen Perspektive vermessen und dabei konkreten Aktionen, ihren Funktions- und Wirkungsweisen, aber auch den an sie geknüpften Vorstellungen der Akteure nachgehen. Wir hoffen damit, Potenziale und Grenzen subversiver ktionsformen für eine emanzipatorische Praxis ausloten zu können.
Wann? 19. und 20. März 2011
Wo? Kulturzentrum Faust, Hannover
Bernd Hüttner - am Dienstag, 8. Februar 2011, 17:52 - Rubrik: KG in der Universitaet
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Die neue Ausgabe der vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik hat den Schwerpunkt "Wandel der Öffentlichkeit"
(Inhaltsverzeichnis als PDF. Beiträge u.a. über abgeordnetenwatch.de, whistleblower. Autor_innen sind u.a. Jeffrey Wimmer oder Tom Schimmeck (mehr hier)
(Inhaltsverzeichnis als PDF. Beiträge u.a. über abgeordnetenwatch.de, whistleblower. Autor_innen sind u.a. Jeffrey Wimmer oder Tom Schimmeck (mehr hier)
Bernd Hüttner - am Samstag, 29. Januar 2011, 15:14 - Rubrik: Gegenoeffentlichkeit
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Über Grenzen hinweg
Ein Buch zur Bedeutung des Internets für globale Proteste
Wie entstehen transnationale zivilgesellschaftliche Netzwerke in und durch das Internet und welches Potenzial entfalten sie? Diese Fragestellung, die der Medien- und Kulturtheoretiker Rainer Winter in seinem Buch »Widerstand im Netz« untersucht, setzt voraus, dass es diese übergreifenden (Netz-)Öffentlichkeiten gibt. Winter bejaht dies, da er davon ausgeht, dass es durch das Netz neue Möglichkeiten zur Kommunikation gibt, die nicht mehr an den Nationalstaat gebunden sind und die durch das Prinzip der Betroffenheit entstehen. Im Kampf für soziale Gerechtigkeit weltweit werde das emanzipatorische Potenzial des digital grundierten Kosmopolitismus deutlich. Sicher: Die Bewegung gegen die kapitalistische Globalisierung seit 1999 oder seit dem Aufstand der Zapatistas in Mexiko 1994 sind ohne das Internet kaum denkbar. Wie viele politisch engagierte Menschen aber wirklich an transnationaler Kommunikation teilnehmen oder sie gar aktiv gestalten, dazu gibt es wenig verlässliche Informationen.
Zuerst liefert Winter aber allgemeine Informationen zum Internet: Einerseits zur absoluten Dominanz der kommerziellen Bereiche, aber auch zur emanzipatorischen Nutzung von unten, vor allem im Zuge des Web 2.0. Er diskutiert weiter die Perspektiven demokratischer Öffentlichkeiten im Netz, die er sehr positiv einschätzt, und stellt zivilgesellschaftliche virtuelle Netzwerke vor, unter anderem die Umweltorganisation Friends of the Earth und APC, die Association for Progressive Communication. Beide Organisationen arbeiten global, APC zum Beispiel hat 51 Mitgliedsorganisationen in 34 Ländern auf allen fünf Kontinenten.
Abschließend empfiehlt Winter der institutionellen Politik, doch stärker auf die zivilgesellschaftlichen Netzwerke zuzugehen. Diese hätten das demokratische Potenzial des Internets schließlich erst geschaffen und Problem- und Reflexionskompetenzen entwickelt. Damit dampft er den transnationalen, durch das Internet ermöglichten Protest auf Politikberatung und billigen Zulieferer neuer Ideen für globale Institutionen herunter und nimmt jeden herrschaftskritischen Aspekt aus dem Diskurs. Zwar verstehen viele Nichtregierungsorganisationen ihr politisches Wirken in einem solchen »zivilgesellschaftlichen« Rahmen des Lobbyismus, der Ergänzung und Reformierung herrschender Politik. Für eine Transformation der wirtschaftlichen Verhältnisse ist aber mehr nötig, und auch im Netz für die, die danach suchen, zu finden. Diese Perspektive hat Winter aber nicht, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass sein Buch aus einer Studie entstanden ist, die er 2004 für das Büro für Technikfolgen-Abschätzung des Deutschen Bundestages verfasst hat.
Bernd Hüttner
Rainer Winter: Widerstand im Netz. Zur Herausbildung einer transnationalen Öffentlichkeit durch netzbasierte Kommunikation; transcript-verlag, Bielefeld 2010, 165 S., 18,80 EUR.
Quelle: Neues Deutschland, APO-Seite 5.1. 2011
Ein Buch zur Bedeutung des Internets für globale Proteste
Wie entstehen transnationale zivilgesellschaftliche Netzwerke in und durch das Internet und welches Potenzial entfalten sie? Diese Fragestellung, die der Medien- und Kulturtheoretiker Rainer Winter in seinem Buch »Widerstand im Netz« untersucht, setzt voraus, dass es diese übergreifenden (Netz-)Öffentlichkeiten gibt. Winter bejaht dies, da er davon ausgeht, dass es durch das Netz neue Möglichkeiten zur Kommunikation gibt, die nicht mehr an den Nationalstaat gebunden sind und die durch das Prinzip der Betroffenheit entstehen. Im Kampf für soziale Gerechtigkeit weltweit werde das emanzipatorische Potenzial des digital grundierten Kosmopolitismus deutlich. Sicher: Die Bewegung gegen die kapitalistische Globalisierung seit 1999 oder seit dem Aufstand der Zapatistas in Mexiko 1994 sind ohne das Internet kaum denkbar. Wie viele politisch engagierte Menschen aber wirklich an transnationaler Kommunikation teilnehmen oder sie gar aktiv gestalten, dazu gibt es wenig verlässliche Informationen.
Zuerst liefert Winter aber allgemeine Informationen zum Internet: Einerseits zur absoluten Dominanz der kommerziellen Bereiche, aber auch zur emanzipatorischen Nutzung von unten, vor allem im Zuge des Web 2.0. Er diskutiert weiter die Perspektiven demokratischer Öffentlichkeiten im Netz, die er sehr positiv einschätzt, und stellt zivilgesellschaftliche virtuelle Netzwerke vor, unter anderem die Umweltorganisation Friends of the Earth und APC, die Association for Progressive Communication. Beide Organisationen arbeiten global, APC zum Beispiel hat 51 Mitgliedsorganisationen in 34 Ländern auf allen fünf Kontinenten.
Abschließend empfiehlt Winter der institutionellen Politik, doch stärker auf die zivilgesellschaftlichen Netzwerke zuzugehen. Diese hätten das demokratische Potenzial des Internets schließlich erst geschaffen und Problem- und Reflexionskompetenzen entwickelt. Damit dampft er den transnationalen, durch das Internet ermöglichten Protest auf Politikberatung und billigen Zulieferer neuer Ideen für globale Institutionen herunter und nimmt jeden herrschaftskritischen Aspekt aus dem Diskurs. Zwar verstehen viele Nichtregierungsorganisationen ihr politisches Wirken in einem solchen »zivilgesellschaftlichen« Rahmen des Lobbyismus, der Ergänzung und Reformierung herrschender Politik. Für eine Transformation der wirtschaftlichen Verhältnisse ist aber mehr nötig, und auch im Netz für die, die danach suchen, zu finden. Diese Perspektive hat Winter aber nicht, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass sein Buch aus einer Studie entstanden ist, die er 2004 für das Büro für Technikfolgen-Abschätzung des Deutschen Bundestages verfasst hat.
Bernd Hüttner
Rainer Winter: Widerstand im Netz. Zur Herausbildung einer transnationalen Öffentlichkeit durch netzbasierte Kommunikation; transcript-verlag, Bielefeld 2010, 165 S., 18,80 EUR.
Quelle: Neues Deutschland, APO-Seite 5.1. 2011
Bernd Hüttner - am Dienstag, 11. Januar 2011, 08:39 - Rubrik: Gegenoeffentlichkeit
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keesstad - am Freitag, 24. September 2010, 01:09 - Rubrik: Torten - Pies - Tarts
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Beim Anfang September über die Bühne gegangenen, weltweit bedeutenden Festival digitaler Kunst Ars Electronica 2010 kam es bei der Aufzeichung einer vom Institute for Science and Technology Austria (ISTA) ausgerichteten Podiumsdiskussion für den 'Club 2' des Österreichischen Rundfunk (ORF) zu einem mittelgroßen Eklat. AktivistInnen der unibrennt Bewegung besetzten nach in etwa einer Stunde die Bühne und übernahmen die Moderation der bis dahin teilweise mit sehr harte Bandagen geführten Diskussion.

Der Besetzung der Bühne waren heftige Wortgefechte und Beleidigungen vorangegangen, so dass der Moderator kurzzeitig die Gesprächsführung niederlegte und die Runde verließ. Zu seiner Rückkehr kam es nicht mehr. Eine der eingeladenen Diskussionsteilnehmerinnen, die Vertreterin der unibrennt Bewegung, forderte von der Bühne aus das Publikum auf, den Club 2 zu übernehmen, worauf gut 6 AktivistInnen auf die Bühne in der Tabakfabrik in Linz kletterten und "eine neue Diskussionskultur" ausriefen.
ORF verweigert Ausstrahlung des Club 2
Die Aufzeichnung wurde etwas später interessanter Weise nicht vom ORF sondern der Organisation der Ars Electronica abgebrochen. Die Ausstrahlung des Club 2 wurde vom ORF mit Hinweis auf den Tod von Claude Chabrol und eine kurzfristig angesetzte Retrospektive seines Werks abgesagt.
Eine Aufzeichnung der Podiumsdiskussion kursiert aber seit kurz nach Abschluss des Ars Electronica Festivals im Netz.
Diskussion "REPAIR - sind wir noch zu retten"
Der Veranstalter der Podiumsdiskussion hatte bereits ein Experiment angekündigt. Das ISTA, in Österreich landläufig unter der Bezeichnung Elite-Uni bekannter, war von der Ars Electronica ja mit einer großangelegten Evaluierung beauftragt worden, die bei dem diesjährigen Festival mit dem Titel "REPAIR - sind wir noch zu retten" präsentiert wurde und eben diese Frage aus der Sicht der Wissenschaft abklopft.

Nach dem bereits der 500 Seiten starke Evaluationsbericht, von Prof. Stefan M. Seydel als "Die Form der Unruhe" publiziert, bei der Ars aber mit der Überschrift "REPAIR - sind wir noch zu retten" ausgegeben wurde, war es nur naheliegend auch die Diskussionsrunde mit dieser Frage zu konfrontieren. Das "Experiment" zielte auf die Zusammensetzung der geladenen DiskussionsteilnehmerInnen.
Explosive Einladungspolitik
Auf der einen Seite ein Unternehmer aus der Werbebranche, ein Sektionschef des Innenministeriums und Seydel, der Studienautor und Vertreter des Gastgebers. Auf der anderen Seite unbekannte Gesichter der autonomen Szene verschiedener Bereiche, so etwa ein freier Journalist, der mit kritischen Büchern zur Subprime-Krise aufgefallen war, eine Vertreterin einer selbstorganisierten Migrantinnenorganisation, ein Buchautor und ehemaliger Betriebsrat der ehemaligen Verstaatlichten Industrie und die Vertreterin der unibrennt Bewegung. Etwas überraschend kam da die Einladung von Sigrid Maurer, der Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), die von den Herren wohl zur Seite der unzufriedenen Protestierenden gerechnet wurde, von den ExponentInnen der autonomen GesellschaftskritikerInnen aber zum Establishment.
Aktionen und Proteste waren geplant
Die Vertreterin der unibrennt Bewegung war zur für den Club 2 aufgezeichneten Diskussion deswegen zugelassen, weil das Festival der Bewegung einen Preis in der Kategorie "Digital Communities" zugesprochen hatte. Medien hatten daraufhin bereits im Vorfeld des Festivals vor Aktionen aus dem Dunstkreis der Bewegung gewarnt. Das hielt weder das ISTA, die Leitung der Ars Electronica noch den ORF von Ankündigungen der Podiumsdiskussion ab.

Bereits mit der Eröffnung der Diskussion und der ersten Runde unter den Diskussionsteilnehmern begann sich abzuzeichnen, dass das Experiment scheitern würde, autonome und unversöhnliche Gesellschaftskritikerinnen an einen Tisch mit Leistungsträgern zu setzen. Die Vetreterin der autonomen Migrantinnen schockierte gleich zu Beginn damit, dass sie einen schweren Vorschlaghammer zur Diskussion mitgenommen hatte. Der Ton zwischen den DiskutantInnen war bald so ruppig, dass Zuschauer in der Tabakfabrik, dem Ausstellungsort des Festivals, unruhig wurden und sich im Hintergrund empörten.
Anschlag mit Wasserbomben verhindert
Da die Bühne der geplanten Club 2 Diskussion im Ausstellungsbereich "TELE-Internet" des Kurators Aram Bartholl gelegen war, kam es noch zu weiteren Komplikationen. Im nahegelegenen Hackerspace waren Künstler rund um das Wiener Metalab so erbost, dass sie spontan Wasserbomben mit den Luftballonen eines Sponsors anfertigten und unter dem Publikum verteilten.

Diese kamen glücklicher Weise vorort nicht zum Einsatz, spielten aber später bei Übergriffen im Excecutive Zigarren Club des ISTA eine Rolle. Zu diesem exklusiven Abschluss ihres Engagements bei der Ars Electronica hatte die Elite-Uni ausgewählte Gäste geladen. Der Empfang fand trotz des vorangegangenen Eklats im 5. Stock der Tabakfabrik wohl noch statt, wurde allerdings von deutlich weniger Besuchern aus Politik, Kunst und Wissenschaft besucht, als sich die Gastgeber wohl vorgestellt hatten.
Hier ist die Aufzeichnung der Podiumsdiskussion zu sehen, die der ORF nun nicht mehr auszustrahlen gewillt ist, auch wenn eine Club 2 Ausstrahlung selbstverständlich stark gekürzt und geschnitten werden könnte:

Der Besetzung der Bühne waren heftige Wortgefechte und Beleidigungen vorangegangen, so dass der Moderator kurzzeitig die Gesprächsführung niederlegte und die Runde verließ. Zu seiner Rückkehr kam es nicht mehr. Eine der eingeladenen Diskussionsteilnehmerinnen, die Vertreterin der unibrennt Bewegung, forderte von der Bühne aus das Publikum auf, den Club 2 zu übernehmen, worauf gut 6 AktivistInnen auf die Bühne in der Tabakfabrik in Linz kletterten und "eine neue Diskussionskultur" ausriefen.
ORF verweigert Ausstrahlung des Club 2
Die Aufzeichnung wurde etwas später interessanter Weise nicht vom ORF sondern der Organisation der Ars Electronica abgebrochen. Die Ausstrahlung des Club 2 wurde vom ORF mit Hinweis auf den Tod von Claude Chabrol und eine kurzfristig angesetzte Retrospektive seines Werks abgesagt.
Eine Aufzeichnung der Podiumsdiskussion kursiert aber seit kurz nach Abschluss des Ars Electronica Festivals im Netz.
Diskussion "REPAIR - sind wir noch zu retten"
Der Veranstalter der Podiumsdiskussion hatte bereits ein Experiment angekündigt. Das ISTA, in Österreich landläufig unter der Bezeichnung Elite-Uni bekannter, war von der Ars Electronica ja mit einer großangelegten Evaluierung beauftragt worden, die bei dem diesjährigen Festival mit dem Titel "REPAIR - sind wir noch zu retten" präsentiert wurde und eben diese Frage aus der Sicht der Wissenschaft abklopft.

Nach dem bereits der 500 Seiten starke Evaluationsbericht, von Prof. Stefan M. Seydel als "Die Form der Unruhe" publiziert, bei der Ars aber mit der Überschrift "REPAIR - sind wir noch zu retten" ausgegeben wurde, war es nur naheliegend auch die Diskussionsrunde mit dieser Frage zu konfrontieren. Das "Experiment" zielte auf die Zusammensetzung der geladenen DiskussionsteilnehmerInnen.
Explosive Einladungspolitik
Auf der einen Seite ein Unternehmer aus der Werbebranche, ein Sektionschef des Innenministeriums und Seydel, der Studienautor und Vertreter des Gastgebers. Auf der anderen Seite unbekannte Gesichter der autonomen Szene verschiedener Bereiche, so etwa ein freier Journalist, der mit kritischen Büchern zur Subprime-Krise aufgefallen war, eine Vertreterin einer selbstorganisierten Migrantinnenorganisation, ein Buchautor und ehemaliger Betriebsrat der ehemaligen Verstaatlichten Industrie und die Vertreterin der unibrennt Bewegung. Etwas überraschend kam da die Einladung von Sigrid Maurer, der Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), die von den Herren wohl zur Seite der unzufriedenen Protestierenden gerechnet wurde, von den ExponentInnen der autonomen GesellschaftskritikerInnen aber zum Establishment.
Aktionen und Proteste waren geplant
Die Vertreterin der unibrennt Bewegung war zur für den Club 2 aufgezeichneten Diskussion deswegen zugelassen, weil das Festival der Bewegung einen Preis in der Kategorie "Digital Communities" zugesprochen hatte. Medien hatten daraufhin bereits im Vorfeld des Festivals vor Aktionen aus dem Dunstkreis der Bewegung gewarnt. Das hielt weder das ISTA, die Leitung der Ars Electronica noch den ORF von Ankündigungen der Podiumsdiskussion ab.

Bereits mit der Eröffnung der Diskussion und der ersten Runde unter den Diskussionsteilnehmern begann sich abzuzeichnen, dass das Experiment scheitern würde, autonome und unversöhnliche Gesellschaftskritikerinnen an einen Tisch mit Leistungsträgern zu setzen. Die Vetreterin der autonomen Migrantinnen schockierte gleich zu Beginn damit, dass sie einen schweren Vorschlaghammer zur Diskussion mitgenommen hatte. Der Ton zwischen den DiskutantInnen war bald so ruppig, dass Zuschauer in der Tabakfabrik, dem Ausstellungsort des Festivals, unruhig wurden und sich im Hintergrund empörten.
Anschlag mit Wasserbomben verhindert
Da die Bühne der geplanten Club 2 Diskussion im Ausstellungsbereich "TELE-Internet" des Kurators Aram Bartholl gelegen war, kam es noch zu weiteren Komplikationen. Im nahegelegenen Hackerspace waren Künstler rund um das Wiener Metalab so erbost, dass sie spontan Wasserbomben mit den Luftballonen eines Sponsors anfertigten und unter dem Publikum verteilten.

Diese kamen glücklicher Weise vorort nicht zum Einsatz, spielten aber später bei Übergriffen im Excecutive Zigarren Club des ISTA eine Rolle. Zu diesem exklusiven Abschluss ihres Engagements bei der Ars Electronica hatte die Elite-Uni ausgewählte Gäste geladen. Der Empfang fand trotz des vorangegangenen Eklats im 5. Stock der Tabakfabrik wohl noch statt, wurde allerdings von deutlich weniger Besuchern aus Politik, Kunst und Wissenschaft besucht, als sich die Gastgeber wohl vorgestellt hatten.
Hier ist die Aufzeichnung der Podiumsdiskussion zu sehen, die der ORF nun nicht mehr auszustrahlen gewillt ist, auch wenn eine Club 2 Ausstrahlung selbstverständlich stark gekürzt und geschnitten werden könnte:
watch the word - am Montag, 20. September 2010, 12:50 - Rubrik: Angewandter Realismus