Schuhwerfer all over the world united
Hierzu auch der Bericht in der nordtaz (27.4.2009)
Schuh-Würfe auf Elbvilla
EUROMAYDAY Angehörige des Prekariats feiern das Ende des Neoliberalismus. Fahrradkorso auf der Elbchaussee nach Blankenese. Große Demonstration am 1. Mai
VON GERNOT KNÖDLER
Der Schuhwerfer von Bagdad hat der Welt eine neue Geste des Protests und der Verachtung geschenkt. Statt auf ein Staatsoberhaupt wie George Bush sind die Schuhe am Sonntagnachmittag aber in den Garten einer Villa an der Elbchaussee geflogen. Die Aktion war Teil eines Fahrradkorsos von Altona nach Blankenese, mit dem rund 50 Mitglieder der Euromayday-Bewegung das Ende des Neoliberalismus feierten. "Ihr seid die Loser des nächsten Jahrzehnts", hieß es im Flugblatt zu der Aktion.
Die kleine Demonstration gehörte zur Vorbereitung auf den Euromayday am 1. Mai auf der Michelwiese. Am Tag der Arbeit macht die nicht an die Gewerkschaften gebundene Linke seit einigen Jahren darauf aufmerksam, wie schwer es für Freischaffende, Erwerbslose, Dauerpraktikanten und Flüchtlinge ist, wirtschaftlich über die Runden zu kommen. "Es geht darum, die Bedingungen sichtbar zu machen, unter denen wir leben", sagt Arndt Neumann, einer der Teilnehmer.
Der Konvoi war eine Mischung aus politischem Statement und Kunstaktion. Nicht umsonst startete er vor dem ehemaligen Altonaer Einkaufszentrum in der Neuen Großen Bergstraße, wo viele KünstlerInnen vorübergehend untergekommen sind. Vor der Tür des Musikclubs Goldener Salon malten TeilnehmerInnen Protestschilder mit Spruchblasen wie "heute hab' ich krisenfrei". Sie montierten Angeln mit übergroßen Karotten an ihre Räder - als Metapher für das vergeblichen Sich-Abstrampeln im Kapitalismus. Auf den Gepäckträgern klemmten vietnamesische Einkaufstaschen als Symbol für die Migration.
Viele Teilnehmer trugen Flügel oder Superhelden-Kostüme. "Uns interessiert der Moment der Verwandlung", sagt Neumann. "Der Superheld steht für die Kräfte, die wir haben, um die Gesellschaft zu verändern." Auch technisch war der Demozug auf der Höhe der Zeit: Ein Lastenrad transportierte einen drahtlos bedienbaren Verstärker mit einem kleinen Stromgenerator. Daraus klang ein Abgesang auf das Vokabular des Neoliberalismus: Deregulierung, Privatisierung, Shareholder Value, Fördern und Fordern, Lohnzurückhaltung, Einsparung, Markt, Markt, Markt.
"Es ist toll dass es vorbei ist", sagt Neumann. Das Prekariat lebe schon länger in der Krise. Jetzt treffe es endlich auch die neoliberalen Siegertypen. "Ole von Beust entdeckt Marx, die Grünen Sven Giegold", sagt eine Rednerin. "An den Neoliberalismus kann sich keiner mehr erinnern - nicht einmal Margaret Thatcher."
Die Anwohner der Elbchaussee nehmen den kleinen Zug befremdet bis belustigt zur Kenntnis. Ein alter Mann auf einem Dachbalkon klatscht in die Hände. Es ist nicht ganz klar, ob er es ernst oder zornig-ironisch meint. Gegenüber von der Villa, auf die die Schuhe fliegen, wohnt eine multiethnische Wohngemeinschaft. Mit etwas Geschick könne man auch ohne viel Geld schön leben, sagt einer der Mitbewohner, während der Konvoi gen Blankenese weiterradelt. Die Haftstrafe des Schuhwerfers von Bagdad ist kürzlich von drei Jahren auf eines reduziert worden.
Hierzu auch der Bericht in der nordtaz (27.4.2009)
Schuh-Würfe auf Elbvilla
EUROMAYDAY Angehörige des Prekariats feiern das Ende des Neoliberalismus. Fahrradkorso auf der Elbchaussee nach Blankenese. Große Demonstration am 1. Mai
VON GERNOT KNÖDLER
Der Schuhwerfer von Bagdad hat der Welt eine neue Geste des Protests und der Verachtung geschenkt. Statt auf ein Staatsoberhaupt wie George Bush sind die Schuhe am Sonntagnachmittag aber in den Garten einer Villa an der Elbchaussee geflogen. Die Aktion war Teil eines Fahrradkorsos von Altona nach Blankenese, mit dem rund 50 Mitglieder der Euromayday-Bewegung das Ende des Neoliberalismus feierten. "Ihr seid die Loser des nächsten Jahrzehnts", hieß es im Flugblatt zu der Aktion.
Die kleine Demonstration gehörte zur Vorbereitung auf den Euromayday am 1. Mai auf der Michelwiese. Am Tag der Arbeit macht die nicht an die Gewerkschaften gebundene Linke seit einigen Jahren darauf aufmerksam, wie schwer es für Freischaffende, Erwerbslose, Dauerpraktikanten und Flüchtlinge ist, wirtschaftlich über die Runden zu kommen. "Es geht darum, die Bedingungen sichtbar zu machen, unter denen wir leben", sagt Arndt Neumann, einer der Teilnehmer.
Der Konvoi war eine Mischung aus politischem Statement und Kunstaktion. Nicht umsonst startete er vor dem ehemaligen Altonaer Einkaufszentrum in der Neuen Großen Bergstraße, wo viele KünstlerInnen vorübergehend untergekommen sind. Vor der Tür des Musikclubs Goldener Salon malten TeilnehmerInnen Protestschilder mit Spruchblasen wie "heute hab' ich krisenfrei". Sie montierten Angeln mit übergroßen Karotten an ihre Räder - als Metapher für das vergeblichen Sich-Abstrampeln im Kapitalismus. Auf den Gepäckträgern klemmten vietnamesische Einkaufstaschen als Symbol für die Migration.
Viele Teilnehmer trugen Flügel oder Superhelden-Kostüme. "Uns interessiert der Moment der Verwandlung", sagt Neumann. "Der Superheld steht für die Kräfte, die wir haben, um die Gesellschaft zu verändern." Auch technisch war der Demozug auf der Höhe der Zeit: Ein Lastenrad transportierte einen drahtlos bedienbaren Verstärker mit einem kleinen Stromgenerator. Daraus klang ein Abgesang auf das Vokabular des Neoliberalismus: Deregulierung, Privatisierung, Shareholder Value, Fördern und Fordern, Lohnzurückhaltung, Einsparung, Markt, Markt, Markt.
"Es ist toll dass es vorbei ist", sagt Neumann. Das Prekariat lebe schon länger in der Krise. Jetzt treffe es endlich auch die neoliberalen Siegertypen. "Ole von Beust entdeckt Marx, die Grünen Sven Giegold", sagt eine Rednerin. "An den Neoliberalismus kann sich keiner mehr erinnern - nicht einmal Margaret Thatcher."
Die Anwohner der Elbchaussee nehmen den kleinen Zug befremdet bis belustigt zur Kenntnis. Ein alter Mann auf einem Dachbalkon klatscht in die Hände. Es ist nicht ganz klar, ob er es ernst oder zornig-ironisch meint. Gegenüber von der Villa, auf die die Schuhe fliegen, wohnt eine multiethnische Wohngemeinschaft. Mit etwas Geschick könne man auch ohne viel Geld schön leben, sagt einer der Mitbewohner, während der Konvoi gen Blankenese weiterradelt. Die Haftstrafe des Schuhwerfers von Bagdad ist kürzlich von drei Jahren auf eines reduziert worden.
kg2u - am Mittwoch, 29. April 2009, 00:25 - Rubrik: Aktionsvorschlaege
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Erst verdrängten Ketten kleine Buchläden, jetzt bedroht das Netz einstige Nischenangebote, meint C. Villinger hier im "Neuen Deutschland".
Bernd Hüttner - am Dienstag, 28. April 2009, 16:40 - Rubrik: Gegenoeffentlichkeit
In Spiegel Online (21.04.2009) findet sich eine Feature über einen der AutorInnen des Handbuchs für Kommunikationsguerilla:
"PHÄNOMEN LUTHER BLISSETT
Zwischen Elton John und dem Tierlabor
Er war ein Produkt des Neoismus: Luther Blissett schoss den FC Watford in die Erste Liga, wurde in Italien wegen Schwarzfahrens verhaftet, war Musiker, Schimpanse und Romanautor. 11 FREUNDE-Autor Dirk Gieselmann erzählt die bizarre Geschichte eines Mannes, den es tausendfach gab."
Weiter zum ganzen Text
"PHÄNOMEN LUTHER BLISSETT
Zwischen Elton John und dem Tierlabor
Er war ein Produkt des Neoismus: Luther Blissett schoss den FC Watford in die Erste Liga, wurde in Italien wegen Schwarzfahrens verhaftet, war Musiker, Schimpanse und Romanautor. 11 FREUNDE-Autor Dirk Gieselmann erzählt die bizarre Geschichte eines Mannes, den es tausendfach gab."
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kg2u - am Mittwoch, 22. April 2009, 08:58 - Rubrik: Multiple Namen
in dem eben im Plöttner Verlag erschienenen Roman »Goodbye Bismarck« von s.u.bart dreht sich alles um eine KG-Aktion des Jahres 1990 in Hamburg. Zur Deutschen Einheit hatten unbekannte Täter dem monumentalen Bismarck-Denkmal eine Kohlmaske aufgesetzt. Die Stadt hatte Schwierigkeiten, das Ding wieder runterzuholen. Aber lest selbst, ihr werdet Euch amüsieren.
Näheres auf der Homepage der Autorin
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henrietta bästlein - am Dienstag, 21. April 2009, 21:58 - Rubrik: KG in der Literatur
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Buch zu "10 Jahre Alternativer Medienpreis" erschienen
Wurde der Bürgerjournalismus erst mit dem Internet erfunden? Auf welche Traditionen kann sich berufen, wer heute Blogs, Webradio, Bürgerfernsehen oder Webportale mit Bürgerbeteiligung betreibt? Zum zehnjährigen Jubiläum des Alternativen Medienpreises versammelt der Band eine kurze Geschichte der "Presse von unten", Fallstudien zu Stadtzeitungen, Freien Radios und Bürgerfunk und zur Alternativpresse in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung. Dokumentiert werden alle verliehenen Preise sowie ausgewählte Preisreden (Laudationes). Ein Überblick über die alternativen Medien der Gegenwart, dargestellt von den Macherinnen und Machern selbst.
Hier kann es für 19 Euro bestellt werden.
Wurde der Bürgerjournalismus erst mit dem Internet erfunden? Auf welche Traditionen kann sich berufen, wer heute Blogs, Webradio, Bürgerfernsehen oder Webportale mit Bürgerbeteiligung betreibt? Zum zehnjährigen Jubiläum des Alternativen Medienpreises versammelt der Band eine kurze Geschichte der "Presse von unten", Fallstudien zu Stadtzeitungen, Freien Radios und Bürgerfunk und zur Alternativpresse in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung. Dokumentiert werden alle verliehenen Preise sowie ausgewählte Preisreden (Laudationes). Ein Überblick über die alternativen Medien der Gegenwart, dargestellt von den Macherinnen und Machern selbst.
Hier kann es für 19 Euro bestellt werden.
Bernd Hüttner - am Mittwoch, 15. April 2009, 15:39 - Rubrik: Gegenoeffentlichkeit
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