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Marcus S. Kleiner führte an der FH Dortmund, FB Design im Sommersemester 2006 ein Seminar "Kommunikationsguerilla" durch. Dazu gibt es auch ein Wiki
mit allen möglichen Hinweisen und Materialien.

Geert Lovink schreibt in Dark Fiber ("Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung", Bd. 425) über den Symbolwert des Tortenwerfens als Medienereignis:

darkfiber"Jenseits von Analyse und Bewertung geht es im Taktischen auch um die Rückforderung von Imagination und Fantasie. Die klassischen Rituale des Widerstands erreichen große Teile der Bevölkerung nicht mehr. Das war die Krise der direkten Aktion Anfang der 1990er Jahre, die zum Teil ein Versagen der Imagination darstellte. Die Epidemie der Tortenschlachten war ein Ausweg; die ritualisierte Demütigung der Macht mit einer Torte im Gesicht . Als hochvermittelte Praxis existiert die Torte nicht ohne Bild, sie hat nur als Medienereignis Bedeutung. Wir könnten sie als vorrangige Art des Angriffs auf die Macht betrachten. Die Torte ist der perfekte giftige Gegenentwurf. Das Wissen um die Taktik radikaler Entfremdung besagt, dass, je weiter man sich in vermittelte Räume begibt, man desto eher in die Wirklichkeit 'zurückfällt'. Radikale Forderungen sind nicht standardmäßig ein Zeichen eines dogmatischen Glaubenssystems (es kann natürlich so sein). Gut formuliert sind sie starke Zeichen, die tief in die verwirrte postmodernen Subjektivität eindringen, die so empfänglich ist für einigängige Phrasen, Logos und Marken. Und vor allem: starke Bilder. Die mit Torten beschmierte Führungspersönlichkeit ist eine dieser unwiderstehlichen Foto-Gelegenheiten." (S. 238)


Endlich mal eine brauchbare Analyse über die inhaltlichen Implikationen des Tortenwerfens .... danke Geert.

Zum Inhaltsverzeichnis von Dark Fiber

web.de, 22.06. 2006 über Banksys Graffiti-Eskapaden:

Ungewöhnliche Kunst am Bau
London - Ein erboster Ehemann, im Hintergrund eine Ehefrau im BH und ein Liebhaber, der nackt aus dem Fenster hängt - in der englischen Stadt Bristol sorgt derzeit eine ungewöhnliche Form der Kunst am Bau für verwunderte Blicke.

Banksy

Der britische Graffiti-Künstler Banksy hat in der Innenstadt die täuschend echte Szene eines Ehebruchs an eine Häuserwand gemalt. Während der Ehemann suchend aus dem Fenster blickt, kann sich der Liebhaber nur noch mit einer Hand festhalten. Mit der anderen Hand bedeckt er mühsam seine Scham.

Die Stadtverwaltung muss nun entscheiden, ob das Gemälde bleiben darf. Dazu müsse geklärt werden, ob es sich um Kunst oder Graffiti handele, sagte ein Behördensprecher der BBC. Zugleich kündigte er an, dass die Bevölkerung ein Mitspracherecht bekommen soll. "Wir wollen von den Anwohnern wissen, was sie davon halten."

Der aus Bristol stammende Graffiti-Künstler Banksy (31) hat schon mit einigen ungewöhnlichen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Mehrfach hängte der selbst ernannte "Kommunikationsguerilla" seine Arbeiten ungefragt in großen Museen auf. Meist wurde dies erst nach einigen Wochen bemerkt.

Wahrheit als Bedrohung
heißt die Überschrift auf den Online-Seiten der ZEIT

Dabei werden The Yes Men als "Aktionskünstler" etikettiert: Sie "treiben ihr unglaubliches Spiel mit der Wahrheit am liebsten in den Zentren der ökonomischen Macht".

Der Artikel beschreibt wie Kommunikationsguerilla à la Yes Men funktioniert:

Zeitgenössischer Polit-Aktivismus, wie ihn Greenpeace oder Attac betreiben, hat viel vom Theater und der Aktionskunst gelernt.
(...)
The Yes Men, die Ja-Sager, gehen anders vor. Auch sie leisten Performances und agieren in besonderen Situationen, aber sie belehren nicht, sondern sind geradezu übereifrig in ihrer Anpassung an die Sprache und die Bilder ihres Publikums. Die Powerpoint-Präsentation beispielsweise hatten sie aus Cliparts zusammengestellt, die Microsoft online zur Vortragszwecken bereitstellt. Wenn die Bildchen und Schlagwörter auf der Projektion reinschweben oder -flitzen, sind das ebenfalls Standardeffekte des Programms. Waren also die Übernahme der Gepflogenheiten - die Präsentationsweise, der Redestil, das Auftreten - so perfekt, dass den professionellen Zuhörern die drastischen Inhalte entgingen oder entgehen mussten?
(...)
Die Frage, ob und wie Kunst politisch oder Politik kunstvoll sein kann, ist im 20. Jahrhundert immer wieder gestellt worden und von den totalitären Regimes in Deutschland und Russland erschreckend klar beantwortet worden. Kunst wurde hier zum Mittel der Indoktrination, der psychologisch untermauerten Einschwörung auf die herrschende Ideologie, und zur eindringlichen Gestaltung von politischen Akten. Wenn die Distanz zum politischen Inhalt fehlt, wenn das Nachdenken der eigenen Position ausbleibt, so läuft politische Kunst immer Gefahr, einfach einer Sache zuzustimmen oder bloß moralinsauer den Zeigefinger gegen sie zu erheben. Das haben The Yes Men ausführlich bedacht und daraus eine komplizierte politische Kunststrategie aus Täuschung, Überaffirmation (übertriebener Zustimmung), Distanznahme, Dokumentation und Distribution (Verbreitung) entwickelt. Nach der Aktion während der Londoner Konferenz bleiben das treffliche Symbol Gilda sowie die Video- und Fotodokumente des Vortrags Zerrspiegel der wahnsinnigen Logik, die für die meisten von uns unsichtbar hinter verschlossenen Türen wirkt, dafür aber den Lauf der Welt maßgeblich bestimmt. Alles lässt sich auf der Homepage genau nachvollziehen. Als Spiegelbilder finden die Aktionen aber auch - das ist fast klassisch - zurück in die Kunstausstellungen.


Tja, also doch mal wieder die Heimholung in die Kunst. Schön, dass die Praxis sperriger ist ...

Aus einer Mitteilung des Verlags Assoziation A müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften die Werbekampagne für das von der AG Grauwacke zu verantwortende Buch "Autonome in Bewegung" gestoppt hat. Hier die Mitteilung des Verlags:


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir freuen uns, euch/Ihnen mitteilen zu können, dass dem Indizierungsantrag des Familienministeriums gegen das Buch "Autonome in Bewegung" vom zuständigen 12er-Gremium in der Sitzung vom 6. Juli 2006 nicht stattgegeben wurde.

Allen, die uns in den vergangenen Wochen durch Zuspruch und kritische Berichterstattung in dieser Angelegenheit unterstützt haben, möchten wir herzlich danken.


Das ist doch selbstverständlich, auch wenn es uns bei dem Schinken schwer gefallen ist ... und es diese Fürsprache (der Bundesregierung) nicht verdient hat ..

 

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