Scheinbar un-wahr oder wie falsche (Online-) Informationen, wahre (‚Real Life’) Ereignisse schaffen
Die deutschsprachige akademische Welt entdeckt ein Thema: Die Kommunikationsguerilla!
Nach dem sehr guten und ziemlich ausführlichen medienwissenschaftlichen Überblickstext von Marcus S. Kleiner mischt sich nun auch die "Volkskunde" ein. In der österreichischen Zeitschrift "kuckuck - Notizen zur Alltagskultur" (herausgegeben vom Grazer Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie) veröffentlichte der Hamburger Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger (ja, der mit dem Bankraub-Buch) einen kürzeren Beitrag über Fakes. Der Untertitel lautet: "Kulturwissenschaftliche Anmerkungen zum Fake als politisches Handlungs- und Kommunikationsmuster."
Der Text geht vom DowChemical-Fake aus, beschreibt ihn ausführlich und analysiert den Fake als "politisches Handlungs- und Kommunikationsmuster". Schönberger geht darüber hinaus auch auf die technischen Rahmenbedingungen des Internet und der Möglichkeit von Fakes ein.
Die ganze Angabe:
Schönberger, Klaus: Scheinbar un-wahr oder wie falsche (Online-) Informationen, wahre (‚Real Life’) Ereignisse schaffen. Kulturwissenschaftliche Anmerkungen zum Fake als politisches Handlungs- und Kommunikationsmuster. In: Kuckuck 1/2005. Notizen zur Alltagskultur. Themenheft „scheinbar“, S. 18-23.
Nachtrag am 7.8.: Der Beitrag ist nun online (aber ohne Fussnoten)
[via Kulturwissenschaftliche Technikforschung]
Die deutschsprachige akademische Welt entdeckt ein Thema: Die Kommunikationsguerilla!
Nach dem sehr guten und ziemlich ausführlichen medienwissenschaftlichen Überblickstext von Marcus S. Kleiner mischt sich nun auch die "Volkskunde" ein. In der österreichischen Zeitschrift "kuckuck - Notizen zur Alltagskultur" (herausgegeben vom Grazer Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie) veröffentlichte der Hamburger Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger (ja, der mit dem Bankraub-Buch) einen kürzeren Beitrag über Fakes. Der Untertitel lautet: "Kulturwissenschaftliche Anmerkungen zum Fake als politisches Handlungs- und Kommunikationsmuster."
Der Text geht vom DowChemical-Fake aus, beschreibt ihn ausführlich und analysiert den Fake als "politisches Handlungs- und Kommunikationsmuster". Schönberger geht darüber hinaus auch auf die technischen Rahmenbedingungen des Internet und der Möglichkeit von Fakes ein.
Die ganze Angabe:
Schönberger, Klaus: Scheinbar un-wahr oder wie falsche (Online-) Informationen, wahre (‚Real Life’) Ereignisse schaffen. Kulturwissenschaftliche Anmerkungen zum Fake als politisches Handlungs- und Kommunikationsmuster. In: Kuckuck 1/2005. Notizen zur Alltagskultur. Themenheft „scheinbar“, S. 18-23.
Nachtrag am 7.8.: Der Beitrag ist nun online (aber ohne Fussnoten)
[via Kulturwissenschaftliche Technikforschung]
kg2u - am Montag, 25. Juli 2005, 22:27 - Rubrik: KG in der Universitaet
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während der Tour de France:
Die Stadt Karlsruhe warb seit Wochen mit Transparenten auf denen u.a. stand "Karlsruhe hat der Welt das Fahhrad geschenkt" und freute sich, dass die Tour endlich in ihr "eigentliches Ursprungsland" zurückkehrt. In der Nacht vor der Tour wurden Transparente mit neuen Slogans verziert, auf denen z.B. stand "Karlsruhe hat der Welt das Senfgas geschenkt (www.fritz-haber-institut.de)"
Die Stadt Karlsruhe warb seit Wochen mit Transparenten auf denen u.a. stand "Karlsruhe hat der Welt das Fahhrad geschenkt" und freute sich, dass die Tour endlich in ihr "eigentliches Ursprungsland" zurückkehrt. In der Nacht vor der Tour wurden Transparente mit neuen Slogans verziert, auf denen z.B. stand "Karlsruhe hat der Welt das Senfgas geschenkt (www.fritz-haber-institut.de)"
contributor - am Mittwoch, 20. Juli 2005, 11:55 - Rubrik: Billboard Liberation
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Jetzt geht es bald los. Hier das Programm.
22.Juli - 19.August 2005, Neurotitan, Rosenthalerstr. 39, Berlin
„Jede revolutionäre Theorie musste ihre eigenen Worte erfinden, den herrschenden Sinn der anderen Worte zerstören und neue Positionen in der „Welt der Bedeutungen“ schaffen, die der neuen, im Entstehen begriffenen Wirklichkeit entsprechen und die es vom herrschenden Wust zu befreien gilt.“ Khayati, Mustapha : Die gefesselten Worte.
Die menschliche Kommunikation ist fundamental für jede Gesellschaft, denn in kommunikativen Prozessen entstehen Normen, werden Werte tradiert und Kulturinhalte vermittelt. Watzlawicks Diktum 'You cannot not communicate’ bezieht sich auch auf diesen Aspekt: Wir leben in einer Welt der Kommunikation und all unser Tun ist Kommunikation, denn „mit Hilfe der Sprache ordnen die Menschen ihre Welt“.
Doch: Die Sprache wird okkupiert und von den Herrschenden für ihre Zwecke benutzt. Umberto Eco brachte 1967 in seinem Aufsatz „Für eine semiologische Guerilla“ die Macht der Kommunikation in einem Satz auf den Punkt: „Heute gehört ein Land dem, der die Kommunikation beherrscht.“ Und Jean Baudrillard schliesst sich 1978 dieser These an, indem er verkündet: „Der Unterschied zwischen Sendern und Empfängern, zwischen Produzenten und Konsumenten von Zeichen muss total bleiben, denn in ihm liegt heute die wirkliche Form der gesellschaftlichen Herrschaft.“
Die Kommunikation und mit ihr die wichtigsten ökonomischen Resonanzkörper – Massenmedien und Werbung – besitzen heute eine fast totalitäre Macht. Deshalb gibt es einen Kampf um die Beherrschung dieser Kommunikationskanäle. Und heute sind fast alle bedeutenden Kanäle (Fernsehen, Radio, Internet, Zeitungen, Magazine u.s.w.) in der Hand der ökonomischen Elite, die die Kommunikation, Sprache und damit die Zeichen prägt und okkupiert. `
22.Juli - 19.August 2005, Neurotitan, Rosenthalerstr. 39, Berlin
„Jede revolutionäre Theorie musste ihre eigenen Worte erfinden, den herrschenden Sinn der anderen Worte zerstören und neue Positionen in der „Welt der Bedeutungen“ schaffen, die der neuen, im Entstehen begriffenen Wirklichkeit entsprechen und die es vom herrschenden Wust zu befreien gilt.“ Khayati, Mustapha : Die gefesselten Worte.
Die menschliche Kommunikation ist fundamental für jede Gesellschaft, denn in kommunikativen Prozessen entstehen Normen, werden Werte tradiert und Kulturinhalte vermittelt. Watzlawicks Diktum 'You cannot not communicate’ bezieht sich auch auf diesen Aspekt: Wir leben in einer Welt der Kommunikation und all unser Tun ist Kommunikation, denn „mit Hilfe der Sprache ordnen die Menschen ihre Welt“.
Doch: Die Sprache wird okkupiert und von den Herrschenden für ihre Zwecke benutzt. Umberto Eco brachte 1967 in seinem Aufsatz „Für eine semiologische Guerilla“ die Macht der Kommunikation in einem Satz auf den Punkt: „Heute gehört ein Land dem, der die Kommunikation beherrscht.“ Und Jean Baudrillard schliesst sich 1978 dieser These an, indem er verkündet: „Der Unterschied zwischen Sendern und Empfängern, zwischen Produzenten und Konsumenten von Zeichen muss total bleiben, denn in ihm liegt heute die wirkliche Form der gesellschaftlichen Herrschaft.“
Die Kommunikation und mit ihr die wichtigsten ökonomischen Resonanzkörper – Massenmedien und Werbung – besitzen heute eine fast totalitäre Macht. Deshalb gibt es einen Kampf um die Beherrschung dieser Kommunikationskanäle. Und heute sind fast alle bedeutenden Kanäle (Fernsehen, Radio, Internet, Zeitungen, Magazine u.s.w.) in der Hand der ökonomischen Elite, die die Kommunikation, Sprache und damit die Zeichen prägt und okkupiert. `
contributor - am Montag, 18. Juli 2005, 13:38 - Rubrik: Kunst und Politik
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Auf Telepolis (18.7.2005) aeussert sich der Jurist Martin Kutscha ueber prinzipielle Implikationen des Frankfurter Urteils:
Die wird es erst geben, wenn auch andere entsprechende Gerichtsentscheidungen vorliegen. Ich gehe davon aus, dass es eine zunehmende Praxis politischer Aktivität im Internet geben wird. Auch deswegen würde ich dafür plädieren, Rechtsmittel einzulegen, bis hin zum Bundesverfassungsgericht. Es muss eine grundsätzliche Entscheidung herbeigeführt werden, weil, auch wenn ich das vorsichtig formulieren möchte, bei manchen Instanzgerichten die notwendige Sensibilität für die Grundrechte fehlt.
Die wird es erst geben, wenn auch andere entsprechende Gerichtsentscheidungen vorliegen. Ich gehe davon aus, dass es eine zunehmende Praxis politischer Aktivität im Internet geben wird. Auch deswegen würde ich dafür plädieren, Rechtsmittel einzulegen, bis hin zum Bundesverfassungsgericht. Es muss eine grundsätzliche Entscheidung herbeigeführt werden, weil, auch wenn ich das vorsichtig formulieren möchte, bei manchen Instanzgerichten die notwendige Sensibilität für die Grundrechte fehlt.
contributor - am Montag, 18. Juli 2005, 13:14 - Rubrik: Gegenoeffentlichkeit
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Auf der Mailingliste "Rohrpost" (und nun auch in diesem Blog) gärt es. Der Grund ist der Katalog der Ausstellung "Just do it!" aus dem Linzer Lentos-Museum. Der Katalog wurde bereits Ende Februar veröffentlicht und ist nun wohl auch in Berlin, dem scheinbaren Nabel allen subversiven Kunstschaffens, angekommen. Während die Ausstellung im Linzer Lentos Museum eher demonstrierte, wie fad es sein kann, wenn Subversives im Museum präsentiert wird, fängt der Katalog an Spaß zu machen.
Der Katalog hat insofern ein ungewöhnliches Aussehen, als das Buch in Form eines Totenkopfes, also dem Markenzeichen der Piraten, zugeschnitten ist.
Schon allein das hätte unsere Kunst- und ZeichendeutungsspezialistInnen misstrauisch werden lassen müssen. Um es vorwegzunehmen. Der gesamte Text des Katalogs ist "geklaut" und ein Zusammenschnitt diverser einschlägiger Texte (u.a. auch von der autonomen a.f.r.i.k.a. gruppe).
Der nun einsetzende Debatte um den Katalog ist ein Beispiel dafür was passiert, wenn Culture Jamming auf die Produkte und Marken der Szene angewendet wird. Während das Adbustern im Museum nichts oder nur wenig in Bewegung setzt, lässt sich der Kunstbetrieb damit offenbar prima aufmischen.
1. Angefangen hat alles mit einer Bemerkung von Andreas Broeckmann und der Frage nach der Herkunft der Katalogtexte:
dann sollte man die herren kuratoren unbedingt mal fragen, wo die texte im reader genau herkommen, bzw. wer sie geschrieben hat. und wer sie sich im sinne eines 'just do it!' angeeignet hat.
2. Ein Markenzeichen namens Florian Cramer" recherchiert:
"Genauer gesagt, handelt es sich um Texte von Inke Arns, die ohne Autorinnen- und Quellenangabe und gleich kapitelweise - über mehr als zwanzig Seiten am Stück - in den (kommerziell vertriebenen) Katalog "appropriiert" wurden.
und er riecht, dass dies irgendwie mit "Culture Jamming" zusammenhängt:
Die Kuratoren zeigen auf diese Weise höchst raffiniert die dialektische Kehrseite des "culture jamming" auf: Ausbeutung fremder Arbeit zur Beförderung der eigenen Karriere. "Just Do It" ist wirklich ein schöner Titel für ihr Projekt.
3. Jetzt wird erstmal gesucht und gelesen. Und dann geht es zur Sache: Kuratoren gegen Kuratoren. Inke Arns schreibt einen Offenen Brief (der in diesem Blog in voller Länge hineingestellt wurde). Darin heisst es u.a.
"Anlaesslich der Ausstellung "Just do it - Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof" im Lentos Museum in Linz, Oesterreich, haben die drei Kuratoren Thomas Edlinger, Florian Waldvogel und Raimar Stange einen Katalog produziert, der aus - teils sehr langen - Passagen von Texten verschiedener AutorInnen besteht. Die Urheber wurden weder um Erlaubnis zum (Wieder-)Abdruck gefragt, noch sind die Texte namentlich gekennzeichnet, d.h. einzelnen AutorInnen zuzuordnen. Der Katalog scheint so aus einem einzigen zusammenhaengenden Text zu bestehen, der keine Textgrenzen mehr erkennen laesst.
Generell handelt es sich hierbei um ein Missverständnis und Missbrauch der Konzepte des "Culture Jamming", "Appropriation" und "Subversion von Zeichen". Bei diesen Praktiken geht es nicht um einen Freibrief zur kostenlosen Selbstbedienung bei KollegInnen, sondern - v.a. im netzaktivistischen Bereich - um eine Strategie
der Entwendung von Zeichen (z.B. Markennamen, CIs, Logos) zwecks Unterwanderung der Autoritaet grosser Korporationen. Es geht um die kritische, künstlerische Verfremdung und Wiederaneignung herrschender Codes, nicht um unkritisches
postmodernes Recycling und auch nicht um Arbeitseinsparungen für Kuratoren und Kritiker, die sich sowenig Mühe wie möglich machen wollen."
Nun bedient sich ein mehr oder weniger etabliertes Museum dieser Techniken und mischt diejenigen auf, die mittels entsprechenden Themen noch gerne in diese Institutionen hinein wollen. Der Tenor der Diskussion jedenfalls geht in die Richtung, die einen sind böse, weil das Buch kommerziell vertrieben wird (ja wir wissen alle, mit solchen büchern verdienen wir Millionen ... und edition selene erst, auch böse). Da haben wir ihn wieder: diesen deutschen Affekt, das Böse ist immer und überall: komerziell.
Und dann ist da noch die Konkurrenz und die Behauptung, dass die Herausgeber und Kuratoren mit den geklauten Texten Karriere machen wollen. Immer noch Arns....
"Bei Just do it scheint es sich jedoch nicht um ein Missverstaendnis aus Unwissenheit zu handeln, sondern um eine bewusste karrieristische Verschleierungsstrategie."
Tja, wieder nicht zitiert worden. Wieder ein Baustein weniger in der eigenen Kuratoren- und Künstlerbiographie (Wie heißt es doch so schön oder ähnlich: "Ich möchte Teil einer Widerstandsbewegung sein ...").
4. Das Markenzeichen Florian Cramer, dem ebenfalls übel mitgespielt wurde, tritt darauf hin auf den Plan und es outet sich Florian Cramer in einer weiteren Stellungnahme ebenfalls als "Kurator" ("Die kuratorische Rhetorik vom Widerstand") mit einer verzweifelten Satire. Er hat bemerkt, dass es uncool ist, was er da schreibt und bejammert. Aber er weiss ja zu bluffen und weiss auch welche Autoren er heranziehen muss, um auf der Seite der Guten zu bleiben:
"Die Situationisten entwickelten eine Methode der permanenten Entfremdung von gesellschaftlichen Konventionen. Was ich, wie man sieht, noch viel besser kann. Die Situationisten suchten nach Rissen innerhalb der Gesellschaft, die sie mit Satire, Bluffs, Provokationen und Gewalt vergrößern wollten. Satire und Provokationen sind zwar nicht so mein Ding, bluffen kann ich aber ganz gut und Gewalt übe ich lieber diskursiv aus. Manchmal packt mich der Kasernenhofton, und ich schwadroniere vom situationistischen "Vollstreckungsbefehl an die Wirklichkeit". Doch was ich eigentlich sagen will, ist: Stangen aller Edlinger, waldvögelt Euch ins Knie!"
Wir haben gelernt, dass Culture Jamming gegen Big Business im Museum für den Oarsch ist. Doch mit diesem Museumskatalog wird der Kunstbetrieb auf seinem eigenen Feld und mit den ihm adäquaten Mitteln angegriffen. Vorführen tut sich der Laden nun selbst (Man muss nur die absurden rechtlichen Tips und Ratschläge auf der Mailingliste anschauen, da schlägt das Herz eines jeden Kommunikationsguerilleros - bessere Vorlagen aus der deutschen Buchhalterseele kann doch niemand liefern - und das zeigt welch verheerende Auswirkungen die flächendeckende Einrichtung von Kulturmanagementstudiengängen nach sich zieht). Der Lentos-Katalog führt auf eindrückliche Weise vor, dass es dem Künstler-Culture-Jamming nicht um Widerstand gegen was auch immer geht, sondern um das je eigene Markenzeichen, das ist auch weder wirklich verwerflich oder auch moralisch schlecht. Nur hören würden wir es ab und zu ganz gerne, damit es weniger oft vorkommt, dass wir uns dabei ertappen, wenn wir Kunst mit Widerstand verwechseln, anstatt künstlerische Mittel zum Widerstand einzusetzen..
Glückwunsch Edlinger, Waldvogel und Stange - Wir sind ein bisserl neidisch ....
PS. Zur Ehrenrettung der Rohrpost-Liste müssen wir dann doch noch den Johannes-Auer-Vorschlag nachreichen:
"koennte es nicht vielleicht sein, dass ihr mit eurer reaktion genau in die strategie der initiatoren spielt (sozusagen "arns" und "cramer" als marke verstanden mit den theoretischen texten als markenzeichen. protest erwuenscht und kalkuliert...)
anderer vorschlag: bezeichnet euch in euren cv's ab sofort als die kuratoren dieser ausstellung, schickt ein paar gepflegte kuratorische statements durch die listen, plagiiert die museums-/verlags-seite, natuerlich mit euch als kuratoren, gebt am besten den katalog noch einmal unter eurem namen heraus (ist machbar...)...
und irgendwann spaeter kann man vielleicht mal ueber "just do it" zu seinen bedigungen diskutieren (da gibt es ein, zwei aspekte, die ich nicht uninteressant finde...)"
Aber danach geht's grad so weiter - ....
Der Katalog hat insofern ein ungewöhnliches Aussehen, als das Buch in Form eines Totenkopfes, also dem Markenzeichen der Piraten, zugeschnitten ist.
Schon allein das hätte unsere Kunst- und ZeichendeutungsspezialistInnen misstrauisch werden lassen müssen. Um es vorwegzunehmen. Der gesamte Text des Katalogs ist "geklaut" und ein Zusammenschnitt diverser einschlägiger Texte (u.a. auch von der autonomen a.f.r.i.k.a. gruppe).
Der nun einsetzende Debatte um den Katalog ist ein Beispiel dafür was passiert, wenn Culture Jamming auf die Produkte und Marken der Szene angewendet wird. Während das Adbustern im Museum nichts oder nur wenig in Bewegung setzt, lässt sich der Kunstbetrieb damit offenbar prima aufmischen.
1. Angefangen hat alles mit einer Bemerkung von Andreas Broeckmann und der Frage nach der Herkunft der Katalogtexte:
dann sollte man die herren kuratoren unbedingt mal fragen, wo die texte im reader genau herkommen, bzw. wer sie geschrieben hat. und wer sie sich im sinne eines 'just do it!' angeeignet hat.
2. Ein Markenzeichen namens Florian Cramer" recherchiert:
"Genauer gesagt, handelt es sich um Texte von Inke Arns, die ohne Autorinnen- und Quellenangabe und gleich kapitelweise - über mehr als zwanzig Seiten am Stück - in den (kommerziell vertriebenen) Katalog "appropriiert" wurden.
und er riecht, dass dies irgendwie mit "Culture Jamming" zusammenhängt:
Die Kuratoren zeigen auf diese Weise höchst raffiniert die dialektische Kehrseite des "culture jamming" auf: Ausbeutung fremder Arbeit zur Beförderung der eigenen Karriere. "Just Do It" ist wirklich ein schöner Titel für ihr Projekt.
3. Jetzt wird erstmal gesucht und gelesen. Und dann geht es zur Sache: Kuratoren gegen Kuratoren. Inke Arns schreibt einen Offenen Brief (der in diesem Blog in voller Länge hineingestellt wurde). Darin heisst es u.a.
"Anlaesslich der Ausstellung "Just do it - Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof" im Lentos Museum in Linz, Oesterreich, haben die drei Kuratoren Thomas Edlinger, Florian Waldvogel und Raimar Stange einen Katalog produziert, der aus - teils sehr langen - Passagen von Texten verschiedener AutorInnen besteht. Die Urheber wurden weder um Erlaubnis zum (Wieder-)Abdruck gefragt, noch sind die Texte namentlich gekennzeichnet, d.h. einzelnen AutorInnen zuzuordnen. Der Katalog scheint so aus einem einzigen zusammenhaengenden Text zu bestehen, der keine Textgrenzen mehr erkennen laesst.
Generell handelt es sich hierbei um ein Missverständnis und Missbrauch der Konzepte des "Culture Jamming", "Appropriation" und "Subversion von Zeichen". Bei diesen Praktiken geht es nicht um einen Freibrief zur kostenlosen Selbstbedienung bei KollegInnen, sondern - v.a. im netzaktivistischen Bereich - um eine Strategie
der Entwendung von Zeichen (z.B. Markennamen, CIs, Logos) zwecks Unterwanderung der Autoritaet grosser Korporationen. Es geht um die kritische, künstlerische Verfremdung und Wiederaneignung herrschender Codes, nicht um unkritisches
postmodernes Recycling und auch nicht um Arbeitseinsparungen für Kuratoren und Kritiker, die sich sowenig Mühe wie möglich machen wollen."
Nun bedient sich ein mehr oder weniger etabliertes Museum dieser Techniken und mischt diejenigen auf, die mittels entsprechenden Themen noch gerne in diese Institutionen hinein wollen. Der Tenor der Diskussion jedenfalls geht in die Richtung, die einen sind böse, weil das Buch kommerziell vertrieben wird (ja wir wissen alle, mit solchen büchern verdienen wir Millionen ... und edition selene erst, auch böse). Da haben wir ihn wieder: diesen deutschen Affekt, das Böse ist immer und überall: komerziell.
Und dann ist da noch die Konkurrenz und die Behauptung, dass die Herausgeber und Kuratoren mit den geklauten Texten Karriere machen wollen. Immer noch Arns....
"Bei Just do it scheint es sich jedoch nicht um ein Missverstaendnis aus Unwissenheit zu handeln, sondern um eine bewusste karrieristische Verschleierungsstrategie."
Tja, wieder nicht zitiert worden. Wieder ein Baustein weniger in der eigenen Kuratoren- und Künstlerbiographie (Wie heißt es doch so schön oder ähnlich: "Ich möchte Teil einer Widerstandsbewegung sein ...").
4. Das Markenzeichen Florian Cramer, dem ebenfalls übel mitgespielt wurde, tritt darauf hin auf den Plan und es outet sich Florian Cramer in einer weiteren Stellungnahme ebenfalls als "Kurator" ("Die kuratorische Rhetorik vom Widerstand") mit einer verzweifelten Satire. Er hat bemerkt, dass es uncool ist, was er da schreibt und bejammert. Aber er weiss ja zu bluffen und weiss auch welche Autoren er heranziehen muss, um auf der Seite der Guten zu bleiben:
"Die Situationisten entwickelten eine Methode der permanenten Entfremdung von gesellschaftlichen Konventionen. Was ich, wie man sieht, noch viel besser kann. Die Situationisten suchten nach Rissen innerhalb der Gesellschaft, die sie mit Satire, Bluffs, Provokationen und Gewalt vergrößern wollten. Satire und Provokationen sind zwar nicht so mein Ding, bluffen kann ich aber ganz gut und Gewalt übe ich lieber diskursiv aus. Manchmal packt mich der Kasernenhofton, und ich schwadroniere vom situationistischen "Vollstreckungsbefehl an die Wirklichkeit". Doch was ich eigentlich sagen will, ist: Stangen aller Edlinger, waldvögelt Euch ins Knie!"
Wir haben gelernt, dass Culture Jamming gegen Big Business im Museum für den Oarsch ist. Doch mit diesem Museumskatalog wird der Kunstbetrieb auf seinem eigenen Feld und mit den ihm adäquaten Mitteln angegriffen. Vorführen tut sich der Laden nun selbst (Man muss nur die absurden rechtlichen Tips und Ratschläge auf der Mailingliste anschauen, da schlägt das Herz eines jeden Kommunikationsguerilleros - bessere Vorlagen aus der deutschen Buchhalterseele kann doch niemand liefern - und das zeigt welch verheerende Auswirkungen die flächendeckende Einrichtung von Kulturmanagementstudiengängen nach sich zieht). Der Lentos-Katalog führt auf eindrückliche Weise vor, dass es dem Künstler-Culture-Jamming nicht um Widerstand gegen was auch immer geht, sondern um das je eigene Markenzeichen, das ist auch weder wirklich verwerflich oder auch moralisch schlecht. Nur hören würden wir es ab und zu ganz gerne, damit es weniger oft vorkommt, dass wir uns dabei ertappen, wenn wir Kunst mit Widerstand verwechseln, anstatt künstlerische Mittel zum Widerstand einzusetzen..
Glückwunsch Edlinger, Waldvogel und Stange - Wir sind ein bisserl neidisch ....
PS. Zur Ehrenrettung der Rohrpost-Liste müssen wir dann doch noch den Johannes-Auer-Vorschlag nachreichen:
"koennte es nicht vielleicht sein, dass ihr mit eurer reaktion genau in die strategie der initiatoren spielt (sozusagen "arns" und "cramer" als marke verstanden mit den theoretischen texten als markenzeichen. protest erwuenscht und kalkuliert...)
anderer vorschlag: bezeichnet euch in euren cv's ab sofort als die kuratoren dieser ausstellung, schickt ein paar gepflegte kuratorische statements durch die listen, plagiiert die museums-/verlags-seite, natuerlich mit euch als kuratoren, gebt am besten den katalog noch einmal unter eurem namen heraus (ist machbar...)...
und irgendwann spaeter kann man vielleicht mal ueber "just do it" zu seinen bedigungen diskutieren (da gibt es ein, zwei aspekte, die ich nicht uninteressant finde...)"
Aber danach geht's grad so weiter - ....
kg2u - am Donnerstag, 7. Juli 2005, 12:00 - Rubrik: Culture Jamming
Just do it - be neoliberal! Geistiger Diebstahl als kuratorische Praxis Oder: Wie unter dem Deckmantel "linker" Strategien kapitalistische Ausbeutung betrieben wird
Offener Brief, 3. Juli 2005
Anlaesslich der Ausstellung "Just do it - Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof" im Lentos Museum in Linz, Oesterreich, haben die drei Kuratoren Thomas Edlinger, Florian Waldvogel und Raimar Stange einen Katalog produziert, der aus - teils sehr langen - Passagen von Texten verschiedener AutorInnen besteht. Die Urheber wurden weder um Erlaubnis zum (Wieder-)Abdruck gefragt, noch sind die Texte namentlich gekennzeichnet, d.h. einzelnen AutorInnen zuzuordnen. Der Katalog scheint so aus einem einzigen zusammenhaengenden Text zu bestehen, der keine Textgrenzen mehr erkennen laesst.
Als einzige namentlich genannt sind das Lentos Museum als Herausgeber und die drei Kuratoren der Ausstellung.
Die Publikation wird kommerziell vertrieben.
Auf der letzten Seite des Kataloges findet sich unter "Dank" eine eindrucksvolle Liste von Personen, bei welchen jedoch unklar bleibt, ob es sich dabei um die Namen derjenigen AutorInnen handelt, deren Texte verwendet wurden, oder Leute, die das Projekt unterstuetzt haben, am Ausstellungsaufbau beteiligt waren oder gar um Geld- oder Sachmittelgeber. Die AutorInnen, die hier genannt werden, wurden ohne ihr Wissen in diese Liste aufgenommen.
Generell handelt es sich hierbei um ein Missverständnis und Missbrauch der Konzepte des "Culture Jamming", "Appropriation" und "Subversion von Zeichen". Bei diesen Praktiken geht es nicht um einen Freibrief zur kostenlosen Selbstbedienung bei KollegInnen, sondern - v.a. im netzaktivistischen Bereich - um eine Strategie der Entwendung von Zeichen (z.B. Markennamen, CIs, Logos) zwecks Unterwanderung der Autoritaet grosser Korporationen. Es geht um die kritische, künstlerische Verfremdung und Wiederaneignung herrschender Codes, nicht um unkritisches postmodernes Recycling und auch nicht um Arbeitseinsparungen für Kuratoren und Kritiker, die sich sowenig Mühe wie möglich machen wollen.
Bei Just do it scheint es sich jedoch nicht um ein Missverstaendnis aus Unwissenheit zu handeln, sondern um eine bewusste karrieristische Verschleierungsstrategie.
Daher die folgenden Ausfuehrungen.
1) Gerade dort, wo nicht die kommerzielle Verwertung, sondern die freie Verbreitung von Werken im Vordergrund steht, wie in der freien Software, den Wissenschaften, bestimmten Bereichen der Kunst und anderer freier Arbeit, ist Namensnennung (= symbolische Verwertung) unabdingbar und gehört zur guten Sitte. Schließlich haben die Autoren nichts an ihren Werken außer der Anerkennung durchs Publikum. Der "Just Do It"-Katalog läßt sich nicht einmal dazu herab. Wären die Herausgeber konsequent gewesen, hätten sie wenigstens auch ihre eigenen Namen weglassen sollen, anstatt die Meriten für die Texte selbst einzustreichen.
AUSBEUTENDE UNTERSCHLAGUNG FREMDER ARBEIT
2) Namensnennung ist nach Urheberrechtsgesetz ein nicht abtretbares Urheberpersoenlichkeitsrecht. Es handelt sich also ohne Frage um einen (justiziablen) Rechtsverstoss.
3) Ja, es gibt pseudonyme (Luther Blissett) und anonyme Veroeffentlichungen, doch steht es einzig und allein dem Autoren / der Autorin zu, sich fuer eine solche Form der Veroeffentlichung zu entscheiden, nicht einem Herausgeber. Dieser ist –nach gesetzlichen und Anstandsregeln – verpflichtet, bei jeder, auch einer Zweitnutzung, sofern nicht vertragliche oder Lizenzbestimmungen etwas anderes besagen, die Zustimmung des Autoren einzuholen. Wie die Ausstellung selbst dokumentiert, überschreiten Künstler in ihren Materialaneignungen diese Regeln zwar. Wenn Herausgeber und Kuratoren dies tun und sich dabei auf dieselbe künstlerische Freiheit berufen, dürfen sie sich aber nicht wundern, wenn man sie - genau wie jene Künstler - Manipulateure nennt.
4) Autorschaft hat mit Verantwortung zu tun und die wird durch die Signatur gegeben. Ohne Kennzeichnung mit Namen verlieren alle Texte ihren Wert.
PLAGIAT
5) Der Katalog macht seinen Text nicht als kollektives, anonymes Werk kenntlich, sondern schreibt ihn implizit den Kuratoren zu. Damit verbuchen sie ihren Wert ausschließlich auf ihr Konto bzw. das des Lentos Museums. Andere AutorInnen bzw. UrheberInnen sind nicht mehr identifizierbar und werden wie in stalinistischer Publizistik aus der Geschichte wegretuschiert. Da die Leser den Eindruck gewinnen, die Texte seien von den Kuratoren geschrieben worden, handelt es hier nicht nur um Unterschlagung von Namen, sondern um ein Plagiat. Anders als in künstlerischen Plagiaten bedient hier nicht ein (schwächeres) Individuum bei Institutionen, sondern eine Institution bei Individuen, ähnlich einem Professor, der die Forschungsarbeit eines Studenten oder Assistenten unter seinem eigenem Namen in einer Fachzeitschrift publiziert.
ZWEIFACHE VEREINNAHMUNG
6) Die im Katalog enthaltene Dankesliste hat ebenfalls eine Vereinnahmung der Genannten zur Folge, da es zumindest im Fall der mir bekannten Autoren im Vorfeld keine Kontakte bzw. Absprachen gab. Diese (fiktive) Liste suggeriert eine Qualitaetsgarantie, die die Reputation der Kuratoren und des Herausgebers steigern soll.
7) Die zitierten Autor/innen wurden aus der symbolischen Wertschoepfungskette der Katalogveroeffentlichung bewusst ausgeschlossen; begruendet wurde dies in einer Mail damit, dass ihr Einschluss (durch Honorierung) das Produkt (den Katalog) verhindert haette, weil dieser damit zu teuer geworden waere. Die Kuratoren verraten hiermit ein durchaus gestoertes Rechtsbewusstsein, das die oekonomische Handlungsfaehigkeit des Verwerters ueber das verbriefte Recht der ProduzentInnen stellt.
8) Die Kuratoren zeigen mit ihrem Verhalten, dass sie nicht verstehen, was die Handlungsoption "Aneignung" ist: Es geht naemlich nicht darum, Geld fuer Autoren zu sparen. Und auch nicht darum, die Arbeit anderer fuer den eigenen Marktwert zu benutzen.
9) Da das Lentos Museum bis heute zu keiner Stellungnahme bereit war, schlage ich folgendes vor:
- die erzielten Einnahmen aus dem Verkauf des Katalogbuchs werden der Free Software Foundation Europe oder dem Creative Commons-Projekt gespendet
- die Kuratoren verzichten anteilig auf ihr Honorar und überweisen es ebenfalls an "Creative Commons
- die noch verbleibende Auflage des Katalogbuchs wird kostenlos verteilt und das Manuskript als PDF-Datei zum freien Herunterladen ins Netz gestellt
- das Lentos Museum und die Kuratoren werden auf allen Websites und noch zu produzieren Websites anonymisiert, genauso, wie zuvor die Autoren.
10) Das Urheberrecht gibt mir theoretisch alle Mittel an die Hand, die weitere Verbreitung des Katalogbuchs zu stoppen. Da ich meine Texte aber gerne freigebe, wenn minimale Anstandsregeln wie Autoren- und Quellenangabe eingehalten werden, wird meine Lektion aus dieser unerfreulichen Erfahrung sein, künftig meinen Texten eine Lizenz beizugeben, in der unmissverstaendlich die Regeln expliziert werden, nach denen sie genutzt werden duerfen, und alle Verstoesse einem Anwalt zu uebergeben.
Inke Arns
Offener Brief, 3. Juli 2005
Anlaesslich der Ausstellung "Just do it - Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof" im Lentos Museum in Linz, Oesterreich, haben die drei Kuratoren Thomas Edlinger, Florian Waldvogel und Raimar Stange einen Katalog produziert, der aus - teils sehr langen - Passagen von Texten verschiedener AutorInnen besteht. Die Urheber wurden weder um Erlaubnis zum (Wieder-)Abdruck gefragt, noch sind die Texte namentlich gekennzeichnet, d.h. einzelnen AutorInnen zuzuordnen. Der Katalog scheint so aus einem einzigen zusammenhaengenden Text zu bestehen, der keine Textgrenzen mehr erkennen laesst.
Als einzige namentlich genannt sind das Lentos Museum als Herausgeber und die drei Kuratoren der Ausstellung.
Die Publikation wird kommerziell vertrieben.
Auf der letzten Seite des Kataloges findet sich unter "Dank" eine eindrucksvolle Liste von Personen, bei welchen jedoch unklar bleibt, ob es sich dabei um die Namen derjenigen AutorInnen handelt, deren Texte verwendet wurden, oder Leute, die das Projekt unterstuetzt haben, am Ausstellungsaufbau beteiligt waren oder gar um Geld- oder Sachmittelgeber. Die AutorInnen, die hier genannt werden, wurden ohne ihr Wissen in diese Liste aufgenommen.
Generell handelt es sich hierbei um ein Missverständnis und Missbrauch der Konzepte des "Culture Jamming", "Appropriation" und "Subversion von Zeichen". Bei diesen Praktiken geht es nicht um einen Freibrief zur kostenlosen Selbstbedienung bei KollegInnen, sondern - v.a. im netzaktivistischen Bereich - um eine Strategie der Entwendung von Zeichen (z.B. Markennamen, CIs, Logos) zwecks Unterwanderung der Autoritaet grosser Korporationen. Es geht um die kritische, künstlerische Verfremdung und Wiederaneignung herrschender Codes, nicht um unkritisches postmodernes Recycling und auch nicht um Arbeitseinsparungen für Kuratoren und Kritiker, die sich sowenig Mühe wie möglich machen wollen.
Bei Just do it scheint es sich jedoch nicht um ein Missverstaendnis aus Unwissenheit zu handeln, sondern um eine bewusste karrieristische Verschleierungsstrategie.
Daher die folgenden Ausfuehrungen.
1) Gerade dort, wo nicht die kommerzielle Verwertung, sondern die freie Verbreitung von Werken im Vordergrund steht, wie in der freien Software, den Wissenschaften, bestimmten Bereichen der Kunst und anderer freier Arbeit, ist Namensnennung (= symbolische Verwertung) unabdingbar und gehört zur guten Sitte. Schließlich haben die Autoren nichts an ihren Werken außer der Anerkennung durchs Publikum. Der "Just Do It"-Katalog läßt sich nicht einmal dazu herab. Wären die Herausgeber konsequent gewesen, hätten sie wenigstens auch ihre eigenen Namen weglassen sollen, anstatt die Meriten für die Texte selbst einzustreichen.
AUSBEUTENDE UNTERSCHLAGUNG FREMDER ARBEIT
2) Namensnennung ist nach Urheberrechtsgesetz ein nicht abtretbares Urheberpersoenlichkeitsrecht. Es handelt sich also ohne Frage um einen (justiziablen) Rechtsverstoss.
3) Ja, es gibt pseudonyme (Luther Blissett) und anonyme Veroeffentlichungen, doch steht es einzig und allein dem Autoren / der Autorin zu, sich fuer eine solche Form der Veroeffentlichung zu entscheiden, nicht einem Herausgeber. Dieser ist –nach gesetzlichen und Anstandsregeln – verpflichtet, bei jeder, auch einer Zweitnutzung, sofern nicht vertragliche oder Lizenzbestimmungen etwas anderes besagen, die Zustimmung des Autoren einzuholen. Wie die Ausstellung selbst dokumentiert, überschreiten Künstler in ihren Materialaneignungen diese Regeln zwar. Wenn Herausgeber und Kuratoren dies tun und sich dabei auf dieselbe künstlerische Freiheit berufen, dürfen sie sich aber nicht wundern, wenn man sie - genau wie jene Künstler - Manipulateure nennt.
4) Autorschaft hat mit Verantwortung zu tun und die wird durch die Signatur gegeben. Ohne Kennzeichnung mit Namen verlieren alle Texte ihren Wert.
PLAGIAT
5) Der Katalog macht seinen Text nicht als kollektives, anonymes Werk kenntlich, sondern schreibt ihn implizit den Kuratoren zu. Damit verbuchen sie ihren Wert ausschließlich auf ihr Konto bzw. das des Lentos Museums. Andere AutorInnen bzw. UrheberInnen sind nicht mehr identifizierbar und werden wie in stalinistischer Publizistik aus der Geschichte wegretuschiert. Da die Leser den Eindruck gewinnen, die Texte seien von den Kuratoren geschrieben worden, handelt es hier nicht nur um Unterschlagung von Namen, sondern um ein Plagiat. Anders als in künstlerischen Plagiaten bedient hier nicht ein (schwächeres) Individuum bei Institutionen, sondern eine Institution bei Individuen, ähnlich einem Professor, der die Forschungsarbeit eines Studenten oder Assistenten unter seinem eigenem Namen in einer Fachzeitschrift publiziert.
ZWEIFACHE VEREINNAHMUNG
6) Die im Katalog enthaltene Dankesliste hat ebenfalls eine Vereinnahmung der Genannten zur Folge, da es zumindest im Fall der mir bekannten Autoren im Vorfeld keine Kontakte bzw. Absprachen gab. Diese (fiktive) Liste suggeriert eine Qualitaetsgarantie, die die Reputation der Kuratoren und des Herausgebers steigern soll.
7) Die zitierten Autor/innen wurden aus der symbolischen Wertschoepfungskette der Katalogveroeffentlichung bewusst ausgeschlossen; begruendet wurde dies in einer Mail damit, dass ihr Einschluss (durch Honorierung) das Produkt (den Katalog) verhindert haette, weil dieser damit zu teuer geworden waere. Die Kuratoren verraten hiermit ein durchaus gestoertes Rechtsbewusstsein, das die oekonomische Handlungsfaehigkeit des Verwerters ueber das verbriefte Recht der ProduzentInnen stellt.
8) Die Kuratoren zeigen mit ihrem Verhalten, dass sie nicht verstehen, was die Handlungsoption "Aneignung" ist: Es geht naemlich nicht darum, Geld fuer Autoren zu sparen. Und auch nicht darum, die Arbeit anderer fuer den eigenen Marktwert zu benutzen.
9) Da das Lentos Museum bis heute zu keiner Stellungnahme bereit war, schlage ich folgendes vor:
- die erzielten Einnahmen aus dem Verkauf des Katalogbuchs werden der Free Software Foundation Europe oder dem Creative Commons-Projekt gespendet
- die Kuratoren verzichten anteilig auf ihr Honorar und überweisen es ebenfalls an "Creative Commons
- die noch verbleibende Auflage des Katalogbuchs wird kostenlos verteilt und das Manuskript als PDF-Datei zum freien Herunterladen ins Netz gestellt
- das Lentos Museum und die Kuratoren werden auf allen Websites und noch zu produzieren Websites anonymisiert, genauso, wie zuvor die Autoren.
10) Das Urheberrecht gibt mir theoretisch alle Mittel an die Hand, die weitere Verbreitung des Katalogbuchs zu stoppen. Da ich meine Texte aber gerne freigebe, wenn minimale Anstandsregeln wie Autoren- und Quellenangabe eingehalten werden, wird meine Lektion aus dieser unerfreulichen Erfahrung sein, künftig meinen Texten eine Lizenz beizugeben, in der unmissverstaendlich die Regeln expliziert werden, nach denen sie genutzt werden duerfen, und alle Verstoesse einem Anwalt zu uebergeben.
Inke Arns
thomas2 - am Mittwoch, 6. Juli 2005, 21:11 - Rubrik: Culture Jamming
Wer aber legt diese Klassenjustiz lahm?
Es ist offensichtlich kein Vorwand zu blöd, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, die ungehorsam und aufmüpfig dem neoliberalen Zeitgeist widerstehen.
Der Vorwand ist eine Bezugnahme auf einem gefakten Schreiben der Bochumer Bundesagentur für Arbeit vom Dezember vergangenen Jahres. Dabei wird auf die "Aktion "Agenturschluss" unter Bezugnahme auf die Homepage bei LabourNet verwiesen. Das" Kommando Paul Lafargue " tritt keineswegs im Namen von LabourNet auf. Es stellt nur einen Zusammenhang mit der gleichzeitig laufenden bundesweiten Aktion her.
Presseerklärung des Labournet.de e.V. und der Redaktion des Internetportals LabourNet Germany
Bochum, den 06.07.2005
Am Dienstag, dem 05.07.2005 wurde zeitgleich gegen 06:30 Uhr eine Hausdurchsuchung bei Mag Wompel (verantwortliche Chefredakteurin), Wolfgang Schaumberg (Vorstandsvorsitzender des Trägervereins) und Ralf Pandorf (Redaktion und Vorstand), alle wohnhaft in Bochum, durchgeführt.
Es wurden sämtliche Computer (Laptops, Server, Ersatzgeräte), viele CD-ROMs, Disketten und Teile des archivierten Schriftverkehrs beschlagnahmt.
Der Beschluß der Hausdurchsuchung wurde durch das Amtsgericht in Bochum (Zuständiger Richter: Gerkau; Aktenzeichen: 64 GS – 3146/05) erlassen und begründet sich auf den Verdacht der Urkundenfälschung.
Nach Aussagen eines an der Durchsuchung beteiligten Beamten, wurde offenbar unter dem Datum des 14.12.2004 ein angebliches Schreiben der Bundesagentur für Arbeit – Bochum – als Flugblatt verteilt. Unterschrieben sei es von einem Angestellten des Bochumer Arbeitsamtes mit gefälschter Unterschrift. Auf dem Flugblatt findet sich angeblich der Zusatz „Paul Lafarque – LabourNet“.
Das Flugblatt liegt uns nicht vor und über den Inhalt können zurzeit keine Aussagen gemacht werden.
Der gesamte Vorgang ist uns nicht bekannt, offenbar wurde der Name LabourNet missbraucht.
Per Rechtsanwalt drängen wir auf die sofortige Herausgabe der beschlagnahmten Gegenstände.
Wir protestieren auf schärfste gegen diese völlig überzogene und unverhältnissmäßige Aktion und sehen unser Recht auf Freiheit der Presse in höchstem Maße verletzt.
Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage http://www.labournet.de wo wir alle neuen Nachrichten zu diesem Fall veröffentlichen werden.
Mag Wompel
Wolfgang Schaumberg
Ralf Pandorf
Also nichts wie herraus mit dem geklauten technischen Equipement!!!
Es ist offensichtlich kein Vorwand zu blöd, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, die ungehorsam und aufmüpfig dem neoliberalen Zeitgeist widerstehen.
Der Vorwand ist eine Bezugnahme auf einem gefakten Schreiben der Bochumer Bundesagentur für Arbeit vom Dezember vergangenen Jahres. Dabei wird auf die "Aktion "Agenturschluss" unter Bezugnahme auf die Homepage bei LabourNet verwiesen. Das" Kommando Paul Lafargue " tritt keineswegs im Namen von LabourNet auf. Es stellt nur einen Zusammenhang mit der gleichzeitig laufenden bundesweiten Aktion her.
Presseerklärung des Labournet.de e.V. und der Redaktion des Internetportals LabourNet Germany
Bochum, den 06.07.2005
Am Dienstag, dem 05.07.2005 wurde zeitgleich gegen 06:30 Uhr eine Hausdurchsuchung bei Mag Wompel (verantwortliche Chefredakteurin), Wolfgang Schaumberg (Vorstandsvorsitzender des Trägervereins) und Ralf Pandorf (Redaktion und Vorstand), alle wohnhaft in Bochum, durchgeführt.
Es wurden sämtliche Computer (Laptops, Server, Ersatzgeräte), viele CD-ROMs, Disketten und Teile des archivierten Schriftverkehrs beschlagnahmt.
Der Beschluß der Hausdurchsuchung wurde durch das Amtsgericht in Bochum (Zuständiger Richter: Gerkau; Aktenzeichen: 64 GS – 3146/05) erlassen und begründet sich auf den Verdacht der Urkundenfälschung.
Nach Aussagen eines an der Durchsuchung beteiligten Beamten, wurde offenbar unter dem Datum des 14.12.2004 ein angebliches Schreiben der Bundesagentur für Arbeit – Bochum – als Flugblatt verteilt. Unterschrieben sei es von einem Angestellten des Bochumer Arbeitsamtes mit gefälschter Unterschrift. Auf dem Flugblatt findet sich angeblich der Zusatz „Paul Lafarque – LabourNet“.
Das Flugblatt liegt uns nicht vor und über den Inhalt können zurzeit keine Aussagen gemacht werden.
Der gesamte Vorgang ist uns nicht bekannt, offenbar wurde der Name LabourNet missbraucht.
Per Rechtsanwalt drängen wir auf die sofortige Herausgabe der beschlagnahmten Gegenstände.
Wir protestieren auf schärfste gegen diese völlig überzogene und unverhältnissmäßige Aktion und sehen unser Recht auf Freiheit der Presse in höchstem Maße verletzt.
Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage http://www.labournet.de wo wir alle neuen Nachrichten zu diesem Fall veröffentlichen werden.
Mag Wompel
Wolfgang Schaumberg
Ralf Pandorf
Also nichts wie herraus mit dem geklauten technischen Equipement!!!
contributor - am Mittwoch, 6. Juli 2005, 15:48 - Rubrik: Fake
Während der "Southern Humanities Council"-Konferenz 2005 ("Imagination and the Public Sphere Conflicts, Confluences, and Creativity") in Richmonde, Virgina (USA), wollte Martin W. Klingmeyer, Bloomsburg University of Pennsylvania, prüfem, inwiefern die Legitimation der Kommunikationsguerilla den Habermaschen Kommunikations-Idealen Stand hält:
"When Free Speech Fails: Justification of Guerilla Communication in the Public Sphere"
One of the greatest rights we have in the United States is free speech. This right is closely held and adamantly defended by many. Although we have the right to free speech, there is no right to be heard. On the surface, this may not be a bad thing. One might argue that there is no good reason to listen to the ravings of a lunatic; democracy does not necessarily suffer from such a denial. But when we consider how the free market sorts and decides which opinions are heard, it quickly becomes apparent that often the speech of the individual is subordinated to those who have access to the mass media. While speech may be free, it certainly isn't cheap insofar as mass
media is concerned. This disenfranchisement of individuals from communication and participation in the public sphere has lead to "guerilla art" and "culture jamming." Unlike the costly mass media, guerilla communication is cheap. Armed with spray paint, stencils, stickers, and elaborate props, guerilla artists and culture jammers are participating in the public sphere despite corporate America's grab on the forum.
This paper is not concerned with whether or not the current system, which allocates certain types of speech based on capitalization, is a fair way to distribute access to speech. Furthermore, it will not debate whether guerrilla communication abrogates the law. It cedes that such activity is illegal. Rather, the scope of this paper will be to determine if guerrilla communication can be justified. First it will consider justification on grounds of civil disobedience. Then the paper will consider if guerrilla communication violates the tenets of communication in the Public Sphere in light of Habermas' ideals.
Wer aber prüft, ob die Habermaschen Ideale den theoretischen Ausgangsvoraussetzungen der Kommunikationsguerilla standhalten?
"When Free Speech Fails: Justification of Guerilla Communication in the Public Sphere"
One of the greatest rights we have in the United States is free speech. This right is closely held and adamantly defended by many. Although we have the right to free speech, there is no right to be heard. On the surface, this may not be a bad thing. One might argue that there is no good reason to listen to the ravings of a lunatic; democracy does not necessarily suffer from such a denial. But when we consider how the free market sorts and decides which opinions are heard, it quickly becomes apparent that often the speech of the individual is subordinated to those who have access to the mass media. While speech may be free, it certainly isn't cheap insofar as mass
media is concerned. This disenfranchisement of individuals from communication and participation in the public sphere has lead to "guerilla art" and "culture jamming." Unlike the costly mass media, guerilla communication is cheap. Armed with spray paint, stencils, stickers, and elaborate props, guerilla artists and culture jammers are participating in the public sphere despite corporate America's grab on the forum.
This paper is not concerned with whether or not the current system, which allocates certain types of speech based on capitalization, is a fair way to distribute access to speech. Furthermore, it will not debate whether guerrilla communication abrogates the law. It cedes that such activity is illegal. Rather, the scope of this paper will be to determine if guerrilla communication can be justified. First it will consider justification on grounds of civil disobedience. Then the paper will consider if guerrilla communication violates the tenets of communication in the Public Sphere in light of Habermas' ideals.
Wer aber prüft, ob die Habermaschen Ideale den theoretischen Ausgangsvoraussetzungen der Kommunikationsguerilla standhalten?
contributor - am Mittwoch, 6. Juli 2005, 13:57 - Rubrik: KG in der Universitaet
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