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Der Anlass für dieses Buch ist ein angenehmer: Im Sommer 2008 wurde das in Wien erscheinende feministische Magazin an.schläge 25 Jahre alt. „Öffentlichkeit zu erreichen“ war und ist ein wichtiges Anliegen feministischer Bewegungen - und nicht zuletzt dienen die Zeitschriften der Bewegungen der internen Verständigung unter ihren Aktiven. Die veröffentlichte Meinung, so die Mitherausgeberin Gabi Horak in ihrer Einleitung, komme immer noch mit dem Selbstbild der Objektivität daher. Dieses sei nicht nur von Feministinnen immer kritisiert worden, da eine feministisch-parteiliche Sichtweise von einer Parteilichkeit für Frauen, ihrer von Subjektivität und von der Einbeziehung gesellschaftlicher Strukturen und des Alltags gekennzeichnet sei. Die heilige Kuh des normalen Journalismus, die Trennung von Nachricht und Kommentar sei zu hinterfragen.
Die 19 Beiträge dieses Bandes können in zwei Typen sortiert werden. Im größeren Teil finden sich eher historische angelegte Beiträge und solche, die empirisch die derzeitige Medienlandschaft beschreiben: Einzelne wichtige Projekte werden, egal ob sie mittlerweile eingestellt sind, oder noch erscheinen, näher vorgestellt. Dabei geht es um gedruckte Medien, wie etwa die 1974 in Wien gegründete AUF. Diese Medien setzen neue Themen und bringen bislang tabuisiertes – wie lesbische Sexualität - oder medial unterdrücktes – wie etwa häusliche Gewalt - an die Öffentlichkeit. Die Szene der lesbisch-feministischen Zeitschriften wird vorgestellt, die doch bemerkenswerte große Zahl der auf die Akademie ausgerichteten Zeitschriftenprojekte - wie zum Beispiel die 1982 gegründeten Feministischen Studien oder die Historikerinnenzeitschrift L´homme - werden in zwei Beiträgen ausführlich referiert. Aber auch Radioarbeit von und für Frauen, das Internetangebot diestandard.at oder das Fernsehmagazin an.schläge tv werden vorgestellt.
Die Artikel im anderen Teil reflektieren über die Bedingungen feministischer Medienproduktion zwischen Selbstbestimmung und Selbstausbeutung, während gleichzeitig das „Frauenthema“ im Sinne einer gewissen juristischen Gleichstellung in die herrschenden Medien und ihre Titelblätter einzieht und der Kommerzialisierung anheim fällt. Die Autorinnen denken dabei immer mit, dass ihre alternativen Ansätze von Selbstorganisation und Kooperation, von flachen Hierarchien, hoher Identifikation mit der eigenen Arbeit und „subjektivem“ Journalismus längst Bestandteil der neuen Ökonomie und Managementmodelle sind und sich damit als kooptierbar herausgestellt haben. Sie zeigen dadurch ein im Vergleich zu Deutschland sehr hohes Niveau an Selbstreflektion in der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Medienarbeit.
Die Herausgeberinnen haben ein wichtiges Buch zur Geschichtsschreibung sozialer Bewegungen und zum in Bewegung und Wissenschaft unterbelichteten Thema der Geschichte alternativer Medien vorgelegt. Allein die in ihm enthaltenen bibliographischen Angaben sind sehr nützlich und geben dem Buch einen hohen Gebrauchswert. Dazu passt, dass im deutschsprachigen Raum Österreich das Land mit der größten Dichte und Vielfalt an feministischen Zeitschriften ist und dort die politische Vielfalt an den Universitäten mittlerweile größer ist als hierzulande.

Bernd Hüttner

Lea Susemichel, Saskia Rudigier, Gabi Horak (Hg).: Feministische Medien. Öffentlichkeiten jenseits des malestreams; Ulrike Helmer Verlag, Königstein 2008, 212 S., 19,90 EUR

Manuskript für "Neues Deutschland". Eine erste Fassung wurde in CONTRASTE, der Monatszeitung für Selbstorganisation, Januar 2009 abgedruckt.
 

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