… ist ein Zeichen.
Das Kunstmuseum Lentos in Linz widmet sich der Subversion der Zeichen und stellt Fragen zur politischen Reichweite des »Culture Jamming«.
Rudi Maier in der aktuellen Jungle World-Nummer (30.3. 2005) über die bereits annoncierte Culture-Jamming-Ausstellung:
"Der Kapitalismus will alles zur Ware machen, das ist nichts Neues. Dass er sich dabei oftmals trickreich mittels der von Louis Althusser beschriebenen zähneknirschenden Harmonie absichert, belegen die Reaktionen auf eine Aktion, die vor einigen Jahren in den USA für Aufsehen sorgte. Mit den Slogans »in money we trust« und »bringing democracy and capitalism closer together« warb die Website vote-auction.net dafür, Wahlberechtigungsscheine bei den Präsidentschaftswahlen an die Meistbietenden zu verkaufen. Die Folgen: Mehr als 1 800 Medienberichte über diese Aktion weltweit, darunter ein 27minütiges Feature auf CNN, und eine Debattenschlacht über entgrenzten Kapitalismus und sein Verhältnis zur parlamentarischen Demokratie – die einen fanden es eine gute Sache, die anderen hetzten gegen die Nestbeschmutzer. "
Der Text diskutiert vor allem die Frage der Möglichkeit von Subversion angesichts der vielfältigen Formen der Rekuperation:
"Beim Culture Jamming handelt es sich allerdings um eine offensichtlich zweischneidige Angelegenheit. Die Sabotage der hegemonialen Bedeutungsproduktion von Zeichen gehört nicht nur zum Standardrepertoire der Kommunikationsguerilla, sondern seit Längerem auch zu den Basics der PR-Agenturen und Marketing-Abteilungen. In Zeiten, in denen potenzielle KonsumentInnen aufgefordert werden, »anders zu sein«, und Differenz als zentraler Kaufanreiz offeriert wird – bei Daimler-Chrysler hieß das jüngst: »Lerne die Regeln und brich sie« – ist es nicht verwunderlich, wenn auch in teuren Werbekampagnen das Bedeutungsgefüge der Zeichenwelten kräftig durcheinander geschüttelt wird.
Dabei ist es jedoch hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, dass die Produktion von Zeichenbedeutungen keine Einbahnstraße ist, sondern stets und immer wieder neu ausgehandelt wird. Hier allerdings spielen nun seit kurzem verstärkt Debatten um Marken- und Copyright-Rechte eine größere Rolle. Von Jerry Rubins »Do it« aus den Sechzigern über das alte Punk-Motto des »Do it yourself« hin zum »Just Do It«-Slogan von Nike war es auf den ersten Blick nur ein kurzer Weg. Doch wer hat nun die Rechte an dem Slogan? Nicht von ungefähr wird das Thema Copyright und Copyleft in mehreren Arbeiten thematisiert."
Zum ganzen Artikel auf den Webseiten der Jungle World
Zum Bericht über das Symposium anlässlich der Eröffnung der Ausstellung
Das Kunstmuseum Lentos in Linz widmet sich der Subversion der Zeichen und stellt Fragen zur politischen Reichweite des »Culture Jamming«.
Rudi Maier in der aktuellen Jungle World-Nummer (30.3. 2005) über die bereits annoncierte Culture-Jamming-Ausstellung:
"Der Kapitalismus will alles zur Ware machen, das ist nichts Neues. Dass er sich dabei oftmals trickreich mittels der von Louis Althusser beschriebenen zähneknirschenden Harmonie absichert, belegen die Reaktionen auf eine Aktion, die vor einigen Jahren in den USA für Aufsehen sorgte. Mit den Slogans »in money we trust« und »bringing democracy and capitalism closer together« warb die Website vote-auction.net dafür, Wahlberechtigungsscheine bei den Präsidentschaftswahlen an die Meistbietenden zu verkaufen. Die Folgen: Mehr als 1 800 Medienberichte über diese Aktion weltweit, darunter ein 27minütiges Feature auf CNN, und eine Debattenschlacht über entgrenzten Kapitalismus und sein Verhältnis zur parlamentarischen Demokratie – die einen fanden es eine gute Sache, die anderen hetzten gegen die Nestbeschmutzer. "
Der Text diskutiert vor allem die Frage der Möglichkeit von Subversion angesichts der vielfältigen Formen der Rekuperation:
"Beim Culture Jamming handelt es sich allerdings um eine offensichtlich zweischneidige Angelegenheit. Die Sabotage der hegemonialen Bedeutungsproduktion von Zeichen gehört nicht nur zum Standardrepertoire der Kommunikationsguerilla, sondern seit Längerem auch zu den Basics der PR-Agenturen und Marketing-Abteilungen. In Zeiten, in denen potenzielle KonsumentInnen aufgefordert werden, »anders zu sein«, und Differenz als zentraler Kaufanreiz offeriert wird – bei Daimler-Chrysler hieß das jüngst: »Lerne die Regeln und brich sie« – ist es nicht verwunderlich, wenn auch in teuren Werbekampagnen das Bedeutungsgefüge der Zeichenwelten kräftig durcheinander geschüttelt wird.
Dabei ist es jedoch hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, dass die Produktion von Zeichenbedeutungen keine Einbahnstraße ist, sondern stets und immer wieder neu ausgehandelt wird. Hier allerdings spielen nun seit kurzem verstärkt Debatten um Marken- und Copyright-Rechte eine größere Rolle. Von Jerry Rubins »Do it« aus den Sechzigern über das alte Punk-Motto des »Do it yourself« hin zum »Just Do It«-Slogan von Nike war es auf den ersten Blick nur ein kurzer Weg. Doch wer hat nun die Rechte an dem Slogan? Nicht von ungefähr wird das Thema Copyright und Copyleft in mehreren Arbeiten thematisiert."
Zum ganzen Artikel auf den Webseiten der Jungle World
Zum Bericht über das Symposium anlässlich der Eröffnung der Ausstellung
contributor - am Mittwoch, 30. März 2005, 12:23 - Rubrik: Culture Jamming
Im ak 493 (18.3. 2005, S. 32 - leider nicht online) gibt es einen Verriss der Wiener Tagung zur Situationistischen Internationale von Jens Kastner. Beklagt wird ein Besserwissergestus (den seine Bewunderer wohl mit Debord teilen). Unzufrieden ist Kastner insbesondere auch mit den Autoren des jüngst auch hier annoncierten Bandes von Bine Baumeister Zwi Negator zur Situationsistischen Revolutionstheorie:
"Das AutorInnenkollektiv interpretiert und führt den debordschen Begriff des Spektaktesl as Weiterentwicklung des marxschen Fetischbegriffes. Was als Gegenpol zur besagten ästethizistischen Adaption situationistischer Begriffe durchaus löblich ist, fällt im Buch etwas penetrant aus: Nicht nur, dass alle anderen Bücher über die SituationistInnen gleich im Vorwort als Anekdotensammlung abgetan werden, auch die unterschiedlichen Praxen linker, alternativer und linksradikaler Bewegungen der letzten vierzig Jahre werden als 'Pseudopraxis ' disqualifiziert. Und ähnlich selbstgerecht war auch das Auftreten des Kollektivis bei der Tatung - so etwa muss es in den 1970ern gewesen sein, als K-Gruppen-Mitglieder sich im Raum verteilt und gegenseitig beklatscht hatten."
Alles in allem eine wenig schmeichelhafte Besprechung, die auch noch auf den anti-deutschen Drive der Veranstaltung eingeht (was wir uns hier ersparen). Wir wundern uns nur, wieso Monochrom in diesem Kontext auftaucht und wieso die Veranstaltung in ein ziemlich anti-deutsches Fahrwasser geraten ist. Aber vielleicht ist das in Österreich gerade der 'radikalste' Chic, den man gerade haben kann, mit den deutschesten und völkischsten der Deutschen und Österreicher.
"Das AutorInnenkollektiv interpretiert und führt den debordschen Begriff des Spektaktesl as Weiterentwicklung des marxschen Fetischbegriffes. Was als Gegenpol zur besagten ästethizistischen Adaption situationistischer Begriffe durchaus löblich ist, fällt im Buch etwas penetrant aus: Nicht nur, dass alle anderen Bücher über die SituationistInnen gleich im Vorwort als Anekdotensammlung abgetan werden, auch die unterschiedlichen Praxen linker, alternativer und linksradikaler Bewegungen der letzten vierzig Jahre werden als 'Pseudopraxis ' disqualifiziert. Und ähnlich selbstgerecht war auch das Auftreten des Kollektivis bei der Tatung - so etwa muss es in den 1970ern gewesen sein, als K-Gruppen-Mitglieder sich im Raum verteilt und gegenseitig beklatscht hatten."
Alles in allem eine wenig schmeichelhafte Besprechung, die auch noch auf den anti-deutschen Drive der Veranstaltung eingeht (was wir uns hier ersparen). Wir wundern uns nur, wieso Monochrom in diesem Kontext auftaucht und wieso die Veranstaltung in ein ziemlich anti-deutsches Fahrwasser geraten ist. Aber vielleicht ist das in Österreich gerade der 'radikalste' Chic, den man gerade haben kann, mit den deutschesten und völkischsten der Deutschen und Österreicher.
contributor - am Dienstag, 29. März 2005, 12:15 - Rubrik: Situationismus

Spiegel Online (24.3. 2005) berichtet ausführlich über den dänischen Aktionskünstler JAKOB BOESKOV ("Wie ein Däne die Waffenlobby foppte"), der mit seiner Fake-Firma "Empire North" groß ins Waffengeschäft eingestiegen ist. Die Geschichte klingt abenteuerlich, aber wenn es um große "Würfe" geht, dann sind diese Herrschaften nicht zimperlich ...

Hier die Orginalpresseerklärung:
Weapons that shoots microchips into the bodies of innocent civilians. An artist smuggling blueprints for fake technology inside Chinas first international weapons fair. Laughing arms traders drinking 30 year old Chivas Regal among teenage models advertising new weapons. No, it´s not a scary sci-fi movie. It´s a blast of an art show by Danish artist Jakob S. Boeskov
MY DOOMSDAY WEAPON is Jakob S. Boeskov´s debut solo exhibition and its more than just art. It´s also a media sensation and a daredevil prank with a message. Its based upon events that, without exaggerating, can be described as one of the most important political art-stunts of the 21st century.
As the CEO of the fictional Scandinavian arms company Empire North; Boeskov traveled to Beijing in June 2002. He came to infiltrate CIEPE (China International Exhibition on Police Equipment) a startling event where the international weapons dealer jet-set for the first time rubbed shoulders in China. With him he had 300 fake business cards and a poster of a horrific hi-tech weapon.
This weapon (“The ID Sniper”) was designed to shoot off GPS (Global Positioning System) microchips into the bodies of innocent civilians, whose movements later could be followed by authorities via the GPS satellite system.
Boeskov presented his futuristic art weapon in constant fear of being revealed as a fraud and describes the 3 days at the weapons fair like this “…It was the worst 3 days of my life, like being trapped inside a nightmarish sci-fi novel that you authored yourself.”
The outcome of the events shall not be revealed here, but it´s a fact that Jakob S. Boeskov got extremely positive responses for his weapon and one Chinese company even gave Boeskov some very lucrative offers.

With MY DOOMSDAY WEAPON Jakob S. Boeskov shows the need to set new standards for political art, proving that conceptual art can be just as entertaining as a Hollywood blockbuster.
His own word for this new art-style is `fictionism´ which he describes like this:
“Turn you worst fears about the future into a product. Present this product in present day reality. Report the reactions.”
Is the “hacking of reality” that is MY DOOMSDAY WEAPON a morbid joke, or one of the most important artistic statements of the new millennium? See the show and decide for yourself.
Jakob S. Boeskov was born in 1975 and lives in Copenhagen.
The Thing, 601 West 26th Street, New York, New York Tel.: 0012129370443
Opening April 23, 2004 7-10 pm * Opening talk April 23 6 pm
Exhibition duration: April 26 - May 21 2004 Mon-Fri 1-6 pm (open upon request)
www.jakobboeskov.com
www.empirenorth.dk
bbs.thing.net
Jakob S. Boeskov can be contacted on this address: jakobboeskov [at] mail.dk
The exhibition is sponsored by The Danish Arts Council, The Committee For Visual Arts
The Danish Arts Council, The Committee For International Art
By the way Boeskov war auch mit von der Partie, als es hieß "Dänen für Bush".
kg2u - am Donnerstag, 24. März 2005, 11:58 - Rubrik: Fake
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
The Billboard Liberation Front is featured in the new Canadian documentary: "Culturejam: Hijacking Commercial Culture" by Jill Sharpe
kg2u - am Sonntag, 20. März 2005, 00:49 - Rubrik: Billboard Liberation

noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
"Nike, Gatt, Gangsta-Rapp: Eine Ausstellung und ein Symposium untersuchen die Macht der Marken"
Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung (2.3. 2005) findet sich ein längerer Artikel über die Lentos-Ausstellung in Sachen Culture Jamming ("Just do it"):
Dort heißt es u.a. :
"Künstlerische Strategien dieser Art sind nicht neu (...) Doch können diese Störfeuer wirklich Veränderung bewirken?"
Im Lentosmuseum und im Kunstbetrieb bestimmt nicht ...
"Das ist die zentrale Frage, die auch von den Teilnehmern des Symposiums aufgeworfen wurden. Schadet es der Firma Mattel, wenn eine selbst ernannte Barbie Liberation Organisation massenweise den Sprechmechanismus von Ken manipuliert, so dass er mit hoher Frauenstimme fistelt? I wo, die Kind fanden das kultig. Was juckt es die WTO, dass die 'Yes Men' seit Jahren als offizielle Vertreter der WTO in Talkshows eingeladen werden, wil ihre Webseite mit dem alten Namenskürzel der Welthandelsorganisation 'GATT' operiert? Wird Amerika autofrei oder steigt wenigstens in das Kyoto-Abkommen ein, weil Mel Handerson in San Francisco einige hundert Taxis an einen Ort bestellt und ein Verkehrschaos verursacht hat? Nö, aber das Ganze war schön poetisch. Aus der Luft betrachtet bildeten die Fahrzeuge eine Sonnenblume."
Wie, Kunst soll die Welt verändern? Hat Frau Göricke diese Frage wirklich ernstgemeint? Oder ist das jetzt wieder so ein Kritiker-Gestus, der nichts kostet? Die eigentliche symbolische Politik, die nichts ändern soll findet doch heute beim "Gipfeltreffen" zwischen Fischer/Schröder und Merkel/Stoiber statt. Das sind diejenigen Inszenierungen, die auch eine Süddeutsche Zeitung nicht infragestellt, da sie die Grundfesten des Kerngeschäfts berühren und der Mainstream inzwischen so verblödet ist, dass sie derlei Inszenierungen für Politik halten.
"Es ist noch schlimmer. Wenn die Spaßguerilla Lachsalven verschießt, lacht immer öfter das Imperiums zurück und verwurstet die Ideen der Subkultur. Orginalität und Nonkonformismus sind längst nicht mehr die Markenzeichen des Künstlers, sondern Qualifikationsmerkmal der angehenden Führungskraft. Deshalb lancierte DaimlerChrysler den Maybach mit dem Slogan: 'Leadership is about breakring rueles*. (....)
Kreativkritik sei wie eine Frischzellenkur für die unermüdlich produzierende Zeichenmaschine, sagte der Kurarotor Thomas Edlinger. Und Margarita Tsomou von kulturattac zitierte das resignierende Fazit der Band Negativlnad: 'Heute aborobieren sie den Kern und geben uns damiot zu erkennen, dass kein Widerstand möglich ist.'"
Tja, das dürfte nun mal der Vorteil von PolitaktivistInnen sein, die eben nicht um Authentizität, Kreativität und Nonkonformismus bemüht sind, sondern wissen, dass der Kampf um die Zeichendeutung ein Kampf um Hegemonie ist. Die wissen auch, dass es einen historischen Aspekt gibt, der dazu führt, dass es keine Sicherheit über die Auslegung von Zeichenkämpfen gibt. Ein historisch richtiges Argument kann heute falsch sein, dass heißt aber nicht, dass es damals auch falsch war oder gar ursächlich für seine Rekuperation verantwortlich ist. Diese Einfalt bringt nur die linke Ideologiekritik und der in der Jungle World gepflegte Kritikergestus zustande und natürllich die Kunstszene, die ihr kulturelles Kapital verteidigen will. Tja wenn letztere ein wenig in den gerade in ihrem Milieu gehypten Hardt/Negri-Band gelesen und wirklich etwas verstanden hätten, dann wüssten sie nun, dass es keine sicheren Orte und damit auch keine sicheren Positionen mehr gibt. Und das ist das Markenzeichen des Empires.
Kommen wir nun zu den Obessionen der Frau Göricke:
"Das stimmt, solange antiautoritäre Spaßaktivisten am Werk sind. Was aber, wenn gewaltbereite Extremisten die Strategie der Subversion der Zeichen nutzen? So zeigt die AES-Group in der Ausstellung einen Wandtechppech mit einer verschleierten Freiheitsstatue, die einen Koran in der Hand hält. Es gibt keine Hoheit über die Zeichen."
Vergessen wir mal das mit dem Koran, die neue Chiffre der gegenwärtigen Terrorismus-Paranoia. Gemeint sind eigentlich wir. Lesen wir obiges auf uns bezogen, die es Ernst meinent mit dem Willen, die Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein geknechtetes und unterdrücktes Wesen ist, die tatsächlich die Verhältnisse zum Tanzen bringen wollen, für wirkliche Demokraite streiten und sich nicht auf die Künstler-Spielwiese des Museums verbannen lassen, dann bekommt die Angelegenheit eine neue Qualität. Schön dass sie das noch fürchten ...
Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung (2.3. 2005) findet sich ein längerer Artikel über die Lentos-Ausstellung in Sachen Culture Jamming ("Just do it"):
Dort heißt es u.a. :
"Künstlerische Strategien dieser Art sind nicht neu (...) Doch können diese Störfeuer wirklich Veränderung bewirken?"
Im Lentosmuseum und im Kunstbetrieb bestimmt nicht ...
"Das ist die zentrale Frage, die auch von den Teilnehmern des Symposiums aufgeworfen wurden. Schadet es der Firma Mattel, wenn eine selbst ernannte Barbie Liberation Organisation massenweise den Sprechmechanismus von Ken manipuliert, so dass er mit hoher Frauenstimme fistelt? I wo, die Kind fanden das kultig. Was juckt es die WTO, dass die 'Yes Men' seit Jahren als offizielle Vertreter der WTO in Talkshows eingeladen werden, wil ihre Webseite mit dem alten Namenskürzel der Welthandelsorganisation 'GATT' operiert? Wird Amerika autofrei oder steigt wenigstens in das Kyoto-Abkommen ein, weil Mel Handerson in San Francisco einige hundert Taxis an einen Ort bestellt und ein Verkehrschaos verursacht hat? Nö, aber das Ganze war schön poetisch. Aus der Luft betrachtet bildeten die Fahrzeuge eine Sonnenblume."
Wie, Kunst soll die Welt verändern? Hat Frau Göricke diese Frage wirklich ernstgemeint? Oder ist das jetzt wieder so ein Kritiker-Gestus, der nichts kostet? Die eigentliche symbolische Politik, die nichts ändern soll findet doch heute beim "Gipfeltreffen" zwischen Fischer/Schröder und Merkel/Stoiber statt. Das sind diejenigen Inszenierungen, die auch eine Süddeutsche Zeitung nicht infragestellt, da sie die Grundfesten des Kerngeschäfts berühren und der Mainstream inzwischen so verblödet ist, dass sie derlei Inszenierungen für Politik halten.
"Es ist noch schlimmer. Wenn die Spaßguerilla Lachsalven verschießt, lacht immer öfter das Imperiums zurück und verwurstet die Ideen der Subkultur. Orginalität und Nonkonformismus sind längst nicht mehr die Markenzeichen des Künstlers, sondern Qualifikationsmerkmal der angehenden Führungskraft. Deshalb lancierte DaimlerChrysler den Maybach mit dem Slogan: 'Leadership is about breakring rueles*. (....)
Kreativkritik sei wie eine Frischzellenkur für die unermüdlich produzierende Zeichenmaschine, sagte der Kurarotor Thomas Edlinger. Und Margarita Tsomou von kulturattac zitierte das resignierende Fazit der Band Negativlnad: 'Heute aborobieren sie den Kern und geben uns damiot zu erkennen, dass kein Widerstand möglich ist.'"
Tja, das dürfte nun mal der Vorteil von PolitaktivistInnen sein, die eben nicht um Authentizität, Kreativität und Nonkonformismus bemüht sind, sondern wissen, dass der Kampf um die Zeichendeutung ein Kampf um Hegemonie ist. Die wissen auch, dass es einen historischen Aspekt gibt, der dazu führt, dass es keine Sicherheit über die Auslegung von Zeichenkämpfen gibt. Ein historisch richtiges Argument kann heute falsch sein, dass heißt aber nicht, dass es damals auch falsch war oder gar ursächlich für seine Rekuperation verantwortlich ist. Diese Einfalt bringt nur die linke Ideologiekritik und der in der Jungle World gepflegte Kritikergestus zustande und natürllich die Kunstszene, die ihr kulturelles Kapital verteidigen will. Tja wenn letztere ein wenig in den gerade in ihrem Milieu gehypten Hardt/Negri-Band gelesen und wirklich etwas verstanden hätten, dann wüssten sie nun, dass es keine sicheren Orte und damit auch keine sicheren Positionen mehr gibt. Und das ist das Markenzeichen des Empires.
Kommen wir nun zu den Obessionen der Frau Göricke:
"Das stimmt, solange antiautoritäre Spaßaktivisten am Werk sind. Was aber, wenn gewaltbereite Extremisten die Strategie der Subversion der Zeichen nutzen? So zeigt die AES-Group in der Ausstellung einen Wandtechppech mit einer verschleierten Freiheitsstatue, die einen Koran in der Hand hält. Es gibt keine Hoheit über die Zeichen."
Vergessen wir mal das mit dem Koran, die neue Chiffre der gegenwärtigen Terrorismus-Paranoia. Gemeint sind eigentlich wir. Lesen wir obiges auf uns bezogen, die es Ernst meinent mit dem Willen, die Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein geknechtetes und unterdrücktes Wesen ist, die tatsächlich die Verhältnisse zum Tanzen bringen wollen, für wirkliche Demokraite streiten und sich nicht auf die Künstler-Spielwiese des Museums verbannen lassen, dann bekommt die Angelegenheit eine neue Qualität. Schön dass sie das noch fürchten ...
kg2u - am Mittwoch, 16. März 2005, 23:18 - Rubrik: Culture Jamming
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen