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In der Tat ist der Begriff der "Kulturellen Grammatik" ein zentraler Punkt im Konzept der Kommunikationsguerilla.

Im Rahmen ihres Textes "Immer in Bewegung bleiben!" diskutiert die österreichische "gruppe mañana" den Begriff "Kulturelle Grammatik".


"Über Widerstand und Kultur schreiben, oder über Widerstand schreiben, der nicht den Vorstellungen traditioneller Politik entspricht, wie geht das? Wir stellen diese Frage schlicht und einfach deswegen, weil es schon allein schwer zu sagen ist, was denn Kultur sei und für so manche und manchen, welche Relevanz dieser Begriff eigentlich hat. Es gibt nur einen Trost, die Tatsache, dass ja eigentlich auch nicht klar ist, was denn nun Ökonomie sei."


Zunächst zitieren sie aus dem Handbuch der Kommunikationsguerilla:

„Die Metapher Kulturelle Grammatik bezieht sich auf die Sprachwissenschaft. Grammatik ist das der Sprache zugrundeliegende Regelsystem, das wir erlernen, ohne uns dessen bewusst zu sein; sie ist die Struktur, die die Verwendung und den Zusammenhang der einzelnen Elemente sprachlicher Aussagen bestimmt. Ohne Grammatik lassen sich komplexe Zusammenhänge nicht ausdrücken, obwohl die wenigsten Menschen beim Sprechen in ihrer eigenen Sprache über Satzteile und Konjugationen nachdenken. Grammatikalische Regeln einzuhalten ist weitgehend normal und wird selten hinterfragt.“[Handbuch der KG]

Unter Verweis auf Wittgensteinschen Begriff der Grammatik und an dessen Begriff der Regel schlagen sie ein modifiziertes Verständnis des Begriffs vor, für dessen Nachvollzug man/frau wohl Sprachwissenschaftler/in sein muss:

"An diesem Punkt erscheint eine Abgrenzung vom obigen Vergleich der autonomen a.f.r.i.k.a.g.r.u.p.p.e unbedingt notwendig. Sprachliche Grammatik, z.B. deutsche Grammatik, ist ein Gesetzessystem, das nachträglich über die differenzierte Praxis menschlichen Sprechens gelegt wurde. Menschen sprechen im Normalfall nicht wegen der grammatischen Regeln, sie kennen sie oft gar nicht, und sie beachten sie oft gar nicht. Wesentlich zielführender erscheint eine Anlehnung an den Wittgensteinschen Begriff der Grammatik und an dessen Begriff der Regel. Grammatik bei Wittgenstein bezeichnet die sozusagen vorgegebene Strukturierung durch gesellschaftlicher Verhältnisse und Praxen, den gesellschaftlichen Raum. Ein Teil dieser Strukturierung und in dieser Strukturierung ist Sprache. Es muss schon viel vorgegeben sein, um in einer gewissen Weise zu sprechen.
Gesellschaftliche Regelsysteme -das System der Kulturellen Grammatik- sind keineswegs neutral und für alle veränderbar. Dennoch ermöglichen sie Menschen, sich im alltäglichen Leben zu orientieren, weisen ihnen aber gleichzeitig ihre (Spiel-)Räume zu. Im Zuge ihrer Praxis produzieren und reproduzieren sie Machtstrukturen.
Diese Regelsysteme liefern Handlungsanweisungen, eröffnen Handlungsoptionen, v.a. aber legen sie bestimmte Interpretationen von Situationen, Orten, Texten und Gegenständen nahe.
Deren Bedeutungen sind natürlich nicht fest, sondern je nach Kontext unterschiedlich. Anders formuliert: Bedeutung ist einerseits geknüpft an die soziale Praxis, andererseits an den Kontext.


Schön und gut, aber inwiefern unterscheidet sich das inhaltlich substantiell von dem zitierten Abatz aus dem Handbuch?
manana meinte am 7. Mai, 14:19:
grammatik
ich glaube, dass die differenz zwischen grammatik - als in grammatikhandbüchern nachlesbarer regelkorpus - und der praxis gesprochener sprachen eine wesentliche ist.

deutsche grammatik ist wesentlich jünger als die praxis des sprechens. und die analogie kulturelle grammatik und sprachgrammatik hinkt.

sprachgrammatik ist ein disziplinierendes und normierendes raster über differenten sprachpraxen. - alltagssprache differiert zumindest in österreich stark von der regelgrammatik.

dagegen kann grammatik angelehnt an wittgenstein als differenziertes muster und als vielheit sozialer alltäglicher praxis verstanden werden. 
kg2u antwortete am 11. Mai, 16:43:
Nochmals zum Begriff der Grammatik
Aber wer sagt denn, dass man die Grammatik, die man
befolgt, kennt? Natürlich sprechen alle Leute irgendwelchen
grammatikalischen Regeln zufolge, sonst würden sie sich nicht
verstehen. Das heißt aber nicht, dass sie diese Regeln auch kennen
und benennen können; ich kanns auch nicht.
Deshalb sehe ich nicht, dass der Vergleich hinkt. Und ich sehe auch nicht, warum die Rigidität - wenn sie denn so rigide ist - einen Widerspruch darstellen soll. Wer sagt denn, dass die kulturelle Grammatik nicht rigide ist bzw. wenn sie nicht so wäre, könnte man auch nix mit ihr anstellen. 
manana antwortete am 21. Mai, 11:40:
kg
ich glaube nicht, dass menschen irgendwelchen grammatikalischen regeln (fallregeln, konjugationen, deklinationen,....) folgend sprechen.
der wesentliche punkt ist, was war vorher grammatik (regelgrammatik) oder sprachpraxis --- ich würde sagen sprachpraxis. natürlich deckt sich sprachpraxis mit regelgrammatik, zumindest teilweise, aber sie ist weder begründung des sprechens noch sowas wie eine erklärung oder zugrundeliegendes system.

nochmal zu wittgenstein:
der unterscheidet zwischen z.B. schachregeln (im schachbuch XY) - als theoretisches konstrukt über dem spiel und der spielpraxis mit der ihr eigenen grammatik als raum des möglichen und unmöglichen, der rigidität und offenheit --- .

der knackpunkt liegt im regelbegriff: regeln sind bei wittgenstein verstanden als praktisches tun, das an grenzen stösst in der sanktion anderer menschen - also hohe rigidität.
regeln sind nicht verschriftlichte erklärungen und normierungen von sprachpraxen (z.B: Regelgrammatik).

in aller kürze und unklarheit
manana 
 

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