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Manchmal stößt man erst nach geraumer Zeit auf bestimmte Elaborate, die in abgelegenen Zeitschriften zu finden sind. Ein solches Projekt ist sicherlich das Wildcat-Zirkular. Im Wildcat-Zirkular Nr. 62 - Februar 2002 - S. 32-36 findet er sich wieder, dieser besserwisserische Hegel-Marxismus, der soviele Projekte der deutschen Linken (ob nun anti-deutsch oder verwaltungsoperaistisch) auszeichnet. In einem Text mit dem Titel "Zur Kraft der Situationistischen Kritik und ihrer Rezeption in Deutschland" wird erstmal alles - zurecht oder zu unrecht - abgestraft, dass dem eigenen sektiererischen Blick auf Arbeiterklasse etc. nicht entspricht. Wobei sich der Text nicht entscheiden kann, ob er nun die richtige Lesart von SI und Debord für den Wildcat-Operaismus reklamieren soll oder die ganze Linie nicht passt. Im Kontext von Subversionsstrategien lesen wir dann die übliche uninspirierte Kritik in Sachen Werbung:

"Teilweise wirken auch die Subversionsstrategien der SI und vor allem ihrer Nachfolger lächerlich [5]. Längst hat die Werbeindustrie das situationistische Motiv der Verfremdung aufgenommen, und wo die Situationisten als Subversionsstrategie noch Werbe-Girlies Marx-Zitate in den Mund legten, hat die Werbeindustrie selbst das Situationen-Schaffen, das Unvorhersehbare, die Lüste und die Revolution zu Werbezwecken entdeckt. Zeichen sind in der Tat austauschbar."

[5] Vgl.: autonome a.f.r.i.k.a. Gruppe, Handbuch der Kommunikationsguerilla, Berlin-Göttingen 1995."


Abgesehen davon, dass das im Handbuch der Kommunikationsguerilla vorgeschlagene Konzept keine Strategie ist, und dass sich die kapitalistische Produktionsweise vor allem dadurch auszeichnet, (fast) alles für sich produktiv machen zu können, bekommen wir es schwarz auf weiss. Das Bedürfnis der Hegelmarxisten nach Totalität:

"Ab den 80er Jahren galt in weiten Teilen der Linken Kritik dieser Verhältnisse als die Addition von diversen Unterdrückungsmomenten. Verschiedene »Antis« sollten erfüllt sein, wenn keines fehlt, hatte man scheinbar die Gesellschaftskritik in der Tasche. Die Mitte der neunziger Jahre auftauchende »Antiglobalisierungsbewegung« war teilweise noch von diesem Politikverständnis geprägt, teilweise versuchte sie diesen Rahmen zu überschreiten, wollte wieder das Ganze kritisieren. Auch in Teilen der zerbröckelnden Antifa-Bewegung machte sich dieses Bedürfnis breit. Der Begriff der Totalität tauchte wieder auf, und es wurde Interesse an »Antikapitalismus« bekundet. Wenn sich der Begriff jedoch nur in die Kette der anderen Antis einreiht, dann ist damit eher eine neue Identitätspolitik angezeigt, als der Versuch, sich auf eine tatsächliche Bewegung zu beziehen, die sämtliche Formen unseres Lebens umzustürzen trachtet."

Es ist der Hegelsche Wahn, der die Linken hierzulande so borniert macht, es ist dieses Bedürfnis "Totalität" zu fassen, der sie ideologisch und mitunter auch praktisch über Leichen gehen lässt. Das ist der ideologische Schlüssel für diese unendlichen sektiererischen Spielchen, die als Kritik verbrämt werden. Das ist der Grund, warum wir nie Marxisten gewesen sind.

Denn es gibt nur ein richtiges Leben im Falschem.
sum1 meinte am 30. Mai, 23:29:
Also bitte...
was ist denn das für ein grabenkämpferischer Schlammschlacht-Beitrag? Die schlimmsten Kritiker der Elche sind offenbar selber welche. Zum Glück versteht sowas Niemand ausser den Kämpfenden selbst.

Das Kommunikationsguerilla nicht per se toll ist beweisen übrigens nicht nur die Kommerz-Beispiele. Auch KG von rechts funktioniert gut, siehe http://www.vegetablecruelty.com

Mein Favorit ist aber derzeit doch eine linke KG-Aktion: http://sum1.onreact.com/index.php?p=515

Die Wildcat ist eine der besseren linken Zeitschriften. Manchmal schaffen sie es sogar für normale Menschen verständlich zu sein: http://sum1.onreact.com/index.php?p=485 
contributor antwortete am 31. Mai, 09:53:
schlammschlachten sind per se schlecht
soweit so richtig.
ab und an haben sie aber kathartische Wirkung - und um erkennen zu können, dass die wildcats mitunter eine prima zeitung machen und auch lesbare artikel produzieren, ist es manchmal hilfreich ein paar grundsätzlichkeiten auszutauschen.

übrigens bei aller Deiner Begeisterung für den Euromayday. Das ist nach bisheriger Sichtung nicht gerade ein Wildcat-Projekt (nach meiner Einschätzung halten die das wiederum für Folklore)

Dass KG nicht per se toll ist, dürfte unter uns nicht umstritten sein.
Der Streit ist auch nicht lapidar oder unwichtig.
Es geht 1. um das Politikverständnis sowie um 2. um die zentrale theoretische Denkfigur und darausf folgend 3. die Frage ob etwas, was die Bösen auch machen können, per se falsch ist. 
bbzn meinte am 16. Sep, 12:41:
"Hegelhass" oder: besserwisserisch, sektiererisch und borniert sind immer die anderen...
Dieser Text beweist mal wieder, dass einige der hegelhassenden Pomofraktion (worin ich aufgrund des Sprachduktus den/die Verfasser_in vermute) dogmatischer sind als Stalinist_innen. Ohne sich kritisch-prüfend auf Begriffe wie "Totalität" einzulassen und das eigene Verständnis davon offenzulegen, werden solche Begriffe von vornherein verworfen bzw. als Unwort deklariert. Die gesamte Sprache soll wohl von Begriffen wie "Totalität", "Wesen", "Substanz" etc. gesäubert werden!? Oh heilige Inquisition der Sprachmystiker_innen!
Überhaupt zeichnet sich dieser Text durch die Verwendung von Pauschalurteilen und Undifferenziertheit aus. Vielleicht sollte der/die Autor_in dazu mal den Hegelschen Aufsatz "Wer denkt abstrakt?" lesen. Mich würde mal interessieren, ob der/die Verfasser_in überhaupt schon jemals einen Text von Hegel gelesen hat? Woher all der Hass? :-) 
 

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