over or on you? lässt sich seit Sonntag mit gewissen Recht fragen. Die Medien sind voll von Berichten über die erste wirklich große "Schuhung" im globalisierten Kapitalismus. George W. Bush hatte sich nochmals in den Irak getraut und sollte gehörig versohlt werden.
Wir sind ja schon allerhand gewohnt. Aber nachdem alle zuerst gemeint hatten, das Schuh-Out gegen den noch amtierenden US-Präsidenten eines irakischen Journalisten (akkreditiert für einen Kairoer Fernsehsender) sei vor allem eine Aktion mangelns anderer Gelegenheiten gewesen, lässt sich sagen, dass diese Herrschaften die kulturelle Grammatik im Irak nicht sonderlich gut drauf hatten.
Im Streiflicht der Süddeutschen Zeitung (16.12.08) hieß es in diesem Zusammenhang:
"Die Wahl der Waffe mag wohl von den Umständen beeinflusst gewesen sein, ein Schuh ist in die legendäre grüne Sicherheitsszone in Bagdad wesentlich leichter einzuschmuggeln als zum Beispiel die berühmte, in diesem schmählichen Kontext völlig überschätzte Sahnetorte. Aber auch symbolisch scheint die Atkion ein gelungener Wurf zu sein. Im Irak gehört das Schuhwerk zur untersten Klasse, ein Paria der Bekleidung gewissermaßen, abgelascht, schlapp und schweißig, mit städniger Boden- und Schmutzberührung."
Was heißt hier überschätzte Sahnetorte. Sie passt einfach nicht. Bei Saddam hatte es auch keine Torte gegeben und wenn, dann wird Bush im arabischen Raum auf ziemlich der Ebene angesiedelt:
"Wer von einem solchen Objekt getroffen wird, muss sich als den allterletzten Dreck betrachten." (SZ, 16.12.08.)
An anderer Stelle wird in der Süddeutschen Zeitung (15.12.2008) ein Islamwissenschaftler zitiert:
Die Schuh-Symbolik
"Schuhe gelten im Nahen Osten per se als dreckig", erläutert Hildebrandt und betont auch, dass dies nichts mit der Religion des Islam zu tun habe. Während in Deutschland mitunter Gäste ihre sauberen Schuhen anlassen dürfen, würde niemand im Irak, in Syrien oder im Libanon mit Straßenschuhen die Wohnung des Gastgebers betreten: "Dies wäre eine grobe Unhöflichkeit."
Die Symbolik der "dreckigen Schuhe" verdeutlicht Hildebrandt, der lange in der libanesischen Hauptstadt Beirut gelebt hat, mit einem weiteren Beispiel: Bei antiwestlichen Demonstrationen würden Protestierende häufig über israelische oder US-amerikanische Fahnen laufen, um diese zu beschmutzen.
Der Hamburger Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger wagte denn auch im Wiener Standard (16.12. 08) eine nicht allzu vorlaute Voraussage:
"Dabei könnten nun, nach all der medialen Aufmerksamkeit, Schuhungen von Politikern weit öfter vorkommen."
Interessant ist in jedem Fall, wie schnell symbolische Politik zu richtiger Hardcore-Politik werden kann. Die beobachtbaren Inszenierungen sind eben nicht nur Schein, sondern drücken handfeste Interessen und im Falle des BuShouing kann hierüber sich die Gemütslage eines sich nicht mehr befreit, sondern - dank der nimmer aufhörenden Weisheit der Bush-Administration, besetzt fühlenden Iraks artikuliert werden.
Mal sehen, wann und gegen wen hierzulande die ersten Schuhe geworfen werden.
Wir sind ja schon allerhand gewohnt. Aber nachdem alle zuerst gemeint hatten, das Schuh-Out gegen den noch amtierenden US-Präsidenten eines irakischen Journalisten (akkreditiert für einen Kairoer Fernsehsender) sei vor allem eine Aktion mangelns anderer Gelegenheiten gewesen, lässt sich sagen, dass diese Herrschaften die kulturelle Grammatik im Irak nicht sonderlich gut drauf hatten.
Im Streiflicht der Süddeutschen Zeitung (16.12.08) hieß es in diesem Zusammenhang:
"Die Wahl der Waffe mag wohl von den Umständen beeinflusst gewesen sein, ein Schuh ist in die legendäre grüne Sicherheitsszone in Bagdad wesentlich leichter einzuschmuggeln als zum Beispiel die berühmte, in diesem schmählichen Kontext völlig überschätzte Sahnetorte. Aber auch symbolisch scheint die Atkion ein gelungener Wurf zu sein. Im Irak gehört das Schuhwerk zur untersten Klasse, ein Paria der Bekleidung gewissermaßen, abgelascht, schlapp und schweißig, mit städniger Boden- und Schmutzberührung."
Was heißt hier überschätzte Sahnetorte. Sie passt einfach nicht. Bei Saddam hatte es auch keine Torte gegeben und wenn, dann wird Bush im arabischen Raum auf ziemlich der Ebene angesiedelt:
"Wer von einem solchen Objekt getroffen wird, muss sich als den allterletzten Dreck betrachten." (SZ, 16.12.08.)
An anderer Stelle wird in der Süddeutschen Zeitung (15.12.2008) ein Islamwissenschaftler zitiert:
Die Schuh-Symbolik
"Schuhe gelten im Nahen Osten per se als dreckig", erläutert Hildebrandt und betont auch, dass dies nichts mit der Religion des Islam zu tun habe. Während in Deutschland mitunter Gäste ihre sauberen Schuhen anlassen dürfen, würde niemand im Irak, in Syrien oder im Libanon mit Straßenschuhen die Wohnung des Gastgebers betreten: "Dies wäre eine grobe Unhöflichkeit."
Die Symbolik der "dreckigen Schuhe" verdeutlicht Hildebrandt, der lange in der libanesischen Hauptstadt Beirut gelebt hat, mit einem weiteren Beispiel: Bei antiwestlichen Demonstrationen würden Protestierende häufig über israelische oder US-amerikanische Fahnen laufen, um diese zu beschmutzen.
Der Hamburger Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger wagte denn auch im Wiener Standard (16.12. 08) eine nicht allzu vorlaute Voraussage:
"Dabei könnten nun, nach all der medialen Aufmerksamkeit, Schuhungen von Politikern weit öfter vorkommen."
Interessant ist in jedem Fall, wie schnell symbolische Politik zu richtiger Hardcore-Politik werden kann. Die beobachtbaren Inszenierungen sind eben nicht nur Schein, sondern drücken handfeste Interessen und im Falle des BuShouing kann hierüber sich die Gemütslage eines sich nicht mehr befreit, sondern - dank der nimmer aufhörenden Weisheit der Bush-Administration, besetzt fühlenden Iraks artikuliert werden.
Mal sehen, wann und gegen wen hierzulande die ersten Schuhe geworfen werden.
kg2u - am Mittwoch, 17. Dezember 2008, 00:15 - Rubrik: Torten - Pies - Tarts