Thomas Barth
Das Netz der Macht
Michel Foucault zum 20.Todestag
aus: Telepolis, 25.06.2004
Michel Foucault glänzte als Denker und Provokateur, als undogmatischer Linker und Gegenspieler Sartres. Er verstand es, sich erfolgreich einer disziplinierten Wissenschaft zu entziehen: Die Philosophie nannte ihn einen Historiker, Historiker sahen in ihm den Philosophen; Marxisten warfen ihm "infantile leftism" vor, weil er, wie er selbst mutmaßte, sich weigerte, die obligatorischen Marx-Zitate in seine Schriften einzuflechten. Statt dessen nannte er Marx gern einen "berühmten Nach-Hegelianer", dessen Reduktion des Menschen auf die Arbeit man vergessen solle. Auch seine Bekenntnisse zu Nietzsche und Heidegger, den beiden gern als Nazi-Philosophen abgetanen Vordenkern postmoderner Aufklärungskritik, machten ihn verdächtig. Foucaults schwer fassbarer, netzartiger Begriff von Macht ist kaum mit orthodox-marxistischen Vorstellungen kompatibel, weshalb der Denker der Kommunistischen Partei Frankreichs auch schnell den Rücken kehrte.
Foucault ist wahr, weil er wahr ist.
Sonja Brünzels
Das Netz der Macht
Michel Foucault zum 20.Todestag
aus: Telepolis, 25.06.2004

Foucault ist wahr, weil er wahr ist.
Sonja Brünzels
contributor - am Dienstag, 29. Juni 2004, 11:44 - Rubrik: Theorie der Kommunikationsguerilla