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Jeder ist Situationist
heisst es in einem Bericht über die Neugründung eines situationistischen Stammtisches in Nehren (bei Tübingen) im Schwäbischen Tagblatt, vom 3.4.2004 von Sabine Lohr.

"Drei Sätze und ein Stammtisch

In Nehren gibt es einen neuen Stammtisch: den der Situationisten und der Nehrener Unabhängigen Liste „Nulies“. Einmal schon hat sich der Stammtisch getroffen. Der Nehrener Albert Günther, 49, hat diesen Stammtisch - zwar nicht alleine, aber auch - ins Leben (zurück-) gerufen und ist Situationist.
Was das ist? Es gibt ganze Bücher drüber. Französische. Ein paar deutsche auch. Und viele Aufsätze. Die nun zu lesen, wäre den Lesern zu viel zugemutet, also bitte: Soll Albert Günther doch erklären, was Situationisten sind. In drei Sätzen, bitte. „Drei Sätze?“ staunt er und tut, als ob das viel wäre. Er überlegt lange. Und dann kommt der erste Satz: „Jeder ist ein Situationist.“ Das ist zwar ein einfacher und schöner Satz, schwer zu verstehen ist er trotzdem. „Naja“, holt er aus, „jeder ist ja in einer Situation, auf die er irgendwie reagiert.“ Und darum ginge es eben - zu reagieren. Situation: Lage, Stellung, Zustand.
So weit, so gut. Der zweite Satz, bitte. Der besteht nun aus sehr vielen Sätzen. „Man muss doch was machen, zum Beispiel wegen der Kommunalwahl. Oder der Europawahl.“ Man müsse, findet er, nicht einfach akzeptieren, dass die kommunalen Platzhirsche Platzhirsche bleiben. Nein, nein, winkt er ab: Die Nulies wollten ebenso wenig eine Kandidatenliste aufstellen wie die Steinlachtaler Situationisten. Nur drauf aufmerksam machen wollen sie, drüber reden. In einem öffentlichen Raum. Ohne Hierarchie. Ohne Tagesordnung. Strukturlos. Anstöße zum Nachdenken geben. Auch mit Aktionen. Derjenige, der sommers Paulaner-Dosen im Kirschenfeld mehr oder weniger kunstvoll verteilt, der habe einen öffentlichen Raum hergestellt und einen Denkanstoß gegeben, sagt Günther. „Umweltverschmutzung“, fügt er noch hinzu. Und dass er es nicht war und auch nicht weiß, wer’s war.
Eins bei all den Denkanstößen und Debatten und Aktionen ist dem Situationist Albert Günther besonders wichtig: Der Spaß. Den hatten Günther und alle, die zum ersten Situationisten-Stammtisch gekommen sind, wie aus ihrer Pressemitteilung hervorgeht. In einem Vortreffen hatten die Mitglieder des wiedererneuerten Stammtisches begonnen, die Kirschen zu zählen, die gerade im Reifeprozess an den Kirschbäumen hingen. Weiter wurde angedacht, den Nehrener Feuersalamander in das Nehrener Wappen aufzunehmen und den Weg zum Nehrener Schützenhaus offiziell in „Alsob-Gasse“ auszuweisen.
Eine „Gratwanderung“ gelte es zu machen, sagt Günther, „zwischen Spaß und Aufklärung“, man müsse beides zueinander bringen.
Weil der zweite Satz ihm doch sehr lang geraten ist, soll er ihn nun beenden und den dritten sagen. Günther holt aus seinem Einkaufskorb einen kleinen, potthässlichen, glänzend rosafarbenen Porzellanteller hervor, stellt sechs dazu gehörende Eierbecher im Kreis darauf und in die Mitte ein kleines, passendes Schälchen. Dann packt er noch den Kopf einer Barbiepuppe aus, tunkt ihn dreimal in einen der Eierbecher und lässt ihn drin stecken. Nur noch die blonden Haar gucken raus � sie stehen steil nach oben. „Ist das jetzt zu abgefahren?“ fragt er. Nein, nein. „Es macht Sinn, nachzudenken“, sagte er dann. „Aber mit Spaß.“
Und am Ende lädt er ganz öffentlich zum nächsten Stammtisch der Situationisten und Nulies ein. Der ist am Freitag, 16. April, wie immer im „Capaninna“, das früher „Zum lustigen Löwen“ hieß, Punkt 19.17 Uhr. Weil: 1917 „ russische Revolution. Das Ende ist immer um 22.11 Uhr. „Keine Ahnung, warum.“ Sicher ist, dass der Düsseldorfer Erziehungswissenschaftler Professor Heiner Barz kommt und das Thema vielleicht sein wird: „Zu den Möglichkeiten einer situationistischen Perspektive in der alltäglichen kulturellen Arbeit.“ Motto des Treffens: „Die Steinlacht in den Neckar.“


Zu den Nehrener "Nulies" und ihrem situationistischem Stammtisch fällt mir doch auch was ein:
Aua sagt der Bauer
die Äfpel sind zu sauer
die Birnen sind zu süss
morgen gibt's Gemüs
 

twoday.net AGB

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