2. und wer soll dr. paul lafargue sein und was bringt so ein fake?
3. bei euch gehen die begrifflichkeiten wüst durcheinander. Unklar bleibt, ist das gewollt, dann von mir aus, aber ansonsten wäre es sinnvoll zu überlegen, was bei Euch der Überbegriff für was sein soll.
4. wieso ist das eine reportage?
Natürlich ist es einerseits einfach zu sagen dass Copyright scheiße ist, eine bürgerliche Erfindung. [...] Anderseits lebe ich vom Schreiben und wenn alle meine Texte abgedruckt werden, ohne dass ich einen Pfennig dafür sehe, kann ich nicht überleben. Da habe ich einen Widerspruch in mir selber entdeckt, zwischen theoretischem Formulieren á la Tod des Autors, Roland Barthes etc. und dem Fakt dass ich ein Autor bin der Geld kriegen muss um Miete, Klamotten und Whisky zu zahlen.Es ist natürlich wahnsinnig sensibel, von diesen "Widersprüchen" und "Differenzen" zu schwafeln, doch für sich keinerlei Konsequenzen daraus zu ziehen. Bis heute haben Stange und seine Kumpanen alle Appelle ignoriert, wenigstens einen symbolischen Teil ihrer Kuratorenhonorare an die "Creative Commons" zu spenden, um auch nur ansatzweise mit denen gleichzuziehen, die als anonyme Beiträger "sein" Werk unfreiwillig subventioniert haben. Aber der Mann braucht ja Klamotten und Whisky.
Diese Differenz zwischen Lebenspragmatik und theoretischem Anspruch ist mir erst während der Ausstellung so richtig klar geworden.
(- Entschuldigung bitte an die Leser dieses Blogs für mein abermaliges Herumgranteln wegen dieser Geschichte.)
(Im übrigen hat da wieder einmal jemand Roland Barthes' "Tod des Autors" nicht verstanden oder nur dessen Titelzeile gelesen. Mitnichten behauptet Barthes, dass es keine Autoren im Sinne von Personen gäbe, die Texte schreiben, oder dass deren Arbeit irrelevant sei. Vielmehr geht es um den Autor als metaphysisches Zentrum traditioneller Literaturhermeneutik, also die Interpretation von Texten als bloßem Ausdruck und biographischer Chiffre einer Autorpersönlichkeit. Dagegen setzt Barthes die sowohl von Bachtin, als auch von Foucault beeinflusste Idee des - literarischen - Textes als Ent-Äußerung seines Verfassers bzw. seiner Verfasserin, die ihre Stimme z.B. durch personale Erzählperspektive, Mimikry von Stilen und Tonfällen etc. maskiert und damit ihren symbolischen Tod vollzieht. Für die Lektüre der Texte wird daher der [reale, biographische] Autor zu einer weitgehend irrelevanten Größe. Barthes' Gedankenfigur ist nicht einmal originell, sondern steckt implizit schon in Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen sowie in frühromantischen und marxistischen Kunsttheorien. Neu ist nur die Vehemenz, mit der Barthes diese These vertritt, im Titel seines Aufsatzes auf den Punkt bringt und die bekannten Mißverständnisse provoziert.)
1. was hat denn der stange mit just do it zu tun?
--Er war mit Florian Waldvogel und Thomas Edlinger der Kurator der Linzer Ausstellung im letzten Jahr.
2. und wer soll dr. paul lafargue sein und was bringt so ein fake?
--Wird man spätestens beim Angucken der Reportage merken... Nicht jeder Jeck ist so informiert dass er weiß wer Paul Lafargue war...
3. bei euch gehen die begrifflichkeiten wüst durcheinander. Unklar bleibt, ist das gewollt, dann von mir aus, aber ansonsten wäre es sinnvoll zu überlegen, was bei Euch der Überbegriff für was sein soll.
--Ich habe kein Doktorandenseminar für Kommunikationsguerilla, Semiologen, Adbuster oder Media Hacker eröffnet, sondern will den unkundigen Lesern/Zuschauern die Thematik näherbringen. Letztendlich werde ich das ganze jedoch um die Zentralbegriffe Adbusting, Subversive Affirmation und Medieaktionismus stricken. Zur Begriffsverwirrung haben vor allem die Künstler beigetragen und das finde ich persönlich unhinterfraglich...
4. wieso ist das eine reportage?
--Weil es eine Reportage ist. Die Website ist nur eine Dokumentation bzw. Vorveröffentlichung einiger der gemachten Interviews...
Peace,
Sub_Kid
2. Es ist ein Missverständnis, dass Kunst und Kommunikationsguerilla identisch seien. Kommunikationsguerilla interveniert in politische Felder und Alltagspraxen. natürlich kann sich die Kunst der Techniken ("Stilmittel" ist eine ästhetische Kategorie, KG spricht von "Techniken" im Sinne von "Prinzipien und Methoden" und von "Anlässen und Praxen") bedienen. In der Regel verpufft das aber irgendwo im Nirwana und ist im besten Falle wurscht. Kommunikationsguerilla aber bezeichnet eine eingreifende Militanz, bei der es nicht um Distinktion geht, sondern um die Erschütterung dessen was gemeinhin für "normal" und "richtig" gehalten wird. Ihr könnt natürlich einen Soziologen erfinden und ihm den Namen von Marxens Schwiegersohn geben. ... so what?
3. Das hat nichts mit "Doktorandenseminar" zu tun, sondern hilft die konkreten Eingriffe gut vorzubereiten. Es geht auch nicht um die "reine Lehre", sondern um Genauigkeit, ohne die Kommunikationsguerilla oft auch in das Gegenteil des Beabsichtigten umschlägt.
Daher würde ich anmerken dass eure Formulierung "Subversive Affirmation oder Überidentifizierung bezeichnet eine Übernahme der Positionen des Gegners in überspitzter Form" auf Eurer Webseite zwar nicht tragisch, aber eben doch nicht genau ist. Die "Überidentifizierung" meint das Aufspüren genau jener ideolgischen Bruchstelle, die in der herrschenden Ideologie nicht ausgesprochen wird. "Subversive Affirmation" operiert auf einem anderen Level. Es geht hier um die Verwendung herrschender Symbole in aus deren Sicht unpassenden Kontexten und Momenten. (Vgl. Handbuch der KG, S. 80 bzw. 54). Es gibt da eine Verbindung zur Überidentifizierung, die sich aber nicht durch "oder" parallelisieren lässt.
4. Man kann nicht verhindern, dass sich irgendwelche Übereifrigen den Begriff auf Wikipedia unter den Nagel reißen (der bei Euch als einzige Quelle der Definition herangezogen wird - obwohl nicht wenige Informationen offensichtlich diesem Weblog entnommen sind -, geschweige denn das ausgeführt ist, wer denn nun "die Theoretiker der Kommunikationsguerilla" Eurer Ansicht nach sind). Ein Artikel der im übrigen genauso - pardon - knapp daneben geschrieben ist, wie die von Euch betriebene Webseite. Dabei soll gar nicht Eure gute Absicht infrage stehen, aber wer sich Definitionsmacht zuschreibt und dieselbe weltweit zugänglich macht, wird nicht an seinen guten Absichten, sondern am Ergebnis gemessen.
so jetzt ist der tonfall hoffentlich nicht mehr aggressiv. es sei denn Kritik an sich wirkt für Dich bedrohlich. Das ist aber nicht die Absicht, sondern der Versuch, die Anstrengung zum Begriff weiterzutreiben. Vielleicht lässt sich da ja noch was entwickeln.
Es geht auch nicht um die "reine Lehre", sondern um Genauigkeit, ohne die Kommunikationsguerilla oft auch in das Gegenteil des Beabsichtigten umschlägt.Mich würde interessieren, ob für Dich die in den Reportagematerialien verlinkte Website Today's Liberation Front ein Beispiel solcher fehlenden Genauigkeit ist, wenn es auf ihr heißt:
Nun gibt es aber Feinde, die es uns nicht gönnen, daß wir ein Bierchen trinken dürfen und die dafür sorgen wollen, daß wir unsere Frauen nur noch unter Tischdecken "zu Gesicht bekommen".Aus meiner Sicht ist dies, um Deine Definitionen zu benutzen, weder Aufspüren einer ideologischen Bruchstelle bzw. Überidentifizierung, noch Verwendung herrschender Symbole in unpassenden Kontexten bzw. subversive Affirmation, sondern eine fragwürdige Parodie: (a) wird die Bush-Administration ungenau und simplifizierend mit deutscher Stammtischpolitik ("Bierchen trinken") gleichgesetzt und (b) die Repression von Frauen in fundamentalistisch-patriarchalischen Systemen ins Lächerliche gezogen und banalisiert. Werden hier nicht vielmehr die ideologischen Bruchstellen der Macher der Website sichtbar?
daran hat Wolfgang Pohrt in den 80er Jahren die Friedensbewegung erinnert.
Was die Webseite von Today's Liberation Front anbetrifft, so hätten wir sie nicht verlinkt, weil sie zwar ohne Zweifel mit KG-Methoden arbeitet, wir aber das anti-amerikanische Ressentiment nicht unterstützen wollen. Wir haben hier zwar ähnliche Beispiele dokumentiert (aber immer auch unsere Zweifel artikuliert - oder eben Aktionen in den USA dargestellt).
Es gibt nun aber überhaupt keinen Grund "die Deutschen" gegenüber "den Amerikanern" als friedliebender darzustellen. Auch Schwarzenegger tötet nicht weil er Amerikaner ist, sondern weil er Österreicher war. Und in Österreich bzw. genauer in Graz wird gerade so getan, als ob er sich gegen die Inkarnation der Zivilisation versündigt habe, obwohl er nur die gewalttätige Seite des ach so zivilisierten Europas sichtbar macht. Womit überhaupt nicht gesagt ist, dass die Politik der Bush-Adminstration nicht zu kritisieren oder zu bekämpfen wäre, wer aber wie Today's Liberation Front so tut (oder zumindest eine Lesart nahelegt), als ob das ein Problem von amerikanisch sein wäre, der hat überhaupt nichts kapiert bzw. argumentiert kulturalistisch und das unterstützen wir nicht. Insofern sind wir in der Tat nicht glücklich wenn Nitewalkz gerade dieses Beispiel als KG betont, aber daran können wir nichts ändern. Wir können nur versuchen, unsere Argumente bei Ihnen zu Gehör zu bringen.
Wir würden vorschlagen, in diesem unserem Lande vor der eigenen Haustüre zu kehren und sich die ach so friedliebende rot-grüne Zivilgesellschaft vorzuknöpfen und einfach mal die veränderten Verhältnisse zur Kenntnis zu nehmen und nicht ewig diesen alten ML-Antimperialismus zum xten Mal durch zu buchstabieren. Vgl hierzu auch: autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe:
Gegen wessen Kriege welchen Widerstand? Thesen für einen neuen Anti-Militarismus.
Kurz: Die Welt ist nicht problematisch, weil "die Amerikaner" herrschen, sondern weil es nach wie vor einen breiten Konsens in Sachen Ökonomisierung des Lebens gibt. Damit sich das ändert, betreiben wir in diesem Land und andernorts Kommunikationsguerilla.
Genau diesen Aspekt habe ich mit den Todays Liberation Jungs versucht herauszuarbeiten. Ich bitte den Umstand genau zu berücksichtigen dass die beiden durch ihre "Kampagne" die inhaltliche Ähnlichkeit der Konzepte Europa bzw. Deutschland und USA bei gleichzeitiger ästhetischer und moralischer Ablehnung thematisieren wollen. Mit anderen Worten: Sie zeigen dass uns nichts grossartig von den USA unterscheidet, Old Europe hingegen so tut als ob... Diese Lesart drängt sich zunächst zugegebenermassen nicht wirklich auf, aber ist hoffentlich meinem Videointerview zu entnehmen...