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Kein Fake aber eine Fälschung:

SZ, 28.01.2004
Gefälschter Bürgeraufruf
Münchner sollen Daten bei der Polizei speichern lassen

Der Termin „Sicherheitskonferenz“ rückt näher, und der Protest von Globalisierungs- respektive Kriegsgegnern nimmt langsam Formen an. Im Internet häufen sich Aufrufe zu Demonstrationen, an Bushäuschen pappen Aufkleber mit Anti-Nato-Sprüchen, und es gibt noch was Neues: eine Flugblattaktion von Unbekannten, die im Namen der Polizei und des Rathauses in der Altstadt, Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und der Maxvorstadt die Bürger zum Erkennungsdienst bitten. Derlei Blödeleien tauchen immer wieder einmal auf. Aber in diesem Fall fielen zahlreiche Leute auf den Streich rein – jedenfalls verzeichnete das Polizeipräsidium bis gestern Nachmittag mehrere Dutzend Anfragen bezüglich dieser „Erkennungsdienstaktion“.

In dem mit dem offiziellen Polizeistern und dem Stadtwappen versehenen falschen „Bürgeraufruf“ werden die Münchner zunächst an ihre „Mitverantwortung für die Innere Sicherheit“ erinnert. Im schönsten Bürokratendeutsch referieren die Fälscher dann über die „Qualitätssicherung und Effizienzsteigerung der bayerischen Sicherheitskonzepte“, ehe es ans Eingemachte geht: Bürger, heißt es da, kommt zur „Erfassung der biometrischen Personendaten im Rahmen des Pilotprojektes Automatisches Iris Identifikations-System“ ins Polizeipräsidium. Vom 26. bis 30. Januar, Zimmer 0311. „Bitte bringen Sie Ihren Personalausweis mit!“ Die Glaubwürdigkeit des Schreibens untermauert ein typisch münchnerischer Hinweis am Schluss: „Bitte kommen Sie mit dem MVV!“

Wie viele von den DIN A4-Zetteln aus Umweltpapier bislang im Stadtgebiet verteilt wurden, kann die Polizei nicht abschätzen. Doch egal ob es hunderte oder tausende waren, hier verstehen die Beamten keinen Spaß. Und es wird ermittelt: gegen Unbekannt, wegen einer Ordnungswidrigkeit, weil „das Impressum auf dem Schreiben unrichtig ist“, so ein Polizeisprecher. Zudem verstießen die Verfasser des „Bürgeraufrufs“ nach Auffassung der Beamten gegen das Geschmacksmustergesetz, indem sie den Polizeistern und das Stadtwappen samt Münchner Kindl zweckentfremdet haben. Die Frage lautet nun: Kann der Schuldige überhaupt gefunden werden? Denn beim Erkennungsdienst hat man auf den Schreiben so viele verschiedene Fingerabdrücke geortet, dass selbst ein „Automatisches Identifikations-System“ überfordert wäre.

Christian Rost
 

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