
Steet Art ohne Straße ist wie Latte Macchiato ohne Milch. Wenn sie von ihren Wurzeln getrennt wird, welkt sie schnell und fängt an zu stinken. Werke, die auf der Straße wirken, weil sie einen Moment der Überraschung provozieren, weil sie in den Stadtraum intervenieren und mit Symbolen spielen, werden in der Galerie wieder zum Dekor. Der Raum klaut ihnen die Pointe und ruft in Versalien: KUNST! Und damit schließt sich der Kreislauf: Die Galerie hat sich selbst künstlich beatmet – und der einst wilde Straßenköter wird, wieder handzahm, in den Käfig geschlossen.
Es lebe die Straße!
http://www.artnet.de/magazine/features/bieber/bieber12-05-06.asp
HaHa - am Freitag, 8. Dezember 2006, 13:26 - Rubrik: Street Art
Wir erinnern uns. Der Wiener Journalist Hans Weiss und eine vermeintliche slowakisch Pflegerin entlarvten, wie das unsägliche österreichische Magazin "News" an seine Fakten zu kommen pflegt. Nunmehr wird nicht dem Presser-Organ der Prozess gemacht, sondern denjenigen, die gezeigt haben, wie diese Kamerilla zu arbeiten pflegt. In fast allen österreichischen Medien wird darüber berichtet. Niemand regt sich aber über die Gier auf, mit der diese Journaille vermeintliche Fakten schafft. Es ist diese Gier, die zu der Fälschung geführt hat. Wir sagen: Weiter so Österreich!
Die Presse: 22.11.2006
"Schauspiel" mit der Kanzler-Familie:
Falsche Pflegerin vor Strafgericht
Frau gab sich als slowakische Pflegerin im Dienste der Familie Schüssel aus.
Wien. Die Illustrierte "News" berichtete Mitte September "exklusiv": "Frau Maria, jene illegale slowakische Pflegerin, die die Schwiegermutter von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel betreute, bricht ihr Schweigen." Nur: Die Kanzler-Familie wusste nichts von einer "Frau Maria". Und klagte nun jene 52-Jährige, die sich als Pflegerin ausgab, wegen übler Nachrede und Kreditschädigung. Weiterlesen ...
Weitere Berichte im Kurier und im Standard sowie
auf ORF.at (alle 21.11. 2006):
"News"-Redakteure müssen aussagen
Weitere Zeugen wurden geladen und die Verhandlung deshalb auf den 16. Jänner vertagt. Vier Journalisten, darunter Text- und Bildredakteur des "News"-Interviews - müssen vor Gericht aussagen.
Eine außergerichtliche Einigung schlug im Vorfeld der Verhandlung fehl. "Wir bestehen nicht auf eine Verurteilung, aber es muss eine Entschuldigung her, eine Ehrenerklärung abgegeben und die Kosten dafür übernommen werden", meint Ainedter. Die Gegenpartei lehnte das ab.
Zu Unrecht angeklagt?
Seine Mandantin sei zu Unrecht in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, so der Anwalt der Beschuldigten. Sie könne nicht für Aussagen verantwortlich gemacht werden, die nicht von ihr stammen. Dafür müssten jene zur Verantwortung gezogen werden, die diese Passagen publiziert haben, so der Verteidiger.
Die Presse: 22.11.2006
"Schauspiel" mit der Kanzler-Familie:
Falsche Pflegerin vor Strafgericht
Frau gab sich als slowakische Pflegerin im Dienste der Familie Schüssel aus.
Wien. Die Illustrierte "News" berichtete Mitte September "exklusiv": "Frau Maria, jene illegale slowakische Pflegerin, die die Schwiegermutter von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel betreute, bricht ihr Schweigen." Nur: Die Kanzler-Familie wusste nichts von einer "Frau Maria". Und klagte nun jene 52-Jährige, die sich als Pflegerin ausgab, wegen übler Nachrede und Kreditschädigung. Weiterlesen ...
Weitere Berichte im Kurier und im Standard sowie
auf ORF.at (alle 21.11. 2006):
"News"-Redakteure müssen aussagen
Weitere Zeugen wurden geladen und die Verhandlung deshalb auf den 16. Jänner vertagt. Vier Journalisten, darunter Text- und Bildredakteur des "News"-Interviews - müssen vor Gericht aussagen.
Eine außergerichtliche Einigung schlug im Vorfeld der Verhandlung fehl. "Wir bestehen nicht auf eine Verurteilung, aber es muss eine Entschuldigung her, eine Ehrenerklärung abgegeben und die Kosten dafür übernommen werden", meint Ainedter. Die Gegenpartei lehnte das ab.
Zu Unrecht angeklagt?
Seine Mandantin sei zu Unrecht in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, so der Anwalt der Beschuldigten. Sie könne nicht für Aussagen verantwortlich gemacht werden, die nicht von ihr stammen. Dafür müssten jene zur Verantwortung gezogen werden, die diese Passagen publiziert haben, so der Verteidiger.
kg2u - am Donnerstag, 23. November 2006, 09:26 - Rubrik: Fake
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Ein bisserl Hintergrundinformation findet sich in einem Seminarweblog "Manipulation" der FH Aachen, wobei die Bemerkung dass die Grenzen zwischen Pop und Faschismus fließend sind, nicht wirklich erhellend ist, denn das Video bespielt eine faschistische Ästhethik, die aber nur im Kontext des Zusammenbruchs von Jugoslawien und dem Aufkommen eines serbischen - aber auch anderer Nationalismen - ihren ursprünglichen Sinn erhalten hat.
Laibach hat an verschiedenen Büchern mitgewirkt, aber das wichtigste ist:
Neue Slowenische Kunst (NSK). The Original NSK Book with englisch translation. 1992 von AMOK Books (Los Angeles) 1991 von Graficki zavod Hrvatske (Zagreb) veröffentlicht. Das Buch ist zwar in serbokroatischer Sprache verfaßt, doch wird eine Beilage mit der englischen Übersetzung der Texte mitgeliefert.Den besten Zugang zu dem hier interessierenden theoretischenn Konzept der Überidentifizierung bietet
Arns, Inke: Mobile Staaten/Bewegliche Grenze/Wandernde Einheiten. Das slowenische Künstlerkollketiv Neue Slowenische Kunst (NSK). In: Nettime (Hg.): Netzkritik. Materialien zur Internet-Debatte. Berlin 1997, S. 201-211.
Zu den politischen Implikationen vgl. auch die Debatte in der Zeitschrift 17 o (Zeitschrift für den Rest):
Titos Geburtstag. Über richtige und falsche Einwände gegen LAIBACH. In: 17 o Nr. 9, Nov./Dez./Jan. 1994/95, S. 72-73.
Diefenbach, Katja: Provokation als Gleitmittel. In: 17 o Nr. 9, Nov./Dez./Jan. 1994/95, S. 73-75.
Taylorismus, Bruitismus, Nazikunst & Disco. Ein schriftliches Interview mit Laibach. In: 17 o Nr. 9, Nov./Dez./Jan. 1994/95, S. 76ñ-8.
Marchart, Oliver: Trans Slowenien Express. In: 17 o Nr. 11 (Sept./Okt./Nov. 1995), S. 24-30.
contributor - am Freitag, 17. November 2006, 23:40 - Rubrik: Subversive Affirmation
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Schon etwas zurück im September liegt das Erscheinungsdatum (38/06) des Artikels von Saskia Jungnikl in der Wiener Stadtzeitung Falter über die österreichische "Medienguerilla" sowie ihre internationalen Vorbilder. Anlass ist der Fake mit der Aktionen zum Halbmond auf den Alpengipfeln. Mit der Überschrift "Go to S[hell] verweist die Autorin auf das Sniping und die semiotischen Heckenschützen. Mitunter wird weit ausgeholt und über Foucault sogar bis zur griechichen Antike und Parrhesia zurückgegangen. Na ja, und ob Public Netbase tatsächlich zur "Medienguerilla" gezählt werden will, kann man mal dahingestellt lassen. Schließlich wird am Ende auch noch berichtet, dass das Imperium mitunter in Form von "Guerilla-Marketing" zurückschlage.
Zu befürchten ist, dass der Artikel vor allem auf dem falschen Wikipedia-Artikel aufbaut. Wird langsam Zeit, dass der völlig umgeschrieben wird. Der Begriff der "Medienguerilla" ist offensichtlich nicht aus den Köpfen rauszukriegen. Der vernebelt und erklärt nichts.
Die Illustration von Anna M. Dusl ist hingegen online verfügbar, in der sie die Barbie Liberation Organisation-Story neu "Illustriert".
"F für Fake. Fälschungen, Grubenhunde und Hoaxes. Wie provokante Aktionen im Umgang mit Medien zur Kunstgattung wurden. Das Falsifikat hat gerade in Österreich eine lange Tradition."
Otmar Lahodynsky erzählt in der Ausgabe 09/06 der Zeitschrift Datum die Geschichte der österreichischen Kommunikationsguerilla. Bei den Anekdoten scheint er ganz gut informiert, aber in der Theorie bleibt der Artikel der Begrifflichkeit der Geschichte verhaftet (Spaßguerilla anstatt Kommunikationsguerilla).
Zu befürchten ist, dass der Artikel vor allem auf dem falschen Wikipedia-Artikel aufbaut. Wird langsam Zeit, dass der völlig umgeschrieben wird. Der Begriff der "Medienguerilla" ist offensichtlich nicht aus den Köpfen rauszukriegen. Der vernebelt und erklärt nichts.
Die Illustration von Anna M. Dusl ist hingegen online verfügbar, in der sie die Barbie Liberation Organisation-Story neu "Illustriert".
"F für Fake. Fälschungen, Grubenhunde und Hoaxes. Wie provokante Aktionen im Umgang mit Medien zur Kunstgattung wurden. Das Falsifikat hat gerade in Österreich eine lange Tradition."
Otmar Lahodynsky erzählt in der Ausgabe 09/06 der Zeitschrift Datum die Geschichte der österreichischen Kommunikationsguerilla. Bei den Anekdoten scheint er ganz gut informiert, aber in der Theorie bleibt der Artikel der Begrifflichkeit der Geschichte verhaftet (Spaßguerilla anstatt Kommunikationsguerilla).
contributor - am Freitag, 3. November 2006, 11:39 - Rubrik: Anstrengungen zum Begriff
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Ein anschauliches Yes Men-Portrait aus der taz-nord (26.10. 2006) ist nachzutragen. Anlass war die Aufführung der Doku "The Yes Men" im Hamburger Kino 3001:
"Hochstapler im Dienste der Aufklärung
Ihre zentralen Waffen sind "Identitätsdiebstahl" und "Identitätskorrektur". Das 3001 zeigt bis zum Dienstag die Dokumentation "The Yes Men" über die Aktionen der gleichnamigen Kommunikationsguerrilla-Gruppe."
Der ganze Artikel bei der taz
Kinoankündigung:
"Erstaufführung
The Yes Men
O.m.U.; USA 2003, Regie, Buch & Kamera: Regie: Dan Ollman, Sarah Price, Chris Smith; 80 Min.
Sie sind die Spaßguerilla im World Wide Web: die Yes Men, Hochstapler im Dienste der Aufklärung. Nicht nur auf ihrer Website http://gatt.org parodieren sie die Welthandelsorganisation WTO. Um auf Missstände hinzuweisen, die die wirtschaftliche Globalisierung nach sich zieht, geben die Yes Men auch gefälschte Pressemitteilungen und Stellungnahmen im Namen der WTO heraus, gelegentlich treten ihre Mitglieder auf Tagungen als vermeintliche WTO-Vertreter auf, wo sie subversive Absurditäten verkünden – zum Beispiel die Selbstauflösung der Welthandelsorganisation. Einer, der dies glaubhaft fand, war der kanadische Parlamentsabgeordnete John Duncan. Im Verlauf einer erregten Plenarsitzung wollte er von seiner Regierung wissen, ???welche Auswirkungen dies auf unsere Positionen in Hinblick auf Holz, Landwirtschaft und andere Streitfragen der internationalen Handelspolitik haben wird“. Rund dreihundert Mitverschwörer besitzen die Yes Men weltweit. Der Film blickt auf die Anfänge ihres globalen Engagements zurück und rekapituliert einige ihrer spektakulärsten Aktionen. Dazu gehören die als ???Lösung des Welthungerproblems“ verbreitete Empfehlung, die Dritte Welt möge sich doch bitte von übrig gebliebenen Hamburger-Klopsen aus den Industrienationen ernähren, oder die Präsentation eines Management-Freizeitanzugs, der es seinen Trägern möglich macht, säumigen Arbeitskräften in Drittweltländern ferngelenkte Elektroschocks zu verabreichen.
26.10 bis 31.10. um 19.00."
"Hochstapler im Dienste der Aufklärung
Ihre zentralen Waffen sind "Identitätsdiebstahl" und "Identitätskorrektur". Das 3001 zeigt bis zum Dienstag die Dokumentation "The Yes Men" über die Aktionen der gleichnamigen Kommunikationsguerrilla-Gruppe."
Der ganze Artikel bei der taz
Kinoankündigung:
"Erstaufführung
The Yes Men
O.m.U.; USA 2003, Regie, Buch & Kamera: Regie: Dan Ollman, Sarah Price, Chris Smith; 80 Min.
Sie sind die Spaßguerilla im World Wide Web: die Yes Men, Hochstapler im Dienste der Aufklärung. Nicht nur auf ihrer Website http://gatt.org parodieren sie die Welthandelsorganisation WTO. Um auf Missstände hinzuweisen, die die wirtschaftliche Globalisierung nach sich zieht, geben die Yes Men auch gefälschte Pressemitteilungen und Stellungnahmen im Namen der WTO heraus, gelegentlich treten ihre Mitglieder auf Tagungen als vermeintliche WTO-Vertreter auf, wo sie subversive Absurditäten verkünden – zum Beispiel die Selbstauflösung der Welthandelsorganisation. Einer, der dies glaubhaft fand, war der kanadische Parlamentsabgeordnete John Duncan. Im Verlauf einer erregten Plenarsitzung wollte er von seiner Regierung wissen, ???welche Auswirkungen dies auf unsere Positionen in Hinblick auf Holz, Landwirtschaft und andere Streitfragen der internationalen Handelspolitik haben wird“. Rund dreihundert Mitverschwörer besitzen die Yes Men weltweit. Der Film blickt auf die Anfänge ihres globalen Engagements zurück und rekapituliert einige ihrer spektakulärsten Aktionen. Dazu gehören die als ???Lösung des Welthungerproblems“ verbreitete Empfehlung, die Dritte Welt möge sich doch bitte von übrig gebliebenen Hamburger-Klopsen aus den Industrienationen ernähren, oder die Präsentation eines Management-Freizeitanzugs, der es seinen Trägern möglich macht, säumigen Arbeitskräften in Drittweltländern ferngelenkte Elektroschocks zu verabreichen.
26.10 bis 31.10. um 19.00."
contributor - am Freitag, 3. November 2006, 11:04 - Rubrik: Fake
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DAs "Verzeichnis der AlternativMedien 2006/2007" ist erschienen. Dazu gibt es auch eine sehr nützliche Webseite mit den Links aus der Printausgabe, die man sich nach Themen sortiert aufrufen kann.

Inhaltsverzeichnis der Printausgabe:
Bernd Hüttner:
Alternative Medien sind tot, es leben die alternativen Medien. Zur Definition, Entwicklung und Zukunft alternativer Medien
Burghard Flieger: Politische Kultur(en) sichern Verlagsgenossenschaften als besondere Chance alternativer Printmedien
Gottfried Oy: Lebenswelt Gegenöffentlichkeit. Medienkritik und Alltag sozialer Bewegungen
*
Knud Andresen, Markus Mohr, Hartmut Rübner: „Aus der Kneipe Kreuzberger Vereinshaus (dröhnte) die Internationale oder ‚Der Osten ist rot’” Ein paar Schlaglichter zur Geschichte der Zeitschrift Agit 883 (1969 bis 1972)
*
Gisela Notz: Alternative Zeitungen und Zeitschriften der Neuen Frauenbewegungen. Entstehungsgeschichte(n) – Beispiele – politische Konzepte
*
Dieter Moldt: Andersdenken ist die Freiheit der Freien. mOAning star, die Zeitschrift der Offenen Arbeit und der Kirche von Unten in Ostberlin (1985 bis 1989)
*
Andi Kuttner: Do it yourself. Fanzines und die Geschichte ihrer Entstehung
*
Lena Laps: Ihrsinn allein unterm Regenbogen?
*
Redaktion IHRSINN: Schlussakkord. Abschied und Vorankündigung für eine letzte IHRSINN
*
Lea Hagedorn: 300 Ausgaben gelebte Utopie. Ein Interview mit dem Graswurzelrevolution-Redakteur Bernd Drücke
Adressteil
Bernd Hüttner: Vorbemerkungen zum Adressteil
*
Adressteil, nach Postleitzahl sortiert
*
Bernd Hüttner: Statistische Auswertung
*
Bernd Hüttner: Materialien und Literaturhinweise zu alternativen Medien
Vorwort
Ob sich durch die Sozialproteste und die Bewegung gegen die Folgen der kapitalistisch-patriarchalen Globalisierung die Protestbewegungen wieder in einem Aufschwung befinden – manche reden schon im Zusammenhang mit den Sozialforen von der „Bewegung der Bewegungen" – oder ob sich derzeit angesichts ihrer relativ bescheidenen Erfolge Resignation und Frust breitmachen, soll und muss hier ungeklärt bleiben. Die Binnenkommunikation und die Ansprache der Öffentlichkeit findet heute auf anderen Wegen statt, als etwa zu Zeiten der Proteste gegen die Nachrüstung im Westdeutschland in den 1980er Jahre, was nicht zuletzt auch mit der Veränderung der sogenannten etablierten Medien zu tun hat. Hier ist zum einen die durch die Verluste aus dem Anzeigengeschäft herrührende Krise der Qualitäts-(tages-)zeitungen und die Integration der ehemals linksliberalen Leitmedien, wie etwa des SPIEGEL, in den deutschnationalen Mainstream zu nennen. Dies führt entgegen der manchmal zu lesenden These die Protestbewegungen seien in erster Linie ein Anhängsel, wenn nicht sogar ein Produkt der Medien, heute wieder zu einer Vertretungslücke für bestimmte politische Themen und Sichtweisen.
Alternative Printmedien, insbesondere Zeitungen und Zeitschriften, spielen weniger für die Information der breiten Öffentlichkeit eine Rolle, ihre Bedeutung liegt mehr in der internen programmatischen Debatte.
Nach 15 Jahren liegt mit diesem Buch wieder ein öffentlich zugängliches und gedrucktes Verzeichnis der alternativen Printmedien vor. Die Idee zu diesem Verzeichnis entstand Anfang 2005 im Anschluss an die Veröffentlichung Archive von unten (Neu-Ulm 2003).
Die Einwerbung von Beiträgen zum redaktionellen Teil erfolgte halböffentlich, über Mailinglisten und auf anderen Wegen. Die Resonanz war ernüchternd. So sehr die Beiträge zu begrüßen sind, kann doch als Ergebnis festgehalten werden, dass es derzeit keine weitergehende Beschäftigung mit alternativen Printmedien gibt – weder in der Wissenschaft, noch in den alternativen Printmedien selbst. Akademische Forschung und andere Auseinandersetzungen widmen sich eher den emanzipatorischen Möglichkeiten des Internet und anderer elektronischer Kommunikationsmittel. Was überhaupt heute alternative Printmedien sind, welche Bedeutung sie für Selbstverständigungsprozesse der (neuen) sozialen Bewegungen und das Erreichen einer größeren Öffentlichkeit spielen, scheint nirgendwo weitergehend reflektiert zu werden.
Für den vorliegenden Band konnten neun Beiträge eingeworben werden, davon befasst sich keiner mit der Zukunft alternativer Medien. Die Mehrheit thematisiert die Geschichte bestimmter Bewegungen bzw. die einzelner relevanter Medien.
Ob die veröffentlichten Adressen ein realistisches Abbild der real existierenden Landschaft der alternativen Printmedien darstellen, muss zwangsläufig offen bleiben, da niemand über ein vollständiges, geschweige objektives Bild verfügt, dies geht auch gar nicht. Mit dem Verzeichnis liegt aber auf jeden Fall eine aktuelle Annäherung vor. Zur Definition „Was ist überhaupt heute ein alternatives Printmedium?" und zur Debatte um gedruckte und neue Formen alternativer Kommunikation wie etwa Internetportale und Weblogs finden sich in der Einleitung zum Adressteil nähere Informationen und Thesen. Nicht zuletzt vermag niemand zu sagen, wie groß die Dunkelziffer existierender, aber hier nicht erfasster Medien ist. Die weite Szene der Musik-, Kultur- und anderen Fanzines ist vermutlich ebenso wenig in ihrer ganzen Breite erfasst wie die der selbstorganisierten studentischen Hochschulmedien oder die der linken Betriebszeitungen. Ob Knastzeitungen oder die allerorts erscheinenden Straßen- und Obdachlosenzeitungen überhaupt alternative Medien in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes sind, muss dahingestellt bleiben.
Bernd Hüttner, Bremen, Oktober 2006
Zum Projekt des Herausgebers: www.archivbremen.de

Inhaltsverzeichnis der Printausgabe:
Bernd Hüttner:
Alternative Medien sind tot, es leben die alternativen Medien. Zur Definition, Entwicklung und Zukunft alternativer Medien
Burghard Flieger: Politische Kultur(en) sichern Verlagsgenossenschaften als besondere Chance alternativer Printmedien
Gottfried Oy: Lebenswelt Gegenöffentlichkeit. Medienkritik und Alltag sozialer Bewegungen
*
Knud Andresen, Markus Mohr, Hartmut Rübner: „Aus der Kneipe Kreuzberger Vereinshaus (dröhnte) die Internationale oder ‚Der Osten ist rot’” Ein paar Schlaglichter zur Geschichte der Zeitschrift Agit 883 (1969 bis 1972)
*
Gisela Notz: Alternative Zeitungen und Zeitschriften der Neuen Frauenbewegungen. Entstehungsgeschichte(n) – Beispiele – politische Konzepte
*
Dieter Moldt: Andersdenken ist die Freiheit der Freien. mOAning star, die Zeitschrift der Offenen Arbeit und der Kirche von Unten in Ostberlin (1985 bis 1989)
*
Andi Kuttner: Do it yourself. Fanzines und die Geschichte ihrer Entstehung
*
Lena Laps: Ihrsinn allein unterm Regenbogen?
*
Redaktion IHRSINN: Schlussakkord. Abschied und Vorankündigung für eine letzte IHRSINN
*
Lea Hagedorn: 300 Ausgaben gelebte Utopie. Ein Interview mit dem Graswurzelrevolution-Redakteur Bernd Drücke
Adressteil
Bernd Hüttner: Vorbemerkungen zum Adressteil
*
Adressteil, nach Postleitzahl sortiert
*
Bernd Hüttner: Statistische Auswertung
*
Bernd Hüttner: Materialien und Literaturhinweise zu alternativen Medien
Vorwort
Ob sich durch die Sozialproteste und die Bewegung gegen die Folgen der kapitalistisch-patriarchalen Globalisierung die Protestbewegungen wieder in einem Aufschwung befinden – manche reden schon im Zusammenhang mit den Sozialforen von der „Bewegung der Bewegungen" – oder ob sich derzeit angesichts ihrer relativ bescheidenen Erfolge Resignation und Frust breitmachen, soll und muss hier ungeklärt bleiben. Die Binnenkommunikation und die Ansprache der Öffentlichkeit findet heute auf anderen Wegen statt, als etwa zu Zeiten der Proteste gegen die Nachrüstung im Westdeutschland in den 1980er Jahre, was nicht zuletzt auch mit der Veränderung der sogenannten etablierten Medien zu tun hat. Hier ist zum einen die durch die Verluste aus dem Anzeigengeschäft herrührende Krise der Qualitäts-(tages-)zeitungen und die Integration der ehemals linksliberalen Leitmedien, wie etwa des SPIEGEL, in den deutschnationalen Mainstream zu nennen. Dies führt entgegen der manchmal zu lesenden These die Protestbewegungen seien in erster Linie ein Anhängsel, wenn nicht sogar ein Produkt der Medien, heute wieder zu einer Vertretungslücke für bestimmte politische Themen und Sichtweisen.
Alternative Printmedien, insbesondere Zeitungen und Zeitschriften, spielen weniger für die Information der breiten Öffentlichkeit eine Rolle, ihre Bedeutung liegt mehr in der internen programmatischen Debatte.
Nach 15 Jahren liegt mit diesem Buch wieder ein öffentlich zugängliches und gedrucktes Verzeichnis der alternativen Printmedien vor. Die Idee zu diesem Verzeichnis entstand Anfang 2005 im Anschluss an die Veröffentlichung Archive von unten (Neu-Ulm 2003).
Die Einwerbung von Beiträgen zum redaktionellen Teil erfolgte halböffentlich, über Mailinglisten und auf anderen Wegen. Die Resonanz war ernüchternd. So sehr die Beiträge zu begrüßen sind, kann doch als Ergebnis festgehalten werden, dass es derzeit keine weitergehende Beschäftigung mit alternativen Printmedien gibt – weder in der Wissenschaft, noch in den alternativen Printmedien selbst. Akademische Forschung und andere Auseinandersetzungen widmen sich eher den emanzipatorischen Möglichkeiten des Internet und anderer elektronischer Kommunikationsmittel. Was überhaupt heute alternative Printmedien sind, welche Bedeutung sie für Selbstverständigungsprozesse der (neuen) sozialen Bewegungen und das Erreichen einer größeren Öffentlichkeit spielen, scheint nirgendwo weitergehend reflektiert zu werden.
Für den vorliegenden Band konnten neun Beiträge eingeworben werden, davon befasst sich keiner mit der Zukunft alternativer Medien. Die Mehrheit thematisiert die Geschichte bestimmter Bewegungen bzw. die einzelner relevanter Medien.
Ob die veröffentlichten Adressen ein realistisches Abbild der real existierenden Landschaft der alternativen Printmedien darstellen, muss zwangsläufig offen bleiben, da niemand über ein vollständiges, geschweige objektives Bild verfügt, dies geht auch gar nicht. Mit dem Verzeichnis liegt aber auf jeden Fall eine aktuelle Annäherung vor. Zur Definition „Was ist überhaupt heute ein alternatives Printmedium?" und zur Debatte um gedruckte und neue Formen alternativer Kommunikation wie etwa Internetportale und Weblogs finden sich in der Einleitung zum Adressteil nähere Informationen und Thesen. Nicht zuletzt vermag niemand zu sagen, wie groß die Dunkelziffer existierender, aber hier nicht erfasster Medien ist. Die weite Szene der Musik-, Kultur- und anderen Fanzines ist vermutlich ebenso wenig in ihrer ganzen Breite erfasst wie die der selbstorganisierten studentischen Hochschulmedien oder die der linken Betriebszeitungen. Ob Knastzeitungen oder die allerorts erscheinenden Straßen- und Obdachlosenzeitungen überhaupt alternative Medien in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes sind, muss dahingestellt bleiben.
Bernd Hüttner, Bremen, Oktober 2006
Zum Projekt des Herausgebers: www.archivbremen.de
contributor - am Freitag, 20. Oktober 2006, 11:34 - Rubrik: Gegenoeffentlichkeit
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