
Guerilla Gardening überschreibt die taz (9.5. 2004) eine Rezension in Sachen "Go! Stop! Act!"
(Btw. Darin ist auch ein Text der autonomen a.f.r.i.k.a-gruppe erschienen)
Ein Reader, der schön die Mitte hält zwischen Dokumentation und Gebrauchsanleitung, akademischer Fußnotenabhandlung und Selbstfeier der Szene: Marc Amann über die Kunst des kreativen Straßenprotests
Die öffentlichen Formen der kollektiven Aktion und des Protestes haben sich in den vergangenen Jahren an jeweils einem der folgenden Parameter orientiert: Konfrontation, Konsens oder Kommerz. Das heißt, entweder man folgte dem Modell "Straßenschlacht", pfiff auf Verständigung und besorgte den Einkauf kurzerhand an der Kasse vorbei. Oder man trottete geordnet die Straßen entlang bis vor den Endpunkt Rednertribüne, um sich dort die gleichen Parolen anzuhören, die man bereits selbst auf Plakaten durch die Stadt dorthin getragen hatte. Oder man begab sich völlig auf politische Schwundstufe und feierte mit dem öffentlichen Auftreten nur noch sich selbst. Dieses Jahr, so scheint es, sieht das Scheitern aller drei Modelle: Die traditionellen Krawalle zum 1. Mai haben ebenso wenig konfliktfreudige Unterstützer gefunden wie die Love Parade finanzkräftige Sponsoren, und auf Gewerkschaftsdemos marschiert man nur noch mit, um am Ende verdorbenes Gemüse loszuwerden.
Genau der richtige Zeitpunkt also, um mit einer Veröffentlichung auf alternative Möglichkeiten widerständiger Aktionsformen in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Der Sammelband "go.stop.act! - Die Kunst des kreativen Straßenprotestes", herausgegeben von Marc Amann, liefert dazu den Überblick. Im grauen Einband wird Buntes versammelt: von bekannten Aktionsformen wie "Reclaim the Streets" oder "Street Art" bis zu obskuren öffentlichen Verhaltensweisen wie "Radical Cheerleading", "Radical Puppetry" oder "Guerilla Gardening". Das Spezifische dieser Aktivitäten liegt in ihrer Unbestimmtheit: Zieh los - halt irgendwo an - tu was! Und sei dabei vielfältig, unberechenbar, multitudenmäßig.
Die Schnittmenge des politischen Protestes zur Performance ist unübersehbar, öffentliche Theatervorführungen, Tanz- oder Musikdarbietungen, Puppenspiele werden als Instrumente des Ausdrucks von Nicht-Einverstanden-Sein entdeckt. Auffällig ist die Verschiebung vom Inhalt auf die Form: Nicht, was gezeigt wird, ist eigentlich entscheidend, sondern das Wie und Wo. Politisches Theater kann nicht in der Abgeschlossenheit subventionierter Guckkastenbühnen stattfinden, sondern nur im eigentlich politischen Raum, der Öffentlichkeit der Straße. Man braucht keine Losungen, wenn schon die bloße Aneignung des Raums in Zeiten seiner Privatisierung selbst eine politische Handlung darstellt.
"Wenn ich nicht tanzen kann, ist das nicht meine Revolution!" Im Vorwort leitet Herausgeber Marc Amann die rasante Vermehrung neuartiger Proteststrategien vor allem aus dem Unmut über die traditionellen Demonstrationsformen her. "Lahm und schläfrig" sei der Straßenprotest über die Jahre geworden, unfähig zur Mobilisierung und zur Veränderung der Verhältnisse. Dabei gab es bereits seit Jahrzehnten Formen zivilen Ungehorsams, die sich nicht auf Einreihen und Mitskandieren in Demonstrationszügen beschränkten: eine "Do it yourself culture" des Protestes, von Baumbesetzungen über Sit-ins bis hin zur Karnevalisierung der Marschierdemos durch Verkleidungen und Maskentragen. Das Prinzip "begrenzter Regelverletzung" wurde schon lange auch auf die eigene Ausdrucksformen angewandt, aber erst vor dem Hintergrund der erstarkenden Globalisierungskritik der Neunziger explodierte die Szene. Die sucht nicht nur jenseits von Gewerkschaften oder Parteien neue Organisationsformen im Netzwerk, sondern brauchte zur vollen Entfaltung auch neue Formen gewaltfreien Widerstands. So entstand eine "Straßenprotestkultur", die soziale Praxis als Experiment begreift. Das Ausprobieren von neuen Rollen verweist schon auf die zukünftige Veränderung, die gemeint ist.
An der Rezeptformel "Radical plus alles, was Spaß macht" lässt sich Potenzial und Dilemma der neuen Protestbewegungen ablesen: Wie weit reicht der Verfremdungseffekt? Wo liegt der Schwerpunkt in der Kopplung von "Kreativität" mit "Widerstand"? Die Gefahr des Ausverkaufs, der Love-Paradisierung des Protests, zieht sich als roter Faden durch die einzelnen Beiträge. Wie politisch sind Aktionen, die uns Vergnügen bereiten, aber auch den herrschenden Verhältnissen nicht ernstlich weh tun? "Was bleibt, sind schön bebilderte Dokumentationen", heißt es einmal resignierend. "Guerilla Gardening" hat es bis auf die Titelseiten eines Berliner Stadtmagazins geschafft und wird mittlerweile von der öffentliche Hand als besonders förderungswürdiges Projekt unterstützt. Auch bei der viel gerühmten "Street Art" ist die Trennschärfe zu "Unser Dorf soll schöner werden!" nicht wirklich immer deutlich. Dass der Band dieses Dilemma zwar benennt, eine politische Reflexion darauf aber weit gehend ausbleibt, ist durchaus als Teil des Programms zu verstehen: Handeln statt quatschen. Und an Handlungsanweisungen, Ratschlägen, Internet-Verweisen mangelt es nicht in diesem umfassenden Band, der eine schöne Mitte hält zwischen Dokumentation und Gebrauchsanleitung, akademischer Fußnotenabhandlung und Selbstfeier der Szene.
DIETMAR KAMMERER
Marc Amann (Hg.): "go.stop.act! Die Kunst des kreativen Straßenprotestes. Geschichte - Aktionen - Ideen". Trotzdem Verlagsgenossenschaft, Frankfurt am Main 2005. 240 Seiten, 18 €
FOR IMMEDIATE RELEASE
DOW RELEASES "ACCEPTABLE RISK" PROGRAM AT BANKING CONFERENCE
"Risk Calculator" helps ensure sound business practice
When government is made to take the back seat in regulatory matters, corporations must rely on their own judgment to determine what is, and what isn't, acceptable where human lives are at risk.

Acceptable Risk, business finally has a risk standard of its own,
reflecting its values and allowing us to reliably factor human and
environmental casualties into business decisions in accordance with
the soundest of economic principles.
Last Thursday in London, Dow representative Erastus Hamm unveiled Acceptable Risk, the Acceptable Risk Calculator, and the Acceptable Risk mascot--a life-sized golden skeleton named Gilda--to an audience of about 70 banking professionals, including some from Dow's largest investors. Many of the bankers in attendance excitedly signed up for licenses for the Calculator, which helps businesses scientifically determine the point where casualties start to cut into profit, while suggesting the best regions on earth to locate dangerous ventures.
Hamm told the bankers how Acceptable Risk would have applied to some famous "skeletons in the closet" of big business: IBM's WWII sale of technology to the Nazis for use in identifying Jews; Dow's production of napalm and Agent Orange for use in Vietnam; and the plight of Dursban, a Dow pesticide whose main ingredient came out of Nazi nerve agent research, was tested on student volunteers as recently as 1998, and was finally banned two years later.
Each of these cases entailed heavy casualties, Hamm noted, and yet each was immensely profitable and therefore consistent with sound business practice. Hamm said the case of the Bhopal gas disaster of 1984 was slightly more complicated--but so long as so-called "socially responsible" investor groups do not get away with forcing Dow to spend too much time on the matter at the May 12 AGM and elsewhere, that case could end up being a "golden skeleton" too.
Please visit http://www.dowethics.com/risk/ to try out the Acceptable Risk Calculator for yourself, and for text, photos and video of the London announcement.
Contacts: Erastus Hamm <mailto:ehamm@dowethics.com>
Vikram Banarjee <mailto:vbanarjee@dowethics.com>
sangen sie hinter der Spitze der Euromayday-Parade am vergangenen Sonntag in Hamburg. Zum Umzug gibt es genug Berichte auf Indymedia oder auf der Webseite des Hamburger Euromayday.
Eine nette Aktion war dabei die Behängung einer LIDL-Filiale mit diesem Transparent:

Zu LIDL siehe auch hier

Für den 17. und 18. Juni 2005 planen verschiedene Initiativen und Organisationen aus Dortmund und Umgebung einen Kongress, bei dem sich Menschen aus sozialen Bewegungen und Organisationen, Gewerkschaften und Verbänden treffen, um über Zukunftsfragen unserer Gesellschaft, soziale Reformpolitik, globale und lokale Zusammenhänge zu diskutieren.
Der Kongress findet statt in der Fachhochschule Dortmund, Sonnenstraße. Die Auftaktveranstaltung beginnt am Freitag Abend um 18.00 Uhr. Foren und Workshops zu verschiedensten Themen der Sozial-, Wirtschafts- und Umweltpolitik folgen am Samstag. Eingerahmt wird das Ganze von einem politischen Kulturprogramm.
Workshop I: Kommunikationsguerilla
Wie können öffentliche Räume und Menschen erreicht werden? Aspekte einer anderen Kommunikation
Ort:
Zeit: 11.30 - 16.30
verantwortlich: Anne Eberle
Referentin für Kampagnen, Aktionen und Öffentlichkeit im ver.di-Erwerbslosenausschuss
Wenn´s mal wieder brennt – gilt der erste Gedanke von Aktivisten einem Infostand, einer Flugblattaktion, einer Kundgebung oder Demonstration. Und jedesmal ist die Enttäuschung groß, wenn nur eine Handvoll von Aktivisten mitmachen, dass weder die Medien reagieren, noch die die Bevölkerung sich interessiert.
Gibt es Alternativen zur bisherigen Praxis? Im Workshop sollen ungewöhnliche Aktionsformen entwickelt werden.
* Wie kann Frau/Mann dem herrschenden Zeitgeist und seinen
Medien trotzen?
* Wie kann Frau/Mann anders agieren, als üblicherweise erwartet
wird?
* Wie kann Frau/Mann sich gängigen Formen der Kommunikation
und des „Dialogs“ entziehen?
Büro des Erlanger Vereins zur Förderung alternativer Medien von der Polizei durchsucht
Vier Polizeibeamte und ein Vertreter der Stadt Erlangen fanden sich am Morgen des 20. April beim Büro des Erlanger Vereins zur Förderung alternativer Medien, der auch die "raumzeit" herausgibt, zur Hausdurchsuchung ein. Eine Richterin des Amtsgerichts Erlangen hatte diesen Besuch angeordnet. Als "Beweismittel" wurden drei Plakate beschlagnahmt.

Neue Dekoration im Schaufenster
Eins davon hing im Schaufenster und ist nach Ansicht des Erlanger Gerichts Anlass genug um die Büroräume durchstöbern zu lassen. Bundesweit wurde dieses Plakat der Roten Hilfe verteilt und ausgehangen. Es thematisiert ein Berufsverbot gegen einen Heidelberger Realschullehrer. Die Reaktion der Erlanger Polizei ist allerdings einzigartig – ähnliche Fälle sind bundesweit nicht bekannt. Unter der Schlagzeile "Das neue Heidelberger Schloss" ist auf dem Poster vor der Kulisse des Heidelberger Schlosses eine Person mit Vorhängeschloss an den Lippen abgebildet. Die Fußzeile ist – auf den ersten Blick – mit einem kleinen Emblem versehen, das dem Wappen von Baden-Württemberg ähnelt. Allerdings vermisst man beim näheren Hinsehen die drei Löwen, diese wurden durch drei Schweine ersetzt. Das sei, behauptet das Erlanger Gericht, strafbar als Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole. Gegen den Vereinsvorstand wird nun ermittelt, ob er diesen Plakatanschlag veranlasst oder gebilligt habe. Sonja Brünzels vom Verein zur Förderung alternativer Medien warnt davor, diesen Vorfall auf die leichte Schulter zu nehmen: "Die Richterin hat recht getan. Gerade das Wahrzeichen des bayerischen Freistaates wäre ein willfähriges Objekt. Nicht auszudenken, würde eines Tages die Volkskrone, die im Zentrum des Wappens steht, von Schweinen gehalten, die noch dazu die Zunge herausstrecken." Ein Detail sei noch erwähnt, um die Posse abzurunden: Ein langjähriger Beamter der Erlanger Staatschutzabteilung, H. Singer, wollte es bei den Schweinderl nicht belassen. An einer Wand des Büros, das von verschiedenen Gruppen als Versammlungsraum benutzt wird, entdeckte er einen kleinen handgeschriebenen Notizblockzettel, auf dem mit Kugelschreiber die Worte "D-Land" und "Doofland" mit den Umriss Deutschlands versehen waren. Auch das sei strafbar, meint Singer, wenn es von außen erkennbar ist. Anschließend begaben sich die Polizisten auf die Straße und versuchten den Zettel durchs Fenster zu entziffern - was misslang. Wenn allerdings, ergänzte Singer noch, einer mit dem Fernglas reinguckt und Anzeige erstattet, dann kämen sie wieder. Seinem Kollegen fiel auch gleich ein, wer da so reinschauen könnte: "Die AntiAntifa!". AutorIn: wm
Quelle hier und dort lassen sich auch die Schweine im Wappen besser erkennen ...
Infos zum aktuellen baden-württembergischen Berufsverbotsfall