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Am 14. Januar 2006 führen wir zum vierten Mal die Tanzparade "Dance out WEF" durch. Wir wollen so unseren Unmut darüber kundtun, dass am World Economic Forum in Davos einmal mehr hinter Verschlossenen Türen über die Zukunft von uns allen entschieden wird. Wir akzeptieren nicht, dass einige wenige ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Aspekte und jenseits von nachhaltigen, zukunftsorientierten Grundsätzen nur immer weiter ihre eigenen Taschen füllen. Mit einer beängstigenden Gleichgültigkeit wird der Spalt zwischen Arm und Reich ständig vergrössert - vielleicht nicht einmal gewollt, aber doch bewusst in Kauf genommen.

Jedes Jahr hören wir wieder die gleichen schönen Worte am Open Forum: Zusammen mit pressewirksam in die Kamera lächelnden VIPs aus Musik- und Showbusiness erzählen uns die Hohen, wie wichtig es ist, Afrika zu helfen. Fakt ist jedoch, dass keine Hilfe kommt, solange nicht klar ist, wer wie viel an diesen Hilfsaktionen verdient.

Wir fordern eine sozial verträgliche, ökologisch nachhaltige Wirtschaft:
Eine Wirtschaft für Menschen und nicht Menschen für die Wirtschaft. Eine Wirtschaft, welche die Menschen ernährt, ihnen Arbeit gibt und nicht aus Profitgier Arbeitsplätze wegrationalisiert und die verarmten Menschen ohne Zukunftsperspektiven am liebsten gerade mit verschwinden lassen würde. Wir wollen eine Politik, die es nicht nötig hat, den wenigen Reichen endgültig alle ethischen Schranken im Wirtschaftssystem weg zu liberalisieren und ihnen die letzten Steuern zu erlassen, um dann zwecks Stabilisierung des Staatshaushalts bei Schulen, Spitälern, Fürsorge und anderen für die Allgemeinheit geschaffenen Institutionen den Sparhebel anzusetzen.

Denn wenn diese Entwicklung so weiter geht, wenn sich einmal der grösste Teil der Bevölkerung als Verlierer dieser politisch unkontrollierbar gewordenen Entwicklung sieht, wird ich die Angst und - dadurch ausgelöst - der Egoismus und die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft so weit zuspitzen, dass nicht nur ein paar Autos angezündet werden, sondern sich der Flächenbrand ausweitet und nur noch durch totalitäre, gewaltsame Massnahmen („Big Brother“, Polizei-/ Militäreinsatz) oder einem riesigen Aufgebot an Psychiatern im Griff gehalten werden kann, und unser Wirtschaftssystem wird endgültig an der ruinierten Gesellschaft erliegen.

Betroffene zu Wort kommen lassen!
Wir wollen ein WEF, das es nicht nötig hat, sich hinter diesem millionenteuren Schutz zu verbergen und nur jene sprechen zu lassen, welche mehrere 10'000 Fr. zahlen können - aus Angst, es könnte genau diese Kritik angebracht werden. Wir wollen ein WEF, bei dem die direkt Betroffenen zu Wort kommen: Versklavte Kinder, Naturvölker, deren Lebensraum durch wirtschaftliche Interessen zerstört und geplündert wird, Bauern, deren Existenzgrundlage zugunsten der Weltmarktliberalisierung vernichtet wird, Opfer von Umweltkatastrophen und Kriegen und vor Allem von Experten, welche nicht von Eigeninteressen der Wirtschaftsmächte abhängig sind.

Wir alle können etwas ändern!
Wir können Begehren und Konsumdenken nicht einfach abschaffen. Sehr wohl aber können wir die Menschen sensibilisieren und ein neues Bewusstsein schaffen, das Fair-Trade und lokale Produktion fördert und Güter der internationalen Grosskonzerne soweit als möglich boykottiert. Wir versuchen dies mit Musik und Tanz, mit einem kollektiven Erlebnis, das mit wenigen Mitteln vielen Leuten Freude bereiten soll, ohne anderen zu schaden. Eine Strassenparty, bei der nicht sinnlos konsumiert wird, sondern bei der politische Inhalte und soziale, nachhaltige Grundsätze vermittelt werden.

Bis jetzt sind unsere Anlässe immer friedlich und ohne Vandalismus verlaufen. Da wir unser Parade auch diesmal wieder mit dem gleichen Demoschutzkonzept planen und da die Gespräche mit der Polizei sehr konstruktiv verlaufen sind, sind wir überzeugt, auch diesmal wieder eine friedliche und vielseitige Parade durchführen zu können.

Kontakte: Web: www.danceoutwef.org E-Mail: danceoutwef@paradisli.ch Tel: 077 409 91 21


Weiteres:
7./8. Januar 2006 ab 14 Uhr Transpi-Workshop
14. Jan. ab 13Uhr Dance out WEF, Bern, CH
14. Jan. abends Tour de Lorraine, Bern, CH (Kultur für eine gerechte Welt)
21. Jan. kreative Aktionen in der ganzen Schweiz
21. Jan. abends RTS gegen das WEF in Luzern, CH
28. Jan. Demonstration gegen das WEF in Basel, CH
25.-29. Jan. World Economic Forum (Davos) und The Public Eye on Davos

Die taz porträtiert den Subkultur-Veteranen Graf Haufen und vermittelt dabei ein recht lebendiges Bild des Neoismus, an dem dieser u.a. als Organisator eines Apartment-Festivals beteiligt war:
Es gibt jedoch ein ganz anderes Buch von Haufen: "Neoism.Now", ein 1987 auf dem Commodore C64 zusammengeschriebenes Werk über die Avantgarde-Kunstbewegung Neoismus. "Haben wollte das damals niemand, 100 Stück habe ich von dem Buch drucken lassen, 60 davon verkauft." [...] Diese Kunst-Antikunst-Bewegung ging aus dem Fluxus der Sechzigerjahre und dem Situationismus hervor und versuchte, sich durch mannigfaltige Verwirrstrategien permanent dem Kulturbetrieb zu entziehen. Bis heute gibt es keine endgültige Definition, was Neoismus genau ist, jeder kann sich Neoist nennen und eine eigene Bedeutung erfinden. Typische Aktionen waren Kunststreiks, bizarre Bodyart-Performances sowie das strategische Verbreiten von Gerüchten und Unwahrheiten.

Haufen betrieb damals eine Galerie, "Artcore", die, wie er meint, erste Wohnraumgalerie in Berlin überhaupt. Er beschäftigte sich mit Mail-Art und Konzeptkunst und versuchte, Teile seines Körpers zu verkaufen, Speichel oder Sperma zum Beispiel. [...] Für Haufen allerdings hatte es sich, nachdem er von 1987 bis 1989 seine zweite Galerie "Paranorm" in der Lützowstraße betrieben hatte, gehabt mit der Kunst: "Seit 1990 bin ich im Art Strike", sagt er, findet aber auch, dass fünfzehn Jahre Streik vielleicht langsam reichen.

[...] Die Fotos zeigen den jungen Haufen bei einer rituellen Bartrasuraktion, man sieht sein Klo, komplett bestempelt, und eine Kotzlache im Wohnzimmer als Installation in einer Ausstellung, in der es um "Riechkunst" ging. Dann Haufen beim Action-Painting - Senf, Rotkohl, Ketchup, Nelkenöl auf Leinwand: "Das Bild hing nachher zwei Wochen lang in einem Plattenladen, hat angefangen zu schimmeln und entsetzlich zu stinken. Die in dem Laden mussten unheimlich leiden."

 

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