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ion In der heutigen taz-nord (18.5.2007) wird über die Kommandokaktion des "Kommunikationsguerillakommandos Mövenpick-Protest goes G 8" berichtet:

"Mopo"-Titel unter Kaper-Verdacht
Spaßguerilla-Kommando übernimmt Verantwortung für ein Interview mit angeblichen Schanzen-Autonomen

Es klang wie der ganz große Coup. "Exklusiv-Interview: Autonome packen aus", titelte die Hamburger Morgenpost in ihrer Mittwochsausgabe. Erstmals sei es gelungen, den militanten Widerstand gegen das Mövenpick-Hotel im Schanzenpark zu einem Interview zu bewegen - jenen Widerstand, nach dem Hamburgs Staatsschutz bislang vergeblich fahnde. Das Foto zeigte neben dem Mopo-Reporter zwei dick und auffallend gleichartig vermummte Gestalten, die angeblich seit 20 Jahren mit Familie im Schanzenviertel leben und sich nach ihren "Aktionen" darum kümmern, dass "die Kinder genauso Frühstück bekommen wie sonst auch".

Die Freude über den Coup könnte der Mopo-Redaktion bald vergangen sein: Noch am selben Tag erklärte ein "Kommunikationsguerillakommando Mövenpick-Protest goes G 8" auf der Website "Indymedia.org", die Mopo "gekapert" zu haben. Es sei "so rührend wie erstaunlich", dass die Zeitung auf die Aktion reingefallen sei. "Wo doch jeder weiß, dass Autonome von Hartz IV leben und Kindern kein Frühstück machen, sondern sie vielmehr jeden Morgen gleich kiloweise verputzen", wie die Verfasser ironisch anmerken.

Was nun stimmt, ist freilich offen: Theoretisch wäre es immerhin möglich, dass die Kommunikationsguerilla lügt und die Leute, mit denen der Mopo-Reporter gesprochen hat, tatsächlich die waren, als die sie sich ausgaben. "Vielleicht ist ja was dran an den abenteuerlichen Geschichten über zündelnde Sozialarbeiterinnen und treusorgende autonome Kleinfamilienväter", spottet die angebliche Guerilla auf Indymedia.

Das wäre wirklich tricky: Sich selbst der Lüge bezichtigen, um unter diesem Deckmantel die Wahrheit zu sagen. WIE

taz Nord vom 18.5.2007, S. 24, 58 Z. (TAZ-Bericht)


Wenn wir der im "Handbuch der Kommunikationsguerilla" (S. 65-79) formulierten Fake-Theorie bzw. Faketypologie (S. 73) folgen, dann dürfte hier ein nettes "Kommunikatives Chaos" entstanden sein. Denn in der autonomen Szene selbst herrscht nicht minder Verwirrung darüber, ob oder ob nicht. Immerhin stehen hier die eigene symbolische Repräsentation zur Disposition. Das zeigt die Debatte auf den entsprechenden Indymedia-Seiten anlässlich der Kommando-Erklärung.




Darüber hinaus finden sich auf der Diskussionsseite zu der Kommandoerklärung bereits Versuche, die Ikonographie der bildlichen Inszenierung der beiden Hamburger Mopo-Vorzeigeautonomen zu analysieren. Während hier sozusagen als Nebelkerze die Polizei als Urheberin unter Bezug auf Guantanomo verdächtigt wird, zeigt sich immer mehr, in welche bravouröser Weise das Kommando die Aktion vorbereitet hat:



Die Autonomen sind offensichtlich in der Gegenwart angekommen und kämpfen nunmehr auch ikonographisch auf der Höhe der Zeit. Sie verfügen über einen reichen Bildzitatschatz, der unterstreicht, dass nur noch die Dümmsten glauben, die Auseinandersetzung müsse auf der Straße gewonnen werden. Nein, mit dieser Aktion ist zugleich eine historische Zäsur verbunden. Die Abkehr vom militärischen Selbstmissverständnis wird noch größere Folgen zeitigen, als dass den Bullen und dem Staatsschutz lieb sein wird. Insofern muss man künftig die Gewaltbereitschaft der Polizei genau beobachten und nicht in jede Falle laufen.
 

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