Wenn Kunst Gesetze bricht
16. Oktober - 28. November 2004, täglich 12 - 18.30 Uhr
Eröffnung: Freitag, 15. Oktober, 19 Uhr
In der NGBK, Oranienstr. 25, 10999 Berlin
legal / illegal stellt Aktionen von Künstlern in den Mittelpunkt, bei denen die Grenzen zwischen künstlerischer Inszenierung und politischer Tat verschwinden, bei denen das Symbolische in Aktionismus, Illegalität oder gar Kriminalität mündet – Aktionen, die den Konflikt zwischen den Systemen Politik, Kunst und Leben suchen. Das Projekt beginnt zeitlich mit dem Anfang
des 20. Jahrhunderts.
[oh weh, jetzt hantieren sie auch noch mit systemtheoretischen Theroie-Versatzstücken in Kunstausstellungen herum]
In der Ausstellung werden Arbeiten von ca. 20 Künstlern aus Deutschland, Großbritannien, ltalien, der Schweiz und den USA gezeigt. Eine kleine, repräsentative Auswahl von Materialien wird historische Positionen (Arthur Cravan, Franz Jung bis George Maciunas) vergegenwärtigen.
Künstler in der Ausstellung: Chris Burden, Arthur Cravan, GAAG, Francis Gomila, Abbie Hoffman, Franz Jung, Janice Kerbel, Tony Labat, George Maciunas, Ann Messner, Gianni Motti, Dennis Oppenheim, p.t.t.red, Antonio Riello, Jackie Sumell, Jean Toche, Timm Ulrichs, Georg Winter.
Im Arsenal Kino werden Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt, die eine zeithistorische Einordnung der künstlerischen Aktionen ermöglichen helfen sollen.
18.10., 21.00 Uhr: Cravan vs Cravan von T. Isaaki, 2002
20.10., 19.30 Uhr: Cravan vs Cravan von T. Isaaki, 2002
22.10., 19.30 Uhr: in girum imus nocte et sonsumimur igni, Guy
Debord, 1978, vorgestellt von Klaus
Bittermann
27.10., 19.30 Uhr fluxus-collection
29.10., 19.30 Uhr mai 68
Jeweils mit Kurzfilmen im Vorprogramm von Ann Messner, Abbie Hoffman, Gianni Motti, Francis Gomila
im Kino Arsenal, Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin,
030-26 955-100, Eintritt € 6,-
Das zur Ausstellung erscheinende Buch, zweisprachig deutsch/englisch, beinhaltet Essays, Beiträge von Künstlern, Interviews und dokumentierende Texte, wie Manifeste etc. Die Autoren der Essays sind Helen Adkins, Berlin / R.A. Jürgen Arnold, München / Kai Bauer, Stuttgart / Eckhart Gillen, Berlin / Justin Hoffmann, Tübingen / Carlo McCormick, New York / Hans Winkler,
Berlin und New York. Das Buch bietet eine chronologische Zusammenstellung von Kunstwerken, Künstlern und Projekten, die mit diesem Kontext korrespondiert.
legal / illegal . 255 Seiten / 100 Illustrationen / herausgegeben von der NGBK, Berlin im Schmetterling Verlag, Stuttgart.
Franz Jung entführte zu Beginn der russischen Oktoberrevolution einen Fischdampfer von Cuxhaven nach Russland.
Abbie Hoffman brachte den Börsenbetrieb an der Wallstreet für einige Stunden zum Erliegen, nachdem er 100 Ein-Dollarnoten von der Zuschauertribüne den Brokern und Bankern zuwarf.
Dennis Oppenheim klaute Radkappen von Straßenkreuzern in Kalifornien und präsentierte die Beute vor dem Staatsgefängnis St. Quentin.
Gianni Motti nahm den unbesetzten Platz des Abgeordneten von Indonesien im UN-Sicherheitsparlament ein und hielt stellvertretend im hohen Hause seine Rede.
Und Tony Labat entführte den Kandidaten der kalifornischen Gouverneurswahl.
Die theoretische und praktische Auseinander-setzung innerhalb der Kunstwelt mit Illegalität zieht sich wie ein roter Faden durch die Kunst-strömungen des 20. Jahrhunderts: vom Futurismus, Dadaismus, den Situationisten, Fluxus, Konzeptkunst, bis zur Gegenwart. Bei der historischen Durchforstung dieser Kunstform ist auffällig, dass vor allem in Krisenzeiten häufiger radikale
Aktionen zu verzeichnen sind und Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf DADA, des Vietnam Krieges auf die Kunst der 60er / 70er Jahre, oder der Irakkriege in der Gegenwartskunst zu konstatieren sind.
Bei solchen Aktionen können oft die Grenzen zwischen künstlerischer
Inszenierung und politischer Aktion verschwinden, oder sich auch in der Nähe von "Kriminalität" ansiedeln.
Offensichtlich bleibt, dass die Arbeiten im Verhältnis der politischen
Ereignisse dieser Zeit zu sehen sind und sich ausschließlich der
künstlerischen Idee und deren Tragweite unterordnen - und nichts mit dem von Geldgier getriebenen Gangster und seinen ökonomischen Zwangshandlungen gemeinsam haben. Es geht nicht darum, Gewalt, Gesetzesbruch oder Illegalität um ihrer selbst Willen auszuüben.
[Wie wäre es denn mit der Anhäufung von symbolischen und kulturellem Kapital?]
Die Arbeiten spiegeln die Spannbreite der gesellschaftlichen
Verhaltensformen wieder, wozu z.B. neben Verständnis und Anpassung auch Aggression und Gewalt gehören und Teil des menschlichen Lebens sind.
Es werden Aktionen von Künstlern vorgestellt, die durch ihre
unkonventionellen politischen Statements und ihren Humor notwendigerweise in die rechtliche Grauzone zwischen legal und illegal eintauchen.
Die Arbeiten zeugen von engagierten, anarchistischen Ausdrucksformen, die auf gesellschaftliche und politische Situationen reagieren, sich einmischen und dabei extreme künstlerische Beiträge liefern. Sie zeugen auch von der
Notwendigkeit der Kunst, Schritte in die sogenannte "Illegalität" zu wagen, "aggressiveres" oder aktiveres Verhalten einzunehmen, die Illegalität nicht zwangsläufig ausschließt. So sind diese Aktionen in einem differenzierten Licht zu sehen, in welcher die Aussage und der künstlerische Ausdruck im Vordergrund stehen. Konsequenzen werden oft bewusst in Kauf genommen und in die Planung eingeschlossen. Es gilt, eine neue Definition der Begriffe legal
und illegal vorzunehmen.
Werte, Normen und Gesetze und deren Auslegungen sind dem Wandel der Zeit unterworfen und verändern sich stetig. So kann ein als strafbarer Akt eingestuftes Kunstwerk später oder auch anderswo als positiv inspirierende Aktion angesehen werden. So wurden Aktionen verteufelt und zu gegebener, späterer Zeit, z.B. durch die Etablierung eines Künstlers, positiv bewertet ans Tageslicht gebracht. (Dada, Futurismus). Womit auch der Titel und
zugleich die Variable legal / illegal umschrieben ist.
[Leute, ist das ein Geeiere. Kriminell ist der- oder diejenige, die dafür erklärt wird. Und die oben stehenden Umschreibungen versuchen sich auf Kosten anderer illegal und kriminell handelnder Personen zu etwas Besserem stilisieren. So will man im NGBK halt ein bisschen kriminell sein, ein bisschen Street Credibility und den Hauch des Verruchten mitnehmen, aber dann doch wieder in die schützenden Arme des Kunstbetriebs flüchten. Oh weh, wenn ihr das wenigstens als Taktik verstehen würdet, dann wäre es wenigstens clever, aber so ist das doch ein bisschen zu durchsichtig.
Wenigstens haben einige der hier Ausgestellten das praktisch und theoretisch etwas anders gesehen.]
16. Oktober - 28. November 2004, täglich 12 - 18.30 Uhr
Eröffnung: Freitag, 15. Oktober, 19 Uhr
In der NGBK, Oranienstr. 25, 10999 Berlin
legal / illegal stellt Aktionen von Künstlern in den Mittelpunkt, bei denen die Grenzen zwischen künstlerischer Inszenierung und politischer Tat verschwinden, bei denen das Symbolische in Aktionismus, Illegalität oder gar Kriminalität mündet – Aktionen, die den Konflikt zwischen den Systemen Politik, Kunst und Leben suchen. Das Projekt beginnt zeitlich mit dem Anfang
des 20. Jahrhunderts.
[oh weh, jetzt hantieren sie auch noch mit systemtheoretischen Theroie-Versatzstücken in Kunstausstellungen herum]
In der Ausstellung werden Arbeiten von ca. 20 Künstlern aus Deutschland, Großbritannien, ltalien, der Schweiz und den USA gezeigt. Eine kleine, repräsentative Auswahl von Materialien wird historische Positionen (Arthur Cravan, Franz Jung bis George Maciunas) vergegenwärtigen.
Künstler in der Ausstellung: Chris Burden, Arthur Cravan, GAAG, Francis Gomila, Abbie Hoffman, Franz Jung, Janice Kerbel, Tony Labat, George Maciunas, Ann Messner, Gianni Motti, Dennis Oppenheim, p.t.t.red, Antonio Riello, Jackie Sumell, Jean Toche, Timm Ulrichs, Georg Winter.
Im Arsenal Kino werden Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt, die eine zeithistorische Einordnung der künstlerischen Aktionen ermöglichen helfen sollen.
18.10., 21.00 Uhr: Cravan vs Cravan von T. Isaaki, 2002
20.10., 19.30 Uhr: Cravan vs Cravan von T. Isaaki, 2002
22.10., 19.30 Uhr: in girum imus nocte et sonsumimur igni, Guy
Debord, 1978, vorgestellt von Klaus
Bittermann
27.10., 19.30 Uhr fluxus-collection
29.10., 19.30 Uhr mai 68
Jeweils mit Kurzfilmen im Vorprogramm von Ann Messner, Abbie Hoffman, Gianni Motti, Francis Gomila
im Kino Arsenal, Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin,
030-26 955-100, Eintritt € 6,-
Das zur Ausstellung erscheinende Buch, zweisprachig deutsch/englisch, beinhaltet Essays, Beiträge von Künstlern, Interviews und dokumentierende Texte, wie Manifeste etc. Die Autoren der Essays sind Helen Adkins, Berlin / R.A. Jürgen Arnold, München / Kai Bauer, Stuttgart / Eckhart Gillen, Berlin / Justin Hoffmann, Tübingen / Carlo McCormick, New York / Hans Winkler,
Berlin und New York. Das Buch bietet eine chronologische Zusammenstellung von Kunstwerken, Künstlern und Projekten, die mit diesem Kontext korrespondiert.
legal / illegal . 255 Seiten / 100 Illustrationen / herausgegeben von der NGBK, Berlin im Schmetterling Verlag, Stuttgart.
Franz Jung entführte zu Beginn der russischen Oktoberrevolution einen Fischdampfer von Cuxhaven nach Russland.
Abbie Hoffman brachte den Börsenbetrieb an der Wallstreet für einige Stunden zum Erliegen, nachdem er 100 Ein-Dollarnoten von der Zuschauertribüne den Brokern und Bankern zuwarf.
Dennis Oppenheim klaute Radkappen von Straßenkreuzern in Kalifornien und präsentierte die Beute vor dem Staatsgefängnis St. Quentin.
Gianni Motti nahm den unbesetzten Platz des Abgeordneten von Indonesien im UN-Sicherheitsparlament ein und hielt stellvertretend im hohen Hause seine Rede.
Und Tony Labat entführte den Kandidaten der kalifornischen Gouverneurswahl.
Die theoretische und praktische Auseinander-setzung innerhalb der Kunstwelt mit Illegalität zieht sich wie ein roter Faden durch die Kunst-strömungen des 20. Jahrhunderts: vom Futurismus, Dadaismus, den Situationisten, Fluxus, Konzeptkunst, bis zur Gegenwart. Bei der historischen Durchforstung dieser Kunstform ist auffällig, dass vor allem in Krisenzeiten häufiger radikale
Aktionen zu verzeichnen sind und Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf DADA, des Vietnam Krieges auf die Kunst der 60er / 70er Jahre, oder der Irakkriege in der Gegenwartskunst zu konstatieren sind.
Bei solchen Aktionen können oft die Grenzen zwischen künstlerischer
Inszenierung und politischer Aktion verschwinden, oder sich auch in der Nähe von "Kriminalität" ansiedeln.
Offensichtlich bleibt, dass die Arbeiten im Verhältnis der politischen
Ereignisse dieser Zeit zu sehen sind und sich ausschließlich der
künstlerischen Idee und deren Tragweite unterordnen - und nichts mit dem von Geldgier getriebenen Gangster und seinen ökonomischen Zwangshandlungen gemeinsam haben. Es geht nicht darum, Gewalt, Gesetzesbruch oder Illegalität um ihrer selbst Willen auszuüben.
[Wie wäre es denn mit der Anhäufung von symbolischen und kulturellem Kapital?]
Die Arbeiten spiegeln die Spannbreite der gesellschaftlichen
Verhaltensformen wieder, wozu z.B. neben Verständnis und Anpassung auch Aggression und Gewalt gehören und Teil des menschlichen Lebens sind.
Es werden Aktionen von Künstlern vorgestellt, die durch ihre
unkonventionellen politischen Statements und ihren Humor notwendigerweise in die rechtliche Grauzone zwischen legal und illegal eintauchen.
Die Arbeiten zeugen von engagierten, anarchistischen Ausdrucksformen, die auf gesellschaftliche und politische Situationen reagieren, sich einmischen und dabei extreme künstlerische Beiträge liefern. Sie zeugen auch von der
Notwendigkeit der Kunst, Schritte in die sogenannte "Illegalität" zu wagen, "aggressiveres" oder aktiveres Verhalten einzunehmen, die Illegalität nicht zwangsläufig ausschließt. So sind diese Aktionen in einem differenzierten Licht zu sehen, in welcher die Aussage und der künstlerische Ausdruck im Vordergrund stehen. Konsequenzen werden oft bewusst in Kauf genommen und in die Planung eingeschlossen. Es gilt, eine neue Definition der Begriffe legal
und illegal vorzunehmen.
Werte, Normen und Gesetze und deren Auslegungen sind dem Wandel der Zeit unterworfen und verändern sich stetig. So kann ein als strafbarer Akt eingestuftes Kunstwerk später oder auch anderswo als positiv inspirierende Aktion angesehen werden. So wurden Aktionen verteufelt und zu gegebener, späterer Zeit, z.B. durch die Etablierung eines Künstlers, positiv bewertet ans Tageslicht gebracht. (Dada, Futurismus). Womit auch der Titel und
zugleich die Variable legal / illegal umschrieben ist.
[Leute, ist das ein Geeiere. Kriminell ist der- oder diejenige, die dafür erklärt wird. Und die oben stehenden Umschreibungen versuchen sich auf Kosten anderer illegal und kriminell handelnder Personen zu etwas Besserem stilisieren. So will man im NGBK halt ein bisschen kriminell sein, ein bisschen Street Credibility und den Hauch des Verruchten mitnehmen, aber dann doch wieder in die schützenden Arme des Kunstbetriebs flüchten. Oh weh, wenn ihr das wenigstens als Taktik verstehen würdet, dann wäre es wenigstens clever, aber so ist das doch ein bisschen zu durchsichtig.
Wenigstens haben einige der hier Ausgestellten das praktisch und theoretisch etwas anders gesehen.]
kg2u - am Donnerstag, 14. Oktober 2004, 09:52 - Rubrik: Kunst und Verbrechen Crime and Art