AG Grauwacke: Autonome in Bewegung aus den ersten 23 Jahren. Berlin 2003. Verlag Assoziation A.
Ein etwas provinzielles Berliner Buch über die Geschichte "der" Autonomen kann offenbar nicht umhin den Begriff der Kommunikationsguerilla zu würdigen. Nun besteht das Problem der Analyse einer Berliner Sicht ja vor allem darin, dass Berlin alle Provinzler in sich aufgesogen hat und damit sozusagen die ideelle Gesamprovinz darstellt Das Berliner "Hauptstadtorgan" Interim legt davon jede Woch Zeugnis ab. Das dort zum Vorschein kommende "Bewusstsein" lässt einen mitunter schon verzweifeln (aber das ist eine andere Geschichte).
Das Buch widmet in der Beschreibung der autonomen Bewegung in den 90er Jahre der Kommunikationsguerilla ein Unterkapitel (S. 341-358) ohne explizite Bezugnahme auf das "Handbuch der Kommunikationsguerilla". Im Glossar taucht der Begriff "Kommunikationsguerilla" merkwürdigerweise dann gar nicht mehr auf.
In diesem Kapitel beschreiben die Autoren die Berliner Praxis dessen, was sie für Kommunikationsguerilla halten und das ist in toto auch ganz nett. Sie halten KG für Spaßguerilla und bestätigen damit ein hartnäckiges Vorurteil über (Berliner?) Autonome: Sie können und wollen nicht lesen, ansonsten liefe man/frau ja Gefahr als "Studenten" identifziert zu werden.
Dieser Ton ihrer Beschäftigung ist jener autonome (Berliner?) Gestus, der schon selbst zur Klamotte geworden ist und der unter Denkmalschutz gestellt werden sollte, weil er hoffentlich ein Auslaufmodell ist. Er hat sich mit dem Buch selbst ein Denkmal gestellt und damit könnte es jetzt auch gut sein. Aufschlussreich in Sachen autonomer Selbstrepräsentation, vernachlässigenswert in Sachen KG.
Die Rezension des Grauwacke-Nostalgie-Bandes von Geronimo in der "Interim":
"Auch wenn das vierte Kapitel in dem Buch über die 90er Jahre in vielfältiger Hinsicht das schwächste von allen ist, so ist es doch ein großes Verdienst der Autoren erstmals mit 13 Unterkapiteln sich einmal quer durch das anhaltende rauschen des 90er Jahre-Jahrzehnts geschlagen zu haben. Dabei ist es, und das sei hier nebenbei vermerkt, nicht ganz ohne Ironie, dass das Kapitel über die Techniken der »Kommunikationsguerilla« gleich vor der »Zeit der Verwirrung« abgehandelt wird. Ob das eine vielleicht etwas mit dem anderen zu tun haben könnte? Auch wenn zunächst einmal in Rechnung zu stellen ist, dass hier Erlebnisberichte über militante Aktionen aufgrund von noch nicht abgelaufenen Verjährungsfristen nicht erzählt werden können, wie noch in den vorangegangen Kapiteln: Hier sind die Grauwackeros trotz aller ihnen eigenen Chuzpe, die 80er-Autonomen-Jahre irgendwie auch noch durch die 90-Jahre fortzuschreiben, immer mal wieder- so finde ich - überzeugend vor die Wand gelaufen. Hier transformiert sich der von den Autoren in vielen Passagen über die 80er-Jahre so charmant in Anspruch genommene »streng subjektiv«- Zugang in einer Reihe von Bemerkungen zu einem Ansatz, der gegenüber dem, worüber sie sprechen und Aussagen treffen, eher als »streng ignorant« bezeichnet werden muss. Das ist jetzt ein wirklich bissiger Angriff, der etwas g enauer begründet gehört."
Die ganze Rezension lesen
Vielleicht in diesem Zusammenhang auch lesenswert, die im Grauwacke-Buch sorgsam ausgesparten Medienrandale- Texte I (eins) und II (zwei) der autonomen a.f.r.i.ka.-gruppe zur Kritik autonomer Militanz aus den 90er Jahren.
Ein etwas provinzielles Berliner Buch über die Geschichte "der" Autonomen kann offenbar nicht umhin den Begriff der Kommunikationsguerilla zu würdigen. Nun besteht das Problem der Analyse einer Berliner Sicht ja vor allem darin, dass Berlin alle Provinzler in sich aufgesogen hat und damit sozusagen die ideelle Gesamprovinz darstellt Das Berliner "Hauptstadtorgan" Interim legt davon jede Woch Zeugnis ab. Das dort zum Vorschein kommende "Bewusstsein" lässt einen mitunter schon verzweifeln (aber das ist eine andere Geschichte).
Das Buch widmet in der Beschreibung der autonomen Bewegung in den 90er Jahre der Kommunikationsguerilla ein Unterkapitel (S. 341-358) ohne explizite Bezugnahme auf das "Handbuch der Kommunikationsguerilla". Im Glossar taucht der Begriff "Kommunikationsguerilla" merkwürdigerweise dann gar nicht mehr auf.
In diesem Kapitel beschreiben die Autoren die Berliner Praxis dessen, was sie für Kommunikationsguerilla halten und das ist in toto auch ganz nett. Sie halten KG für Spaßguerilla und bestätigen damit ein hartnäckiges Vorurteil über (Berliner?) Autonome: Sie können und wollen nicht lesen, ansonsten liefe man/frau ja Gefahr als "Studenten" identifziert zu werden.
Dieser Ton ihrer Beschäftigung ist jener autonome (Berliner?) Gestus, der schon selbst zur Klamotte geworden ist und der unter Denkmalschutz gestellt werden sollte, weil er hoffentlich ein Auslaufmodell ist. Er hat sich mit dem Buch selbst ein Denkmal gestellt und damit könnte es jetzt auch gut sein. Aufschlussreich in Sachen autonomer Selbstrepräsentation, vernachlässigenswert in Sachen KG.
Die Rezension des Grauwacke-Nostalgie-Bandes von Geronimo in der "Interim":
"Auch wenn das vierte Kapitel in dem Buch über die 90er Jahre in vielfältiger Hinsicht das schwächste von allen ist, so ist es doch ein großes Verdienst der Autoren erstmals mit 13 Unterkapiteln sich einmal quer durch das anhaltende rauschen des 90er Jahre-Jahrzehnts geschlagen zu haben. Dabei ist es, und das sei hier nebenbei vermerkt, nicht ganz ohne Ironie, dass das Kapitel über die Techniken der »Kommunikationsguerilla« gleich vor der »Zeit der Verwirrung« abgehandelt wird. Ob das eine vielleicht etwas mit dem anderen zu tun haben könnte? Auch wenn zunächst einmal in Rechnung zu stellen ist, dass hier Erlebnisberichte über militante Aktionen aufgrund von noch nicht abgelaufenen Verjährungsfristen nicht erzählt werden können, wie noch in den vorangegangen Kapiteln: Hier sind die Grauwackeros trotz aller ihnen eigenen Chuzpe, die 80er-Autonomen-Jahre irgendwie auch noch durch die 90-Jahre fortzuschreiben, immer mal wieder- so finde ich - überzeugend vor die Wand gelaufen. Hier transformiert sich der von den Autoren in vielen Passagen über die 80er-Jahre so charmant in Anspruch genommene »streng subjektiv«- Zugang in einer Reihe von Bemerkungen zu einem Ansatz, der gegenüber dem, worüber sie sprechen und Aussagen treffen, eher als »streng ignorant« bezeichnet werden muss. Das ist jetzt ein wirklich bissiger Angriff, der etwas g enauer begründet gehört."
Die ganze Rezension lesen
Vielleicht in diesem Zusammenhang auch lesenswert, die im Grauwacke-Buch sorgsam ausgesparten Medienrandale- Texte I (eins) und II (zwei) der autonomen a.f.r.i.ka.-gruppe zur Kritik autonomer Militanz aus den 90er Jahren.
contributor - am Samstag, 28. Februar 2004, 13:40 - Rubrik: Zum Begriff der Kommunikationsguerilla