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Les coquelicots de Heiligendamm

Kunst

Montage aus dem gipfel-"fernen" Paris. Herzlichen Dank!


Und hier die "Originale" von Claude Monet und den GipfelstürmerInnen von Heiligendamm


Kunst

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Die Süddeutsche Zeitung (7.6. 2007) veröffentlichte zu ihrem Bericht über die Rebel Clown Army in Heiligendamm eine Fotostrecke mit ziemlich vernünftigen Kommentaren und Bildunterschriften in Form eines Interviews mit Andrea Pabst ("Mit Seifenblasen gegen G8):


Sie ist Soziologin und erforscht in ihrer Dissertation Straßenproteste globalisierungskritischer Bewegungen und die Rolle, die Körper darin haben. In Rostock betreibt sie derzeit Feldforschung. (s.u.)

"Rote Nase statt schwarzem Kapuzenpulli: In Rostock irritieren Demonstranten in Clownskostümen mit ihrem friedlichen Protest und einer neuen Protestkultur die Polizei. Ein bebildertes Interview mit der Soziologin Andrea Pabst.


sueddeutsche.de: Frau Pabst, auf der Demonstration am Samstag sind Leute auf Stelzen mitgegangen, haben sich als Clowns verkleidet, große Puppen aus Pappmaché gebastelt und riesige Schneemänner schweben lasen. Ist diese Kreativität eine neue Protestform?


Andrea Pabst: In der Wissenschaft werden die Proteste gegen die Welthandelsorganisation in Seattle 1999 oft als Einschnittpunkt zitiert. Das kann man sehen wie man will. Aber seit bestimmt zehn Jahren sind Straßenproteste deutlich kreativer geworden - auch, um sich mit der Gewalterfahrung auseinanderzusetzen. Die Clowns zum Beispiel: Sie sagen deutlich, dass sie Angst um ihre Körper haben. Die Verkleidung ist ein Ausdruck ihrer bisherigen Erfahrung bei Straßenprotesten.


sueddeutsche.de: Rote Nase, bunte Perücken, geschminkte Gesichter - schützt die Verkleidung vor körperlicher Gewalt?

Pabst: Am Samstag konnte man tatsächlich erleben, dass Clowns mit ihrer Strategie sogar deeskalierend wirken. Sie gehen ganz nah an die Polizisten heran und machen dadurch eine andere Form von Interaktion möglich. Einmal, als 20 Polizisten auf den Platz der Kundgebung vordringen wollten, haben die Clowns sie gemeinsam mit anderen wortwörtlich zurückgetanzt.

sueddeutsche.de: Warum gerade Clownskostüme?

Pabst: Man könnte ganz plakativ sagen, dass es einfach nicht gut aussehen würde, wenn ein Clown von einem Polizisten niedergeschlagen wird. Und die Polizei hält sich vermutlich auch zurück, weil ihr der Umgang mit solchen Protestformen nicht klar ist. Die Clowns-Taktik funktioniert jedoch nur so lange bis die Polizei gelernt hat, darauf zu reagieren. Dieses Wechselspiel treibt die Entwicklung der Protestformen voran. Wenn die Aktivisten als Clowns die Polizei nicht mehr irritieren können, dann müssen sie sich etwas Neues ausdenken.

sueddeutsche.de: Gelten also schwarze Kapuzenpullis und Tücher vor dem Gesicht in der Protestkultur als rückschrittlich?

Pabst: Man kann beobachten, dass auch Aktivisten, die sich eigentlich dem Schwarzen Block zurechnen würden, schon an Aktionen von Clowns teilgenommen haben. Das ist eben das besondere an Protestformen. Sie sind nicht an eine bestimmte Gruppe gebunden. Jeder kann sich eine Clownsnase aufsetzen. Was er dann damit macht, ist eine ganz andere Frage. Der Schwarze Block tritt zwar homogen auf, ist aber in sich sehr vielfältig. Wenn man jeden einzelnen befragen würde, käme heraus, dass viele von ihnen inhaltlich und theoretisch umfangreich begründen können, warum sie in so einem Schwarzen Block laufen. Und dann gibt es vermutlich auch welche, die es einfach nur aufregend finden, schwarz verkleidet zu sein. Dabei müssen sie nicht unbedingt sagen, au ja, ich wollte schon immer auch mal Steine schmeißen.

sueddeutsche.de: Welche Bedeutung hat der Körpereinsatz bei Protesten?

Pabst: Man sieht das zum Beispiel an Tutti Bianchi aus Italien, die sich nach den Protesten in Genua aufgelöst haben: Die haben ganz bewusst den Einsatz ihrer Körper thematisiert. Sie traten in gepolsterten weißen Anzügen auf und thematisierten in Pamphleten die Verletzbarkeit des Körpers. Die Auseinandersetzung mit dem Körper spielt in den globalisierungskritischen Bewegungen eine immer größere Rolle.

sueddeutsche.de: Werden Sie selbst am Mittwoch ausprobieren, den ganzen Körper als Protestmittel einzusetzen? Nehmen Sie an den Blockaden teil?

Pabst: Ja. Ich finde es spannend, mit vielen sehr unterschiedlichen Menschen ein ganz konkretes Ziel zu haben: den Gipfel zu blockieren. Es entspricht zudem nicht meinem Wissenschaftsverständnis, mir die Dinge nur von außen anzusehen. Das funktioniert vom Thema her nicht, denn es geht auch um ganz individuelle Erfahrung. Das muss ich schon selbst erleben, um es nachvollziehen zu können."

Ein nettes Video über die Rebel Clown Army in Heiligendamm bei ihrer etwas anderen Militanz. Spiegel-Online (6.6. 2006) lässt uns das nachvollziehen:
http://www.spiegel.de/videoplayer/0,6298,18758,00.html

UPDATE, 7.6. 2007

Auch die Süddeutsche Zeitung (7.6. 2007) hat nach dem Militanzfetisch die Kurve gekriegt und berichtet nun über den Einsatz der Rebel Clown Army in Heiligendamm:

"Clowns' Army" am Heiligendamm
Der Witz als Waffe

"Sie kämpfen mit Pantomine, Pustefix und roten Nasen - und bringen Polizisten nicht zum Lachen. Auf den Demonstrationen rund um Heiligendamm breitet sich eine neue international bewährte Protestfrom aus.

Die Seifenblasen zerplatzen am Plexiglasschild des schwer geschützen Polizisten. Die Clownin lädt ihr Pustefix-Stäbchen nach, holt Luft und wieder tanzen die ölig-bunten Bläschen durch die Luft. Sie lächelt, schneidet Grimassen. Sie kommt dem Polizisten sehr nahe, fast Nase an Nase steht sie vor ihm.

Sie will gute Laune verbreiten. Eine provozierend gute Laune.

Eine ganze "Clowns' Army" ist in Heiligendamm angerückt, um gegen den G8-Gipfel zu protestieren. Für viele Polizisten ein neues Phänomen - von dem sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Mitlachen oder besser auspassen? Ein Witz oder eine Waffe?

Die Polizeiführung in Rostock hat verbreitet, es habe Säureattacken auf Polizisten durch einige Clowns gegeben, die mit Wasserpistolen unterwegs sind. Bestätigen lässt sich das nicht. Die Substanz werde noch untersucht, heißt es.

Vertreter der G-8-Gegner beschwichtigen, die Meldung gehöre zu den üblichen Fehlinformationen der Polizei. Es könne sich höchstens um eine Seifenblasenflüssigkeit handeln, sagt eine Sprecherin der Blockierer. Von den Clowns ist dazu nicht viel zu erfahren. Wer sie anspricht, bekommt kindliches Geqäuke zu hören. Viele sagen einfach nichts. Sie ziehen Grimassen.

Experten wie der Hamburger Verfassungschützer Manfred Murck sehen die Clowns als Teil der "seit längerem zu beobachtenden Tendenz, Demonstrationen bunter zu machen". Gesinnung: Grundsätzlich friedlich. Das Konzept stammt aus Großbritannien, berichtet eine Sprecherin der Blockade-Organisatoren. Es soll nicht mehr sein als eine weitere Ausdrucksform für die Demonstranten.

Workshops zum "Clowning"

Im Vorfeld des G-8-Gipfels hat es in ganz Deutschland Vorbereitungstreffen gegeben, auf den auch Workshops zum "Clowning" angeboten worden sind. Dort haben sie gelernt, wie sie als einzelne Clowns angstfrei auf die Polizisten zugehen können. Immer mit dem Ziel, die Staatsmacht insgesamt ins Lächerliche zu ziehen. Fotografen lieben solche Bilder: Ein Clownin, die dem Polizisten Seifenblasen entgegepustet.

Polizisten, die bei den Demonstrationen ebenso unter Stress stehen wie manche Demonstranten, könnten sich von den blasenden Clowns leicht provoziert fühlen. Am Checkpoint Rennbahn, der seit Mittwoch blockierten Hauptzufahrt nach Heiligendamm, haben einige Clowns vor den Augen der Polizei und unter dem Beifall der Blockierer pantomimisch Knüppelszenen nachgespielt. Der darin enthaltene Vorwurf: Die Polizisten prügelten aus Spaß.

Die bunten Klamotten mögen auf den ersten Blick Heiterkeit vermitteln - wirklich lustig sind solche Aktionen für die meisten Polizisten wohl nicht. Und eine richtige fröhliche Antwort haben sie auch nicht. "

 

twoday.net AGB

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