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Theorie der Kommunikationsguerilla

Marvin Chlada und Marcus S. Kleiner (Radio Derrida; Alibri Verlag)
analysieren die Popkultur:

Eine Besprechung aus dem Deutschlandradio (27.10. 2003)

Seit Mitte der 90er Jahre erschien wie aus dem Nichts das Gespenst der Pop-Literatur, zog eine beispiellose Welle der öffentlichen Aufmerksamkeit nach sich und eine Schwemme von Büchern, die dem Geiste oder dem Marketing nach als dem Boom zugehörig apostrophiert wurden, Anfang des neuen Jahrtausends ist es damit schon wieder vorbei. Dafür hat nun eine jüngere Literaturwissenschaft die Chance einer unmittelbaren Wirksamkeit begriffen und eine analytische Studie zum Phänomen der Pop-Literatur jagt die nächste, der Boom nach dem Boom.
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Da die Erzeugnisse der populären Kultur besonders über elektronische Medien Verbreitung finden, ist ein wichtiger Bestandteil der Popkritik immer auch Medienkritik gewesen. Nach Chlada/Kleiner ergibt sich heute nun aber das Paradox, dass Medienkritik ihren Gegenstand zwangsläufig affirmiert, wodurch dieser mehr und mehr gegen Kritik immunisiert wird. Als Ausweg schwebt ihnen eine neue Form der "Medienguerilla” vor, dazu Kleiner:

Wenn man sich nur mit Produkten der Medien-Pop-Kultur-Industrie auseinander setzt, dann kann man nicht zu einer substanziellen Kritik an diesen Gegenständen kommen. Man repoduziert nur das, was gesagt worden ist. Medienguerilla will hier nicht Wahrheiten gegen Wahrheiten halten, das heißt, eine Position aus dem Blickpunkt einer anderen Position zu verurteilen, sondern erst mal zu fragen, wie konstitutiert sich dieser Gegenstand, also dieses Buch, diese Theorie, was steckt dahinter, also welche heterogen Praktiken werden hier gebündelt, und dann zu sehen, welche Angriffsflächen sie bieten, aber nicht zu sagen, diese und diese Theorie oder dieses Buch ist aus den und den Gründen zu verurteilen, sondern zu fragen, wie funktioniert dieses Buch, wie hat sich dieses Buch konstitutiert, welche Personen steckten dahinter, welche Institutionen steckten dahinter, welche Ideen stecken dahinter


Abgesehen von der offensichtlich unausrottbaren Begriffswahl ("Mediengurilla") wird hier natürlich prinzipiell etwas richtiges gesagt; bloss nervig ist der Soundtrash der Kritiker der Popkultur, die uns in ihrer Abarbeitung und dem Übermagazin SPEX nun zum xten Mal nachweisen müssen, dass Pop und Subversion nichts gemein haben. Was so allgemein stimmt, aber eben nichts wirklich aussagt.

Thomas Barth
Das Netz der Macht
Michel Foucault zum 20.Todestag

aus: Telepolis, 25.06.2004

foucaultMichel Foucault glänzte als Denker und Provokateur, als undogmatischer Linker und Gegenspieler Sartres. Er verstand es, sich erfolgreich einer disziplinierten Wissenschaft zu entziehen: Die Philosophie nannte ihn einen Historiker, Historiker sahen in ihm den Philosophen; Marxisten warfen ihm "infantile leftism" vor, weil er, wie er selbst mutmaßte, sich weigerte, die obligatorischen Marx-Zitate in seine Schriften einzuflechten. Statt dessen nannte er Marx gern einen "berühmten Nach-Hegelianer", dessen Reduktion des Menschen auf die Arbeit man vergessen solle. Auch seine Bekenntnisse zu Nietzsche und Heidegger, den beiden gern als Nazi-Philosophen abgetanen Vordenkern postmoderner Aufklärungskritik, machten ihn verdächtig. Foucaults schwer fassbarer, netzartiger Begriff von Macht ist kaum mit orthodox-marxistischen Vorstellungen kompatibel, weshalb der Denker der Kommunistischen Partei Frankreichs auch schnell den Rücken kehrte.

Foucault ist wahr, weil er wahr ist.
Sonja Brünzels

Ab und zu finden sich immer noch grundsätzliche Texte, die KG als politische Aktionsform diskutieren. So auch Karin Lederer und ihr

Plädoyer für eine konstruktive Dekonstruktion

Sie beschreibt die Ausgangsbedingungen politischen Protests im Jahr 2000 (Rassismus, rechte Hegemonie) sowie Handlungsmöglichkeiten gegen das Verzweifeln.

Formen gesellschaftspolitischen Protests gleichen Ende der Neunziger Jahre oft noch frappant denen der 60er oder 70er Jahre. Es wird selten darüber diskutiert, dass veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen veränderte Kommunikationsformen und Aktionsformen erfordern könnten.

der ganze Text der offenbar in Wien angesiedelten OnlineZeitschrift "sinn-haft" (6/2000) hier:

Nochmals das Thema "Medienguerilla" und die Versuche der Marketingstrategen sich das Kommunikationsguerilla-Konzept zu eigen machen.

Zunächst ein Auszug aus:
(Hier der ganze Text)

Aral-Stiftungslehrstuhl für Strategisches Marketing
Prof. Dr. Franz Liebl

"Unbekannte Theorie-Objekte der Trendforschung (XXXII):
Webvertising zwischen Datenmüll und Medienguerilla"


"In dieser 32. Folge meines Vortragszyklus' Unbekannte Theorie-Objekte der Trendforschung, die dem Webvertising gewidmet ist, möchte ich insbesondere eingehen auf den Zusammenhang zwischen Internet-Angeboten, technischen Rahmenbedingungen sowie sozialen und kulturellen Auswirkungen im angehenden Informationszeitalter. Dabei möchte ich bewußt darauf verzichten, in vage Spekulationen über die Zukunft zu verfallen. Vielmehr möchte ich Indizien aus der Gegenwart aufzeigen, gleichsam "schwache Signale", die sich offenbar zu neuen Trendmustern verdichten. Und wie in meinen früheren Beiträgen kann es allenfalls darum gehen, einige Planquadrate des zügig expandierenden Cyberspace zu kartographieren."

Die Methode, der sich der Aktivismus der 90er im Kampf gegen die virtuelle Klasse bedient, bezeichnet die Media Foundation als "Adbusting" und "Culture Jamming" (http://www.adbusters.org/adbusters/). Mit Umberto Eco (1987) könnte man das letzten Endes als "semiotische Guerilla-Kriegsführung", als eine Art Instandbesetzung kultureller Symbole sehen. Sie rekurriert auf die künstlerischen Strategien medialer Subversion, die man seit jeher in dissidenten Subkulturen als - akustisches und visuelles - Collagieren und Umcodieren des Profanen kennt: "demarketing loops" sind dabei das erklärte Ziel; die Mittel nennen sich "uncommercials", "subvertisements" und "anti-ads" (Adbusters 1996; autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe/Blissett/Brünzels 1997). Das Neue daran ist jedoch, daß die Arbeitsweise der Aktivisten sich nunmehr neuester Technologien und Werbekonzepte bedient, so daß die daraus entstehenden "subvertisements" ihren Vorbildern bzw. Zielen täuschend ähnlich sehen. (Dery 1993; Adbusters 1996; autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe/Blissett/Brünzels 1997). Dies gilt sowohl für Plakat- als auch für Fernsehwerbung. Mit anderen Worten, in den USA und in Canada gehen Aktivisten so weit, nicht nur in Zeitungen und Zeitschriften ihre Fake-Anzeigen zu schalten, sondern auch bei TV-Stationen Sendezeit zu kaufen, um ihre gefälschten Spots ausstrahlen zu lassen.

Für den Trendforscher sind diese subvertisements insofern besonders interessant, als sie nicht selten zukünftige Realität vorwegnehmen. Dies gilt nicht nur für den angloamerikanischen Raum, sondern auch für die Bundesrepublik. Hierzu ein kurzes Beispiel. Ein Satiremagazin hatte vor Jahren eine gefälschte Jägermeister-Reklame mit dem Slogan "Ich trinke Jägermeister, weil mein Dealer zur Zeit im Knast sitzt" abgedruckt und damit eine Schadenersatzforderung in Millionenhöhe provoziert (autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe/Blissett/Brünzels 1997). Später hat die darniederliegende Marke Jägermeister gerade deshalb einen enormen Aufschwung erlebt, weil der Kräuterlikör nunmehr von jugendlichen Subkulturen, insbesondere in der Techno-Szene, als Komplementärdroge zu MDMA (Ecstasy) konsumiert wird.


Das ist nun aber wirklich eine steile These und vor allem nich belegbar. Marketing und Trendforschung ist ja nicht erst seit Horx eine ziemliche Hokus-Pokus-Veranstaltung. Aber der hier konstatierte Zusammenhang ist nun einfach nicht belegbar. Das ist eine Behauptung, die sich überhaupt nicht erschliesst. Die seinerzeitige Verfremdung der Jägermeisterreklame und der in der verfremdeten Anzeige hergestellte Zusammenhang zwischen Drogengebrauch und Jägermeisteralkoholismus und die spätere Rolle von Jägermeister in der Technoszene ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Hier sollte der ARAL-Professor einmal seine Methode darlegen, wie er zu diesem Schluss kommt.

Was auf Streumedien wie Presse und Fernsehen zutrifft, gilt natürlich auch für den gefälschten Internet-Auftritt, der im Fachjargon "Cyberjamming" genannt wird. Erste Fälle von Cyberjamming werden derzeit in Europa registriert. Opfer sind, wen würde es verwundern, Mercedes Benz und Benetton geworden (http://www.hatchoo.nl/).

Wenn Aktivisten über professionelle Mittel für multimediale Gestaltung - und damit für ein "Desktop Counterfeiting" (anon. 1997) - verfügen, verschärft sich für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit das Problem des "Culture Jamming" natürlich beträchtlich. Doch die Globalität des Internets fügt all dem noch eine wesentlich Facette hinzu, die meiner Wahrnehmung nach bisher weitgehend unbeachtet geblieben ist. Das Internet hat nämlich die Zugangsbarriere zu einer globalen Öffentlichkeit wesentlich verringert (Eichhorn 1995). Es hat damit die Voraussetzungen geschaffen, die bisherige Aktionslogik von sozialen Bewegungen und ihren Aktivisten geradezu auf den Kopf zu stellen. Ihre erklärte Devise hieß ja dreißig Jahre lang
"thinking globally, acting locally" (Feather 1980); im Zeitalter globaler Kommunikationstechnologien wird dies jedoch durch eine Praxis ersetzt, die nunmehr lautet: "thinking locally, acting globally". Das heißt, die Kontraktion der Zeit und die Dehnung des Raumes als wichtigste Auswirkungen der Neuen Medien (Virilio 1997) eröffnen die Möglichkeit einer globalen Mobilisierung in bezug auf lokale Themen. Der weltweite Protest im Internet gegen die französischen Atomversuche war hier nur ein erstes Beispiel, das die Möglichkeiten im Ansatz aufzeigte.


Darüber lässt sich wenigstens diskutieren ...

In einem weiteren Text "Kritische Anmerkungen zu 'Immer in Bewegung bleiben'" (Autor/in nicht genannt) auf der Webpage der Gruppe mañana gibt es folgenden Versuch, eine politische Praxis innerhalb der Institutionen zu verteidigen. Die Frage ist allerdings, ob sich das tatsächlich ausschließt?

"Um gegen die herrschaftskonforme Konstruktion der Wirklichkeit ankämpfen zu können, bedarf es erstens eines guten Wissens um die Mechanismen der Sinnstiftung, zweitens um eine Ahnung von möglichen zukünftigen Wechselspielen des Diskurses mit der Verwertungslogik, somit einer eigenen analytischen Konstruktion der Wirklichkeit, die einige Ausgänge in widerständige Praxen vermuten lässt. Davon scheint mir wenig gegeben, wo Leute im Minimalkonsensdelirium das Schunkeln im Gehen neu erfinden. Dort wird auch keine Straße reclaimed! Das ist nicht Sinn-Rebellion sondern angenehme Bedeutungsarmut.

...die Normalitäten brechen, wo es die Menschen am wenigsten erwarten...

ist wohl eine Formulierung, der wir auf der Suche nach einem für uns sinnvollen Praxis-Verständnis ungeteilt zustimmen können. Doch gerade in einer Gesellschaft, deren mediale Kommunikation es ihren Mitgliedern nahelegt, tagtäglich x-mal Ereignisse interpretationslos zu registrieren, ist es sehr schwer, die Normalität bedeutungsvoll zu brechen. Torten und Tänze können wohl nur für wenige eine motivierende Störung der Normalität darstellen. Doch was...?

Greif- und fühlbare Bedeutung liegt letztlich in Ereignissen, die das eigene Leben betreffen. Widerstandsaktionen sollten darum letztlich einigen (angesprochenen, sich angesprochen sehenden) Menschen aufzeigen, dass eine Erweiterung der eigenen Handlungsperspektiven auch in einer diskriminierenden Position möglich ist und zu einer Verbesserung der Lebensumstände führen kann. Gefragt sind sowohl politische als auch antipolitische Praxen. Erstere bewegen sich innerhalb oder höchstens am Rande anerkannter Formen und Arenen, zweitere außerhalb davon: als herrschaftlichen Diskurs und Praxis störende Ereignisse ist ihre Aufgabe aber die, bei aller notwendigen Verwirrung einigen Leuten zu Klarheit und Kraft zu verhelfen. Empowerment wäre nicht das gemeinsame Anstimmen des Repressionsliedes, sondern ein sich Wi(e)derholen der Bühne des eigenen materiellen und begehrlichen Tanzes."


Vorwärts und nicht(s) vergessen ... aber eine Antwort auf den Einwand , dass es schwer sei, die Normalität bedeutungsvoll zu brechen findet sich im im Text zur Imagebeschmutzung.

In der Tat ist der Begriff der "Kulturellen Grammatik" ein zentraler Punkt im Konzept der Kommunikationsguerilla.

Im Rahmen ihres Textes "Immer in Bewegung bleiben!" diskutiert die österreichische "gruppe mañana" den Begriff "Kulturelle Grammatik".


"Über Widerstand und Kultur schreiben, oder über Widerstand schreiben, der nicht den Vorstellungen traditioneller Politik entspricht, wie geht das? Wir stellen diese Frage schlicht und einfach deswegen, weil es schon allein schwer zu sagen ist, was denn Kultur sei und für so manche und manchen, welche Relevanz dieser Begriff eigentlich hat. Es gibt nur einen Trost, die Tatsache, dass ja eigentlich auch nicht klar ist, was denn nun Ökonomie sei."


Zunächst zitieren sie aus dem Handbuch der Kommunikationsguerilla:

„Die Metapher Kulturelle Grammatik bezieht sich auf die Sprachwissenschaft. Grammatik ist das der Sprache zugrundeliegende Regelsystem, das wir erlernen, ohne uns dessen bewusst zu sein; sie ist die Struktur, die die Verwendung und den Zusammenhang der einzelnen Elemente sprachlicher Aussagen bestimmt. Ohne Grammatik lassen sich komplexe Zusammenhänge nicht ausdrücken, obwohl die wenigsten Menschen beim Sprechen in ihrer eigenen Sprache über Satzteile und Konjugationen nachdenken. Grammatikalische Regeln einzuhalten ist weitgehend normal und wird selten hinterfragt.“[Handbuch der KG]

Unter Verweis auf Wittgensteinschen Begriff der Grammatik und an dessen Begriff der Regel schlagen sie ein modifiziertes Verständnis des Begriffs vor, für dessen Nachvollzug man/frau wohl Sprachwissenschaftler/in sein muss:

"An diesem Punkt erscheint eine Abgrenzung vom obigen Vergleich der autonomen a.f.r.i.k.a.g.r.u.p.p.e unbedingt notwendig. Sprachliche Grammatik, z.B. deutsche Grammatik, ist ein Gesetzessystem, das nachträglich über die differenzierte Praxis menschlichen Sprechens gelegt wurde. Menschen sprechen im Normalfall nicht wegen der grammatischen Regeln, sie kennen sie oft gar nicht, und sie beachten sie oft gar nicht. Wesentlich zielführender erscheint eine Anlehnung an den Wittgensteinschen Begriff der Grammatik und an dessen Begriff der Regel. Grammatik bei Wittgenstein bezeichnet die sozusagen vorgegebene Strukturierung durch gesellschaftlicher Verhältnisse und Praxen, den gesellschaftlichen Raum. Ein Teil dieser Strukturierung und in dieser Strukturierung ist Sprache. Es muss schon viel vorgegeben sein, um in einer gewissen Weise zu sprechen.
Gesellschaftliche Regelsysteme -das System der Kulturellen Grammatik- sind keineswegs neutral und für alle veränderbar. Dennoch ermöglichen sie Menschen, sich im alltäglichen Leben zu orientieren, weisen ihnen aber gleichzeitig ihre (Spiel-)Räume zu. Im Zuge ihrer Praxis produzieren und reproduzieren sie Machtstrukturen.
Diese Regelsysteme liefern Handlungsanweisungen, eröffnen Handlungsoptionen, v.a. aber legen sie bestimmte Interpretationen von Situationen, Orten, Texten und Gegenständen nahe.
Deren Bedeutungen sind natürlich nicht fest, sondern je nach Kontext unterschiedlich. Anders formuliert: Bedeutung ist einerseits geknüpft an die soziale Praxis, andererseits an den Kontext.


Schön und gut, aber inwiefern unterscheidet sich das inhaltlich substantiell von dem zitierten Abatz aus dem Handbuch?

helftunssiegenDas ist ja ein beliebter Einwand seitens ideologiekritischer Linker gegenüber der Idee der Kommunikationsguerilla: KG sei nichts anderes als das, was die Werbung sowieso mache. Noch schlimmer in ihren Augen, wenn man denen auch noch die Vorlagen liefere.
Ein Beleg hierfür könnte folgender Weblog-Eintrag von Bernd Röthlingshöfer,
einem sendungsbewussten Werbefuzzi, sein, der die autonome Linke (respektive die Kommunikationsguerilla) zu den Vätern des "Guerilla Marketings" zählt:
    "Die Väter des Guerilla-Marketing

    Guerilla-Marketing ist in - und wird mit meist den Bestsellern Das Guerilla Marketing Handbuch oder Guerilla Werbung von Jay C. Levinson in Verbindung gebracht. Wie man mit Fakes und Spaß-Events die Medien auf sich aufmerksam macht, wussten allerdings schon die autonomen Linken. Das Handbuch der Kommunikationsguerilla zeigt auch dem gestandenen Werbe- und PR-Profi gekonnte Beispiele aus dem subversiven Untergrund. Es beschreibt Prinzipien, Methoden, Techniken und Praxen, Gruppen und Aktionen, die in gesellschaftliche Kommunikationsprozesse eingreifen.
Das haben beide nicht verdient:
  • die autonome Linke war in ihrer überwiegenden Mehrheit nie Kommunikationsguerilla, die sich mit Identitätspolitik schlecht verträgt -
  • und das Guerilla-Marketing ist auch nur eine Erfindung cleverer Werbeleute, um wieder mal einen Wechsel von irgendetwas einzuläuten. Die müssen sich regelmässig selbst neu erfinden)
Die autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe hat hinsichtlich der möglichen Verwechselbarkeit mit Werbung im zweiten Plakatbuch von HKS 13 ein paar Anmerkungen formuliert:

"Die Frage nach der aktuellen Wirkung dieser Politikformen lässt sich nur beantworten, wenn man den Wandel berücksichtigt, der in den letzten Jahren zu einer grundlegenden Änderung der Bedingungen von Arbeit und Produktion geführt hat. Die für den Fordismus typische Arbeitsorganisation wurde im Post-Fordismus von einer neuen Form, wenn nicht gar einer Neubestimmung von Arbeit selbst abgelöst. Dabei nahm die Bedeutung von "immaterieller" bzw. "mentaler" Arbeit immens zu. Dadurch wird nicht nur die Produktion von Gütern in den Ländern der dritten industriellen Revolution immer mehr durch Kommunikation bestimmt, sondern die menschliche Kommunikation selbst zu einem Produkt. Die Produkte sind in der Regel selbst schon Symbole und Bilder, oder ihr Tauschwert wird durch den Symbolgehalt wesentlich mitbestimmt. Die Lufthansa verkauft eben nicht nur Flüge, sondern auch das dazu gehörende Lebensgefühl: Modernität, Mobilität, Weltoffenheit, Freiheit. Lifestyle-Marken wie Nike funktionieren so.

Die wachsende Bedeutung von Zeichen und Symbolen geht mit einer technischen Entwicklung einher, die Kommunikationsguerilla begünstigt: Nicht zuletzt auf Grund der besseren digitalen Produktions- und Kopiertechniken sind Fälschen, Faken und Imitieren vielfältiger und einfacher geworden.

Für Kommunikationsguerilleras ist es nicht nur einfacher geworden, Symbole der Macht zu entwenden und umzunutzen, zugleich bekommt die Praxis der Imagebeschmutzung auch eine neue Durchschlagskraft. Wenn diese symbolische Ebene für den ökonomischen Erfolg eines Konzerns immer wichtiger wird, kann umgekehrt auch eine subversive Politik genau dort angreifen und durch das Beschädigen von Images den ökonomischen Erfolg bis in ruinöse Dimensionen beeinträchtigen. Das konstituiert eine neue Ebene von Verletzlichkeit. Vor diesem Hintergrund nimmt die Diskussion um die mitunter belächelte "symbolische Politik" der Kommunikationsguerilla eine fast paradoxe Wendung. Gerade weil sie auf der symbolischen Ebene vorgeht, erzielt sie Wirkungen auf der ökonomischen Ebene. Hier bekommt das Konzept "Imagebeschmutzung" Durchschlagskraft, da es den Kampf um die Deutung der Bilder aufnimmt und nicht ominösen guten alten Zeiten vor den Werkstoren nachtrauert."


Der ganze Text (autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe: Imagebeschmutzung
Macht und Ohnmacht der Symbole. In: HKS 13 (Hg.): Vorwärts bis zum nieder mit. 30 Jahre Plakate unkontrollierter Bewegung. ISBN 3-935936-05-2, Verlag Assoziation Berlin) wurde in der com.une.farce nr. 5 online (.pdf-file 2 MB) veröffentlicht.

Daran anknüpfend ließe sich der naheliegende Schluss, weil die Werbung in dieser Weise an KG interessiert ist, ist die KG als Form des politischen Handelns und der Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse auf der Höhe der Zeit (im Sinne von Produktivkraft und Produktionsmitteln).

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