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Subversive Affirmation

Laut NRW-Taz (17.8. 2005) startet
die Prozession des Heiligen Prekarius am Freitag, 18 Uhr, am Kölner Rudolfplatz. Die "bewegte Andacht" wird laut Veranstaltern "verschiedene Orte aktueller Ungerechtigkeiten aufsuchen" und so das "urchristliche Motiv des sozialen Aufruhrs aufgreifen". Gerüchten zufolge soll der von seinen Anhängern als heilig verehrte Prekarius an diesem Abend auch offiziell von der katholischen Kirche heilig gesprochen werden. [aber muss man denn alles immer wieder wiederholen? - na wenn' s der sache dient ... ;-)]

taz-Interview in der NRW-Ausgabe vom 17.8.2005
(Jürgen Starke ist engagierter Anhänger des Heiligen Prekarius aus Köln)

"Die Kirche spricht von Solidarität, handelt aber anders"
Mit einer "Prozession des Heiligen Prekarius" protestieren linke Gruppen während des Weltjugendtags gegen zunehmend unsichere Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Auch die katholische Kirche profitiere von der Prekarisierung, sagt Jürgen Starke. Etwa wenn die Caritas Ein-Euro-Jobs anbietet

taz: Herr Starke, am Freitag soll eine Prozession des Heiligen Prekarius durch Köln ziehen. Nun hat der vorige Papst Johannes Paul II. ziemlich viele Heiligsprechungen vorgenommen, von einem Prekarius war allerdings nie die Rede. Wann und wo hat dieser Heilige gewirkt?

Jürgen Starke: Zum ersten Mal in Erscheinung getreten ist er im 15. Jahrhundert. Mit bürgerlichem Namen heißt er Pedro Lentini, ist 1496 als Kind bäuerlicher Eltern in einem Dorf nahe Rom geboren. 1525 traf er in Mühlhausen mit Thomas Müntzer zusammen, einem Prediger, der sich gegen die soziale Unterdrückung und Ausbeutung der Bauern und der ärmeren Stadtbevölkerung wehrte. So begann auch Lentini, sich um die sozialen Belange der Menschen zu kümmern. Laut Berichten ermutigten seine Taten dann immer mehr Bauern, gegen die Armut und Unsicherheit in ihrem Leben zu rebellieren.

Wer hat denn diese Legende erfunden?

Die Idee kommt aus dem Umfeld der italienischen Disobediente-Bewegung. Dort gab es verschiedene Auftritte des Heiligen Prekarius. Zum Beispiel anlässlich einer Wallfahrt am 6. November 2004, zu der sich mehrere tausend "Pilger" in Rom einfanden - und dorthin sogar umsonst mit der Bahn fahren konnten! Das gilt als das erste Wunder des Heiligen Prekarius.

Wer hat diese Idee nach Deutschland gebracht?

Wir, die Anhänger des Heiligen Prekarius in Köln.

Stimmt es, dass Prekarius-Anhänger aus 12 Ländern nach Köln gekommen sind?

Wir sind schon international vernetzt. Und nicht nur Prekarius-Anhänger kommen, auch Leute aus den verschiedenen Umsonst-Bewegungen oder anderen Gruppen rund um die soziale Frage werden an der Prozession teilnehmen. Wie viele kommen werden, können wir natürlich nur schätzen: Es können 300 oder 3.000 Teilnehmer werden.

Dem heiligen Prekarius geht es ja, wie der Name sagt, um die Prekarisierung. Was heißt das? Im Duden steht das Wort nicht.

Das ist allerdings eine große Nachlässigkeit der Duden-Redaktion. Prekarisierung greift ja um sich. Um es theoretisch zu sagen: Die Geschichte des Proletariats ist eine Geschichte des Prekariats. Wir nehmen wahr, dass die Leute in immer unsichereren Verhältnissen leben müssen, dass immer mehr Druck auf jedem Einzelnen lastet, wie er sein Leben erfolgreich gestalten kann. Von der Hausfrau bis zum Banker: Alle stehen tagtäglich unter dem Druck, keine gesicherten Arbeitsverhältnisse mehr zu haben und täglich um ihr Auskommen kämpfen zu müssen. Das heißt für uns Prekarisierung. Wir halten das für einen Trend, der gesellschaftlich sehr gefährlich ist.

Was haben die katholische Kirche und der Weltjugendtag damit zu tun?

Die katholische Kirche spricht ja davon, dass es eigentlich eine Solidarität unter den Menschen gibt. Gleichzeitig handelt sie aber anders. Von daher ist der Weltjugendtag für uns ein guter Anlass, auf soziale Belange aufmerksam zu machen. Natürlich ist das auch ein gutes Forum, weil jetzt viele Leute nach Köln gucken.

Inwiefern handelt die Kirche unsolidarisch?

Sie macht das an vielen Punkten, sei es als Wirtschaftsunternehmen oder als gesellschaftspolitische Kraft. Als Wirtschaftsunternehmen unterhält sie zum Beispiel Ein-Euro Jobs bei der Caritas. Dort werden Menschen ausgebeutet. Kein Mensch kann verstehen, wie das mir christlicher Sozialethik vereinbar sein soll. Auch die Haltung der katholischen Kirche zu Fragen der Sexualität ist wenig solidarisch, bedeutet sie doch für viele Menschen, um das Beispiele der Empfängnisverhütung zu bemühen, faktisch ein Todesurteil. Die Solidarität unter den Menschen scheint für die katholische Kirche nur für einen sehr eingeschränkten Kreis von Menschen zu gelten. Insofern ist das schon die richtige Adresse für uns.

Aus welcher Ecke kommt diese Kritik: Sind die Anhänger des Heiligen Prekarius "Reformchristen"? An was glauben Sie?

Reformchristen sind wir sicher nicht. Aber wir sind Leute, die tatsächlich an die urchristlichen Motive der Gleichheit unter den Menschen und der Gerechtigkeit auf Erden glauben.

Halten Sie einen Dialog der Prekarius-Anhänger mit den "richtigen" Pilgern des Weltjugendtags für wünschenswert - oder überhaupt möglich?

Ich denke, dass bestimmt 20 Prozent der Leute, die zum Weltjugendtag kommen, auch zum evangelischen Kirchentag fahren könnten. Natürlich kann ich mir da einen Dialog vorstellen. Es gibt Ansätze wie die Reformkirche in Südamerika, die zeigen, dass man auch mit Christen über aktuelle Probleme sprechen kann. Mit der Amtskirche ist das allerdings nicht vorstellbar: Da gibt es keine Berührungspunkte.
INTERVIEW: SUSANNE GANNOTT

Endlich erfahren wir mehr über die bevorstehende St. Prekarius-Prozession in Köln am 19.8. 2005

Hier der Flyer zum Runterladen

St.Prekarius Prozession am 19. August in Köln
  • Folge dem Geist des St.Prekarius
  • Komm zur Prozession zu Ehren des Schutzheiligen der Entrechteten nach Köln im Rahmen des Weltjugendtagesam 19. August 2005
prekarius


Am 19.August 2005 wird nicht nur Papst Benedikt in Köln zum Weltjugendtag erwartet. Die Anhänger des St. Prekarius werden gemeinsam mit mehr als 800.000 Pilgern ebenfalls zu Gast in Köln sein und rufen zu einer Prozession zu Ehren von Sankt Prekarius, dem Schutzheiligen der Entrechteten auf.

(Aus dem Italienischen:"...)
Am 6. November 2004 hat die erste landesweiteWallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausendPilger in Rom zusammenfanden. Dabei ereignete sich daserste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allenLandesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchteeinen Fahrausweis - zähneknirschend hat TrenItaliaihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrerzurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligenzu Gratiseinkäufen...“Auch in Deutschland handelten bereits Gläubige imGeiste des St. Prekarius. Sie predigten in denvergangenen Monaten in Berlin und Hamburg undverhalfen den Armen und Mittellosen zu üppigenSpeisungen in mit vielen Sternen versehenenRestaurants. Unter dem Schutz des Heiligen Prekariusspendeten seine Anhänger in Kassel nicht ihre eigenenKleider, sondern die eines weltbekanntenBekleidungshauses an bedürftige Passanten. SanktPrekarius half in vielen Gemeinden, gegen Vertreibungund Ausgrenzung leere Stallungen und herrschaftlicheHäuser wieder mit Leben zu füllen. Der HeiligePrekarius stand auch schon Zugereisten aus fernenLändern bei, dass sie ihr Brot frei wählen konnten undnicht über Gutscheine abgespeist werden. AlsErleichterung ihrer alltäglichen, beschwerlichen Wege,ermutigte der Geist des heiligen Prekarius alleMittellosen zu freier Wallfahrt in dengemeinschaftlichen Fortbewegungsmitteln der StädteBerlin, Hamburg Dresden und Köln.
Die Anhänger des Sankt Prekarius verurteilen dieunseligen Taten der Scheinheiligen in der Kirche selbst. Wie kann eine kirchliche Vereinigung, dievorgibt, den Entrechteten beizustehen, selbst hergehenund diese knechten!
"Weh auch euch Gesetzesgebern! Ihr ladet den MenschenLasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aberrührt ihr keinen Finger dafür.“ (Lk 11,46)

Und es werden immer mehr, die die Kunde von Prekariusund seinem Streben nach Gerechtigkeit durch die Landetragen!Wir wollen mit Bildern, Liedgut und "lebhafterAndacht" den Geist des Heiligen Prekarius verbreiten.

19. August, 18 Uhr Ort wird noch bekannt gegeben
http://www.sanktprekarius.tk

Im Neuen Deutschland (4.8. 2005) lesen wir folgendes über die nahe Ankunft unseres Schutzheiligen von Peter Nowak:

"Ehrung eines Schein-Heiligen
Prekarius-Jünger nutzen romtreues Papst-Event für kreativen Protest

Zehntausende Katholiken aus aller Welt werden am 19. August in Köln zum Weltjugendtag erwartet. Auch der Papst will kommen. Der könnte mit einer Forderung konfrontiert werden, die ihm gar nicht gefallen dürfte. Die »Anhänger des Heiligen Prekarius« haben ihre massenhafte Teilnahme an dem frommen Event angekündigt.
Die Idee des Weltjugendtags stammt noch von Johannes Paul II. Entsprechend klar konservativ ist das Profil der Veranstaltung: Gottesdienste und Glaubenslehre sind die Schwerpunkte. Das Motto des diesjährigen Weltjugendtages ist letztlich Programm aller Weltjugendtage: »Wir sind gekommen, um IHN anzubeten«.
Für das fromme Spektakel sind rund 100 Millionen Euro veranschlagt. 40 Prozent kommen von Pilgern, sagt Hermann-Josef Johanns, Geschäftsführer der Weltjugendtag gGmbH, 30 Prozent zahlen die deutschen Bistümer, 15 Prozent kämen aus Spenden, Sponsoring und Merchandising. Vom Bund kommen 7,5 Millionen Euro, vom Land Nordrhein-Westfalen drei Millionen, Köln zahlt 1,5
Millionen und die EU 1,5 Millionen Euro.
So manche Katholiken lassen das Treffen buchstäblich links liegen. Eine Gruppe aus Trier fährt in der Zeit lieber nach Kuba, statt in Köln dem Papst zuzujubeln. Doch manche kommen auch nach Köln - trotz des romtreuen Programms. »Mehrere tausend Anhänger zur Verehrung des kontroversen Heiligen St. Prekarius werden während des Weltjugendtages erwartet«, ist Jürgen Starke, Sprecher der Prekarius-Jünger, überzeugt. Der Prekarius-Mythos
orientiert sich an einer realen Figur, dem Bauernsohn Pedro Lentini, der im 15. Jahrhundert lebte und seit dieser Zeit von der ärmeren Bevölkerung Italiens als Schutzheiliger der Entrechteten geehrt wird.
Nur findet sich bisher ein solcher Heiliger nicht in den Kirchenbüchern. Heiliggesprochen wurde Prekarius am 1. Mai 2004 in Mailand im Rahmen des Euro-Mayday. Da die Zahl der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen in ganz Europa wächst, haben auch die Euro-Maydays in ganz Europa an Attraktivität gewonnen. Bei diesen Demonstrationen werden oft Bilder oder Statuen des Heiligen Prekarius mit Arbeiteroverall und Heiligenschein mitgetragen. Die Aktionen haben vor allem in Italien und Spanien großes Aufsehen in den Medien erregt und der
Protestbewegung viel Zulauf gebracht. Trotz des Hamburger Pilotprojektes steckt die Bewegung in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Jetzt hoffen die Anhänger des rebellischen Schein-Heiligen, dass der Funke auch auf Deutschland überspringt. In Köln sind verschiedene Aktionen in der Tradition des kreativen Straßenprotests geplant, die allesamt unsichere
Arbeitsverhältnisse und soziale Ungerechtigkeit zum Thema haben.
Das Ereignis des Weltjugendtages scheint den Prekarius-Fans ein gutes Forum. Von der hierarchiekritischen Bewegung »Kirche von unten« kam Zustimmung für die Aktion, erzählt Starke. Er ist überzeugt, dass viele junge Christen dieses Anliegen unterstützen. Schließlich sind viele Teilnehmer selbst von prekären Arbeitsverhältnissen oder Arbeitslosigkeit betroffen.
Von der Amtskirche erwarten die Prekarius-Jünger allerdings nicht viel. »Die offiziellen kirchlichen Stellen des Weltjugendtags haben leider in der Vergangenheit deutlich gezeigt, dass sie eher an einer weiteren Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse interessiert sind«, so Starke gegenüber ND."

Anlässlich des "Wir sind Papst"-Besuchs des Oberkatholen Ratzinger haben Menschen im Großraum Köln für eine attraktive Alternative gesorgt: Sie haben St. Prekarius für eine Prozession gewinnen können...

Mehr unter: http://www.sanktprekarius.tk

Die subversive Affirmation von Neo-Nazismus und Rassismus ist ein schwieriges Geschäft. Guter Wille und das Bewusstsein dagegen zu sein ist keine Garantie, dass einen die schlechte Wirklichkeit nicht schon längst überholt hat. Ein anderer Aspekt ist der, dass die Präsenz von bestimmten Zeichen im öffentlichen Raum für unterschiedliche soziale Gruppe sehr verschiedene Implikationen bedeutet. Neonazistische Zeichen oder leicht abgewandelte ironisierte Zeichen sind nicht immer eindeutig und die formale Struktur eines solchen verfremdeten Zeichen können bei den potentiellen Zielen neonazistischer GEwalt auch die Angst erhöhen helfen. Da hilft die gute Intention nichts dagegen. Aber das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es ein für allemal tabu ist, die formale Struktur neonazistischer Zeichen zu nutzen und deren inhaltliche Bedeutung ad absurdum zu führen. Ein nettes Beispiel hierfür ist die "Front deutscher Äpfel" (FDÄ: http://www.apfelfront.de/)
In Sachsen, in denen neonazistisches Symbolgut zum Alltagsbild gehört, könnte dieses Vorgehen ein probates Mittel sein. Wir würden darüber gerne weiter diskutieren ... vgl. a. http://www.apfelfront.de/erklaerung.pdf

Auf Indymedia (10.05.2005) finden sich eine Reihe CDU-Plakate, die laut "AugenzeugIn" dem Wahlkampf in NRW eine neue Dimension hinzufügen sollen.

Allerdings wird hier mal wieder eine Chance vertan. Die Texte sind eindeutig und richten sich an die eigene Gemeinde. Für diejeningen, deren Gewissheiten erschüttert werden könnten, ist nichts wirklich Irritierendes dabei ("CDU: Familie wählen - Familienzusammenführung stoppen!"; "CDU: Bildung ist ein Menschenrecht - Studiengebühren einführen"; CDU: Behinderung ist kein Versicherungsfall - Plegeversicherung aussetzen).

Kommunikationsguerilla ist nicht, wenn wir einfach die Logos nehmen und unseren Jargon danebenstellen, eine Aktion wird dann zu Kommunikationsguerilla, wenn sie die gewohnten hegemonialen Sichtweisen erschüttert, verunsichert und irritiert.


CDU

Im (Wiener) Aufruf zum Euro Mayday wird nun endlich die Rolles des Heiligen Prekarius entsprechend gewürdigt:

Statt dem Lumpenproletariat zelebrieren diesmal prekär Beschäftigte aller Berufsgruppen, seien es nun SoftwareentwicklerInnen oder andere atypische Beschäftigte die Mayday-Parade. Unter der Ägide des heiligen Prekarius anstatt der Patronanz einer Partei kann eigentlich nichts schiefgehen.

via Beschädigtes Leben

so ganz klar wird hier die Richtung nicht ...
Teil 1: Der modische Kragen

Pelzig



















Könnte auch eine Parodie auf die Tierschützer sein ....

via
urbaner anti-eskapismus

Im ak (analyse + kritik) – zeitung für linke debatte und praxis (18.2. 2005, Nr. 492) findet sich ein Interview mit diversen linken Aktivisten, die die Tradition des 1. Mai betonen (leider nicht online):

„Mayday, Maday!! Der 1. Mai erfährt eine Renaissance."
san precario
In dem Gespräch geht es über die Möglichkeiten am 1. Mai Innovationen durchzuführen sowie das Thema Prekarisierung gegen die üblichen gewerkschaftlichen Widerstand zu verankern.

In diesem Zusammenhang findet sich eine durchaus große Abbildung des Heiligen Prekarius, der erst jüngst heilig gesprochen wurde. Darunter ist zu lesen: „Die Leitfigur ist gefunden ...“

sanprecario1Am 24. Dezember erschien unweit des italienischen Ancona ein weiteres Mal der Heilige Prekarius und verteilte in Supermärkten in der Nachfolge des Weihnachtsmannes Gratis CDs mit Spielkonsolen- und PC-Programmen.

San Precario distribuisce gratis cd masterizzati
In supermercati Marche, con Babbo Natale al seguito
(ANSA) - ANCONA, 25 DIC - San Precario ha distribuito ieri, cd masterizzati con giochi della playstation e programmi per i computer in un supermercato di Pergola. Un gruppo di precari vestiti da Babbo Natale e in cammino dietro l'icona di San Precario ostentavano uno striscione che rovesciava il senso di uno spot trasmesso nei cinema: 'Dire si' alla pirateria e' dire no alla criminalita''. All'apparizione di San Precario hanno partecipato alcuni giovani del centro sociale autogestito 'Mezza Canaja' di Senigallia.


Hier noch weitere Informationen zur weihnachtlichen Erscheinung in
SENIGALLIA

Auf Indymedia (zu Ergänzungen scrollen: "Zum TP-Artikel -rf 13.12.2004 20:28" gibt es unter Bezug auf einen wohl zu reißerischen Telepolis-Artikel (vom 29.11. 2004) sowie hinsichtlich der Thematik des FAZ-Artikel vom 11.12.2004 interessante Hintergrundinformationen zum Wirken des Heiligen Prekarius in Italien:

"Zu den Aktionen in Supermärkten: Seit anderthalb Jahren kommt es immer wieder zu Aktionen in Supermärkten, wobei nur ein Teil tatsächlich unter dem Label "Disobbedienti" lief. Kürzlich wurden beispielsweise Menschen aus Mailand wegen einer Aktion mit Selbstaneignung angezeigt, die sich ausdrücklich verbitten, mit dem Stempel Disobbedienti versehen zu werden. Die meisten Aktionen in der Vergangenheit liefen allerdings anders ab als im besagten Artikel dargestellt. Gruppen von Aktivisten betraten Supermärkte, füllten die Einkaufswägen und machten dann in den meisten Fällen lediglich Kommunikationsguerilla an der Kasse. Manchmal wurde dabei ein Transparent entrollt, manchmal wurden Spuckis oder Flyer verteilt, in denen die Verschlechterung der Lebensbedingungen und die Geldknappheit durch prekäre Arbeitsverhältnisse und um sich greifende Entlassungswellen thematisiert wurden. Es wurde keineswegs geplündert, sondern diskutiert und verhandelt. An der Kasse, mit den Kassiererinnen, in der Warteschlage mit den Kunden und am Ende mit den Filialleitern, weil das Ziel der Aktionen zumeist war, auf dem Verhandlungsweg zehn bis fünfzehn Prozent „Sozialrabatt“ auf den Einkauf durchzusetzen. Mehrfach wurde der Rabatt auch gewährt. Mehrfach schlossen sich gewöhnliche Kunden an.

Parallel zu politischen Mobilisierungen zu sozialen Fragen wurden dann einige Blockaden von Supermärkten organisiert, auch hier mit dem primären Ziel der Kommunikation auf der Straße über soziale und politische Missstände. Die Sache ist als eine direkte Antwort auf die Frage zustande gekommen, wie denn in dieser Epoche sozialer Widerstand und Protest organisiert werden können, erst recht angesichts des Verschwindens der herkömmlichen Arbeiterklasse durch dem Vormarsch der Globalisierung und besonders der immateriellen Arbeit und der Flexibilisierung bis zur Entmenschlichung. (...)
Es ist jedenfalls wichtig festzuhalten, dass die ganze Sache keineswegs eine reine Disobbedienti-Geschichte ist. Diese waren sicher sowohl auf der Ebene der Analyse als auch in der Praxis auch dabei, aber es gibt Aktivisten, die im besagten Prozess eine sehr wichtige Rolle gespielt haben, die man mit der Bezeichnung Disobbedienti wirklich nur verärgert, vor allem die Erfinder von San Precario, dem heiligen Schutzpatron der prekären Arbeiter. Ihr Recht, mitsamt der ins Leben gerufenen Initiativen nicht immer zu Disobbedienti gemacht zu werden, sollte respektiert werden. Besonders zu erwähnen im Bereich der Massenmobilisierungen gehören auf dieser Ebene die mittlerweile vierte Ausgabe der Mayday vom vergangenen 1. 5. und die Demonstration gegen das Präkariat vom vergangenen 6. November.

In Mailand beteiligten sich am 1. Mai 2004 über 100.000 Menschen an diese noch relativ neue Form des Protestes und der Mobilisierung. Der kreative und kommunikative Faktor standen im Vordergrund, statt der „Festa dei lavoratori“ wurde eine gigantische „Festa degli invisibili“ (Fest der Unsichtbaren) gefeiert. In Deutschland heißt der 1. Mai Tag der Arbeit, in Italien heißt er hingegen Tag der Arbeiter. Die wachsende soziale Schicht der „Unsichtbaren“, die in prekären Verhältnissen in ständiger wirtschaftlicher Unsicherheit leben, hat eindeutig begonnen, sich auf breiter Basis als ein neues soziales Subjekt wahrzunehmen und zu artikulieren, das auf seine Probleme Bezug nimmt und entsprechend Forderungen entwickelt und auch Alternativen. Es ist jedenfalls alles andere als unerheblich, dass 100.000, die tanzend durch die Straßen ziehen, den immer noch mehrere Millionen Mitglieder starken Gewerkschaften und ihren längst hohl und träge gewordenen Veranstaltungen inhaltlich wie Zahlenmäßig ernsthaft Konkurrenz machen, und das auch noch tanzend.

Der soziale Erfolg der letzten Mayday Parade war jedenfalls schlicht überwältigend, und wenn´ s auch eigentlich nur eine Party war. Parallel zur Parade, die tanzend durch die Straßen Mailands zog und international besucht und angelegt war, wurden u.a. die Eingänge von mehreren Discountketten blockiert, wieder mit dem Ziel, mit den „Verbrauchern“, von denen viele das gleiche Elend erleben, zu kommunizieren und um das Unwesen der globalisierten Marktwirtschaft und der Flexibilisierung der Arbeit am leibhaftigen Beispiel anzuprangern und zum Thema zu machen. San Precario begann daraufhin überall im Land zu erscheinen. Wenn der Ungehorsam eine gute Intuition war (Zitat Casarini via Neuber), dann ist San Precario aber auch eine gesegnete Idee gewesen, die schwer geholfen hat, das Thema in die Gesellschaft hineinzutragen, was angesichts der informationellen Gleichschaltung im Lande überhaupt nicht einfach ist. "

 

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