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Billboard Liberation

während der Tour de France:

Die Stadt Karlsruhe warb seit Wochen mit Transparenten auf denen u.a. stand "Karlsruhe hat der Welt das Fahhrad geschenkt" und freute sich, dass die Tour endlich in ihr "eigentliches Ursprungsland" zurückkehrt. In der Nacht vor der Tour wurden Transparente mit neuen Slogans verziert, auf denen z.B. stand "Karlsruhe hat der Welt das Senfgas geschenkt (www.fritz-haber-institut.de)"

Jeden Tag Klassenkampf, dadadada, Jeden Tag Klassenkampf ....
sangen sie hinter der Spitze der Euromayday-Parade am vergangenen Sonntag in Hamburg. Zum Umzug gibt es genug Berichte auf Indymedia oder auf der Webseite des Hamburger Euromayday.

Eine nette Aktion war dabei die Behängung einer LIDL-Filiale mit diesem Transparent:

LIDL

Zu LIDL siehe auch hier

The Billboard Liberation Front is featured in the new Canadian documentary: "Culturejam: Hijacking Commercial Culture" by Jill Sharpe

BLFkg2u - am Sonntag, 20. März 2005, 00:49 - Rubrik: Billboard Liberation

kaka


via Vienna Metroblog (Johannes Grenzfurthner)

bush20doesnt_tn20Das Recht auf Freie Rede im öffentlichen Raum fordern die Freeway Blogger. Ihre Remedur: Billboard Liberation:

Eine Anleitung, wie man Schilder und Tafeln im öffentlichen Raum sich wieder aneignet liefert das How to.

Beispiele finden sich jede Menge, u.a. auch in der Visitors Gallery

Aktuelles bietet der Freewayblogger-Weblog

Und natürlich im Archiv

(Graffiti-News Nr. 38 , 7.9. - 4.10.2002)
Neuigkeiten aus der Welt der Graffiti-Forschung

Nicht wirklich prickelnd, weil nur wütend .....
Not really amusing, only angry ....

In several German cities the election propaganda on billboards was busted. High quality in Munster, for instance, see:

Nice ones in Aachen also:
There was a special website for these electionbusts with many more examples.
A debate erupted about the question wether fascist campaigning material should be treated equal. For instance in Jena the NPD posters wishing 'foreigners' a good journey home was changed in 'welcome in Jena!'. But some people thought fascist propaganda should be destroyed, not changed.

In some places the propaganda-table the NPD tried to set op, was stampeded. In Kiel an NPD-meeting was covered with egs and tomatoes and ended in chaos as police even used teargas to try to protect the fascists.

Election adbusts also happened in Belgium.

The only place in the world where there was a pro-EU-demonstration was Giessen, where they had a Jubel-demonstration with slogans like EU Bombs are Good!

gab es in Aachen ("In Aachen wurden kürzlich zahlreiche Wahlplakate verfremdet. In der Fußgängerzone und an einigen zentralen Plätzen fand sich kaum ein Plakat, dessen Werbebotschaft nicht entstellt war")

sowie in Berlin-Friedrichshain. Über manche inhaltliche Aussagen ließe sich streiten, aber wie heißt es doch so schön: "Dabei sein ist ... "

Wahrscheinlich keine Kommunikationsguerilleros, weil wahrscheinlich wie Adbuster zu dröge Konsumfeinde (Kommunikationsguerilleros lieben im übrigen Werbung, weil damit schöne Sachen gemacht werden können) aber handwerklich wohl vom Fach ....

Ach ja noch eines: "Werbung macht nicht dumm", sondern es sind die Subjekte, die etwas tun oder lassen ... nur damit sich die Manipulationstheoretiker hier nicht das Ticket der Kommunikationsguerilla ziehen können .... you're not in the club ...

Berliner Zeitung, 12.3.2004
Gegen die Tyrannei der Marken
Pariser Werbefeinde landen vor Gericht

PARIS, 11. März. "Werbung macht dumm!" "Reklame schadet deiner Gesundheit!" "Nieder mit dem Werbe-Sexismus!" Mit Spraydosen, Farbrollen, Pinseln und Filzstiften machten sich französische Werbefeinde über die großen Plakate in den Gängen der Pariser Metro her und verhunzten die grellen Botschaften von Supermärkten, Getränkefirmen oder Fluggesellschaften. Die Pariser Verkehrsbetriebe RATP fanden das nicht lustig und klagten wegen Sachbeschädigung. Jetzt standen 62 Werbefeinde, die sich hatten schnappen lassen, vor einem Pariser Zivilgericht. Die RATP will von ihnen 922 000 Euro Schadenersatz.
Weiter in der Berliner Zeitung


Und auch die Süddeutsche Zeitung (12.3.2004) berichtet:

Subversiver Angriff im Untergrund

In Paris stehen 62 Sprayer vor Gericht, weil sie Werbeplakate in den Métro-Stationen mit Protest-Parolen gegen den Konsum verzieren.
Von Gerd Kröncke

Die Untergrundkämpfer mit den Spraydosen kamen immer am Freitagabend. Sie haben der Werbung den Krieg erklärt, und wo sie auftauchten, sahen die Wände der Métro-Stationen von Paris hinterher anders aus als vorher, wenn auch nicht schöner. An manchen Stellen gab es kein Plakat mehr, das unbefleckt, unbeklebt oder unbeschrieben geblieben wäre.

Sie waren Hunderte – fast ausschließlich junge Leute, aufgeteilt in kleinere Kampfgruppen. Schon die Über-30-Jährigen waren die Ausnahme in diesem subversiven Spiel. Es ging immer alles sehr schnell, aber ohne Hast. Die Stimmung war entspannt, man machte sozusagen einen Job. Ehrenamtlich und zum Wohle der Konsumenten.


Weiter bei der Süddeutschen Zeitung

Süddeutsche Zeitung (12.3.2004)

Frankreich
Subversiver Angriff im Untergrund

In Paris stehen 62 Sprayer vor Gericht, weil sie Werbeplakate in den Métro-Stationen mit Protest-Parolen gegen den Konsum verzieren.
Von Gerd Kröncke

Die Untergrundkämpfer mit den Spraydosen kamen immer am Freitagabend. Sie haben der Werbung den Krieg erklärt, und wo sie auftauchten, sahen die Wände der Métro-Stationen von Paris hinterher anders aus als vorher, wenn auch nicht schöner. An manchen Stellen gab es kein Plakat mehr, das unbefleckt, unbeklebt oder unbeschrieben geblieben wäre.

Sie waren Hunderte – fast ausschließlich junge Leute, aufgeteilt in kleinere Kampfgruppen. Schon die Über-30-Jährigen waren die Ausnahme in diesem subversiven Spiel. Es ging immer alles sehr schnell, aber ohne Hast. Die Stimmung war entspannt, man machte sozusagen einen Job. Ehrenamtlich und zum Wohle der Konsumenten.

Keine fest gefügte Struktur

Es gab keine fest gefügte Struktur, vielmehr trafen sich Leute, die sich zuvor nicht kannten und doch gleich gesinnt waren. Dabei ist Mund-zu-Mund-Propaganda längst die Kommunikation des vergangenen Jahrhunderts. Ihre Stelle hat das Internet eingenommen. Doch was da in der U-Bahn von Paris – und inzwischen auch in den wichtigsten Städten der Provinz – für die einen als antikapitalistisches Happening gilt, wird von anderen als Angriff verstanden.

Besonders von denen, die Reklame bezahlen oder dafür bezahlt werden. Sie haben schließlich die Polizei und die Gerichte zu Hilfe gerufen. So mussten sich also diese Woche 62 Beschuldigte vor einer Zivilkammer in Paris verantworten. Die meisten waren an einem Freitag im November vorübergehend festgenommen worden, fast nur Männer. Die Frauen blieben von den Polizisten unbehelligt, weil keine Polizistinnen dabei waren, die sie hätten durchsuchen können.

An die tausend „Viermaldrei“ schmücken oder verschandeln die Métro-Stationen, je nach Betrachtungsweise. Vier mal drei Meter sind die klassischen Maße einer Werbe-Wand. Einige Hundert haben die, die sich als Résistance gegen die Manipulation verstehen, an ihrem besten Abend mit ihren eigenen Botschaften versehen.

Ein Spruch auf einem Plakat für Unterwäsche, auf dem mehr Haut als Unterwäsche zu sehen war: „Frauen sind nicht zu verkaufen“. Sie sprayen gegen Sexismus, gegen Konsum, gegen Manipulation, gegen Verlockungen einer schöneren Scheinwelt. Manches ist halbwegs originell, wie die Parole auf einer Karibik-Ferien-Werbung: „Besonders geeignet für Sozialhilfe-Empfänger“. Der immer wiederkehrende Slogan lautet schlicht „ras le bol“: „Schnauze voll von Werbung“ oder „Stopp la pub“.

Ehrenname Robert Johnson

Viele heißen Robert Johnson, das ist eine Art Ehrenname, den sich zulegt, wer sich zur Avantgarde der Sprayer zählt. Der authentische Robert Johnson war ein Werbe-Millionär, der sich in den Siebzigerjahren angeekelt von der Werbung abwandte und sein Talent gegen sie verwendete. Seinen Kindern verbot er, weiter TV-Werbung anzugucken. Er kreierte schöne Sprüche wie „Denken oder Kaufen“ gegen den Konsum. Heute wird er von beiden bewundert, von denen die werben und denen, die sie bekämpfen.

Die jungen Leute, die Robert Johnson heißen wollen, wurden von der Werbefirma „Métrobus“ mit einer Klage überzogen. 922.000 Euro Schadenersatz werden gefordert, eine absurde Summe für alle Sprayer und Maler. Reinigung und neues Kleben waren der größte Posten, die Auftraggeber der Werbung sollten auch entschädigt sein. Manche Designer versuchen schon, die Bildersprache der Sprayer aufzunehmen. So sind die Plakate für ein mondänes Pariser Kaufhaus mit einer graffiti-artigen Schrift versehen. Auch diese blieben nicht verschont.

Beim Prozess gegen die 62 von Paris, wollte die Verteidigung auch Yvan Gradis als Zeugen bitten, einen Aktionisten, der schon seit zwei Jahrzehnten mit seiner Gruppe Rap („Résistance à l’Aggression Publicitaire“) seinen Anti-Reklame-Feldzug führt. „Ihre Aktionen“, hätte er gern vor Gericht gesagt, „sind rechtens und bewundernswert, weil sie gewaltlos sind und sich nicht gegen die Einrichtungen der Métro richten.“

Doch wollte der Richter ihn nicht hören. „Die Werbung ist ein Fluss“, hätte Gradis dem Gericht noch gesagt, „der leicht alles überfluten kann.“ Auch der Schriftsteller Frédéric Beigbeder, der selbst einmal Werbetexter war und sich mit seinem Anti-Werbe-Buch „99 Francs“ einen Namen als einer der schärfsten Kritiker gemacht hat, wartete vergeblich. „Ist es richtig“, fragte ihn vor der Tür eine junge Frau, „dass 50 Prozent der Werbung wirkungslos ist?“

Auch der dritte Zeuge der Verteidigung blieb ungehört. Dabei hätte Oliviero Toscani, ein Künstler der Werbung, dem manches Unternehmen ein gutes Image verdankt, wenigstens sagen können, wie gute Plakate aussehen sollen. Er hat inzwischen Verständnis für die Antipub-Kampagne. „Lieber Plakate verschandeln als die Seelen der Menschen“, sagte er im Gerichtssaal, aber vor der Verhandlung. Denn der Richter wollte sich auf keine ideologisch philosophische Diskussion einlassen. Übrigens ergab eine Umfrage, dass 73 Prozent der Pariser nichts gegen die Werbung in der Métro haben. Das Urteil gegen die Bilderstürmer wird Ende April verkündet.

 

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